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Ausgabe Nr. 05/2025 vom 28.01.2025, Fotos: Jessie Morgan
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Die "Lambrini Girls", Lilly Macieira und Phoebe Lunny
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Ein junges, ungewöhnliches Duo kommt da auf uns zu. Mit Musik, die Herzrasen verursacht. Bereits im Handel erhältlich.
Lambrini Girls:
„Wir wollen laut sein und Krach machen“
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Sie waren im englischen Nirgendwo und dort, in der Einsamkeit der britischen Insel, haben sie ihr Debüt-Album „Who Let The Dogs Out“ (bereits im Handel) von der Leine gelassen. Es ist ein rockiges Werk der Mittzwanzigerinnen Phoebe Lunny (Gesang/Gitarre, re.) und Lilly Macieira (Bass) aus dem englischen Urlaubsort Brighton. Das sei genau ihr Stil, meinten die beiden, die sich „Lambrini Girls“ nennen, im Gespräch mit dem WOCHE-Reporter Steffen Rüth.
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Es gab lange keine Rockplatte mehr, die so vor Energie strotzt wie Ihr Debut-Album „Who Let The Dogs Out“. Wo kommt diese Kraft her?

Lilly Macieira: Die ist schon da. Wir selbst sind die Energie. Auf den meisten Punk- oder Rockalben gibt es ja wenigstens eine oder zwei langsame Nummern. Bei uns aber, und das haben wir jetzt erst gemerkt, ist das nicht so. Musik zu machen, bedeutet für uns, laut zu sein, Krach zu machen und Spaß zu haben.

Phoebe Lunny: Wir hatten eine gnadenlos großartige Zeit, als wir diese Platte aufgenommen haben. Wir waren total für uns, abgeschieden auf einem Bauernhof im absoluten englischen Niemandsland. Es gab nichts anderes zu tun, als ein Album mit zehn prallen Hits drauf zu schreiben (lacht).

War das Leben ohne Ablenkung nicht hart?

Lunny: Nein, im Gegenteil, wir haben genau das gebraucht. Es hilft sehr, wenn es sonst nichts zu tun gibt und kein Fernseher und keine Bar in der Nähe sind. Wir haben dort im Studio auch geschlafen und konnten immer so lange an einem Lied arbeiten, wie wir wollten.

Stimmt es, dass Sie zwei Mal dort waren, beim ersten Mal allerdings vergessen hatten, Alkohol mitzunehmen?

Macieira: Nein, diese Information ist etwas ungenau (lacht). Wir hatten beide Male welchen dabei, nur in der ersten Rutsche viel zu wenig. Diesen Fehler haben wir nicht wiederholt (lacht). Die zweite Studiophase war definitiv produktiver, auch, weil wir alle Strukturen missachtet und uns ganz dem Chaos an den Hals geworfen haben.

Welche Strukturen?

Lunny: Um neun Uhr aufstehen, frühstücken, laufen, arbeiten und um 19 Uhr zu Abend essen – das war Käse. Beim zweiten Mal hatten wir unsere Lektion gelernt und kamen mit viel Alkohol, „Lambrini“, Zigaretten und Essen ins Studio. Das war ein anderes Arbeiten. Mit viel Feuer unter unseren Hintern.

Der „Lambrini“ ist ein in England äußerst populärer Birnenwein. Nun war ich schon oft dort, habe aber von diesem Getränk noch nie etwas mitbekommen, geschweige denn, es probiert?

Lunny: Lassen Sie es lieber (lacht). Den „Lambrini“ gibt es bei uns in jedem Supermarkt, aber wirklich nirgendwo sonst. Ein Wirtshaus oder eine Bar würde sich nie auf dieses Gesöff einlassen, dafür ist sein Ruf viel zu schlecht. Auch habe ich noch nie eine Flasche „Lambrini“ außerhalb Großbritanniens zu Gesicht bekommen. Wir sprechen hier von einem spottbilligen, etwas asozialen Getränk, das aber ziemlich gut ist. Superviel Zucker ist selbstverständlich auch darin enthalten, das ist sofort nach dem ers-
ten Schluck zu merken.

War der „Lambrini“ Ihre erste Erfahrung mit Alkohol?

Lunny: Ja. Ich war vier Jahre alt, als ich ihn das erste Mal probierte.

Macieira: Ich war älter, denn ich wuchs nicht in England, sondern in Deutschland und Portugal auf. Meine Eltern sind Einwanderer, sie leben in Deutschland. Später zog ich nach Portugal, meine Mutter ist Portugiesin, mein Vater Türke.

In Großbritannien zählen Sie zu den am schnellsten aufstrebenden Bands. Kommen Sie mit der Erwartungshaltung zurecht?

Lunny: Wir haben gar keine Zeit zu verarbeiten, was mit uns passiert. Wir spielen seit vier Jahren zusammen, und die Lernkurve ist die meiste Zeit extrem steil gewesen.

Sie singen – bei allem Witz – auch über ernste Themen wie toxische Männlichkeit und sexuelle Gewalt bei Konzerten …

Lunny: Ja, es ist uns wichtig, diese Themen anzusprechen, Menschen zum Nachdenken zu bewegen und Diskurse anzuregen. Männer machen sich keine Gedanken darüber, dass praktisch bei jedem Konzert Frauen auf eine Weise betatscht werden, die diese als inakzeptabel und geradezu gewalttätig wahrnehmen.
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