Ausgabe Nr. 11/2025 vom 11.03.2025, Fotos: dpa, www.delphinschutz.org, Thomas & Thomas
Sigmar Solbach, 78:
„Das ist nicht mehr meine Welt“
„Das ist nicht mehr meine Welt“
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Als „Dr. Stefan Frank“ wurde er als Fernseh-Arzt bekannt. Vor Kurzem hat der 78jährige seine Autobiografie veröffentlicht. Sigmar Solbach blickt darin auf sein aufregendes Leben zurück.
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Die langen Atlantikwellen rauschten in regelmäßigem Abstand unter dem Schiff hindurch, hoben es sanft an, um es dann gurgelnd in das Wellental surfen zu lassen. „Was vielen Angst macht, tage- und wochenlang kein Land mehr zu sehen, die nächste Küste tausende Kilometer entfernt zu wissen, war für mich etwas, nach dem ich mich sehnte“, beschreibt der Schauspieler Sigmar Solbach seine Faszination für den Atlantik, den er mittlerweile drei Mal überquert hat.
„Diese Weite um einen herum ist unsagbar, das weitet dir die Seele. Der Horizont reist mit dir und du bist den Elementen ausgesetzt, dieser Kraft, die die Natur hat. Und du spürst, dass du als Mensch ein Nichts in dieser riesigen wunderbaren Natur bist und der Wind den Kurs bestimmt“, schwärmt der 78jährige.
Fast wäre er der neue Traumschiff-Kapitän geworden
Bei seiner Begeisterung für das Meer hätte die Rolle des Kapitäns in der ZDF-Serie „Das Traumschiff“ eigentlich gut zu Sigmar Solbach gepasst. „Die wurde mir tatsächlich von dem ,Traumschiff‘-Produzenten Wolfgang Rademann angeboten“, erinnert sich Solbach, der immer wieder Gastrollen in der erfolgreichen Fernsehserie hatte.
„Wir waren gut befreundet und er fragte mich einmal, ob ich bereit wäre, im Notfall den Kapitän zu spielen.“ Obwohl er sich schon für die Rolle vorbereitet hatte, lehnte er sie schlussendlich aus Altersgründen ab.
„Ich wollte der Presse nicht einen weiteren Renten-
Kapitän präsentieren“, erzählt er schmunzelnd.
Dass seine Karriere nun schon fünf Jahrzehnte dauert, damit
hatte der aus Olpe, einer Stadt im deutschen Nordrhein-Westfalen stammende Darsteller zu Beginn selbst nicht gerechnet.
Sein Dasein verdanke er der „Magie des Gänseblümchens“, wie Sigmar Solbach in seiner Autobiografie „Mein Leben. Ein Traum?“ (Verlag BoD, € 16,–) verrät. Mit eben diesem eroberte Solbachs Vater das Herz der jungen Tänzerin Eleanor Steingruber. Damals in München (D), mitten im Krieg. Die beiden heirateten und am 3. Oktober 1946 kam Sigmar Hans Hermann Solbach zur Welt. Doch schon bald gingen die Eltern wieder getrennte Wege. Die einzige Erinnerung an diese Zeit – das von der Mutter gefertigte Stofftier „Petzi“
– hält er heute noch in Ehren.
Mutter und Sohn zogen nach Salzburg zu Solbachs Großeltern. „Dort lernte sie einen anderen Mann kennen, heiratete ihn und so hatte ich wieder eine richtige Familie.“ Eine Illusion, wie sich später noch herausstellen sollte.
Sein Pfarrer prophezeite ihm den direkten Weg in die Hölle
Zurück in Olpe und mit der Geburt des Halbbruders Reinhard änderte sich „mein Leben in der Familie immer mehr“. Der Stiefvater war so vernarrt ins eigene Kind, dass Solbach bald nur noch das ungeliebte Stiefkind war. Von der Existenz des leiblichen Vaters – den er bis dahin für seinen „Onkel Werner“ hielt – erfuhr er erst an seinem zehnten Geburtstag. Damals schon keimte die Liebe zum Theater und der Wunsch, Schauspieler zu werden, in ihm. Und sie verstärkte sich während der Zeit im Gymnasium. Da lernte er statt Latein-Vokabeln lieber Monologe deutscher Klassiker.
„In den Augen des Stiefvaters war ich ein Versager, ein verwöhnter Nichtsnutz.“
Die Mutter hingegen hatte Verständnis für seine Pläne, das Gymnasium zu verlassen und auf eine Schauspielschule zu gehen. „Als das eigentliche Problem“ entpuppte sich der leibliche Vater.
„Für ihn als Naturwissenschaftler kam so ein Hungerleiderberuf überhaupt nicht in Frage.“ Der wollte, dass der Sohn Atomphysik studiert. „Da wäre ich heute wahrscheinlich brotlos“, nimmt es Solbach mit Humor.
Als junger Mann äußerst religiös, wollte er den Berufswunsch auch mit seinem damaligen Beichtvater besprechen. „Der Pfarrer meinte nur, um Gottes willen, das ist ja der direkte Weg in die Hölle.“
Statt in die Hölle kam er zunächst auf die Schauspielschule in Bochum (D). Das erste Engagement erhielt er 1970 am Theater Osterhausen, wo er zwei Jahre zum festen Ensemble gehörte. Als Jungschauspieler lernte er auch seine erste Frau, Elke, kennen. Die beiden heirateten und 1973 wurde Sohn Oliver geboren. Richtig bekannt machte ihn seine erste große Fernsehrolle 1976 in dem Dreiteiler „Der Winter, der ein Sommer war“. Dafür lernte er sogar reiten. „Dabei hatte ich panische Angst vor Pferden“, weil er als Kind gesehen hatte, wie ein Bauer von einem Pferd zu Tode geschleift worden war. Ein Pferdetrainer sollte ihm helfen, sie zu überwinden. Vier Wochen lang, acht Stunden täglich, saß er im Sattel. „Bis mein Hintern wund war.“ Heute liebe er diese wunderbaren Tiere.
Beruflich erfolgreich, lief es privat hingegen weniger gut. Seine Bühnen-Engagements erforderten immer wieder Wohnortwechsel und das belastete die Ehe. Es folgte die Scheidung. In den 1980er Jahren etablierte sich Sigmar Solbach aber endgültig als gefragter und gut beschäftigter Film- und Fernsehschauspieler, etwa in der erfolgreichen ZDF-Serie „Das Erbe der Guldenburgs“ (1987–1990).
Seine Paraderolle war freilich „Dr. Stefan Frank – Der Arzt, dem die Frauen vertrauen“. Den Herrn Doktor spielte er sieben Jahre lang in mehr als 100 Folgen. Dabei wollte er „mit so einem Untertitel die Serie auf keinen Fall machen. Ich sah schon die Schlagzeilen in der Presse.“ Seine Agentin blieb hartnäckig, drohte ihm sogar mit Kündigung, falls er das nicht spielen würde. Wofür ihr der seit Anfang der 90er Jahre überzeugte Buddhist heute noch dankbar ist. Als solcher liegt ihm auch der Schutz der Tiere am Herzen. Solbach ist Vorstand der Gesellschaft zur Rettung der Delfine (GRD) und setzt sich aktiv für deren Schutz ein.
In seiner Autobiografie fragt sich der Schauspieler immer wieder, ob die Entscheidungen richtig waren, die er an den Weichen seines Lebens getroffen hat. Und er kommt zu dem Schluss, dass „mein Leben bis jetzt von einem unglaublichen Reichtum und einer überwältigenden Vielfalt war“. Dazu gehört auch seine Frau Claudia, die er im Jahr 2002 geheiratet hat.
Kennengelernt hat er sie schon mehr als ein Jahrzehnt davor. Damals war sie Maskenbildnerin bei einem Stück, in dem auch er spielte. Später gestanden sie sich, da schon ineinander verliebt gewesen zu sein.
Mit 70 Jahren wurde er Vater und Opa
„Aber wir waren beide in festen Beziehungen.“ Im Jahr 2020 adoptierte Solbach die erwachsene Tochter seiner Frau. „Sonja hat zwei Kinder, deshalb bin ich jetzt auch stolzer Großvater – so schnell kommt man zu einer Familie“, freut sich der Schauspieler, der auch als Synchronsprecher arbeitet.
Dem Fernsehen von heute kann er allerdings nicht mehr viel abgewinnen. „Es ist einfach nicht mehr meine Welt, da vermisse ich nichts“, bekennt er. Das sei nicht mehr das, was ihm Freude mache. Das Leben eines Schauspielers sei geprägt von einem permanenten Gefühl der Unsicherheit. Je höher oben auf der Karriereleiter, umso dünner werde die Luft. „Und kein Netz, kein doppelter Boden fängt einen auf, wenn man fällt.“ rz
„Diese Weite um einen herum ist unsagbar, das weitet dir die Seele. Der Horizont reist mit dir und du bist den Elementen ausgesetzt, dieser Kraft, die die Natur hat. Und du spürst, dass du als Mensch ein Nichts in dieser riesigen wunderbaren Natur bist und der Wind den Kurs bestimmt“, schwärmt der 78jährige.
Fast wäre er der neue Traumschiff-Kapitän geworden
Bei seiner Begeisterung für das Meer hätte die Rolle des Kapitäns in der ZDF-Serie „Das Traumschiff“ eigentlich gut zu Sigmar Solbach gepasst. „Die wurde mir tatsächlich von dem ,Traumschiff‘-Produzenten Wolfgang Rademann angeboten“, erinnert sich Solbach, der immer wieder Gastrollen in der erfolgreichen Fernsehserie hatte.
„Wir waren gut befreundet und er fragte mich einmal, ob ich bereit wäre, im Notfall den Kapitän zu spielen.“ Obwohl er sich schon für die Rolle vorbereitet hatte, lehnte er sie schlussendlich aus Altersgründen ab.
„Ich wollte der Presse nicht einen weiteren Renten-
Kapitän präsentieren“, erzählt er schmunzelnd.
Dass seine Karriere nun schon fünf Jahrzehnte dauert, damit
hatte der aus Olpe, einer Stadt im deutschen Nordrhein-Westfalen stammende Darsteller zu Beginn selbst nicht gerechnet.
Sein Dasein verdanke er der „Magie des Gänseblümchens“, wie Sigmar Solbach in seiner Autobiografie „Mein Leben. Ein Traum?“ (Verlag BoD, € 16,–) verrät. Mit eben diesem eroberte Solbachs Vater das Herz der jungen Tänzerin Eleanor Steingruber. Damals in München (D), mitten im Krieg. Die beiden heirateten und am 3. Oktober 1946 kam Sigmar Hans Hermann Solbach zur Welt. Doch schon bald gingen die Eltern wieder getrennte Wege. Die einzige Erinnerung an diese Zeit – das von der Mutter gefertigte Stofftier „Petzi“
– hält er heute noch in Ehren.
Mutter und Sohn zogen nach Salzburg zu Solbachs Großeltern. „Dort lernte sie einen anderen Mann kennen, heiratete ihn und so hatte ich wieder eine richtige Familie.“ Eine Illusion, wie sich später noch herausstellen sollte.
Sein Pfarrer prophezeite ihm den direkten Weg in die Hölle
Zurück in Olpe und mit der Geburt des Halbbruders Reinhard änderte sich „mein Leben in der Familie immer mehr“. Der Stiefvater war so vernarrt ins eigene Kind, dass Solbach bald nur noch das ungeliebte Stiefkind war. Von der Existenz des leiblichen Vaters – den er bis dahin für seinen „Onkel Werner“ hielt – erfuhr er erst an seinem zehnten Geburtstag. Damals schon keimte die Liebe zum Theater und der Wunsch, Schauspieler zu werden, in ihm. Und sie verstärkte sich während der Zeit im Gymnasium. Da lernte er statt Latein-Vokabeln lieber Monologe deutscher Klassiker.
„In den Augen des Stiefvaters war ich ein Versager, ein verwöhnter Nichtsnutz.“
Die Mutter hingegen hatte Verständnis für seine Pläne, das Gymnasium zu verlassen und auf eine Schauspielschule zu gehen. „Als das eigentliche Problem“ entpuppte sich der leibliche Vater.
„Für ihn als Naturwissenschaftler kam so ein Hungerleiderberuf überhaupt nicht in Frage.“ Der wollte, dass der Sohn Atomphysik studiert. „Da wäre ich heute wahrscheinlich brotlos“, nimmt es Solbach mit Humor.
Als junger Mann äußerst religiös, wollte er den Berufswunsch auch mit seinem damaligen Beichtvater besprechen. „Der Pfarrer meinte nur, um Gottes willen, das ist ja der direkte Weg in die Hölle.“
Statt in die Hölle kam er zunächst auf die Schauspielschule in Bochum (D). Das erste Engagement erhielt er 1970 am Theater Osterhausen, wo er zwei Jahre zum festen Ensemble gehörte. Als Jungschauspieler lernte er auch seine erste Frau, Elke, kennen. Die beiden heirateten und 1973 wurde Sohn Oliver geboren. Richtig bekannt machte ihn seine erste große Fernsehrolle 1976 in dem Dreiteiler „Der Winter, der ein Sommer war“. Dafür lernte er sogar reiten. „Dabei hatte ich panische Angst vor Pferden“, weil er als Kind gesehen hatte, wie ein Bauer von einem Pferd zu Tode geschleift worden war. Ein Pferdetrainer sollte ihm helfen, sie zu überwinden. Vier Wochen lang, acht Stunden täglich, saß er im Sattel. „Bis mein Hintern wund war.“ Heute liebe er diese wunderbaren Tiere.
Beruflich erfolgreich, lief es privat hingegen weniger gut. Seine Bühnen-Engagements erforderten immer wieder Wohnortwechsel und das belastete die Ehe. Es folgte die Scheidung. In den 1980er Jahren etablierte sich Sigmar Solbach aber endgültig als gefragter und gut beschäftigter Film- und Fernsehschauspieler, etwa in der erfolgreichen ZDF-Serie „Das Erbe der Guldenburgs“ (1987–1990).
Seine Paraderolle war freilich „Dr. Stefan Frank – Der Arzt, dem die Frauen vertrauen“. Den Herrn Doktor spielte er sieben Jahre lang in mehr als 100 Folgen. Dabei wollte er „mit so einem Untertitel die Serie auf keinen Fall machen. Ich sah schon die Schlagzeilen in der Presse.“ Seine Agentin blieb hartnäckig, drohte ihm sogar mit Kündigung, falls er das nicht spielen würde. Wofür ihr der seit Anfang der 90er Jahre überzeugte Buddhist heute noch dankbar ist. Als solcher liegt ihm auch der Schutz der Tiere am Herzen. Solbach ist Vorstand der Gesellschaft zur Rettung der Delfine (GRD) und setzt sich aktiv für deren Schutz ein.
In seiner Autobiografie fragt sich der Schauspieler immer wieder, ob die Entscheidungen richtig waren, die er an den Weichen seines Lebens getroffen hat. Und er kommt zu dem Schluss, dass „mein Leben bis jetzt von einem unglaublichen Reichtum und einer überwältigenden Vielfalt war“. Dazu gehört auch seine Frau Claudia, die er im Jahr 2002 geheiratet hat.
Kennengelernt hat er sie schon mehr als ein Jahrzehnt davor. Damals war sie Maskenbildnerin bei einem Stück, in dem auch er spielte. Später gestanden sie sich, da schon ineinander verliebt gewesen zu sein.
Mit 70 Jahren wurde er Vater und Opa
„Aber wir waren beide in festen Beziehungen.“ Im Jahr 2020 adoptierte Solbach die erwachsene Tochter seiner Frau. „Sonja hat zwei Kinder, deshalb bin ich jetzt auch stolzer Großvater – so schnell kommt man zu einer Familie“, freut sich der Schauspieler, der auch als Synchronsprecher arbeitet.
Dem Fernsehen von heute kann er allerdings nicht mehr viel abgewinnen. „Es ist einfach nicht mehr meine Welt, da vermisse ich nichts“, bekennt er. Das sei nicht mehr das, was ihm Freude mache. Das Leben eines Schauspielers sei geprägt von einem permanenten Gefühl der Unsicherheit. Je höher oben auf der Karriereleiter, umso dünner werde die Luft. „Und kein Netz, kein doppelter Boden fängt einen auf, wenn man fällt.“ rz
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