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Ausgabe Nr. 10/2025 vom 04.03.2025, Fotos: AdobeStock, Petscher/zvg.
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Kirche Sternberg
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Zusammen wird gekocht.
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Die Fastenleiterin Anna Petscher und ihre Hündin „Corazon“ wandern mit den Gästen auch zur Kirche Sternberg
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Gemeinsames Essen und Bewegen sind gefragt.
Fasten im Kloster
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Im Kloster Wernberg in Kärnten wird ein begleitetes Fasten angeboten. Die Schwestern der Missionsgemeinschaft „Vom Kostbaren Blut“ nehmen sich auch Zeit für Gespräche.
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Ein lauter Schrei hallt durch Wernberg in Kärnten. Es ist kein Ausruf des Schmerzes, sondern einer der Befreiung. Eine Gruppe von Menschen ist mit der Fastenleiterin Anna Petscher unterwegs und übt das Loslassen. „Wir gehen dabei in die Hocke, ballen die Fäuste, ziehen die Arme nach hinten und schreien laut“, sagt Anna Petscher.

Für Außenstehende mag das kurios wirken, für die ausgebildete Shiatsu-Praktikerin hat das Schreien aber eine befreiende Wirkung. „In der Meridianlehre ist die Gallenblasen-Energie am schnellsten blockiert und kann Schmerzen auslösen. Die Gallenblase lässt sich wieder in Fluss bringen, indem man singt, tanzt, schnell geht oder schreit. Einigen Teilnehmern kostet das Schreien anfangs aber Überwindung“, verrät die Kärntnerin.

Das Kloster liegt auf einem Felsen mit Blick auf die Drau

Dieses Ritual ist Teil der Fastenwoche, die Petscher im März und im April im Kloster Wernberg anbietet. Das historische Gebäude befindet sich nahe Villach auf einem Felsen oberhalb der Drauschleife. Hier leben und arbeiten 37 Schwestern der Missionsgemeinschaft „Vom Kostbaren Blut“. Weltweit gibt es ungefähr 700 Missionsschwestern. Die größte Gemeinschaft in unserem Land befindet sich im Kloster Wernberg.

In diesem Jahr haben die Schwestern gleich zwei Jubiläen zu feiern. Der Orden wurde vor 140 Jahren in Südafrika vom Vorarlberger Abt Franz Pfanner gegründet. Vor 90 Jahren, im Februar 1935, kaufte die Kongregation das Schloss Wernberg und die dazugehörige Liegenschaft.

Die Provinzoberin ist Schwester Pallotti Findenig. Die 81jährige gebürtige Kärntnerin trat mit 21 Jahren in das Kloster Wernberg ein. Sie ist, wie auch die anderen Schwestern, früh auf den Beinen. Bereits um 6.30 Uhr wird die Eucharistiefeier abgehalten. „Unsere Gäste sind herzlich eingeladen, mit uns zu beten“, sagt Schwester Pallotti.

Danach gehen die Ordensfrauen ihrer Arbeit nach. Eine Schwester unterrichtet in der Schule, andere kümmern sich um pflegebedürftige Schwestern.

Je nach Wochentag wird auch um 7 Uhr zur Laudes, dem Morgengebet, geläutet. Um 18.10 Uhr wird die Vesper, das Stundengebet am Abend, abgehalten. Montags und freitags wird um 17.45 Uhr der Rosenkranz gebetet und sonntags wird um 9 Uhr die Heilige Messe gefeiert. „Unsere Klosterkirche ist öffentlich. Am Sonntag nehmen daher Menschen aus der Umgebung an der Messfeier teil“, erzählt die Provinzoberin.

Zu dem Kloster gehört neben der Kirche auch ein Klostergarten, ein Restaurant und ein Bildungs- sowie ein Gästehaus. Wer möchte, kann sich eine Auszeit nehmen und ein paar Tage Urlaub hier verbringen. Zimmer können das ganze Jahr über gebucht werden. Zudem werden verschiedene Programme angeboten, vom achtsamen Essen bis zu Yoga oder Tage in Stille. Nach der Faschingszeit sind aber die Fastenprogramme beliebt.

Das Fasten im Kloster fällt den Teilnehmern leichter als daheim. Hier treffen sie auf Gleichgesinnte, haben keine Ablenkung vom Alltag und können sich nur auf sich selbst konzentrieren. Stille kann im hektischen Leben zu einem Luxus werden.

Fastenleiterin Petscher widmet sich dem „Entschlacken und Loslassen“ nach Dr. Buchinger und Dr. Lützner. Um acht Uhr wird das Frühstück, das aus einem gepressten Obst- oder Gemüsesaft besteht, eingenommen. Im Anschluss machen sich die höchstens 15 Teilnehmer auf zu einer Wanderung. „Wir erkunden die Sehenswürdigkeiten der Umgebung wie den Silbersee, die Burg Landskron oder die Kirche Sternberg. Sie liegt auf einem Hügel in Wernberg und bietet eine herrliche Aussicht“, sagt Petscher, die bei den Wanderungen auch ihre Golden-Retriever-Hündin „Corazon“ mitnimmt.

Auf die Wanderung folgt das Mittagessen, das aus einer pürierten Gemüsesuppe oder einer klaren Gemüsesuppe besteht. „Danach gehen die Teilnehmer auf ihre Zimmer und machen einen Leberwickel. Den Nachmittag haben die Gäste zur freien Verfügung. Ich biete zu dieser Zeit Massagen und Körper-Behandlungen an“, sagt Petscher.

Den Nachmittag können die Gäste auch zu Gesprächen mit den Nonnen nutzen. „Es gibt immer einige Schwestern, die Zeit für ein Gespräch haben“, erklärt Schwester Pallotti.

Das Fasten ist für die meisten Teilnehmer mehr als nur ein Nahrungsverzicht. „Manche sehnen sich nach Ruhe, andere stehen am Scheideweg. Sie wollen den Kopf frei bekommen, um wichtige Entscheidugen in ihrem Leben zu treffen“, weiß Petscher.

Abends treffen sich die Teilnehmer zum Essen einer klaren Suppe. „Danach gibt es Impulsvorträge über den Säure-Basen-Haushalt, Entspannungsübungen oder ein Dankbarkeitsritual, das auf einem hawaiianischen Morgenritual basiert.“

Den Erfolg der Fastenmethode kann Petscher ihren Gästen aus dem Gesicht lesen. „Am zweiten, spätestens dritten Tag, verändern sich die Hautfarbe und die Ausstrahlung. Das Leuchten in den Augen, das wir von Kleinkindern kennen, kommt bei den Teilnehmern zum Vorschein“, freut sich die Kärntnerin. widlak

Fasten mit Anna

Termine: 9.3. bis 15.3., 23.3. bis 29.3., 6.4. bis 12.4. und 4.5. bis 10.5. Fastenwoche mit Begleitung und Übernachtung im Einzelzimmer mit Dusche und WC um € 729,–
Tel.: 04252/2216 www.klosterwernberg.at
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