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Ausgabe Nr. 11/2025 vom 11.03.2025, Fotos: picturedesk.com, zvg
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Wie hier im Schigebiet Nassfeld (K) fehlt
in diesem Winter überall Schnee.
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Löscharbeiten des Waldbrandes im Raxgebiet (NÖ).
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Durch das zu warme Wetter treiben Apfelbäume zu früh aus.
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Franz Uller sorgt sich um die Existenz der Landwirte.
Das Land dürstet
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Das schöne Wetter der vergangenen Tage lockte zum Ausflug und zum Genuss des ersten Speiseeises der Saison. Gleichzeitig „überstrahlte“ diese Wetterlage jedoch die dramatische Situation, die sich aufgrund des mangelnden Niederschlages der vergangenen Monate ergibt. Auf den Bergen fehlt Schnee, die Niederungen dürsten nach Regen. Die Bauern leiden.
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Wir haben noch Winter. Temperaturen um die 20 Grad lassen das jedoch vergessen, zumal die ersten Eissalons bereits ihre Pforten geöffnet haben. Und sie werden gestürmt. Wenn es schon auf den Bergen an Gefrorenem fehlt, dann schieben wir es uns wenigstens in den Mund.

Bis zu einem Meter Schnee fehlt in den hohen Lagen. Das ist kennzeichnend für die dramatische Niederschlagsarmut in diesem Winter, der erst am Donnerstag, dem 20. März, vom Beginn des Frühlings abgelöst wird.

So wurde von der GeoSphere Austria etwa auf der Wetterstation der Rudolfshütte in den Salzburger Hohen Tauern (2.317 Meter Seehöhe) am 29. Jänner eine maximale Schneehöhe von 104 Zentimetern gemessen, das ist der niedrigste Wert seit Beginn der Messreihe im Jahr 1963. Zum Vergleich dazu lag im Winter 2009/2010 der niedrigste Wert bei 145 Zentimetern, zehn Jahre davor gab es den Rekordwert von 385 Zentimetern Schneehöhe.

Die Negativrekorde sind in diesem Winter im ganzen Land gefallen. Wobei es natürlich nicht nur an Schnee mangelt, sondern generell an Niederschlag, also auch an dem dringend nötigen Regen. Die mangelnde Feuchtigkeit hat bereits innerhalb weniger Tage zu zwei Waldbränden in Ober- und Niederösterreich geführt.

In Niederösterreich liegt der trockenste Ort

Der trockenste Ort in diesem Winter liegt in Nieder-
österreich. Mit nur 16 Millimeter Niederschlag weicht der Wert in Pottschach um 84 Prozent vom Mittel ab.

Wien verzeichnet 68 Prozent weniger Niederschlag, im Burgenland fällt die Abweichung mit 57 Prozent ebenfalls dramatisch aus, ebenso wie in der Steiermark mit minus 56 Prozent. In Oberösterreich lässt der trockene Februar mit einem Defizit an Wasser von 90 Prozent bereits die Alarmglocken bei den Landwirten schrillen. Immerhin steht die Aussaat vor der Tür. „Unsere Bauern spüren die Klimakrise längst in ihrem Alltag. Sinkende Grundwasserspiegel gefährden nicht nur die Trinkwasserversorgung, sondern auch die landwirtschaftliche Produktion“, warnt Oberösterreichs Klimaschutz-Landesrat Stefan Kaineder (Grüne).

„Sollte sich die Trockenheit weiter fortsetzen, drohen massive Ernteausfälle und Versorgungsengpässe.“

Ähnliche Sorgen plagen die Bauern in der Südsteiermark. In Gleisdorf fielen zwischen 15. Oktober und 17. Februar nur 27 Liter pro Quadratmeter, im Vorjahr waren es noch mehr als 200 Liter. „Bleibt der ersehnte Regen auch jetzt im März aus, sind Ertragseinbußen beim Wintergetreide unausweichlich“, warnt Franz Uller, Obmann der Landwirtschaftskammer Steiermark. „Mais, Getreide und viele andere Kulturpflanzen brauchen jetzt dringend Feuchtigkeit. Ohne ausreichend Wasser fallen die Erträge deutlich niedriger aus“, sagt Uller.

Der Obstanbau hat bereits stark gelitten

Gleichzeitig befürchtet er, dass der Regen dann zur falschen Zeit – im April oder Mai – und in zu großen Mengen kommen könnte. „Dann stehen die Felder unter Wasser, weil die Pflanzen noch keine starken Wurzeln ausgebildet haben. Das führt zu Erosionsschäden auf den Ackerflächen.“

Doch nicht nur die Trockenheit, sondern auch die steigenden Temperaturen bereiten Uller Sorgen. „Wir erleben eine Veränderung, die immer deutlicher spürbar wird. Die Hitze, die im Sommer kommt, ist zunehmend schädlich für viele Pflanzenarten, vor allem für Gemüse, Mais und Soja.“ Der Obstanbau, im großen Umfang jener der Äpfel, hat zudem bereits in den vergangenen Jahren stark gelitten. „Jetzt ist es bereits so warm, dass die Bäume zu früh austreiben. Sollte es noch einmal kälter werden, gehen viele Blüten verloren – und damit auch die Ernte.“

Dabei wären Kälteperioden dringend nötig. „Weil dadurch Schädlinge abgetötet werden, aber das gibt es kaum noch. Das bedeutet, dass wir mehr Ungeziefer und Schädlinge zu bekämpfen haben, was wiederum einen höheren Pestizideinsatz erforderlich macht.

Schibetriebe wollen bis Ostern durchhalten

Das erschwert den Biolandbau zusätzlich. Dort müssen Bauern teilweise bis zu drei Mal öfter mit dem Traktor aufs Feld, um Schädlinge zu bekämpfen“, erklärt Uller.

Nennenswerter Regen ist derzeit nicht in Sicht, vor allem nicht im Osten des Landes. Auswege, der Dürre und Hitze bestmöglich zu begegnen, werden gesucht. Immer mehr Bauern setzen mittlerweile auf Winterbegrünung als Erosionsschutz, wie Uller weiß. „Früher wurde im Frühjahr alles umgepflügt, heute versuchen wir, die Böden durch Begrünung zu stabilisieren und Feuchtigkeit zu halten. Freilich stößt auch diese Maßnahme an ihre Grenzen. Wenn in den nächsten drei bis vier Wochen kein Regen fällt, stehen viele Bauern vor einer großen Herausforderung.“ Und die heißt Grundwasser.

„Wenig Schnee im Winter bedeutet weniger Schmelzwasser. Das kann nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch bei der Trinkwasserversorgung zu Problemen führen. Wenn dann im Sommer die Schwimmbecken gefüllt werden, das Vieh Wasser braucht und der Boden ausgetrocknet ist, wird die Lage noch schwieriger.“

In den Bergen herrscht noch Zweckoptimismus, denn in zahlreichen Schigebieten wollen die Betreiber trotz des großen Schneemangels an ihrem Plan festhalten und die Schisaison traditionell erst mit Ostern beenden.

Dieses Fest wird in diesem Jahr ziemlich spät gefeiert und
zwar rund um den 20. April.
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