Ordnung ist das halbe Leben
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Ausmisten fällt vielen schwer. Aber der Frühjahrsputz ist der beste Startschuss dafür. „Aufräumen entrümpelt die Seele“, ist die Ordnungs-Beraterin Gunda Borgeest überzeugt.
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Es ist ein Ritual des Neubeginns. Wenn im Frühling die Sonne durch die vielleicht noch grauen Fensterscheiben scheint, sehen wir die Staubflusen in unzugänglichen Ecken, die Papierstapel auf dem Schreibtisch oder das Kabel-Wirrwarr unter dem Fernseher im neuen Licht.
Zwei Drittel greifen dann laut einer Umfrage hierzulande zum Wischlappen und Staubwedel, um in den eigenen vier Wänden gründlich sauberzumachen. Der Frühjahrsputz hat Tradition.
Es sind solche Rituale genauso wie neue Routinen, die uns dabei helfen, auszumisten, zusammenzuräumen und Chaos zu beseitigen. „Ordnung zu schaffen, ist ein Prozess, der auf heilsame Weise auch auf unsere Psyche wirkt. Aufräumen entrümpelt die Seele“, weiß die deutsche Ordnungsexpertin Gunda Borgeest.
Das klingt einfach, ist allerdings „kein leichter Weg“, sagt die 61jährige. „Es geht um grundsätzliche Klärungsprozesse, die auch schmerzhaft sein können. Wo stehe ich? Wo will ich hin? Was will ich nicht mehr? Warum konsumiere ich soviel?“
Äußere und innere Ordnung hängen zusammen
Die äußere Ordnung hänge „mit der inneren Ordnung zusammen. Das heißt aber im Umkehrschluss nicht unbedingt, dass jemand, der unordentlich ist, automatisch auch innerlich im Chaos lebt.“
In ihrem neuesten Buch „Ordnung für immer – Der einfache Weg zu einem aufgeräumten Leben“ (Stiftung Warentest) zeigt die Aufräum-Beraterin allerdings, dass es jedem gelingen kann, Ordnung zu schaffen und zu halten.
Sie selbst hilft seit Jahren Kunden dabei mit ihrer Firma „Schönste Ordnung“. „An mich wenden sich Menschen in Veränderungsprozessen, nach dem Tod des Partners, nach dem Auszug der Kinder, nach einer schweren Erkrankung“, erzählt Gunda Borgeest.
„Ich begleite aber auch Familien, die im Alltags-Chaos versinken oder Paare, die sich schon lange über
Unordnung streiten.“ Ihr Ansatz ist:
„Ordnung ist etwas Individuelles. Man kann sie nicht ,verordnen‘, sondern nur mit dem jeweiligen Menschen auf Augenhöhe entwickeln.“ Am Anfang stehe immer ein Tag, bei dem die Vorgehensweise sowie die Etappen festgelegt und das Aussortieren und Neuordnen geübt werden.
„Meine Arbeit ist immer Hilfe zur Selbsthilfe. Und es geht immer auch um die stimmige Gestaltung von Räumen. Passen die Farben? Steht der Tisch richtig? Wo kann man noch Stauraum schaffen?“
In welchem Zimmer ist ihrer Erfahrung nach das Aufräumen meistens am notwendigsten? „Da gibt es keine Eindeutigkeit“, sagt die 61jährige. „Die Menschen, die sich an mich wenden, haben oft zahlreiche ,Problemzonen‘. Es kommt selten vor, dass nur ein Raum unordentlich ist. Was allerdings fast immer ein Thema ist: der Papierkram.“
Tipps für die Problemzone Schreibtisch
Für die Papierberge beispielsweise am heimischen Schreibtisch hat der Ordnungs-Profi handfeste Tipps parat. Zettel, aber auch Aktenordner sollten in einen Umzugskarton gepackt und dann gesichtet werden. „Verteilen Sie lose Papiere auf dem Boden und sortieren Sie alles aus, was Sie nicht mehr brauchen oder aufheben müssen“, schreibt Borgeest in ihrem Ordnungs-Ratgeber.
Überflüssiges wird in „Papiermüll“ und „Schreddern“ getrennt, die restlichen Unterlagen in Themenbereiche wie „Wohnung“ oder „Versicherungen“ sortiert, abgeheftet und mit Farben gekennzeichnet. Aktuelles kommt in drei Ablagekörbe mit der Beschriftung „Posteingang“, „Bearbeiten“ und „Ablage“.
Fünf Fragen sollten wir uns laut Gunda Borgeest beim Ausmisten immer stellen. Vor allem dann, wenn wir unsicher sind, wovon wir uns trennen wollen: Brauche ich das noch? Wie viel davon benötige ich noch? Finde ich es schön? Ist es noch in Ordnung? Ist es am richtigen Platz?
Wird tatsächlich einmal entrümpelt, stellen manche kurze Zeit später fest, dass sie genau das Weggegebene jetzt bräuchten. Was dem Ausmist-Prozess nicht gerade förderlich ist. Ist das nur eine Ausflucht, um nicht Ordnung schaffen zu müssen? Die Antwort der Aufräum-Expertin ist eindeutig. „,Das kann ich noch einmal gebrauchen‘ ist die häufigste Ausrede, wenn man nicht Aussortieren und Loslassen kann oder keine Entscheidung treffen möchte.“ Die Buchautorin Borgeest rät dazu, sich die konkrete Situation vorzustellen, bei der etwas noch einmal Verwendung finden könnte.
„Die Gläsersammlung bei der nächsten Sommerparty, die Wanderschuhe für die kommende Bergtour oder die Farbe für den geplanten Wandanstrich. Wenn einem aber keine konkrete Situation für die Verwendung einfällt, sondern nur ein diffuses ,irgendwann‘, ist es ratsam, die Sachen nicht ,auf Halde‘ zu halten, sondern sie zu verschenken, zu verkaufen oder zu spenden. Und sollte man tatsächlich etwas vorschnell weggegeben haben – nicht ärgern.“
Gunda Borgeests Erfolg als „Ordnungs-Coach“ ist ihre zweite Karriere. Ursprünglich hat sie Sinologie, also Chinakunde, und Literaturwissenschaft studiert, an der Filmhochschule in der bayerischen Hauptstadt München unterrichtet und
dort den Lehrstuhl für Dramaturgie mit aufgebaut.
„Mit Anfang fünfzig und nachdem unsere Kinder ausgezogen waren, wollte ich mich beruflich noch
einmal neu erfinden“, schildert die Autorin. „Ich habe auf ein DIN-A-4 Blatt geschrieben: Ich möchte mit Menschen arbeiten, ich möchte die Welt ein bisschen schöner machen und ich möchte nicht mehr in Hierarchien arbeiten.“
Weil sie schon immer gerne aufgeräumt oder Freunden beim Einrichten geholfen hat, war die Idee zu ihrer Ordnungs-Firma geboren. Im Oktober 2014 hat sie damit begonnen „und war im März 2015 ausgebucht. Der Bedarf ist enorm.“
Chaos oder Putz-Elan: Welcher Typ sind Sie?
Der Horter
Plastiksackerl, gebrauchtes Geschenkspapier, Kugelschreiber – der Horter ist überzeugt, dass er das alles noch brauchen kann.
Er kauft gerne ein und leidet gleichzeitig unter seiner vollen Wohnung. Gunda Borgeest rät unter anderem: „Bedenken Sie beim nächsten Sonderangebot, dass ein Kauf Ihre Wohnung voller, aber Sie nicht glücklicher macht.“
Der Freigeist
Er braucht sein unordentliches „kreatives Chaos“. Das verflucht er manchmal im Stillen, wenn er etwa sein Werkzeug nicht findet.
„Freigeister“ sind oft schöpferisch tätig, schreiben, malen, schneidern. Sie fühlen sich in ihrer persönlichen Freiheit eingeengt, wenn es ums Zusammenräumen geht. Für sie gilt: Ordnung kann auch Freiraum für neue Ideen bringen.
Der Perfektionist
Er will alles perfekt erledigen, dazu gehört das Ausmisten und Zusammenräumen. Ist das nicht möglich, lässt er es oft gleich ganz bleiben.
Sein Vorsatz, den Kleiderkasten aufzuräumen, „kann schon daran scheitern, dass er nicht die idealen Boxen zum Verstauen findet“, weiß die Ordnungs-Beraterin. Aber ein
gutes Ergebnis muss nicht makellos sein.
Der Aufschieber
Er vertagt gerne lästige oder unangenehme Tätigkeiten. Das
gilt auch für das Aufräumen. Meist steckt dahinter die Scheu,
Entscheidungen zu treffen.
„Setzen Sie Prioritäten, haken Sie Erledigtes ab und belohnen Sie sich für Erreichtes“, rät Borgeest. Der richtige Zeitpunkt kommt nicht von selbst. „Er ist da, sobald Sie ihn dazu machen.“
Zwei Drittel greifen dann laut einer Umfrage hierzulande zum Wischlappen und Staubwedel, um in den eigenen vier Wänden gründlich sauberzumachen. Der Frühjahrsputz hat Tradition.
Es sind solche Rituale genauso wie neue Routinen, die uns dabei helfen, auszumisten, zusammenzuräumen und Chaos zu beseitigen. „Ordnung zu schaffen, ist ein Prozess, der auf heilsame Weise auch auf unsere Psyche wirkt. Aufräumen entrümpelt die Seele“, weiß die deutsche Ordnungsexpertin Gunda Borgeest.
Das klingt einfach, ist allerdings „kein leichter Weg“, sagt die 61jährige. „Es geht um grundsätzliche Klärungsprozesse, die auch schmerzhaft sein können. Wo stehe ich? Wo will ich hin? Was will ich nicht mehr? Warum konsumiere ich soviel?“
Äußere und innere Ordnung hängen zusammen
Die äußere Ordnung hänge „mit der inneren Ordnung zusammen. Das heißt aber im Umkehrschluss nicht unbedingt, dass jemand, der unordentlich ist, automatisch auch innerlich im Chaos lebt.“
In ihrem neuesten Buch „Ordnung für immer – Der einfache Weg zu einem aufgeräumten Leben“ (Stiftung Warentest) zeigt die Aufräum-Beraterin allerdings, dass es jedem gelingen kann, Ordnung zu schaffen und zu halten.
Sie selbst hilft seit Jahren Kunden dabei mit ihrer Firma „Schönste Ordnung“. „An mich wenden sich Menschen in Veränderungsprozessen, nach dem Tod des Partners, nach dem Auszug der Kinder, nach einer schweren Erkrankung“, erzählt Gunda Borgeest.
„Ich begleite aber auch Familien, die im Alltags-Chaos versinken oder Paare, die sich schon lange über
Unordnung streiten.“ Ihr Ansatz ist:
„Ordnung ist etwas Individuelles. Man kann sie nicht ,verordnen‘, sondern nur mit dem jeweiligen Menschen auf Augenhöhe entwickeln.“ Am Anfang stehe immer ein Tag, bei dem die Vorgehensweise sowie die Etappen festgelegt und das Aussortieren und Neuordnen geübt werden.
„Meine Arbeit ist immer Hilfe zur Selbsthilfe. Und es geht immer auch um die stimmige Gestaltung von Räumen. Passen die Farben? Steht der Tisch richtig? Wo kann man noch Stauraum schaffen?“
In welchem Zimmer ist ihrer Erfahrung nach das Aufräumen meistens am notwendigsten? „Da gibt es keine Eindeutigkeit“, sagt die 61jährige. „Die Menschen, die sich an mich wenden, haben oft zahlreiche ,Problemzonen‘. Es kommt selten vor, dass nur ein Raum unordentlich ist. Was allerdings fast immer ein Thema ist: der Papierkram.“
Tipps für die Problemzone Schreibtisch
Für die Papierberge beispielsweise am heimischen Schreibtisch hat der Ordnungs-Profi handfeste Tipps parat. Zettel, aber auch Aktenordner sollten in einen Umzugskarton gepackt und dann gesichtet werden. „Verteilen Sie lose Papiere auf dem Boden und sortieren Sie alles aus, was Sie nicht mehr brauchen oder aufheben müssen“, schreibt Borgeest in ihrem Ordnungs-Ratgeber.
Überflüssiges wird in „Papiermüll“ und „Schreddern“ getrennt, die restlichen Unterlagen in Themenbereiche wie „Wohnung“ oder „Versicherungen“ sortiert, abgeheftet und mit Farben gekennzeichnet. Aktuelles kommt in drei Ablagekörbe mit der Beschriftung „Posteingang“, „Bearbeiten“ und „Ablage“.
Fünf Fragen sollten wir uns laut Gunda Borgeest beim Ausmisten immer stellen. Vor allem dann, wenn wir unsicher sind, wovon wir uns trennen wollen: Brauche ich das noch? Wie viel davon benötige ich noch? Finde ich es schön? Ist es noch in Ordnung? Ist es am richtigen Platz?
Wird tatsächlich einmal entrümpelt, stellen manche kurze Zeit später fest, dass sie genau das Weggegebene jetzt bräuchten. Was dem Ausmist-Prozess nicht gerade förderlich ist. Ist das nur eine Ausflucht, um nicht Ordnung schaffen zu müssen? Die Antwort der Aufräum-Expertin ist eindeutig. „,Das kann ich noch einmal gebrauchen‘ ist die häufigste Ausrede, wenn man nicht Aussortieren und Loslassen kann oder keine Entscheidung treffen möchte.“ Die Buchautorin Borgeest rät dazu, sich die konkrete Situation vorzustellen, bei der etwas noch einmal Verwendung finden könnte.
„Die Gläsersammlung bei der nächsten Sommerparty, die Wanderschuhe für die kommende Bergtour oder die Farbe für den geplanten Wandanstrich. Wenn einem aber keine konkrete Situation für die Verwendung einfällt, sondern nur ein diffuses ,irgendwann‘, ist es ratsam, die Sachen nicht ,auf Halde‘ zu halten, sondern sie zu verschenken, zu verkaufen oder zu spenden. Und sollte man tatsächlich etwas vorschnell weggegeben haben – nicht ärgern.“
Gunda Borgeests Erfolg als „Ordnungs-Coach“ ist ihre zweite Karriere. Ursprünglich hat sie Sinologie, also Chinakunde, und Literaturwissenschaft studiert, an der Filmhochschule in der bayerischen Hauptstadt München unterrichtet und
dort den Lehrstuhl für Dramaturgie mit aufgebaut.
„Mit Anfang fünfzig und nachdem unsere Kinder ausgezogen waren, wollte ich mich beruflich noch
einmal neu erfinden“, schildert die Autorin. „Ich habe auf ein DIN-A-4 Blatt geschrieben: Ich möchte mit Menschen arbeiten, ich möchte die Welt ein bisschen schöner machen und ich möchte nicht mehr in Hierarchien arbeiten.“
Weil sie schon immer gerne aufgeräumt oder Freunden beim Einrichten geholfen hat, war die Idee zu ihrer Ordnungs-Firma geboren. Im Oktober 2014 hat sie damit begonnen „und war im März 2015 ausgebucht. Der Bedarf ist enorm.“
Chaos oder Putz-Elan: Welcher Typ sind Sie?
Der Horter
Plastiksackerl, gebrauchtes Geschenkspapier, Kugelschreiber – der Horter ist überzeugt, dass er das alles noch brauchen kann.
Er kauft gerne ein und leidet gleichzeitig unter seiner vollen Wohnung. Gunda Borgeest rät unter anderem: „Bedenken Sie beim nächsten Sonderangebot, dass ein Kauf Ihre Wohnung voller, aber Sie nicht glücklicher macht.“
Der Freigeist
Er braucht sein unordentliches „kreatives Chaos“. Das verflucht er manchmal im Stillen, wenn er etwa sein Werkzeug nicht findet.
„Freigeister“ sind oft schöpferisch tätig, schreiben, malen, schneidern. Sie fühlen sich in ihrer persönlichen Freiheit eingeengt, wenn es ums Zusammenräumen geht. Für sie gilt: Ordnung kann auch Freiraum für neue Ideen bringen.
Der Perfektionist
Er will alles perfekt erledigen, dazu gehört das Ausmisten und Zusammenräumen. Ist das nicht möglich, lässt er es oft gleich ganz bleiben.
Sein Vorsatz, den Kleiderkasten aufzuräumen, „kann schon daran scheitern, dass er nicht die idealen Boxen zum Verstauen findet“, weiß die Ordnungs-Beraterin. Aber ein
gutes Ergebnis muss nicht makellos sein.
Der Aufschieber
Er vertagt gerne lästige oder unangenehme Tätigkeiten. Das
gilt auch für das Aufräumen. Meist steckt dahinter die Scheu,
Entscheidungen zu treffen.
„Setzen Sie Prioritäten, haken Sie Erledigtes ab und belohnen Sie sich für Erreichtes“, rät Borgeest. Der richtige Zeitpunkt kommt nicht von selbst. „Er ist da, sobald Sie ihn dazu machen.“
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