Max Müller: „Wir brauchen das Mystische“
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Als Polizist „Michi Mohr“ ermittelt er seit mehr als 20 Jahren bei den „Rosenheim-Cops“. Nun hat Max Müller, 59, eine Hörbuch-Version von Wilhelm Hauffs Märchenklassiker „Das kalte Herz“ klangvoll in Szene gesetzt. Und als „Sagenjäger“
ist der Kärntner ebenfalls unterwegs, wie er der WOCHE-Reporterin Martina Wieser verraten hat.
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Herr Müller, warum liegt Ihnen das schaurig-romantische Hauff-Märchen „Das Kalte Herz“ so am Herzen?
Bereits vor zehn Jahren habe ich gemeinsam mit der Harfenistin Elisabeth Daxer eine Bühnenversion von Wilhelm Hauffs Märchenklassiker erarbeitet. Nun wollte ich mein Lieblingsmärchen als Hörbuch herausbringen. Die Geschichte vom „Kohlenmunk-Peter“, der für Geld, Erfolg und Macht sein Herz verkauft und stattdessen einen kalten Stein in seiner Brust beherbergt, begleitet mich von Kindesbeinen an. Ich habe das Märchen über eine Langspielplatte, die ich mit sechs Jahren bekam und noch immer besitze, kennengelernt. Jetzt, im fortgeschrittenen Bubenalter (lacht) freue ich mich unbändig darüber, dieses großartige Märchen selbst zu erzählen, begleitet von lautmalerischer Musik und zauberhaften Volksweisen, die Elisabeth Daxer auf ihrer Harfe erklingen lässt.
Können Sie sich noch erinnern, wie Sie die Figuren, den „Kohlenmunk-Peter“, das „Glasmännlein“ und den „Holländer-Michl“ als Kind wahrgenommen haben?
Die starken Persönlichkeiten im Märchen konnte ich mir schon als Kind gut vor Augen führen. Das Glasmännlein symbolisiert das Gute, der Holländer-Michl das Böse, wobei das Glasmännlein nicht nur lieb, sondern auch streng ist. Und der Holländer-Michl ist nicht nur das Monster, sondern hat auch etwas Charmantes und Verführerisches. Die Botschaft, dass im Leben nicht alles nur Schwarz und Weiß, sondern durchaus vielschichtig ist, wird uns damit vor Augen geführt.
Gibt es auch ein Märchen der Gebrüder Grimm, das Sie bis heute prägt?
„Der Wolf und die sieben Geißlein“ begeistern mich bis heute, ich habe davon mindestens zehn unterschiedliche Hörspiele. Zum einen, weil ich finde, dass Ziegen hübsch, lustig und intelligent sind, und zum anderen, weil es mich fasziniert, wie unterschiedlich die Rolle des Wolfes gesprochen und akzentuiert wird. Dazu kommt, dass ich ein wohlbehütetes, verwöhntes Einzelkind bin, vielleicht schlummerte auch der Wunsch nach einem Kollektiv, die Sehnsucht nach vielen Geschwistern in mir.
Es wird immer wieder darüber diskutiert, ob die klassischen Märchen Kindern zumutbar seien. Wie sehen Sie das?
Bei diesem Thema scheiden sich die Geister. In der Tiefenpsychologie heißt es, dass Kinder Märchen brauchen. Kinder empfinden anders als Erwachsene. Bei „Hänsel und Gretel“ etwa ist die böse Hexe schlussendlich tot und weg ist sie – so klar ist das. Für die Kinder ist das nicht so schlimm, wie wir Erwachsenen uns dies in unserer differenzierten Seele zurechtbasteln. Ich bin auf diesem Gebiet kein Experte, kann nur aus meiner Sicht bestätigen, dass es für mich als Kind immer wieder ein Fest war, meinen Schallplatten mit Märchen zu lauschen.
Dass Sie auch als „Sagenjäger“ verborgenen Geschichten im ORF auf der Spur sind, kommt wohl nicht von ungefähr. Das Zuschauer-Interesse ist beachtlich. Woran liegt das?
Ich stelle immer wieder fest, dass das Bedürfnis nach Mystik, also nach dem Unerklärlichen und Geheimnisvollen, erstaunlich groß ist. Vermutlich liegt das daran, dass sich unser Alltag vorwiegend an messbaren Parametern orientiert, ganz nach dem Motto „was‘ wiegt, das hat‘s“. Bodenständig zu sein, halte ich für wichtig, dennoch brauchen wir das Mystische, das Tiefgründige. Und dazu gehören Märchen und Sagen, bei denen wir unsere Gedanken fliegen lassen können, damit wir seelisch nicht verhungern.
Als „Sagenjäger“ sind Sie am Sonntag (12.1., ORF2, 17.55 Uhr) ein weiteres Mal unterwegs. Dieses Mal im Bundesland Tirol. Wohin führt Sie die „Jagd“?
Ich begebe mich auf die Suche nach Beweisen für eine Siedlung am Fuße des Drachensees im Tiroler Zugspitzengebiet. Dort werde ich von den Ortskundigen und von Hobby-Historikern mit widersprüchlichen Aussagen konfrontiert, die ich als „Sagenjäger“ zunächst sorgfältig überprüfen muss. Von einem Fluch, der das Dorf versinken ließ, ist die Rede, und von einem Drachen, der Unvorsichtige in die Tiefe des Gebirgssees zieht. Im Drachensee sollen auch angebliche Monsterfische ihr Unwesen treiben. Es ist nötig zu wissen, dass Sagen im Vergleich zu Märchen definitiv nüchterner und überaus moralisch sind. Wenn die Menschen nicht das tun, was der Gemeinschaft zuträglich ist, werden sie bestraft. Märchen hingegen machen Hoffnung und geben Mut, dass das Böse überwunden werden kann.
Weniger bekannt ist, dass Sie regelmäßig als Bariton auftreten. Wo sind Sie in diesem Jahr zu erleben?
Ich freue mich, dass ich seit nunmehr zwölf Jahren meinen Max-Müller-Zyklus im Wiener Musikverein absolvieren kann. Das bedeutet, dass ich auch in diesem Jahr wieder zwanzig bis dreißig Konzerte geben werde. Das ist eine völlig andere Welt zu jener der „Rosenheim-Cops“, die mir gut tut. Denn beides – Spielen und Singen – ist mein Leben.
Bei den „Rosenheim-Cops“ sind Sie ein Dauerbrenner und verkörpern seit mehr als 20 Jahren den Polizisten „Michi Mohr“, mittlerweile Polizeihauptmeister. Haben Sie noch nicht genug?
Für mich ist der „Michi Mohr“ so etwas wie das berufliche Geschenk meines Lebens. Wir haben bislang 587 Folgen gedreht und die Einschaltquoten sind immer noch großartig. Dennoch wird jedes Jahr erst Mitte Jänner bekanntgegeben, ob ab März weitergedreht wird. Na dann, schau‘ ma halt einmal (lacht).
Zur Person
Max Müller wurde am 12. März 1965 in Klagenfurt am Wörthersee geboren. Er studierte Schauspiel und Gesang an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Wien und war von 1993 bis 2000 Ensemblemitglied am Theater in der Josefstadt.
Sein Operndebüt gab er im Jahr 2002 in der Titelrolle der Kirchenoper „Franziskus“ beim Kulturfestival „Carinthischer Sommer“, das in Ossiach gegründet wurde. Seit dem Jahr 2002 ist Müller, der in Wien-Neubau lebt, als „blöder Polizist“ „Michi Mohr“ in der ZDF-Serie „Die Rosenheim-Cops“ zu sehen.
Bereits vor zehn Jahren habe ich gemeinsam mit der Harfenistin Elisabeth Daxer eine Bühnenversion von Wilhelm Hauffs Märchenklassiker erarbeitet. Nun wollte ich mein Lieblingsmärchen als Hörbuch herausbringen. Die Geschichte vom „Kohlenmunk-Peter“, der für Geld, Erfolg und Macht sein Herz verkauft und stattdessen einen kalten Stein in seiner Brust beherbergt, begleitet mich von Kindesbeinen an. Ich habe das Märchen über eine Langspielplatte, die ich mit sechs Jahren bekam und noch immer besitze, kennengelernt. Jetzt, im fortgeschrittenen Bubenalter (lacht) freue ich mich unbändig darüber, dieses großartige Märchen selbst zu erzählen, begleitet von lautmalerischer Musik und zauberhaften Volksweisen, die Elisabeth Daxer auf ihrer Harfe erklingen lässt.
Können Sie sich noch erinnern, wie Sie die Figuren, den „Kohlenmunk-Peter“, das „Glasmännlein“ und den „Holländer-Michl“ als Kind wahrgenommen haben?
Die starken Persönlichkeiten im Märchen konnte ich mir schon als Kind gut vor Augen führen. Das Glasmännlein symbolisiert das Gute, der Holländer-Michl das Böse, wobei das Glasmännlein nicht nur lieb, sondern auch streng ist. Und der Holländer-Michl ist nicht nur das Monster, sondern hat auch etwas Charmantes und Verführerisches. Die Botschaft, dass im Leben nicht alles nur Schwarz und Weiß, sondern durchaus vielschichtig ist, wird uns damit vor Augen geführt.
Gibt es auch ein Märchen der Gebrüder Grimm, das Sie bis heute prägt?
„Der Wolf und die sieben Geißlein“ begeistern mich bis heute, ich habe davon mindestens zehn unterschiedliche Hörspiele. Zum einen, weil ich finde, dass Ziegen hübsch, lustig und intelligent sind, und zum anderen, weil es mich fasziniert, wie unterschiedlich die Rolle des Wolfes gesprochen und akzentuiert wird. Dazu kommt, dass ich ein wohlbehütetes, verwöhntes Einzelkind bin, vielleicht schlummerte auch der Wunsch nach einem Kollektiv, die Sehnsucht nach vielen Geschwistern in mir.
Es wird immer wieder darüber diskutiert, ob die klassischen Märchen Kindern zumutbar seien. Wie sehen Sie das?
Bei diesem Thema scheiden sich die Geister. In der Tiefenpsychologie heißt es, dass Kinder Märchen brauchen. Kinder empfinden anders als Erwachsene. Bei „Hänsel und Gretel“ etwa ist die böse Hexe schlussendlich tot und weg ist sie – so klar ist das. Für die Kinder ist das nicht so schlimm, wie wir Erwachsenen uns dies in unserer differenzierten Seele zurechtbasteln. Ich bin auf diesem Gebiet kein Experte, kann nur aus meiner Sicht bestätigen, dass es für mich als Kind immer wieder ein Fest war, meinen Schallplatten mit Märchen zu lauschen.
Dass Sie auch als „Sagenjäger“ verborgenen Geschichten im ORF auf der Spur sind, kommt wohl nicht von ungefähr. Das Zuschauer-Interesse ist beachtlich. Woran liegt das?
Ich stelle immer wieder fest, dass das Bedürfnis nach Mystik, also nach dem Unerklärlichen und Geheimnisvollen, erstaunlich groß ist. Vermutlich liegt das daran, dass sich unser Alltag vorwiegend an messbaren Parametern orientiert, ganz nach dem Motto „was‘ wiegt, das hat‘s“. Bodenständig zu sein, halte ich für wichtig, dennoch brauchen wir das Mystische, das Tiefgründige. Und dazu gehören Märchen und Sagen, bei denen wir unsere Gedanken fliegen lassen können, damit wir seelisch nicht verhungern.
Als „Sagenjäger“ sind Sie am Sonntag (12.1., ORF2, 17.55 Uhr) ein weiteres Mal unterwegs. Dieses Mal im Bundesland Tirol. Wohin führt Sie die „Jagd“?
Ich begebe mich auf die Suche nach Beweisen für eine Siedlung am Fuße des Drachensees im Tiroler Zugspitzengebiet. Dort werde ich von den Ortskundigen und von Hobby-Historikern mit widersprüchlichen Aussagen konfrontiert, die ich als „Sagenjäger“ zunächst sorgfältig überprüfen muss. Von einem Fluch, der das Dorf versinken ließ, ist die Rede, und von einem Drachen, der Unvorsichtige in die Tiefe des Gebirgssees zieht. Im Drachensee sollen auch angebliche Monsterfische ihr Unwesen treiben. Es ist nötig zu wissen, dass Sagen im Vergleich zu Märchen definitiv nüchterner und überaus moralisch sind. Wenn die Menschen nicht das tun, was der Gemeinschaft zuträglich ist, werden sie bestraft. Märchen hingegen machen Hoffnung und geben Mut, dass das Böse überwunden werden kann.
Weniger bekannt ist, dass Sie regelmäßig als Bariton auftreten. Wo sind Sie in diesem Jahr zu erleben?
Ich freue mich, dass ich seit nunmehr zwölf Jahren meinen Max-Müller-Zyklus im Wiener Musikverein absolvieren kann. Das bedeutet, dass ich auch in diesem Jahr wieder zwanzig bis dreißig Konzerte geben werde. Das ist eine völlig andere Welt zu jener der „Rosenheim-Cops“, die mir gut tut. Denn beides – Spielen und Singen – ist mein Leben.
Bei den „Rosenheim-Cops“ sind Sie ein Dauerbrenner und verkörpern seit mehr als 20 Jahren den Polizisten „Michi Mohr“, mittlerweile Polizeihauptmeister. Haben Sie noch nicht genug?
Für mich ist der „Michi Mohr“ so etwas wie das berufliche Geschenk meines Lebens. Wir haben bislang 587 Folgen gedreht und die Einschaltquoten sind immer noch großartig. Dennoch wird jedes Jahr erst Mitte Jänner bekanntgegeben, ob ab März weitergedreht wird. Na dann, schau‘ ma halt einmal (lacht).
Zur Person
Max Müller wurde am 12. März 1965 in Klagenfurt am Wörthersee geboren. Er studierte Schauspiel und Gesang an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Wien und war von 1993 bis 2000 Ensemblemitglied am Theater in der Josefstadt.
Sein Operndebüt gab er im Jahr 2002 in der Titelrolle der Kirchenoper „Franziskus“ beim Kulturfestival „Carinthischer Sommer“, das in Ossiach gegründet wurde. Seit dem Jahr 2002 ist Müller, der in Wien-Neubau lebt, als „blöder Polizist“ „Michi Mohr“ in der ZDF-Serie „Die Rosenheim-Cops“ zu sehen.
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