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Ausgabe Nr. 08/2025 vom 18.02.2025, Foto: Paul Schirnhofer
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Roland Kaiser, 72
Roland Kaiser:
„Dinge zu Ende zu bringen ist wichtig“
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Er singt und singt. Der Titel des neuen Albums von Roland Kaiser, 72, könnte für ihn Programm sein. Es heißt „Marathon“ und präsentiert sich äußerst vielfältig.
Von der Ballade bis zur fetzigen Polka ist alles dabei. Ein launiges Werk, doch der Sänger zeigt sich auch nachdenklich.
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Herr Kaiser, Ihr neues Album „Marathon“ ist außergewöhnlich vielseitig. Musikalisch und inhaltlich ist es breit gefächert, zuweilen regt es sogar zum Nachdenken an …

Ja, ich habe versucht, so viele unterschiedliche musikalische Richtungen abzubilden wie möglich. Interessant war für mich auch, dass wir ein wichtiges Thema wie „Achtung und Respekt“ nicht auslassen. Dieses Lied ist mir im vergangenen Sommer angeboten worden. Da wusste noch niemand, dass bald darauf die Regierungskoalition in Deutschland scheitern würde. Das Stück ist ein Appell an uns alle, auch an mich, daran zu denken, unsere Gegenüber mit Respekt und mit Anstand zu behandeln.

Sind Sie denn zuversichtlich, dass wir den Weg zu Werten wie Achtung und Respekt zurückfinden?

Ja. Da bin ich mir sicher. Und das gilt auch für unsere Politiker.

Wo Sie es schon ansprechen – Sie sind Sozialdemokrat. Wie intensiv verfolgen Sie das derzeitige politische Geschehen?

Natürlich intensiv. Und ich denke immer wieder, dass sich die Politiker daran erinnern sollten, ihr Gegenüber so zu behandeln, wie sie es wünschen würden, selbst behandelt zu werden. Das würde ja schon reichen.

Sie spielen in der deutschsprachigen Musikwelt seit mehr als fünfzig Jahren eine tragende Rolle. Ist Ihnen im Rückblick eigentlich bewusst, wie Sie es geschafft haben, so lange durchzuhalten?

Alle, die wir in diesem Beruf beginnen, wissen nicht, ob wir einen Sprint hinlegen, einen Mittelstreckenlauf oder eben gar einen Marathon. Die Entscheidung darüber trifft letztendlich das Publikum. Ich bin dankbar und glücklich, dass ich einen Marathon laufen darf. Ich bin ein glücklicher Mensch, dass mir dieser Lauf – bis hierher und hoffentlich noch weiter – von meinem Publikum gewährt wurde.

Sie haben einmal gesagt, Sie wähnen sich ungefähr bei Kilometer dreißig …

Vielleicht auch schon bei 32 (lacht).

Haben Sie Erfahrung mit Ausdauersport?

Ich mache täglich eine Stunde Sport zuhause in Münster (D) in meinem Fitnessraum. Dort trainiere ich am Rudergerät, auf dem Laufband und dem Fahrrad. Auch da muss ich Durchhaltevermögen haben. Und das habe ich, auch generell im Leben. Die Dinge zu Ende zu bringen, das halte ich für eine Tugend, die wichtig ist im Leben.

Zu Ihren Konzerten kommen Achtzehnjährige ebenso wie Achtzigjährige. Was, glauben Sie, fasziniert junge Menschen an Ihnen? Sind es die Lieder, ist es Ihre Persönlichkeit?

Meine Tochter ist 25 Jahre alt. Sie sagte einmal zu mir, dass ihr und ihrer Generation gefällt, dass ich mich nicht anbiedere. Ich stehe nicht mit Jeans und T-Shirt auf der Bühne, sondern selbst bei 35 Grad im Dreiteiler mit Krawatte. Sie meint: „Du verstellst dich nicht. Du bist immer du selbst.“ Es kann gut sein, dass die Menschen das mögen, wenn man, egal, wo man ist, verlässlich erscheint und nicht immer versucht, irgendwelchen Strömungen nachzueifern.

Und trotzdem sollten wir offen sein für Neues …

Ja, natürlich. Nicht zuletzt, wenn jemand Kinder hat, muss er sowieso aufgeschlossen sein für neue Entwicklungen, neue Technologien, neue Formen der Kommunikation. Da müssen wir mitmachen, sonst bleiben wir stehen. Wer nicht mit der Zeit geht, der muss mit der Zeit gehen.

In Ihrem Lied „Länger als gedacht“ lernen sich zwei Menschen kennen. Erst ist es unverbindlich, dann passt es aber doch irgendwie …

Das passiert ja vielen Menschen, dass sie sich kennenlernen und denken, „Na ja, für eine Nacht vielleicht“, und dann stellen sie fest, dass es doch ganz schön ist. Und so entwickelt sich das dann. Eine zutiefst menschliche Situation, wie ich finde.

Ist Ihnen Vergleichbares schon passiert?

Nicht in der Dimension. Bei meiner Frau und mir hat es nach dem Kennenlernen zwar auch etwas gedauert, aber bei uns war mir vom Gefühl her von Anfang an klar, dass ich das gerne aufrechterhalten möchte.

Hat es gleich beim ersten Treffen gefunkt?

Na ja, man lernt nicht jemanden kennen und denkt, mit dieser Person möchte ich die nächsten Jahrzehnte zusammen sein. Das wäre ein ziemlich hohes Maß an Optimismus. Aber es ist umso schöner, wenn es dann so kommt.

In „Liebe darf das“ singen sie: „Dieses Frauenzimmer bringt mich um“ …

Die Liebe existiert ja in den verschiedensten Formen, auch in der verzehrenden, auffressenden und stark verlangenden Form. Offensichtlich hat der Texter dieses Liedes solch eine Situation einmal erlebt.

Das Wort „Frauenzimmer“ klingt aber nach 19. Jahrhundert …

Und trotzdem finde ich es „cool“. In diesem Fall passt es einfach. Das Frauenzimmer in diesem Lied hat dieses Verführerische, dieses absichtlich Verführende.

Sind Sie selbst ein großer Verführer?

Nein.

Sie waren Anfang 2024 mit Ihrer Frau auf viermonatiger Kreuzfahrt rund um die Welt. Wie war die Reise denn eigentlich?

Großartig. Wir haben beide festgestellt, dass wir nicht der Nabel der Welt sind, dass unsere Form zu leben nicht überallhin übertragbar ist, und bei unserer Rückkehr nach Deutschland ist uns klar geworden, dass wir in einem wunderbaren Land leben, auf dem schönsten Kontinent der Welt. Deswegen sollten wir nicht immer alles zerreden, sondern die schönen Dinge unseres Landes und unseres Lebensraumes erkennen und auch wahren und schützen.

Wo fanden Sie es besonders schön?

Hawaii (USA) mochten wir gern. Auch Neuseeland ist schön, und Sydney (Australien) ist eine wunderbare Stadt. Auch Hongkong (China) war spannend, keine Frage. Aber ich würde gerne auch künftig in Deutschland leben.

Sie gehen in diesem Jahr wieder auf Reisen, dieses Mal beruflich. Worauf dürfen sich die Besucher Ihrer Tour freuen?

Wir werden natürlich einige der neuen Lieder spielen. Bei den Arena-Konzerten werden wir eine neue Bühne haben – entworfen und gebaut von derselben Firma, die auch die Bühne für Adele und für die „ABBA“-Show „Voyage“ in London (England) gebaut hat. Das wird wirklich imposant.

Zur Person

Roland Kaiser wurde am 10. Mai 1952 in Berlin (D) geboren und wuchs bei einer Pflegemutter auf. Er machte eine Ausbildung zum Automobilkaufmann.
Seinen musikalischen Durchbruch feierte Kaiser im Jahr 1980 mit dem Lied „Santa Maria“. Zahlreiche weitere Hits folgten. Privat hat der Sänger zwei Scheidungen hinter sich. Er ist seit 1996 in dritter Ehe mit Silvia Keiler glücklich und hat mit ihr eine Tochter und einen Sohn. Das Paar lebt in Münster und hat gerade ein neues Heim bezogen.
Im Zuge seiner Tournee tritt Roland Kaiser am 3. Juni in der Wiener Stadthalle auf.
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