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Ausgabe Nr. 02/2025 vom 07.01.2025, Fotos: Red Bull Content Pool/Mirja Geh, ÖRV/Ulrich Wilhelm
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Hannah Prock, 24, wird für ihren guten Start vom Cousin trainiert.
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Hannah Prock und ihr erfolgreicher Vater Markus.
Rodlerin Hannah Procks: „Nach dem Sturz ist immer die Angst mitgefahren“
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Ihr Vater Markus Prock, 60, ist erfolgreichster heimischer Rodler, ihr Cousin Gregor Schlierenzauer, 34, eine Schisprung-Legende. Die Rodlerin Hannah Prock, 24, spricht im Interview mit dem WOCHE-Reporter Wolfgang Kreuziger über Familiendruck und Verletzungspech.
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Seit mehr als zwei Jahren rast unser rot-weiß-rotes Kunstbahnrodelteam im Erfolgsmodus talwärts. Dank der Hilfe der deutschen Rodel-Legende und des jetzigen Verbandstrainers Georg „Schorsch“ Hackl, 58, wurde die WM 2024 in Altenberg (D) mit neun Medaillen noch vor den sieggewohnten Deutschen abgeschlossen, allen voran die Einzel-Gewinnerin Lisa Schulte, 24. Heuer scheint es mit einem zuletzt historischen Vierfacherfolg in Oberhof (D) in gleicher Tonart weiterzugehen, während die einstige Junioren-Vizeweltmeisterin und Olympia-Fünfte von 2022 Hannah Prock, 24, nach Verletzungen auf einem beinharten Weg zurück an die Spitze ist.

Frau Prock, was sagen Sie zu den beeindruckenden Erfolgen ihrer Kolleginnen und Kollegen?

Ihr Höhenflug ist enorm. Ich freue mich fürs ganze Team, es ist wunderbar, was sie leisten und auch dass so ein guter Nachwuchs von hinten dazustößt.

Ist es nicht schmerzhaft, den anderen beim Gewinnen zusehen zu müssen? Sie waren als Olympia-Fünfte 2022 gut unterwegs, als die Rückschläge kamen …

Doch, es nimmt einen schon psychisch mit, nicht dabei und Teil dieses Teams sein zu dürfen. Ich mache mir aber andererseits auch keine Sorgen, dass ich nicht wieder den Anschluss finde, denn ich kenne meine Stärken und kann in der Bahn durch mein gutes Gefühl auch Top-Athletinnen wieder nahekommen.

Sie sind mit rund 65 Kilo ein Leichtgewicht unter den Rodlerinnen. Gut oder schlecht?

In unserem Metier ist es ein Tempovorteil, mehr Gewicht zu haben, leichte Damen wie ich haben allerdings die Möglichkeit, fehlendes Gewicht bis 75 Kilo mit Bleiwesten auszugleichen, was ich auch tue. Dann stellt sich andererseits die Frage, ob ich mir durch die Bleiweste nicht wieder einen Startnachteil verschaffe.

Ihre Verletzungs-Odyssee scheint zu Ende zu sein. Wie schlimm waren die vergangenen Jahre?

Es war eine harte Zeit mit eineinhalb Jahren Schmerzen, die immer wieder kamen und gingen. Ich habe sie leider ein paar Mal ignoriert und in die Beschwerden hineintrainiert, das war dumm von mir und hat das Leiden verlängert. Das ist halt so ein Sportlerding, du glaubst, du stehst da drüber, aber du tust es nicht.

Im Jahr 2019 sind Sie in Altenberg schwer gestürzt, war das der Anfang allen Übels?

Ich denke ja, damals erlitt ich einen Steißbeinbruch und in Folge eine Verschiebung des Kreuzbeines, das über Jahre auf die Muskulatur drückte. Wir haben ewig nach den Gründen für die Schmerzen gesucht und wissen nicht einmal heute sicher, was sie auslöste.

Was hat sich da im Kopf abgespielt?

In der ersten Zeit nach dem Sturz ist bei mir immer die Angst mitgefahren, wir sausen ja mit 130 km/h den Eiskanal hinunter. Erst eine Psychologin hat mir diese wieder genommen und zu einer neuen Lockerheit verholfen, denn wer ängstlich ist, hat definitiv den falschen Sport gewählt.

Ihr Vater Markus ist Fünffach-Weltmeister im Rodeln und Ihr Cousin eine Schisprung-Legende – war von Anfang an klar, dass Sie Sportlerin werden?

Ja, ich habe mit neun Jahren begonnen zu rodeln, meine Schwester Nina war auch immer dabei, außerdem ist mein zweiter Cousin Lukas Schlierenzauer als Starttrainer bei den Rodlern tätig. So bin ich früh in dieses Fahrwasser gekommen, hatte aber auch schnell das Ziel, als eigenständige Athletin wahrgenommen zu werden. Ich wollte die Hannah sein und nicht nur die Prock-Tochter.

Der Druck eines weltbekannten Familiennamens?

Ja, obwohl mein Papa immer betont hat, dass ich nicht wegen ihm rodeln soll. Und auch Gregor Schlierenzauer, der ja auch mein Firmpate ist, hat mir ins Gewissen geredet, den Druck herauszunehmen, und mir vor Augen gehalten, wie klein der Leistungssport-Anteil im Leben ist.

Seither haben Sie Ihre sportlichen Ziele heruntergeschraubt?

Mein erstes Ziel war, im Alltag wieder schmerzfrei zu sein. Langfristig hat sich aber nichts daran verändert, dass eine Olympiamedaille mein großer Traum ist.
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