Anmelden
Abonnieren
Ausgabe Nr. 10/2025 vom 04.03.2025, Fotos: Jan Kopetzky/zvg, ZDF/Erika Hauri, zvg.
Artikel-Bild
Die Tirolerin Ronja Forcher, 28.
Artikel-Bild
Ronja Forcher und ihre Freundin Sarah (li.), die sie seit ihrer Kindheit kannte.
Artikel-Bild
Forcher mit Hans Sigl im „Bergdoktor“.
Artikel-Bild
In ihrer Autobiografie gibt die Schauspielerin bisher unbekannte Einblicke in ihr Leben
Ronja Forcher verlor ihre beste Freundin: „Sarah war klar, dass sie nicht geheilt werden kann“
Jetzt neu: Hier klicken
und Artikel an Freunde verschenken.
Sie ist seit Jahren die Tochter des ORF-Quotenbringers „Der Bergdoktor“. Mit dieser Rolle ist die Tirolerin Ronja Forcher, 28, erwachsen geworden und hat geheiratet. Nun berichtet sie in einer Autobiografie vom außergewöhnlichen, aber kurzen Leben mit ihrer „großen Schwester“ und was der Verlust des Mädchens für sie bedeutet.
Auf Play drücken
um Artikel vorlesen
zu lassen.
Lange habe ich von diesem Moment geträumt, doch der Weg, die wichtigste Geschichte meines Lebens mit der Welt zu teilen, war steinig. Als ich dann die Schlusszeilen verfasst und auf die Speichertaste gedrückt habe, fühlte ich mich von einem unbeschreiblichen Glück ergriffen“, sagt Ronja Forcher.

Gekrönt war der Zauber des Augenblickes dadurch, „ihn mit Felix, meinem Mann, teilen zu dürfen. Zu diesem Zeitpunkt saß ich mit meinem Computer zwar in einem Bahnhofshotel in München (D), weil es schon zu spät zum Heimfahren war, aber wir waren durch die Bildschirm-Telefonie miteinander verbunden.“

Mit dem Segen von Sarahs Mutter

Vor etwa drei Jahren hat die Schauspielerin um den Segen gebeten, ihr Herzensanliegen umsetzen zu dürfen. „Sarahs Mutter Lisi hat mir nicht nur ihren Segen gegeben, sondern mir ihre volle Unterstützung zugesichert.“

Die nun in Forchers Autobiografie „Für immer an meiner Seite – Eine besondere Freundschaft und der Weg zu mir selbst“ (Verlag Knaur) nachzulesende Geschichte nahm im Jahr 1995 ihren Anfang, ein Jahr bevor Ronja Forcher in der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck am 7. Juni 1996 das Licht der Welt erblickt hat.

„Sarah war sechs Monate alt, als sich unsere Eltern kennenlernten und Freunde wurden. Zu diesem Zeitpunkt war Mama gerade mit mir schwanger.“ Dass irgendwas mit Sarah nicht zu stimmen schien, ist Forchers Mutter Ursula, die Medizin studiert hat, nach ein paar Wochen aufgefallen.

Das Mädchen war zwar fröhlich und neugierig, hatte jedoch eine äußerst blasse, durchscheinende Haut, die Haare wuchsen nicht und Sarah war ungewöhnlich klein für ihre neun Monate. In diesem Alter erhielten ihre Eltern die niederschmetternde Diagnose Progerie. Dabei handelt es sich um eine seltene, genetisch bedingte Erkrankung, bei der die Kinder wie im Zeitraffer-Tempo altern. Die Vergreisung im Kindesalter ist mit einem vorschnellen Verfall des Körpers verbunden. Das durchschnittliche Sterbealter liegt bei 14,5 Jahren, weltweit sind etwa 250 Kinder davon betroffen.

„Wenige Monate nach der Diagnose habe ich das Licht der Welt erblickt. Da ich schon als Baby neben Sarah gelegen bin, war ihr Aussehen für mich immer völlig normal. Ihre Andersartigkeit ist mir nie aufgefallen, außer in der Begegnung mit anderen Menschen“, erzählt Ronja Forcher, die seit ihrem neunten Lebensjahr die Rolle der „Lilli Gruber“ in der beliebten Fernseh-Serie „Der Bergdoktor“ verkörpert. „Meine Eltern haben mir kindgerecht und gut erklärt, was ein Gendefekt ist, und was es bedeutet, wenn im Körper ein kleines Teilchen falsch zusammengebaut wurde.

In den ersten Jahren unseres Lebens waren wir beinahe immer zusammen. Sarah gehörte zu meinem Leben und zu meiner Familie wie die Eltern, Großeltern und mein Kater ,Minos‘. Sie war meine beste Freundin, meine Weggefährtin, meine große Schwester und ein außergewöhnlich kluger Mensch, der zu uns gekommen ist, damit wir ihren kurzen Weg miteinander gehen. Sarah wusste selbst über ihr Schicksal Bescheid. Ihr war klar, dass sie nicht geheilt werden kann. Trotz allem aber war sie ein Kind wie jedes andere, ein Kind, das niemals erwachsen wird. Wir haben aber nie über ihre Krankheit gesprochen. Kinder haben die wunderbare Fähigkeit, im Moment zu leben. Diesen Zauber der Kindheit wünsche ich mir als Erwachsene wieder.“

Sarah fühlt sich ganz nah an

Mit etwa zwölf Jahren hat ihre Freundin dann die Fähigkeit verloren, selbst zu gehen, da ihr Hüftgelenk zerschlissen war, deshalb hat sie Forcher mit einem Kinderwagen hin- und hergefahren. „Oder ich habe sie getragen, ihr Körper war klein und leicht, und zu dieser Zeit war ich schon um einiges größer als sie.“

Am 21. Juli 2008 ist Sarah an einem Herzinfarkt gestorben. „Obwohl wir spürten, dass die Zeit des Abschieds näherrückt und unsere Umarmungen immer heftiger wurden, kam die Nachricht dann doch überraschend. Das Sterben Sarahs ist wie ein Neuanfang für mein eigenes Leben.

Ab diesem Zeitpunkt war für mich alles anders. Sarah fühlt sich für mich ganz nah an, noch näher als in der Zeit, die ich mit ihr verbringen durfte“, sagt die 28jährige, die seit August 2022 mit dem gleichaltrigen Schauspieler Felix Briegel verheiratet ist.

„Ebenso wie mein Mann hatte ich das Glück, in einer wundervollen Familie aufzuwachsen und eine glückliche Kindheit verbringen zu dürfen.“ Selber eine Familie zu haben, ist für beide nicht ausgeschlossen. „Wir nehmen die Dinge so, wie sie kommen.“ wieser


Lesungen aus dem Buch:

Mittwoch
, 5. März, 19.30 Uhr in der Buchhandlung Tyrolia, Innsbruck

Donnerstag, 6. März, Benefiz-Lesung für den Verein „RollOn
Austria – Wir sind behindert“, Biohotel Stanglwirt, Going (Tirol)

Freitag, 7. März, Thalia, Mariahilfer Straße, 1060 Wien.
Weitere Inhalte dieser Ausgabe:
Ihre Meinung
Ihre Meinung ist uns wichtig.

Schreiben Sie Ihren Kommentar zu diesem Artikel, den wir dann prüfen und veröffentlichen werden.
Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu verfassen.
Werbung