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Ausgabe Nr. 10/2025 vom 04.03.2025, Fotos: zvg.
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Valentin Hampejs, 84
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Nach dem Medizinstudium reiste Hampejs nach Südamerika.
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Der Arzt Valentin Hampejs ist im Dschungel als Schamane tätig.
Die Seelen-Reise des Schamanen
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Vor Kurzem sorgte der Fall einer selbsternannten Schamanin für Aufregung. Die Frau hatte Geld und Schmuck in Millionenhöhe von Menschen ergaunert, die sich im Gegenzug Gesundheit und Seelenfrieden erhofften. Der heimische Allgemeinmediziner und Psychiater Valentin Hampejs beschäftigt sich seit 40 Jahren mit Schamanismus und weiß, was sich dahinter verbirgt.
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Eigentlich lebt Valentin Hampejs, 84, in Südamerika, seine Heimat ist aber unser Land, wo er sich derzeit in Wien wegen einer Augenoperation aufhält. „Ich habe größeres Vertrauen in die europäischen Augenärzte als in jene in Südamerika.“ Dennoch ging dem gebürtigen Wiener die westliche Medizin irgendwann einmal nicht mehr weit genug. Hampejs, der im Jahr 1968 sein Medizinstudium in Wien abschloss und danach zehn Jahre an heimischen und deutschen Spitälern eine Fachausbildung absolvierte, wurde in dieser Zeit klar, dass er mit den in unserem Land zur Verfügung stehenden Heilungsmethoden an seine Grenzen stieß.

Im Schamanismus Antworten finden

„Als Neurologe und Psychiater musste ich feststellen, dass es keine schulmedizinische Lösung für Krankheiten wie die Depression oder Suchtkrankheiten gibt. Deshalb wollte ich im Schamanismus Antworten finden.“

Doch anders als jene 44jährige Niederösterreicherin, die vor Kurzem in die Schlagzeilen geriet, weil sie vorgab, übernatürliche Kräfte zu besitzen und ihren Opfern auf betrügerische Weise Geld und Sachwerte in Millionenhöhe entlockt hat, wollte der junge Arzt der Sache auf den Grund gehen.

Nach der selbsternannten Schamanin wird mittlerweile per internationalem Haftbefehl gefahndet. Hampejs dagegen begann sich in den 1970er Jahren zu informieren und stieß dabei auf die Namen führender Schamanen aus Südamerika.

Er unternahm zunächst Forschungsreisen nach Mexiko und wurde im Jahr 1978 schließlich von vier indianischen Meistern in den tropischen Regenwäldern des Ucayali-Flusses in Peru in die Geheimnisse „Heiliger Kraftpflanzen“ des südamerikanischen Schamanismus eingeweiht. Das dort erworbene Wissen wendete er in seiner neuro-psychiatrischen Praxis in Mödling (NÖ) an, ehe er sich ab den 1990er Jahren in Ländern wie Peru und Ecuador niederließ. Heute kann Hampejs auf eine fast 40jährige schamanistische Praxis verweisen. Dass es viele Scharlatane gibt, ist ihm bewusst.

Etwa die Hälfte sind Scharlatane

„Auch in Südamerika sind 50 Prozent der praktizierenden Menschen Scharlatane und es gibt Betrüger. Wie die Dame, die in Niederösterreich ihr Unwesen getrieben hat.“ Denn der Schamanismus hat nichts mit der Vorhersage der Zukunft zu tun, er ist eine energetische Medizin.

Den Hausverstand zu benutzen, hilft allerdings, den richtigen Weg zu finden. Das setzt voraus, die Herkunft und Ausbildung von Menschen zu hinterfragen, die schamanische Dienste anbieten.

Hellhörig sollten Kunden zum Beispiel bei Zertifikaten von Schamanismus-Akademien werden. „Um schamanistische Medizin erfahren und lernen zu können, ist es nötig, zu den Lehrern zu gehen, die in ihrem Kulturkreis damit aufgewachsen sind. In einer Akademie in unserem Land geht das nicht.“ Schon allein deshalb, weil im Schamanismus Kraftpflanzen wie der San-Pedro-Kaktus eine Rolle spielen, die bei uns unter das Suchtmittelgesetz fallen und verboten sind.

Damit heilt Hampejs aber seit vielen Jahren endogene Depressionen. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht durch ein äußeres Ereignis wie einen Todesfall entstehen, sondern unsichtbare Auslöser haben.

Drei Wochen oder sieben Rituale, die jeweils mehrere Stunden dauern, benötigt er zur Beseitigung der Beschwerden, die „mit Sicherheit erfolgt“. Kostenpunkt: 300 Euro pro Behandlung. San Pedro, das als sinneserweiternd gilt, wird dabei als Katalysator genutzt, um das Bewusstsein mit dem Unterbewusstsein zu verbinden.

„Die Pflanzen ermöglichen die Gleichzeitigkeit beider Zustände und du kriegst eine Vorstellung davon, was mit dir los ist.“ Das wird schamanische Bewusstseinsekstase genannt, „wobei Ekstase nichts anderes bedeutet, als außerhalb der normalen Wahrnehmungsmöglichkeit zu stehen“, sagt der Arzt, für den Depressionen ein Lebendigkeits- und Vitalitätsdefizit sind.

Jeden dritten Tag ein Ritual

„Depressive Menschen kennen den Grund dafür nicht. Deshalb gehen sie zum Psychiater, der ihnen ein Antidepressivum verschreibt. Die Freude am Leben kehrt dadurch aber nicht zurück, sondern das Unbehagen wird unter den Teppich gekehrt.“ Das sei eine Symptom-, aber keine Ursachenbekämpfung, erklärt der Wiener Arzt. Mit der Wirkkraft des San-Pedro-Kaktus sei das anders.

„Das ist ein nächtliches Ritual, dass ich nur jeden dritten Tag ausführen kann, weil es äußerst energieaufwändig ist.“ Mit Betroffenen trifft sich „Don Valentino“, wie Hampejs in Südamerika respektvoll genannt wird, an einem bestimmten Platz, beantwortet alle Fragen und erklärt die Vorgehensweise. Dann wird die sinneserweiternde Medizin in Form eines Getränkes eingenommen und löst verschiedene innere Bewusstseinszustände aus.

„Ich selbst nehme die Medizin auch ein, um diesen besonderen Zustand mit den Teilnehmern zu teilen. Wir machen dann eine Reise, wo wir das, was uns krank oder unglücklich macht, im Verborgenen aufspüren und aufarbeiten. Wenn man geheilt werden will, muss man den Mist, der sich in der Seele eingenistet hat, wegräumen.

Das Problem ist, dass Schamanismus bei uns keine Tradition hat und nach Vorfällen wie der betrügerischen Schamanin in ein schlechtes Licht gerückt wird.“

Die Voraussetzung für die Durchführung eines schamanischen Rituals sei aber, dass der Hilfesuchende Vertrauen in den Schamanen hat. „Wenn das nicht gegeben ist, sollte er dieses Ritual nicht machen.“ reiter
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