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Ausgabe Nr. 03/2025 vom 14.01.2025, Fotos: ZEPPELZAUER, HANS KLAUS TECHT / APA / picturedesk.com, ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com, zvg
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Norbert Hofer, 53
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SPÖ-Landeshauptmann Hans Peter Doskozil.
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Norbert Hofer und Herbert Kickl (li.).
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Norbert Hofer mit Huhn „Pipi“.
Norbert Hofer:
„Wir müssen nicht alles verstaatlichen“
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Norbert Hofer, 53, will die Alleinherrschaft der SPÖ im Burgenland beenden. Er wäre fast als FPÖ-Bundespräsident in die Hofburg eingezogen, war Verkehrsminister und Dritter Nationalsratspräsident. Als FPÖ-Chef musste er Herbert Kickl Platz machen. Jetzt will Norbert Hofer im Burgenland bleiben, egal wie die Landtagswahl am 19. Jänner ausgeht.
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Herr Hofer, Sie plakatieren „Dein Herz sagt Hofer“. Warum sollte ein Burgenländer Ihnen das Herz schenken? SPÖ-Landeshauptmann Doskozil sorgt gut für seine Schäfchen – mit dem Netto-Mindestlohn von 2.000 Euro, der Anstellung für pflegende Angehörige, dem Öffi-Ausbau?

Es ist nicht alles eitel Wonne im Burgenland, vor allem nicht bei der Gesundheit und Pflege. Wir haben ein neues, tolles Spital in Oberwart, wir werden auch eines in Gols bekommen. Aber uns fehlt das Personal im Gesundheitsbereich. Sie warten auf eine Hüftoperation im Burgenland eineinhalb Jahre, auf eine Magnetresonanz (MR)-Untersuchung warten Sie Monate. Wenn Sie an Krebs erkranken, warten Sie ebenso Monate, bis die Behandlung beginnt. Kürzlich hat mich ein Herzpatient angesprochen, der trotz Termins sechs Stunden im Krankenhaus gewartet hat.

Das ist österreichweit so. Die Menschen warten überall …

Glauben Sie das? Ich beschäftige mich mit dem Thema seit vielen Jahren und kann Ihnen sagen, dass wir im Burgenland die größten Probleme haben, auch im Vergleich mit anderen Bundesländern. Jetzt will die SPÖ sogar in jeder Gemeinde des Burgenlandes ein Pflegeheim bauen, obwohl wir das Personal nicht haben. Meine Tochter ist Altenpflegerin, sie musste heute ungeplanterweise in den Nachtdienst. Als sie in der Früh nach Hause gekommen ist, kam schon der Anruf für meine Frau, die auch Altenpflegerin ist, dass sie einspringen muss.

Es ist wohl auch eine Geldfrage?

Es wirkt, als hätten wir einen Goldesel im Keller des Landhauses. Wir haben die höchste Insolvenzrate aller Bundesländer. Wir müssen schauen, dass wir die Betriebe unterstützen und nicht alles verstaatlichen. Wir machen eine Retro-Verstaatlichungspolitik im Land. Wir wollen eine Landesmolkerei gründen, deren Ertrag so groß ist wie jener der Kärntnermilch an einem einzigen Tag. Wir kaufen 200.000 Flaschen Sekt als Wirtschaftshilfe. Aber warum unterstützen wir das eine Unternehmen und die Firma Hauswirth nicht? Warum kaufen wir nicht 200.000 Schokohasen? Das sind die Dinge, die nicht funktionieren.

Würden Sie beim 2.000-Euro-Netto-Mindestlohn bleiben, wenn Sie was zu sagen hätten?

Es gibt beim Netto-Mindestlohn, der mittlerweile 2.300 Euro hoch ist, das Problem, dass sich die Gemeinden das nicht mehr leisten können und beginnen auszulagern. Wenn eine Gemeinde zum Beispiel vier Reinigungskräfte beschäftigt, dann kosten diese vier Personen mit Lohnnebenkosten fast 20.000 Euro im Monat. Was gut gemeint war, führt jetzt dazu, dass manche vielleicht gar keine Arbeit mehr haben. Das ist der eine Punkt.

Was ist der andere?

Wenn Sie mit Pflegekräften im Spital reden, fühlen die sich ungerecht behandelt. Sie machen die Inkontinenzversorgung, verabreichen das Essen, haben Nachtdienste und verdienen kaum mehr als jene Personen, die die Reinigung machen. Das ist auch eine wichtige Aufgabe, aber die gehen um 16 Uhr nach Hause. Man muss sich schon überlegen, wie komme ich zu mehr Gerechtigkeit. Ich will nicht sagen, dass ich den Mindestlohn abschaffe, aber man wird im Laufe der Zeit diese Gehaltspyramide wieder so herstellen müssen, wie sie zu sein hat.

Sollen private Unternehmer beim Mindestlohn nachziehen?

Wenn sie diese Löhne bezahlen, können sie zusperren. Das ist nicht leistbar, und es ist natürlich ungerecht.

Glauben Sie, dass die momentane Situation in der Bundespolitik Ihnen hilft oder schadet? Proteststimmen fallen für Sie möglicherweise weg?

Ich mache keinen Protest-Wahlkampf, sondern ich sage, was ich im Burgenland umsetzen will, und nicht, was alles fürchterlich ist, ohne Lösungen aufzuzeigen. Da mache ich mir keine Sorgen.

Sie bleiben auf jeden Fall im Burgenland?

Ich habe das versprochen. Ich habe gesagt, wenn ich ins Burgenland gehe, dann bleibe ich.

Wäre der nächste Hofburg-Wahlkampf für Sie interessant?

Das wird sich schwer ausgehen. Die Legislaturperiode im Burgenland dauert fünf Jahre und die nächste Bundespräsidenten-Wahl wird vorher stattfinden.

Die übernächste wäre möglich?

Ja, aber das ist lang hin. Ich werde mich jedenfalls nicht so wie mein damaliger Mitstreiter Alexander Van der Bellen im Alter von mehr als 80 Jahren in der Politik befinden, sondern mich mit den Enkelkindern beschäftigen.

Blau-Schwarz ist auch im Burgenland im Gespräch. Von der ÖVP hieß es immer, die FPÖ in den Ländern sei ja nicht die Kickl-FPÖ. Ist die Hofer-FPÖ im Burgenland die Kickl-FPÖ?

Die ÖVP will ja jetzt auf Bundesebene eine Koalition mit der FPÖ. Es gibt nur eine FPÖ. Ich bin gemeinsam mit Andreas Mölzer auch für das Parteiprogramm verantwortlich gewesen.

Wie ist jetzt Ihr Verhältnis zu Herbert Kickl?

Sehr gut. Natürlich ist es so, dass es in der Phase der Übergabe nicht ganz einfach ist. Wenn eine Firma in der Familie übergeben wird, wird das auch immer von der Frage überschattet: „Wie führst jetzt du diesen Bereich?“ Aber wir haben das sehr schnell auf eine gute Linie gebracht.

Ist Ihr Verhältnis freundschaftlich oder eher kollegial?

Es ist eine sehr partnerschaftliche, faire Beziehung. Ich bin beim Begriff Freundschaft immer ein bisschen vorsichtig. Ich glaube, dass ein Mensch im Leben nicht mehr als drei echte Freunde hat. Das soll man nicht auf den Beruf umlegen.

Gibt es Blau-Schwarz im Burgenland, wenn es sich ausgeht?

Das kann ich nicht bestätigen, es ist völlig offen. Früher gab es das Proporzsystem, in dem jede Partei automatisch nach der Stärke vertreten war. Aber wir haben beibehalten, dass die stärkste Partei zu Regierungsverhandlungen einlädt. Ob man dann zusammenkommt, hängt vom Programm ab. Es kann genauso sein, dass die SPÖ mit den Grünen eine Koalition macht.

Glauben Sie, dass Sie die absolute Mehrheit von Hans Peter Doskozil brechen werden?

Ja.

Bei der Bundespräsidenten-Wahl 2016 haben Sie angekündigt, wenn Sie verlieren, legen Sie sich Hühner zu. Jetzt haben Sie das Hendl „Pipi“, einen Hund und eine Katze. Wenn es nicht so läuft, wie Sie gern hätten, kommt dann noch ein Tier in den Haushalt?

Ich hatte drei Hühner, zwei sind schon gestorben. Nein, ich werde mir keine weiteren Tiere anschaffen.
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