Verena Scheitz:
„Für den ORF war ich nicht mehr frisch genug“
„Für den ORF war ich nicht mehr frisch genug“
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Seit 17 Jahren ist Verena Scheitz, 52, im ORF als Moderatorin tätig. Derzeit ist sie noch beim Servicemagazin „Studio2“ im Vorabendprogramm zu sehen.
Doch nun muss sie gehen, denn die Verantwortlichen wollen das Format „frischer“ machen und jüngere Frauen einsetzen.
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Frau Scheitz, können Sie sich noch an Ihre Anfänge beim ORF erinnern?
Das ist jetzt 17 Jahre her. Angefangen habe ich als Praktikantin bei der Vorabendsendung „Frühling-, Sommer-, Herbst- und Winterzeit“. Irgendwann durfte ich für die von mir verehrte Elisabeth Engstler, die damals moderiert hat, einspringen. Das war eine gute Zeit, denn ich durfte damals noch lernen. Heute ist das aufgrund der wirtschaftlichen Situation oft nicht mehr möglich. Alles muss schnell gehen, was für junge Kollegen sicher eine Herausforderung ist.
Wie wurde Ihnen mitgeteilt, dass Sie 2025 nicht mehr moderieren werden?
Es ist generell so, dass Moderatoren Ein- oder Zwei-Jahres-Verträge bekommen. Wir sitzen dann immer wieder in der Geschäftsführung und sind gespannt, ob wir weitermachen dürfen oder nicht. Das ist aber nicht das erste Mal, dass ich mit dem Ende konfrontiert werde. Nachdem ich bei „Dancing Stars“ teilgenommen habe (das war im Jahr 2016), hieß es auch, ich würde nicht mehr moderieren. Damals habe ich mir gedacht, dann geht‘s halt nicht weiter. Jetzt hat der ORF eben beschlossen, dass mein Vertrag nicht verlängert wird.
Haben Sie nach dem Grund gefragt?
Natürlich hat mich das interessiert. Die Antwort war, dass die Sendung „Studio 2“ frischer werden soll. Das ist legitim und ich bin dankbar, dass ich das machen durfte. Vor allem verneige ich mich vor meinem Team, das es mir ermöglicht hat, in einer Wohlfühlzone zu arbeiten. Das konnte ich dann nach außen transportieren. Das ist eigentlich, was zählt.
Was bedeutet, „wir wollen frischer werden“? Ihre „Studio 2“-Kollegen sind auch nicht mehr 20. Martin Ferdiny ist 58, Norbert Oberhauser 53?
Klar, es ist auffällig, dass gesagt wird, bei den Frauen müssen wir frischer werden und bei den Männern nicht. Da habe ich zugegebenermaßen kurz geschluckt. Aber ich möchte nicht klammern, auch, weil im Moment viele Menschen ihre Arbeit verlieren und gekündigt werden. Ich freue mich für meine Kollegen, wenn es für sie weitergeht. Sie sind gut und haben das über die Jahre bewiesen. Generell könnte die Optik aber ein Diskussionsfeld sein.
Fühlen Sie sich denn nicht mehr frisch?
Ich fühle mich so was von frisch und vor allem so was von gesund. Jetzt geht‘s erst richtig los. Und ich möchte das auch allen Frauen mitgeben, die in irgendeiner Weise das Gefühl haben, dass sie mit 50 Jahren unsichtbar werden oder zu alt für irgendeine Arbeit seien. Wir müssen uns das von niemandem sagen lassen und schon gar nicht von einem Mann. Egal, ob privat oder beruflich. Die Devise lautet, immer einmal mehr aufstehen als hinfallen.
Wenn irgendwo eine Tür zugeht, geht eine andere auf. Haben Sie schon eine Idee?
Ich habe immer einen Plan und durch mein Kabarett und das Theater nie mein zweites Standbein verloren. Auf Jahresverträge wollte ich mich nie verlassen. Abgesehen davon ist Kreativität sowie die Theater- und Kabarett-Szene immer mein zweites Zuhause gewesen. Jetzt im Dezember stehe ich mit „Single Bells“ auf der Bühne, das ist das Theaterstück zum Film. Und dann gibt es noch mein eigenes Programm. Es heißt „Scheitz, der Lack ist ab“. Vielleicht war das ja ein Omen.
Sie hätten auch noch zahlreiche andere Möglichkeiten.
Sie haben Rechtswissenschaften studiert und sprechen sechs Sprachen. Wäre da etwas für Sie dabei?
Alles, was wir im Leben gelernt haben, ist irgendwann einmal nützlich. Sprachen sowieso, weil sie immer eine Tür zu den Menschen öffnen und wir dem Land und der Kultur Respekt zollen können. Gelernt habe ich in der Schule Englisch, Französisch und Deutsch zum Glück auch. Am Konservatorium Italienisch und durch Freunde Norwegisch, Griechisch und ein bisschen Russisch. Jetzt gerade lerne ich mit einer App Spanisch. Herrlich, was es jetzt für Möglichkeiten gibt. Ich kann nur jedem empfehlen, Sprachen zu lernen, das Hirn dankt es einem. Und Rechtswissenschaften ist ein gutes Studium – ich habe mich teilweise durchbeißen müssen, aber im Alltag ist es fast täglich hilfreich. Ich sag‘ nur Behörden oder Verträge.
Sie wohnen mit Ihrem Lebensgefährten im Speckgürtel von Wien. Ist die Natur ein Kraftspender für Sie oder was baut Sie wieder auf?
Ja, es ist alles nicht so hektisch. Ich suche mehr die Natur, die Ruhe und den Ausgleich. Vielleicht ist das auch eine Alterserscheinung – herrlich.
Wird Ihnen das Moderieren fehlen?
Sicher wird es mir abgehen. Auch deshalb, weil mich die Themen vom ersten Tag bis zum letzten immer interessiert haben. Ich muss aber auch sagen, dass die Moderationstätigkeit nicht nur rosige Seiten hat. Wer in der Öffentlichkeit steht, hat immer wieder mit Stalkern zu kämpfen, mit verrückten Menschen, die dich in E-Mails beschimpfen. Das habe ich auch gelernt. Beim Fernsehen darfst du nicht eitel sein.
Wie lange werden Sie noch als Moderatorin im „Studio 2“ zu sehen sein?
Mein Vertrag läuft Ende Dezember aus. Ich glaube, ich habe noch eine Woche. Ich bin dieses Prozedere aus dem Fernsehgeschäft gewöhnt. Ich muss mich immer wieder einmal umorientieren.
Wie wird der heutige Tag noch für Sie ausklingen?
Ich muss jetzt zum Friseur. Ich brauche dringend eine neue Farbe. Die letzte Woche im „Studio 2“ will ich noch schön sein …
Zur Person
Verena Scheitz wurde am 14. Dezember 1971 in Wien geboren. Dort wuchs sie auch auf und legte die Matura ab. Anschließend machte sie eine Schauspiel- sowie Tanzausbildung und das Studium der Rechtswissenschaften folgte.
Mit Ende des Jahres endet auch ihre Zusammenarbeit mit dem ORF. Scheitz wird durch die 42jährige Wienerin Verena Hartlieb ersetzt. Auch das Studio wird erneuert.
Scheitz wird künftig mehr Theater spielen. Sie lebt mit ihrem Partner und sechs Hunden am Stadtrand von Wien. Die Chefin ist die 16 Jahre alte Dackeldame „Brösel“.
Das ist jetzt 17 Jahre her. Angefangen habe ich als Praktikantin bei der Vorabendsendung „Frühling-, Sommer-, Herbst- und Winterzeit“. Irgendwann durfte ich für die von mir verehrte Elisabeth Engstler, die damals moderiert hat, einspringen. Das war eine gute Zeit, denn ich durfte damals noch lernen. Heute ist das aufgrund der wirtschaftlichen Situation oft nicht mehr möglich. Alles muss schnell gehen, was für junge Kollegen sicher eine Herausforderung ist.
Wie wurde Ihnen mitgeteilt, dass Sie 2025 nicht mehr moderieren werden?
Es ist generell so, dass Moderatoren Ein- oder Zwei-Jahres-Verträge bekommen. Wir sitzen dann immer wieder in der Geschäftsführung und sind gespannt, ob wir weitermachen dürfen oder nicht. Das ist aber nicht das erste Mal, dass ich mit dem Ende konfrontiert werde. Nachdem ich bei „Dancing Stars“ teilgenommen habe (das war im Jahr 2016), hieß es auch, ich würde nicht mehr moderieren. Damals habe ich mir gedacht, dann geht‘s halt nicht weiter. Jetzt hat der ORF eben beschlossen, dass mein Vertrag nicht verlängert wird.
Haben Sie nach dem Grund gefragt?
Natürlich hat mich das interessiert. Die Antwort war, dass die Sendung „Studio 2“ frischer werden soll. Das ist legitim und ich bin dankbar, dass ich das machen durfte. Vor allem verneige ich mich vor meinem Team, das es mir ermöglicht hat, in einer Wohlfühlzone zu arbeiten. Das konnte ich dann nach außen transportieren. Das ist eigentlich, was zählt.
Was bedeutet, „wir wollen frischer werden“? Ihre „Studio 2“-Kollegen sind auch nicht mehr 20. Martin Ferdiny ist 58, Norbert Oberhauser 53?
Klar, es ist auffällig, dass gesagt wird, bei den Frauen müssen wir frischer werden und bei den Männern nicht. Da habe ich zugegebenermaßen kurz geschluckt. Aber ich möchte nicht klammern, auch, weil im Moment viele Menschen ihre Arbeit verlieren und gekündigt werden. Ich freue mich für meine Kollegen, wenn es für sie weitergeht. Sie sind gut und haben das über die Jahre bewiesen. Generell könnte die Optik aber ein Diskussionsfeld sein.
Fühlen Sie sich denn nicht mehr frisch?
Ich fühle mich so was von frisch und vor allem so was von gesund. Jetzt geht‘s erst richtig los. Und ich möchte das auch allen Frauen mitgeben, die in irgendeiner Weise das Gefühl haben, dass sie mit 50 Jahren unsichtbar werden oder zu alt für irgendeine Arbeit seien. Wir müssen uns das von niemandem sagen lassen und schon gar nicht von einem Mann. Egal, ob privat oder beruflich. Die Devise lautet, immer einmal mehr aufstehen als hinfallen.
Wenn irgendwo eine Tür zugeht, geht eine andere auf. Haben Sie schon eine Idee?
Ich habe immer einen Plan und durch mein Kabarett und das Theater nie mein zweites Standbein verloren. Auf Jahresverträge wollte ich mich nie verlassen. Abgesehen davon ist Kreativität sowie die Theater- und Kabarett-Szene immer mein zweites Zuhause gewesen. Jetzt im Dezember stehe ich mit „Single Bells“ auf der Bühne, das ist das Theaterstück zum Film. Und dann gibt es noch mein eigenes Programm. Es heißt „Scheitz, der Lack ist ab“. Vielleicht war das ja ein Omen.
Sie hätten auch noch zahlreiche andere Möglichkeiten.
Sie haben Rechtswissenschaften studiert und sprechen sechs Sprachen. Wäre da etwas für Sie dabei?
Alles, was wir im Leben gelernt haben, ist irgendwann einmal nützlich. Sprachen sowieso, weil sie immer eine Tür zu den Menschen öffnen und wir dem Land und der Kultur Respekt zollen können. Gelernt habe ich in der Schule Englisch, Französisch und Deutsch zum Glück auch. Am Konservatorium Italienisch und durch Freunde Norwegisch, Griechisch und ein bisschen Russisch. Jetzt gerade lerne ich mit einer App Spanisch. Herrlich, was es jetzt für Möglichkeiten gibt. Ich kann nur jedem empfehlen, Sprachen zu lernen, das Hirn dankt es einem. Und Rechtswissenschaften ist ein gutes Studium – ich habe mich teilweise durchbeißen müssen, aber im Alltag ist es fast täglich hilfreich. Ich sag‘ nur Behörden oder Verträge.
Sie wohnen mit Ihrem Lebensgefährten im Speckgürtel von Wien. Ist die Natur ein Kraftspender für Sie oder was baut Sie wieder auf?
Ja, es ist alles nicht so hektisch. Ich suche mehr die Natur, die Ruhe und den Ausgleich. Vielleicht ist das auch eine Alterserscheinung – herrlich.
Wird Ihnen das Moderieren fehlen?
Sicher wird es mir abgehen. Auch deshalb, weil mich die Themen vom ersten Tag bis zum letzten immer interessiert haben. Ich muss aber auch sagen, dass die Moderationstätigkeit nicht nur rosige Seiten hat. Wer in der Öffentlichkeit steht, hat immer wieder mit Stalkern zu kämpfen, mit verrückten Menschen, die dich in E-Mails beschimpfen. Das habe ich auch gelernt. Beim Fernsehen darfst du nicht eitel sein.
Wie lange werden Sie noch als Moderatorin im „Studio 2“ zu sehen sein?
Mein Vertrag läuft Ende Dezember aus. Ich glaube, ich habe noch eine Woche. Ich bin dieses Prozedere aus dem Fernsehgeschäft gewöhnt. Ich muss mich immer wieder einmal umorientieren.
Wie wird der heutige Tag noch für Sie ausklingen?
Ich muss jetzt zum Friseur. Ich brauche dringend eine neue Farbe. Die letzte Woche im „Studio 2“ will ich noch schön sein …
Zur Person
Verena Scheitz wurde am 14. Dezember 1971 in Wien geboren. Dort wuchs sie auch auf und legte die Matura ab. Anschließend machte sie eine Schauspiel- sowie Tanzausbildung und das Studium der Rechtswissenschaften folgte.
Mit Ende des Jahres endet auch ihre Zusammenarbeit mit dem ORF. Scheitz wird durch die 42jährige Wienerin Verena Hartlieb ersetzt. Auch das Studio wird erneuert.
Scheitz wird künftig mehr Theater spielen. Sie lebt mit ihrem Partner und sechs Hunden am Stadtrand von Wien. Die Chefin ist die 16 Jahre alte Dackeldame „Brösel“.
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