Julia Stemberger:
„Das Leben zu feiern ist wichtig“
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Ein Schreiben der Pensionsversicherungsanstalt flatterte ihr kürzlich ins Haus. Doch an den Ruhestand denkt die beliebte Wiener Darstellerin Julia Stemberger nicht. Vielmehr möchte sie ihren 60er ausgiebig feiern und das Leben genießen.
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Frau Stemberger, es ist zehn Uhr vormittags – ist es für einen „Guten Morgen“-Gruß bereits zu spät, weil Sie zu den leidenschaftlichen Frühaufstehern gehören?
Die Frage muss ich anders beantworten – ich bin sicher kein Nachtmensch. Aber in meinem Beruf darf das alles keine Rolle spielen, denn da verschwimmen Tag und Nacht nicht selten miteinander. Wenn es jedoch mein Beruf zulässt und wenn ich kann, wie ich es möchte, dann gehe ich liebend gern vor Mitternacht schlafen. Ich versuche, was den Schlaf betrifft, gesund zu leben, weil ich weiß, dass sich der Körper im Schlaf am besten regeneriert. Erfahrungsgemäß komme ich längerfristig mit sechs Stunden Schlaf pro Tag nicht gut aus.
Viele Menschen klagen über Schlafstörungen. Sind Sie davon verschont geblieben?
Ja, ich schlafe tatsächlich ausgezeichnet. Es gibt Phasen, in denen ich viel, und Phasen, in denen ich weniger träume. Wenn ich wach werde, kann ich mich gut an meine Träume erinnern. Sie regen dazu an, darüber nachzudenken, warum ich einen bestimmten Traum hatte. Ich habe mich eine Zeitlang mit Träumen beschäftigt und finde es faszinierend, dass es Menschen gibt, die ihre Träume dirigieren können und sich bewusst vornehmen, was sie träumen möchten. Ich habe ein paar Mal probiert, mit dem Wunsch einzuschlafen, dass mir ein inspirierender Traum Antwort auf eine Frage geben könnte. Bislang hat das noch nicht so richtig funktioniert (lacht).
Dafür hat sich Ihr Jugendtraum, Schauspielerin zu werden, erfüllt. Denken Sie machmal an die Anfänge Ihrer Karriere?
Grundsätzlich neige ich nicht dazu, etwas Revue passieren zu lassen, ich lebe ziemlich gut im Jetzt. Aufgrund meines Alters wurde ich vor Kurzem allerdings dazu genötigt, mich mit meinem Werdegang zu beschäftigen. Ich bekam Post von der Pensionsversicherung, mit dem Hinweis, meine Unterlagen zu liefern. Abgesehen davon, dass dieses Schreiben wenig mit meinem Innenleben zu tun hat, denn es gibt überhaupt keinen Grund, mein Arbeitspensum zu reduzieren, musste ich mich mit meinem Lebenslauf und meiner Filmografie beschäftigen. Dabei ist mir bewusst geworden, dass ich viel gemacht habe (lacht). Es begann 1984 mit meinem ersten Film („Herzklopfen“) und es folgten vierzig prall gefüllte Berufsjahre. Zudem habe ich eine wunderbare Tochter zur Welt gebracht und sie in ihr Erwachsenenalter begleitet. Mutter zu sein, ist für mich wesentlich. Nie habe ich eine wesentlichere und größere Aufgabe gehabt.
Ihre Tochter, Fanny Altenburger, 24, ist wie Sie Schauspielerin. Holt sie sich Rat und Inspirationen von Ihnen?
Wir tauschen uns auf Augenhöhe aus – ich hoffe, die Fanny sieht das auch so (lächelt). Prinzipiell übe ich mich in Zurückhaltung. Wenn sie mich nicht fragt, versuche ich, meinen Mund zu halten. Ich achte darauf, feine Antennen zu haben und rufe mir in Erinnerung, wie wichtig es für mich war, meinen beruflichen Weg ohne allzu enge elterliche Begleitung zu gehen. Wenn ich zu viel nachfrage, lässt sie mich das spüren. Da bist du jahrelang dafür verantwortlich, dass das Kind gut durchs Leben schippert und dann sollst du das plötzlich ablegen. Mir ist das nicht leicht gefallen, das war aktive Arbeit, was nicht immer ganz ohne Schwierigkeiten verläuft. Das Erwachsenwerden der Kinder ist ein Lernprozess für die Eltern, die sich genauso wie Kinder umstellen und neu „kalibrieren“ müssen.
Am Mittwoch, dem 29. Jänner, werden Sie 60 Jahre alt. Werden Sie feiern?
Ja. Genauso wie ich meinen 50er gefeiert habe, werde ich meinen 60er feiern. Das Leben zu feiern, halte ich prinzipiell für wichtig. Ich nutze mit meinen Lieben jede Gelegenheit, um zu feiern. Sobald sich etwas abzeichnet, dass wir uns über etwas freuen dürfen, wird das gefeiert. Was meinen runden Geburtstag betrifft, soll er ein schönes, intimes und gemütliches Fest werden. Wobei ich ahne, dass es wahrscheinlich einige Überraschungen für mich geben wird.
George Clooney sagte vor drei Jahren anlässlich seines 60ers, dass er sich über seine grauen Haare und die Falten im Gesicht freue. Aus dem Mund einer Kollegin ist so etwas eher selten zu hören …
Das liegt daran, dass die Männer anders betrachtet werden. Ich hatte immer den Eindruck, die Frauen werden älter und die Männer werden interessant. Darüber muss man sich hinwegsetzen. Ich möchte nicht jünger sein. Was ich für mein Leben weiß, was ich für mich herausgefunden und mir erarbeitet habe, das alles konnte ich früher nicht. Für mich ist es großartig, dass der Körper gut funktioniert, ich mich wohl fühle und gleichzeitig einen gelasseneren Blick auf das Leben werfe, kurzum – es ist super.
Haben Sie als „Winterkind“ einen besonderen Bezug zur kalten Jahreszeit?
Eine erstaunliche Frage, zu der mir spontan einfällt, dass ich es gern warm habe. Ich könnte gut in einem Land leben, in dem es nicht so kalt wird. Aber ich empfinde Österreich als großartiges Land, mit all den Schwierigkeiten, die wir haben. Wer viel unterwegs ist, wieder heimkommt und feststellt, in welcher Qualität ein großer Prozentsatz der Bevölkerung leben kann, weiß, dass wir uns glücklich schätzen dürfen. Wir müssen uns aber anstrengen, dass die wunderbare Demokratie lebendig und gesund erhalten bleibt.
Sind Sie gegen Kritik abgehärtet?
Überhaupt nicht. Bei mir ist es, wie meine Lehrerin mir sagte: Von zehn Kritiken, die du bekommst, merkst du dir die eine, und zwar die schlechte. Um mich zu schützen, bin ich in den sozialen Medien nicht vertreten. Es geht mir dadurch einiges durch die Lappen, aber damit lebe ich. Es wäre mir zu hektisch, und die Gefahr, in diesen Welten zu versinken, ist für mich zu groß. Deshalb halte ich mich fern davon und bin entsprechend altmodisch. Mein Leben ist prall gefüllt, daher vermisse ich es nicht, auf Facebook, Instagram und anderen nicht vertreten zu sein.
Zur Person:
Julia Stemberger wurde am 29.1.1965 als Tochter der Schauspielerin Christa Schwertsik und des Tropenmediziners Heinrich Stemberger (gest. 2022) in Wien geboren. Bekannt wurde Julia Stemberger als „Susanne“ im Kinofilm „Herzklopfen“ (1984), zahlreiche Film- und Fernseh-Serien („Madame Bäurin“, „Feine Dame“, „Die Stein“) folgten.
Die Theater- und Filmschauspielerin, die seit einigen Jahren musikalisch begleitete, vor allem humoristische Lesungen darbietet, war von 1997 bis 2008 mit dem Geiger Christian Altenburger verheiratet. Die gemeinsame Tochter Fanny Altenburger, 24, ist ebenfalls Schauspielerin.
Die Frage muss ich anders beantworten – ich bin sicher kein Nachtmensch. Aber in meinem Beruf darf das alles keine Rolle spielen, denn da verschwimmen Tag und Nacht nicht selten miteinander. Wenn es jedoch mein Beruf zulässt und wenn ich kann, wie ich es möchte, dann gehe ich liebend gern vor Mitternacht schlafen. Ich versuche, was den Schlaf betrifft, gesund zu leben, weil ich weiß, dass sich der Körper im Schlaf am besten regeneriert. Erfahrungsgemäß komme ich längerfristig mit sechs Stunden Schlaf pro Tag nicht gut aus.
Viele Menschen klagen über Schlafstörungen. Sind Sie davon verschont geblieben?
Ja, ich schlafe tatsächlich ausgezeichnet. Es gibt Phasen, in denen ich viel, und Phasen, in denen ich weniger träume. Wenn ich wach werde, kann ich mich gut an meine Träume erinnern. Sie regen dazu an, darüber nachzudenken, warum ich einen bestimmten Traum hatte. Ich habe mich eine Zeitlang mit Träumen beschäftigt und finde es faszinierend, dass es Menschen gibt, die ihre Träume dirigieren können und sich bewusst vornehmen, was sie träumen möchten. Ich habe ein paar Mal probiert, mit dem Wunsch einzuschlafen, dass mir ein inspirierender Traum Antwort auf eine Frage geben könnte. Bislang hat das noch nicht so richtig funktioniert (lacht).
Dafür hat sich Ihr Jugendtraum, Schauspielerin zu werden, erfüllt. Denken Sie machmal an die Anfänge Ihrer Karriere?
Grundsätzlich neige ich nicht dazu, etwas Revue passieren zu lassen, ich lebe ziemlich gut im Jetzt. Aufgrund meines Alters wurde ich vor Kurzem allerdings dazu genötigt, mich mit meinem Werdegang zu beschäftigen. Ich bekam Post von der Pensionsversicherung, mit dem Hinweis, meine Unterlagen zu liefern. Abgesehen davon, dass dieses Schreiben wenig mit meinem Innenleben zu tun hat, denn es gibt überhaupt keinen Grund, mein Arbeitspensum zu reduzieren, musste ich mich mit meinem Lebenslauf und meiner Filmografie beschäftigen. Dabei ist mir bewusst geworden, dass ich viel gemacht habe (lacht). Es begann 1984 mit meinem ersten Film („Herzklopfen“) und es folgten vierzig prall gefüllte Berufsjahre. Zudem habe ich eine wunderbare Tochter zur Welt gebracht und sie in ihr Erwachsenenalter begleitet. Mutter zu sein, ist für mich wesentlich. Nie habe ich eine wesentlichere und größere Aufgabe gehabt.
Ihre Tochter, Fanny Altenburger, 24, ist wie Sie Schauspielerin. Holt sie sich Rat und Inspirationen von Ihnen?
Wir tauschen uns auf Augenhöhe aus – ich hoffe, die Fanny sieht das auch so (lächelt). Prinzipiell übe ich mich in Zurückhaltung. Wenn sie mich nicht fragt, versuche ich, meinen Mund zu halten. Ich achte darauf, feine Antennen zu haben und rufe mir in Erinnerung, wie wichtig es für mich war, meinen beruflichen Weg ohne allzu enge elterliche Begleitung zu gehen. Wenn ich zu viel nachfrage, lässt sie mich das spüren. Da bist du jahrelang dafür verantwortlich, dass das Kind gut durchs Leben schippert und dann sollst du das plötzlich ablegen. Mir ist das nicht leicht gefallen, das war aktive Arbeit, was nicht immer ganz ohne Schwierigkeiten verläuft. Das Erwachsenwerden der Kinder ist ein Lernprozess für die Eltern, die sich genauso wie Kinder umstellen und neu „kalibrieren“ müssen.
Am Mittwoch, dem 29. Jänner, werden Sie 60 Jahre alt. Werden Sie feiern?
Ja. Genauso wie ich meinen 50er gefeiert habe, werde ich meinen 60er feiern. Das Leben zu feiern, halte ich prinzipiell für wichtig. Ich nutze mit meinen Lieben jede Gelegenheit, um zu feiern. Sobald sich etwas abzeichnet, dass wir uns über etwas freuen dürfen, wird das gefeiert. Was meinen runden Geburtstag betrifft, soll er ein schönes, intimes und gemütliches Fest werden. Wobei ich ahne, dass es wahrscheinlich einige Überraschungen für mich geben wird.
George Clooney sagte vor drei Jahren anlässlich seines 60ers, dass er sich über seine grauen Haare und die Falten im Gesicht freue. Aus dem Mund einer Kollegin ist so etwas eher selten zu hören …
Das liegt daran, dass die Männer anders betrachtet werden. Ich hatte immer den Eindruck, die Frauen werden älter und die Männer werden interessant. Darüber muss man sich hinwegsetzen. Ich möchte nicht jünger sein. Was ich für mein Leben weiß, was ich für mich herausgefunden und mir erarbeitet habe, das alles konnte ich früher nicht. Für mich ist es großartig, dass der Körper gut funktioniert, ich mich wohl fühle und gleichzeitig einen gelasseneren Blick auf das Leben werfe, kurzum – es ist super.
Haben Sie als „Winterkind“ einen besonderen Bezug zur kalten Jahreszeit?
Eine erstaunliche Frage, zu der mir spontan einfällt, dass ich es gern warm habe. Ich könnte gut in einem Land leben, in dem es nicht so kalt wird. Aber ich empfinde Österreich als großartiges Land, mit all den Schwierigkeiten, die wir haben. Wer viel unterwegs ist, wieder heimkommt und feststellt, in welcher Qualität ein großer Prozentsatz der Bevölkerung leben kann, weiß, dass wir uns glücklich schätzen dürfen. Wir müssen uns aber anstrengen, dass die wunderbare Demokratie lebendig und gesund erhalten bleibt.
Sind Sie gegen Kritik abgehärtet?
Überhaupt nicht. Bei mir ist es, wie meine Lehrerin mir sagte: Von zehn Kritiken, die du bekommst, merkst du dir die eine, und zwar die schlechte. Um mich zu schützen, bin ich in den sozialen Medien nicht vertreten. Es geht mir dadurch einiges durch die Lappen, aber damit lebe ich. Es wäre mir zu hektisch, und die Gefahr, in diesen Welten zu versinken, ist für mich zu groß. Deshalb halte ich mich fern davon und bin entsprechend altmodisch. Mein Leben ist prall gefüllt, daher vermisse ich es nicht, auf Facebook, Instagram und anderen nicht vertreten zu sein.
Zur Person:
Julia Stemberger wurde am 29.1.1965 als Tochter der Schauspielerin Christa Schwertsik und des Tropenmediziners Heinrich Stemberger (gest. 2022) in Wien geboren. Bekannt wurde Julia Stemberger als „Susanne“ im Kinofilm „Herzklopfen“ (1984), zahlreiche Film- und Fernseh-Serien („Madame Bäurin“, „Feine Dame“, „Die Stein“) folgten.
Die Theater- und Filmschauspielerin, die seit einigen Jahren musikalisch begleitete, vor allem humoristische Lesungen darbietet, war von 1997 bis 2008 mit dem Geiger Christian Altenburger verheiratet. Die gemeinsame Tochter Fanny Altenburger, 24, ist ebenfalls Schauspielerin.
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