Chris Lohner, 81:
Bei den Ärmsten der Welt
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Zu helfen ist für sie die natürlichste Sache der Welt. Davon erzählt Chris Lohner in ihrem neuen Buch „Wenn Afrika lächelt“. Von 2001 bis 2020 war sie als ehrenamtliche Botschafterin der Organisation „Licht für die Welt“ auf dem schwarzen Kontinent unterwegs.
Bei den Ärmsten der Armen wurde sie nicht nur mit Bedrückendem konfrontiert.
Auch Beglückendes und bisweilen Heiteres hat sie dort erlebt.
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Ich kann zwar die Welt nicht retten, aber ich kann sehr wohl Einzelschicksale erleichtern und dadurch vielen Menschen wieder etwas ermöglichen“, sagt die Schauspielerin und Moderatorin Chris Lohner mit ihrer einzigartigen, unverwechselbaren Stimme, die seit dem Jahr 1979 in unseren Bahnhofshallen und in den ÖBB-Zügen ertönt. Die Stimme zu erheben, liegt ihr offenbar im Blut. War sie doch schon als Kind so aufmüpfig, dass sie den Kindergarten verweigerte, „weil mir das kollektive Essen und Schlafen überhaupt nicht behagt hat.“
Nun erhebt die 81jährige Wienerin bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten die Stimme für die ärmsten Menschen in Afrika. Und muss dies immer wieder verteidigen. „Zum Glück bin ich nicht auf den Mund gefallen“, meint sie lachend, „denn als mich einmal ein Mann auf der Straße ansprach, um mich zu fragen, warum ich denn immer zu den ,Negern‘ (O-Ton) fahre, antwortete ich ihm kurz und bündig: ,Weil Sie es nicht tun.‘ Damit war das Gespräch beendet.“
Die „Frage“ des Mannes bezog sich auf Chris Lohners Engagement für die von der Regierung unabhängige Organisation (NGO) „Licht für die Welt“. Der Verein wurde im Jahr 1988 als „Christoffel-Blindenmission“ gegründet und hilft seither sehbehinderten, blinden und gehörlosen Menschen sowie behinderten Kindern in den Armutsgebieten dieser Welt.
„Ich wurde im Jahr 2000 gefragt, ob ich dieser Organisation als Schirmherrin zur Verfügung stehen möchte. Mein Interesse war geweckt, zumal der Schwerpunkt auf dem Grauen Star lag. Ich selbst wurde bereits mit Anfang vierzig am Grauen Star operiert, angeblich haben meine Augen unter dem starken Scheinwerferlicht, dem ich als Modell und Moderatorin ausgesetzt war, gelitten. Aber ich stellte sofort klar, dass ich mehr tun möchte, als nur für ein Plakat mit einem schwarzen Kind am Arm zu posieren. Ich wollte vor Ort sein und helfen, wo ich helfen kann, und mir meine Flüge dorthin selber bezahlen“, erzählt Lohner.
„Ich bin eine Humanistin, weil mich der Humanismus bereits als Kind geprägt hat. Mein Vater war der jüngste Lehrende in der Erwachsenenbildung. Wenn jemand etwas brauchte, war es für ihn selbstverständlich zu helfen.“
Am 10. Juli 1943 geboren und im zerbombten Nachkriegswien aufgewachsen, erlebte Chris Lohner eine Zeit, „in der es selbstverständlich war, sich gegenseitig zu unterstützen. Niemand hatte etwas, also sind wir alle näher zusammengerückt.“
Über die Menschen und deren Lebensumstände in Äthiopien, Kenia, Somalia, im Sudan, in Burkina Faso, Mosambik und Tansania erzählt sie in ihrem neuen Buch „Wenn Afrika lächelt – Unterwegs fürs Augenlicht“ (echomedia Buchverlag, bereits im Handel). Ausgestattet mit Rucksack, Stirnlampe und Schlafsack war sie als ehrenamtliche Botschafterin von 2001 bis 2020 mehrmals unterwegs in Afrika, wo durch die Spenden (30,– Euro pro Operation) abertausende Graue-Star-Operationen ermöglicht wurden.
Prostitution aus purer Verzweiflung
„Bei diesem Eingriff ist das Ergebnis sofort im besten Wortsinn sichtbar, nach zwanzig Minuten ist die Operation erledigt. Zu erleben, wie sich die Menschen freuen, singen und jubeln, ist ein großartiges Gefühl. Ein Mann hat seine Frau abgeholt und gemeint, jetzt könne sie ihn endlich wieder bedienen. Die Männer sind dort offenbar auch nicht viel anders als bei uns“, merkt Lohner schmunzelnd an.
Und wird nicht müde zu betonen, dass Hilfe rückbezüglich ist. „Mir ist das Herz aufgegangen, wenn die Menschen mit dem Wattebauscherl am Auge nach der Operation wieder in ihr Dorf zurückkehren konnten.“
Seit ihren Projektreisen weiß sie, wie wichtig die Operationen am Grauen Star sind. „Nicht nur, dass der Betroffene in seinem Dorf nicht mehr im Alltag mithelfen kann, gibt es noch einen wesentlichen Grund, vor allem auch den Älteren wieder zum Augenlicht zu verhelfen. Es donnern riesige Laster durch das Land, deren Fahrer auf ihren Strecken vom Süden in den Norden AIDS verbreiten, weil sie sich bei den Prostituierten angesteckt haben. Denn um die Familien zu unterstützen, verkaufen die Frauen auf dem Land ihren Körper. Prostitution gehört in Afrika aus purer Verzweiflung zum Überlebenskampf. Dadurch verlieren die Kinder oft mit einem Schlag beide Eltern. Dann müssen sich die Großeltern um die Kinder kümmern. Auch daher ist es so wichtig, den Großeltern zu helfen.“
Natürlich stellt sich Lohner selbst immer wieder die Frage, was passieren würde, wenn niemand mehr nach Afrika käme, um zu helfen. „Würde dann unter den Afrikanern eine andere Dynamik entstehen? Nein, denn wir vergessen nicht, dass Afrika immer wieder als Spielball internationaler Interessen benutzt wird. Die Weltpolitik wird auf Kosten der Ärmsten der Armen gemacht.“
Trotz der widrigen Umstände, unter denen die Menschen dort leben, ist Chris Lohner von deren „Freude und Freundlichkeit“ beeindruckt. „Selbst jene, die nur das besitzen, was sie am Körper tragen, sind fröhlich. Dort herrscht mehr Zusammenhalt als bei uns, die Menschen leben in Stämmen und meistern ihr schwieriges Leben gemeinsam. Ich habe einen Mann getroffen, der zwei Tage lang zu Fuß unterwegs war, um seinen Vater, den er am Rücken trug, zu einem Arzt in die Stadt zu bringen.“
Ohne pathetisch zu werden, hielt sie die berührenden Eindrücke jeden Abend im Licht der Stirnlampe in ihren Reisetagebüchern fest. Dabei ließ sie die kuriosen und humorvollen Begebenheiten nicht außer Acht. Gleich bei ihrer ersten Projektreise, die sie nach Äthiopien führte, beschloss die 81jährige, dass ihr „das Pinkeln mit Zuschauern“ in Afrika künftig einfach egal sein würde.
Riesige Kakerlaken machten das Schlafen schwer
„Wir befanden uns mit dem Auto mitten im Nirgendwo, als ich einen Felsblock als ideales Versteck auserkoren habe und rundherum die Luft rein war. Kaum hatte ich mich hinter den Stein gehockt, standen wie aus dem Nichts mindestens sechs Kinder hinter mir und schauten kichernd auf meinen weißen Hintern. Ich war irritiert, ich musste jedoch tun, was ich tun musste, zog mich wieder an und ging zum Wagen. Die Kinder standen noch immer lachend am Straßenrand. Da habe ich meine Polaroidkamera aus dem Auto geholt, die Kleinen fotografiert und ihnen das Bild geschenkt, was natürlich ein Riesentrara war“, erinnert sie sich.
Etwas gruselig ist Lohner die Erinnerung an eine besonders schlichte Unterkunft geblieben. „Es gab keinen Strom, kein Wasser, ein Erdloch diente als Klo, was zwar für die Verhältnisse nichts Ungewöhnliches war, aber die Kakerlaken als Mitbewohner waren von einer Größe, wie ich sie nie zuvor und danach gesehen habe. Ich habe vorsorglich vier Plastikteller mit Wasser angefüllt und sie unter die Füße meines Eisenbettes gestellt, um zu verhindern, dass mir die Tiere zu nahe kommen.“
Viele Länder, von denen sie im Buch erzählt, hat Chris Lohner mehrmals besucht. Äthiopien fünf Mal, Mosambik drei Mal und Burkina Faso zwei Mal. Jeweils ein Mal war sie in Tansania, im Sudan, in Kenia sowie in Somalia. „Weil es mir gut geht, kann ich anderen helfen. Mich interessiert nicht, was andere mehr haben als ich. Vielmehr interessieren mich Menschen, denen es schlechter geht als mir – egal, wo auf dieser Welt“, betont sie.
„Ich werde immer wieder darauf angesprochen, dass auch in unserem Land Hilfe benötigt wird. Und ja, ich helfe auch hier, sei es beispielsweise für den Himmelschlüsselhof oder die VinziRast, aber das hänge ich nicht an die große Glocke. Ich stehe seit mehr als fünfzig Jahren in der Öffentlichkeit und habe daher viel mehr Möglichkeiten, etwas zu bewegen als eine Privatperson.“
Seit drei Jahren ist Chris Lohner ebenso für „Jugend Eine Welt“ tätig. Die heimische Hilfsorganisation unterstützt weltweit Bildungs- und Sozialprojekte für bedürftige Kinder und Jugendliche. „Ich habe viel für die Augenkranken und die Behinderten gemacht. So lange ich noch kann, will ich die letzte Tranche meines Lebens jenen Kindern widmen, denen es am allerschlechtesten geht. Und das sind die Straßenkinder. Deshalb führt mich mein Weg im nächs-
ten Jahr nach Sierra Leone (Westafrika), wo zehntausende Kinder auf der Straße leben und keine Perspektive haben. In dem Moment, in dem der Mensch die Möglichkeit zur Bildung bekommt, kann er ein selbstbestimmtes Leben führen. Darum gehe ich auch hierzulande in die Schulen, denn die Kinder und Jugendlichen sind die künftigen Wähler. Ich werde nicht müde, ihnen zu sagen, wie wichtig es ist, kritisch und neugierig zu bleiben und alles zu hinterfragen.“
Chris Lohners Glück mit ihrer verspielten „Sally“
Ihr Engagement ist Chris Lohner wichtig, Strapazen schrecken sie nicht ab.
„Natürlich könnte ich in meinem Garten sitzen und meinem Hund ,Sally‘ den Bauch kraulen. Aber solange ich kann, halte ich es für meine Verpflichtung, jenen zu helfen, die Hilfe brauchen – hierzulande und auf der ganzen Welt. Außerdem bin ich gern aktiv – und ein bisschen verrückt bin ich vielleicht auch.
Neuerdings lerne ich Klavierspielen, wofür ich nie Zeit hatte. Sechs Klavierstunden habe ich bereits hinter mir, ich übe fleißig die Tonleitern und mein erstes Bach-Menuett klingt sogar schon nach was.
,Sally‘ läuft jedoch immer in den Garten hinaus, sobald ich mich ans Klavier setze und zu spielen beginne“, erzählt die lebensfrohe 81jährige schmunzelnd. Bei dem knapp drei Jahre alten Hund handelt es sich um einen ebenso pfiffigen wie lebhaften Cairn Terrier, der ihr das Herz erwärmt und sie zum Lachen bringt. „Seit meinen Anfängen beim ORF im Jahr 1973 bin ich eine leidenschaftliche Hundebesitzerin und mittlerweile bei Hund Nummer vier.
,Sally‘ ist ein verspieltes kleines Würstel und mein erster Hund, der aus lauter Freude einen Kopfstand macht. Sie
ist einfach lustig.“ wieser
Nun erhebt die 81jährige Wienerin bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten die Stimme für die ärmsten Menschen in Afrika. Und muss dies immer wieder verteidigen. „Zum Glück bin ich nicht auf den Mund gefallen“, meint sie lachend, „denn als mich einmal ein Mann auf der Straße ansprach, um mich zu fragen, warum ich denn immer zu den ,Negern‘ (O-Ton) fahre, antwortete ich ihm kurz und bündig: ,Weil Sie es nicht tun.‘ Damit war das Gespräch beendet.“
Die „Frage“ des Mannes bezog sich auf Chris Lohners Engagement für die von der Regierung unabhängige Organisation (NGO) „Licht für die Welt“. Der Verein wurde im Jahr 1988 als „Christoffel-Blindenmission“ gegründet und hilft seither sehbehinderten, blinden und gehörlosen Menschen sowie behinderten Kindern in den Armutsgebieten dieser Welt.
„Ich wurde im Jahr 2000 gefragt, ob ich dieser Organisation als Schirmherrin zur Verfügung stehen möchte. Mein Interesse war geweckt, zumal der Schwerpunkt auf dem Grauen Star lag. Ich selbst wurde bereits mit Anfang vierzig am Grauen Star operiert, angeblich haben meine Augen unter dem starken Scheinwerferlicht, dem ich als Modell und Moderatorin ausgesetzt war, gelitten. Aber ich stellte sofort klar, dass ich mehr tun möchte, als nur für ein Plakat mit einem schwarzen Kind am Arm zu posieren. Ich wollte vor Ort sein und helfen, wo ich helfen kann, und mir meine Flüge dorthin selber bezahlen“, erzählt Lohner.
„Ich bin eine Humanistin, weil mich der Humanismus bereits als Kind geprägt hat. Mein Vater war der jüngste Lehrende in der Erwachsenenbildung. Wenn jemand etwas brauchte, war es für ihn selbstverständlich zu helfen.“
Am 10. Juli 1943 geboren und im zerbombten Nachkriegswien aufgewachsen, erlebte Chris Lohner eine Zeit, „in der es selbstverständlich war, sich gegenseitig zu unterstützen. Niemand hatte etwas, also sind wir alle näher zusammengerückt.“
Über die Menschen und deren Lebensumstände in Äthiopien, Kenia, Somalia, im Sudan, in Burkina Faso, Mosambik und Tansania erzählt sie in ihrem neuen Buch „Wenn Afrika lächelt – Unterwegs fürs Augenlicht“ (echomedia Buchverlag, bereits im Handel). Ausgestattet mit Rucksack, Stirnlampe und Schlafsack war sie als ehrenamtliche Botschafterin von 2001 bis 2020 mehrmals unterwegs in Afrika, wo durch die Spenden (30,– Euro pro Operation) abertausende Graue-Star-Operationen ermöglicht wurden.
Prostitution aus purer Verzweiflung
„Bei diesem Eingriff ist das Ergebnis sofort im besten Wortsinn sichtbar, nach zwanzig Minuten ist die Operation erledigt. Zu erleben, wie sich die Menschen freuen, singen und jubeln, ist ein großartiges Gefühl. Ein Mann hat seine Frau abgeholt und gemeint, jetzt könne sie ihn endlich wieder bedienen. Die Männer sind dort offenbar auch nicht viel anders als bei uns“, merkt Lohner schmunzelnd an.
Und wird nicht müde zu betonen, dass Hilfe rückbezüglich ist. „Mir ist das Herz aufgegangen, wenn die Menschen mit dem Wattebauscherl am Auge nach der Operation wieder in ihr Dorf zurückkehren konnten.“
Seit ihren Projektreisen weiß sie, wie wichtig die Operationen am Grauen Star sind. „Nicht nur, dass der Betroffene in seinem Dorf nicht mehr im Alltag mithelfen kann, gibt es noch einen wesentlichen Grund, vor allem auch den Älteren wieder zum Augenlicht zu verhelfen. Es donnern riesige Laster durch das Land, deren Fahrer auf ihren Strecken vom Süden in den Norden AIDS verbreiten, weil sie sich bei den Prostituierten angesteckt haben. Denn um die Familien zu unterstützen, verkaufen die Frauen auf dem Land ihren Körper. Prostitution gehört in Afrika aus purer Verzweiflung zum Überlebenskampf. Dadurch verlieren die Kinder oft mit einem Schlag beide Eltern. Dann müssen sich die Großeltern um die Kinder kümmern. Auch daher ist es so wichtig, den Großeltern zu helfen.“
Natürlich stellt sich Lohner selbst immer wieder die Frage, was passieren würde, wenn niemand mehr nach Afrika käme, um zu helfen. „Würde dann unter den Afrikanern eine andere Dynamik entstehen? Nein, denn wir vergessen nicht, dass Afrika immer wieder als Spielball internationaler Interessen benutzt wird. Die Weltpolitik wird auf Kosten der Ärmsten der Armen gemacht.“
Trotz der widrigen Umstände, unter denen die Menschen dort leben, ist Chris Lohner von deren „Freude und Freundlichkeit“ beeindruckt. „Selbst jene, die nur das besitzen, was sie am Körper tragen, sind fröhlich. Dort herrscht mehr Zusammenhalt als bei uns, die Menschen leben in Stämmen und meistern ihr schwieriges Leben gemeinsam. Ich habe einen Mann getroffen, der zwei Tage lang zu Fuß unterwegs war, um seinen Vater, den er am Rücken trug, zu einem Arzt in die Stadt zu bringen.“
Ohne pathetisch zu werden, hielt sie die berührenden Eindrücke jeden Abend im Licht der Stirnlampe in ihren Reisetagebüchern fest. Dabei ließ sie die kuriosen und humorvollen Begebenheiten nicht außer Acht. Gleich bei ihrer ersten Projektreise, die sie nach Äthiopien führte, beschloss die 81jährige, dass ihr „das Pinkeln mit Zuschauern“ in Afrika künftig einfach egal sein würde.
Riesige Kakerlaken machten das Schlafen schwer
„Wir befanden uns mit dem Auto mitten im Nirgendwo, als ich einen Felsblock als ideales Versteck auserkoren habe und rundherum die Luft rein war. Kaum hatte ich mich hinter den Stein gehockt, standen wie aus dem Nichts mindestens sechs Kinder hinter mir und schauten kichernd auf meinen weißen Hintern. Ich war irritiert, ich musste jedoch tun, was ich tun musste, zog mich wieder an und ging zum Wagen. Die Kinder standen noch immer lachend am Straßenrand. Da habe ich meine Polaroidkamera aus dem Auto geholt, die Kleinen fotografiert und ihnen das Bild geschenkt, was natürlich ein Riesentrara war“, erinnert sie sich.
Etwas gruselig ist Lohner die Erinnerung an eine besonders schlichte Unterkunft geblieben. „Es gab keinen Strom, kein Wasser, ein Erdloch diente als Klo, was zwar für die Verhältnisse nichts Ungewöhnliches war, aber die Kakerlaken als Mitbewohner waren von einer Größe, wie ich sie nie zuvor und danach gesehen habe. Ich habe vorsorglich vier Plastikteller mit Wasser angefüllt und sie unter die Füße meines Eisenbettes gestellt, um zu verhindern, dass mir die Tiere zu nahe kommen.“
Viele Länder, von denen sie im Buch erzählt, hat Chris Lohner mehrmals besucht. Äthiopien fünf Mal, Mosambik drei Mal und Burkina Faso zwei Mal. Jeweils ein Mal war sie in Tansania, im Sudan, in Kenia sowie in Somalia. „Weil es mir gut geht, kann ich anderen helfen. Mich interessiert nicht, was andere mehr haben als ich. Vielmehr interessieren mich Menschen, denen es schlechter geht als mir – egal, wo auf dieser Welt“, betont sie.
„Ich werde immer wieder darauf angesprochen, dass auch in unserem Land Hilfe benötigt wird. Und ja, ich helfe auch hier, sei es beispielsweise für den Himmelschlüsselhof oder die VinziRast, aber das hänge ich nicht an die große Glocke. Ich stehe seit mehr als fünfzig Jahren in der Öffentlichkeit und habe daher viel mehr Möglichkeiten, etwas zu bewegen als eine Privatperson.“
Seit drei Jahren ist Chris Lohner ebenso für „Jugend Eine Welt“ tätig. Die heimische Hilfsorganisation unterstützt weltweit Bildungs- und Sozialprojekte für bedürftige Kinder und Jugendliche. „Ich habe viel für die Augenkranken und die Behinderten gemacht. So lange ich noch kann, will ich die letzte Tranche meines Lebens jenen Kindern widmen, denen es am allerschlechtesten geht. Und das sind die Straßenkinder. Deshalb führt mich mein Weg im nächs-
ten Jahr nach Sierra Leone (Westafrika), wo zehntausende Kinder auf der Straße leben und keine Perspektive haben. In dem Moment, in dem der Mensch die Möglichkeit zur Bildung bekommt, kann er ein selbstbestimmtes Leben führen. Darum gehe ich auch hierzulande in die Schulen, denn die Kinder und Jugendlichen sind die künftigen Wähler. Ich werde nicht müde, ihnen zu sagen, wie wichtig es ist, kritisch und neugierig zu bleiben und alles zu hinterfragen.“
Chris Lohners Glück mit ihrer verspielten „Sally“
Ihr Engagement ist Chris Lohner wichtig, Strapazen schrecken sie nicht ab.
„Natürlich könnte ich in meinem Garten sitzen und meinem Hund ,Sally‘ den Bauch kraulen. Aber solange ich kann, halte ich es für meine Verpflichtung, jenen zu helfen, die Hilfe brauchen – hierzulande und auf der ganzen Welt. Außerdem bin ich gern aktiv – und ein bisschen verrückt bin ich vielleicht auch.
Neuerdings lerne ich Klavierspielen, wofür ich nie Zeit hatte. Sechs Klavierstunden habe ich bereits hinter mir, ich übe fleißig die Tonleitern und mein erstes Bach-Menuett klingt sogar schon nach was.
,Sally‘ läuft jedoch immer in den Garten hinaus, sobald ich mich ans Klavier setze und zu spielen beginne“, erzählt die lebensfrohe 81jährige schmunzelnd. Bei dem knapp drei Jahre alten Hund handelt es sich um einen ebenso pfiffigen wie lebhaften Cairn Terrier, der ihr das Herz erwärmt und sie zum Lachen bringt. „Seit meinen Anfängen beim ORF im Jahr 1973 bin ich eine leidenschaftliche Hundebesitzerin und mittlerweile bei Hund Nummer vier.
,Sally‘ ist ein verspieltes kleines Würstel und mein erster Hund, der aus lauter Freude einen Kopfstand macht. Sie
ist einfach lustig.“ wieser
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