Anmelden
Abonnieren
Ausgabe Nr. 02/2025 vom 07.01.2025, Fotos: zvg
Artikel-Bild
Im Ötztal kann man in Iglus übernachten.
Artikel-Bild
Das Schneedorf besteht aus einem Hauptiglu mit Bar und mehreren Schlafiglus.
Artikel-Bild
Sandra Brugger und Manfred Hellweger schnitzen im Schnee.
Ein Dorf aus Schnee
Jetzt neu: Hier klicken
und Artikel an Freunde verschenken.
Wer Winterschlaf halten möchte, ist im Ötztal an der richtigen Adresse. Dort kann im Schneedorf in Iglus übernachtet werden. Lagerfeuer, Rodeln und Käsefondue inklusive.
Auf Play drücken
um Artikel vorlesen
zu lassen.
Was von außen nach riesigen Schneehügeln mit abstehenden Spitzen aussieht, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als ein „Eishotel“. Das Schneedorf im Ötztal ist das älteste und erste Igluhotel unseres Landes und begann Ende Dezember mit der neuen Saison. Es liegt inmitten der Lechtaler Alpen, neben den Pisten der Schigebiete Hochötz und Ochsengarten. Insgesamt 13 Schlafiglus, ein Hauptiglu und eine Außenschneebar werden jedes Jahr neu errichtet.

Zehn bis zwölf Personen waren ab Mitte November täglich mit den Bauarbeiten beschäftigt, damit zur Eröffnung am Stefanitag alles rechtzeitig fertig war. „Insgesamt zweieinhalbtausend Arbeitsstunden wurden dabei geleistet“, schätzt der Geschäftsführer und Betreiber Alexander Klaußner. Die warme Wetterlage hatte den finalen Aufbau heuer allerdings verzögert.

„Zum Bauen brauchen wir Kunstschnee. Bei milden Temperaturen können wir aber die Schneekanonen nicht einschalten. Auf Naturschnee können wir nicht mehr setzen, diese Zeiten sind vorbei. Den Klimawandel bekommen wir stark zu spüren, weshalb wir beispielsweise auch auf gläserne Kristalliglus setzen“, so Klaußner. Gebaut wird nicht mit Schneebrocken, sondern mit aufblasbaren Ballons. Der zusammengeschobene Schnee wird auf die Iglus gefräst und verdichtet sich. So entstehen dicke Wände von bis zu 30 Zentimetern, insgesamt werden ungefähr 30.000 Kubikmeter Schnee verarbeitet.

Aufwändige Schnitzereien im Inneren

Begonnen hat alles im Jahr 2007. „Damals kamen in der Schweiz die ersten Schneedörfer auf, wir sind auf den Zug aufgesprungen“, erzählt Klaußner über die Anfangsjahre. Mit der Zeit ist das Schneedorf gewachsen und so auch das Gestaltungskonzept. Im Inneren der Iglus sind mittlerweile faszinierende Schnitzereien und Kunstwerke aus Schnee zu bestaunen.

Dafür verantwortlich ist das Tiroler Pärchen Sandra Brugger und Manfred Hellweger. Beide sind ausgebildete Bildhauer und sorgen für Entzücken bei den Besuchern. Brugger ist über ihren Freund zu der Arbeit gekommen, sie war heuer das zehnte Mal mit dabei. Ein kleines Jubiläum, sagt sie. „Gelernt habe ich die klassische Holzbildhauerei im Lechtal. Aber wer Holz schnitzen kann, kann auch Schnee schnitzen. Das Material ist natürlich viel weicher, das ist je nach Schneequalität eine Herausforderung“, weiß die 38jährige.

Die Künstlerin weiß, „Kunstschnee eignet sich am besten fürs Schnitzen, da er bereits eingefräst wurde. Der Schnee muss hart sein, aber nicht eisig. Bei milden Temperaturen ist der Schnee patzig, da wird‘s dann richtig schwierig.“ In den Pärcheniglus werden romantische Motive gewählt, wie Herzen oder Kaminfeuer. Sogar Heiratsanträge fanden darin schon statt. In den anderen Iglus sind Tiere wie Eisbären oder der Schneeyeti präsent. Je nach Größe der Kunstwerke schaffen die beiden zwei Motive pro Tag. Gearbeitet wird mit Skizzen, Kettensäge, Schnitzeisen und Schleifpapier.

Fingerfertigkeit und Geduld sind gefragt, doch das Endprodukt lässt sich sehen. „Das Schneedorf befindet sich in abgeschiedener Lage und ist auf das Wesentliche reduziert. Für viele ist eine Nacht in einem Iglu eine völlig neue, intensive Erfahrung. Manche erfüllen sich damit sogar einen Kindheitstraum“, berichtet Klaußner.

In den Schlafiglus herrscht, unabhängig von der Außenwetterlage, eine konstante Temperatur um die minus zwei Grad. Die Betten aus Eis sind mit Schaffellen ausgelegt. Für eine Übernachtung im Iglu braucht es nicht viel.

Wichtig ist nur, dass einem warm ist, wenn zu Bett gegangen wird. Die zur Verfügung gestellten Schlafsäcke sind speziell für tiefe Temperaturen ausgelegt und speichern die eigene Körperwärme.

„Beim Schlafen sollte darauf geachtet werden, dass der Schlafsack gut zugezogen ist und keine Wärme verlorengehen kann“, sagt Klaußner. Lediglich der Kopf befindet sich an der frischen Luft, daher unbedingt eine warme Haube einpacken“, empfiehlt der Profi. Generell gilt allerdings, „weniger ist mehr“.

Mit Thermoleggins, Thermosocken, Handschuhen und Haube schlafen zu gehen, ist sicherlich richtig, „allerdings wird einem tatsächlich schnell warm im Schlafsack. Besser nicht übertreiben.“

Das Schneedorf ist durch die direkte Lage an der Piste auch für Tagesgäste und Wintersportler gut zu erreichen. Erst nach Liftschluss kehrt langsam Ruhe ein. Zum abendlichen Programm gehören eine Fackelwanderung durch den Wald, gemeinsame Rodelabfahrten, Schneeschuhwanderungen, gesellige Hüttenspiele und ein Abendessen mit Käsefondue im Hauptiglu. Wer einen sechsstündigen Iglubau-Kurs bucht, bekommt außerdem gezeigt, wie mit dem richtigen Werkzeug Schnee-Bausteine geschlagen werden und ein klassischer Iglu gebaut wird. Eine Altersbeschränkungen gibt es nicht.

„Unser jüngster Gast war drei Monate alt, nach oben hin ist alles offen. Da wir uns auf 2.000 Metern befinden, ist körperliche Gesundheit notwendig“, erwähnt Klaußner vorsichtshalber.

Von der Bergstation Acherkogelbahn ist es ein 20-minütiger Fußmarsch zum Schneedorf. Das Gepäck wird mit Skidoos (Motorschlitten) ins Dorf gebracht. Eine klassische Iglu-Übernachtung ist ab 188 Euro pro Person möglich. Eine Nacht im Kristalliglu ist ab 250 Euro buchbar, für Romantiker gibt es die Kerzenschein-Nacht ab 209 Euro.

Schneedorf in Sautens, Ötztal
Geöffnet von Mittwoch bis Sonntag. Saison bis Ostersonntag.
Telefon: 0676/9123 900
info@schneedorf.com
www.schneedorf.com
Weitere Inhalte dieser Ausgabe:
Ihre Meinung
Ihre Meinung ist uns wichtig.

Schreiben Sie Ihren Kommentar zu diesem Artikel, den wir dann prüfen und veröffentlichen werden.
Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu verfassen.
Werbung