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Ausgabe Nr. 09/2025 vom 25.02.2025, Foto: Felix Plehn
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Rainhard Fendrich
Rainhard Fendrich: „Die Welt ist ernst geworden“
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Die Austropop-Legende Rainhard Fendrich hat doppelten Grund zur Freude. Am 27. Februar wird er 70 Jahre alt und er feiert außerdem sein 45jähriges Bühnen-jubiläum mit neuem Album und Tournee. Zum Gespräch mit der WOCHE-Reporterin Barbara Reiter brachte der Jubilar einen tierischen Begleiter mit.
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Herr Fendrich, Sie sind nicht allein zum Interview gekommen, aber mittlerweile offenbar auf den Hund. Wer ist Ihr Begleiter?

Wir haben zwei Hunde, einen kleinen und einen großen. Der Große sieht gefährlich aus, ist aber eine Seele von einem Tier und wurde von seiner Mutter verstoßen. Damit er nicht alleine ist, haben wir den Kleinen, der mich heute begleitet, aus einer Tiertötungs-Station in Spanien gerettet. Die Hunde werden dort eingefangen und eingeschläfert, wenn sie nicht innerhalb von 14 Tagen abgeholt werden. Also bin ich hingegangen und habe gefragt, welcher der nächste ist. Seither ist „Nummer 34“ bei mir. Er ist ein blitzgescheiter Kerl.

Sie stehen vor dem 70. Geburtstag und feiern heuer 45jähriges Bühnenjubiläum. Wo fangen wir an, wo hören wir auf?

Das ist eine gute Frage.

Sie haben eine ganze Generation geprägt. Die Menschen hören ein Lied von Ihnen und haben Bilder im Kopf. Zum Beispiel vom Jugendzimmer mit einer Fendrich-Langspielplatte am Plattenspieler …

Das freut mich sehr. Ich war immer bestrebt, Lieder zu schreiben, die eine Geschichte erzählen. Geschichten bleiben im Kopf, was ich auch an mir selbst sehe. Wenn ich zum Beispiel „Bridge

over Troubled Water“ von „Simon & Garfunkel“ höre, erinnere ich mich noch an unsere Partys, wo wir unter dem Neonlicht eng getanzt haben. Wenn ich „Let It Be“ von den „Beatles“ höre, kommt mir meine Schulzeit in den Sinn. Kaum hatten die „Beatles“ eine neue Platte, mussten wir sie haben. Bei mir ist das auch mit Gerüchen so. Wenn ich irgendwo am Land in eine Bauernküche komme, denke ich an meine Großmutter. Ich war als Kind viel in der Steiermark, weil wir uns keinen Urlaub am Meer leisten konnten. Das sind alles positive Erinnerungen.

Sie sind ab April auf Jubiläumstour und werden dabei Lieder von den Anfängen bis heute spielen. Wie haben Sie die Auswahl angelegt?

Für meine Lieder gilt: Was nicht modern ist, wird auch nicht unmodern. Bei der Auseinandersetzung mit meinem ganzen Werk kommen mir Lieder unter, wo ich überlegen muss, wie alt ich damals eigentlich war und was ich mir dabei gedacht habe. Im Lied „Auf und Davon“ zum Beispiel geht es um Menschen, die lügen und nur an sich selbst denken. Das sind eigentlich die Gedanken eines 25jährigen, aber das Lied passt noch immer in die Zeit. Ich habe dann im Internet geschaut, was damals gerade in unserem Land los war. Tatsächlich haben wir demonstriert, um die Stopfenreuther Au bei Wien zu bewahren. Das war ein riesiges Biotop, wo sie ein Kraftwerk hinstellen wollten. Man muss halt aufpassen, dass man im Alter seinen Horizont erweitert und nicht diesem Alters-Starrsinn verfällt. Nichts bleibt so, wie es ist.

Wie nahe Vergangenheit und Zukunft beieinanderliegen zeigt Ihr neues Album
„Wimpernschlag“, das Ende Jänner auf den Markt gekommen ist. Ihr Hit „Strada del Sole“ aus dem Jahr 1981 handelt von Jesolo, dieses Mal fahren Sie „Mit dem Nachtzug nach Jesolo“. Italien scheint es Ihnen angetan zu haben …


„Strada del Sole“ ist ein Lied aus meiner Jugend, als wir mit einem Sportkäfer zu fünft oder zu sechst nach Jesolo gefahren sind. Das war einfach der erste Ort am Meer. Wir hatten kein Geld und haben im Zelt übernachtet. Ich habe von meinen Eltern nie Taschengeld gekriegt und schon als Bub Briefe ausgetragen für einen Schilling. Später habe ich für die Post Packerl ausgeliefert und 3.000 Schilling dafür gekriegt. Das hat dann für sechs Wochen Jesolo gereicht. Das war eine unbeschwerte Zeit und Jesolo steht für die Sehnsucht nach der Jugend.

Das klingt beinahe nach „früher war alles besser“. Sind Sie zu ernst geworden?

Nicht ich bin ernst geworden, die Welt ist ernst geworden. Ich höre oft von den Menschen, schreib‘ was Lustiges. Das ist in der heutigen Zeit eine Herausforderung. Mit 25 blödelt man noch, aber heute will ich nicht mehr blödeln. Mir geht es um feinsinnigen Humor wie im Lied „Warteschleife“. Überlegen Sie einmal, Sie wollen ins Theater und weil es regnet, bestellen Sie ein Taxi …

… Aber es kummt ned, kummt ned“ … Das war
ein Kurzausflug zu Joesi Prokopetz …


So weit kommt‘s gar nicht, dass das Taxi ned kummt, da Sie in der Warteschleife hängen. In der Corona-Zeit war es besonders schlimm. „Drücken Sie die Taste eins, ein Mitarbeiter wird sich gleich bei Ihnen melden.“ Stunden später hat sich noch immer nichts getan. Ich schöpfe meinen Humor oft aus dem alltäglichen Wahnsinn. Vielleicht hat eine Firma Humor und verwendet das Lied für ihre Warteschleife.

Sie werden am 27. Februar 70 Jahre alt und sehen hervorragend aus. Was ist Ihr Jugendelixier?

Es geht mir tatsächlich besser, als ich je geglaubt hätte, dass es mir mit 70 Jahren gehen wird. Ich bin irgendwann draufgekommen, dass man auf sich aufpassen muss. Ich habe meine Hunde, mit denen ich jeden Tag bei jedem Wetter spazieren gehe. Man kann sich gar nicht vorstellen, was es für die Gesamtverfassung und die Gelenke bringt, wenn man jeden Tag drei Kilometer geht. Nicht laufen, sondern gehen, bei einem Puls von 110. Das bewirkt etwas. Außerdem habe ich ein Rudergerät und aufgehört, Fleisch zu essen – okay, vorhin habe ich eine Käsekrainer gegessen, aber ich bin Teilzeit-Vegetarier.


Zur Person

Rainhard Fendrich wurde am 27. Februar 1955
in Wien geboren.

Seine Eltern schickten ihn mit zehn Jahren in ein katholisches Internat, wo Fendrich bis zum 17. Lebensjahr blieb.Nach der Matura studierte er Jus, brach ab und wurde Schauspieler. 1981 veröffentlichte er sein erstes Album und feierte mit „Strada del Sole“ seinen Durchbruch.

Fendrich, der mit seiner Lebensgefährtin in Wien lebt, war zwei Mal verheiratet und hat drei Söhne. Seine
Tochter verstarb als Kleinkind. Karten für seine
Jubiläumstour gibt es unter www.fendrich.at/konzerte
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