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Ausgabe Nr. 50/2024 vom 10.12.2024, Fotos: picturedesk.com, instagram
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Als Kandidat gescheitert, unterstützte Kennedy Donald Trump.
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Mit Onkel John F. Kennedy im Weißen Haus.
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Sein Vater Bobby starb 1968 bei einem Attentat.
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Der 70jährige Kennedy (li.) zeigt gern seine Muskeln.
Ein Kennedy für Donald Trump
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Er war heroinsüchtig, gilt als Impfgegner und nannte Trump einen „furchtbaren Präsidenten“. Jetzt will Robert F. Kennedy jr. Gesundheitsminister werden und Amerika dünner machen.
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Als Robert F. Kennedy jr. 14 Jahre alt war, weckte ihn ein Priester nachts im Schlafsaal seines Internats. „Draußen wartet ein Wagen, der dich nach Hause bringen wird.“ Es war der 5. Juni 1968. „Der Gottesmann sagte mir nicht, worum es ging“, erzählte der heute 70jährige Kennedy später.

Er wusste, dass seine Eltern auf einer Vorwahlsieg-Party in Kalifornien waren. Fünf Jahre nach der Ermordung von Präsident John F. Kennedy wollte dessen jüngerer Bruder Robert F. Kennedy für die Demokraten ins Weiße Haus. Zuhause erfuhr Robert junior, dass sein Vater „in Los Angeles angeschossen worden“ sei. „Ich hoffte, dass er okay war. Ich hielt ihn für unzerstörbar.“ Im Spital wurden er und seine Geschwister ans Bett ihres Vaters geführt, wo sich die Familie versammelt hatte.

Der Fluch der Kennedys: Onkel und Vater ermordet

„Papas Kopf war verbunden, sein Gesicht verletzt. Ein Priester hatte schon die letzte Ölung vorgenommen. Ich hielt seine große Hand, betete und sagte ‚Lebewohl‘.“

Nach der Rückkehr ging der Junior ins Büro des Vaters, wo es noch immer nach dessen Duftwasser roch, und betrachtete die Bilder an der Wand. Manche schienen von einem auf seiner Familie lastenden Fluch zu erzählen. Da waren Onkel Joe, ein Marine-Pilot, der im Zweiten Weltkrieg starb, Tante Kathleen („Kick“), die bei einem Flugzeugabsturz umkam, Onkel „Jack“ (JFK), der 1963 in Dallas ermordet wurde. „Ich lag in einem Sessel und weinte eine Stunde lang“, erinnerte sich Robert F. Kennedy jr.

Auch seine jüngeren Brüder David und Michael starben, der Erste durch eine Überdosis Drogen, der andere bei einem Schiunfall. Im Juli 1999 stürzte Roberts Cousin JFK jr., Präsident Kennedys Sohn, mit dem Flugzeug ab.

Der Tod des Vaters warf Robert F. Kennedy jr., der am 17. Jänner 1954 als drittes von elf Geschwistern auf die Welt kam, aus der Bahn. 14 Jahre lang konsumierte er Kokain, Heroin und andere Drogen, bis ihn die Polizei verhaftete.

„Wir vergiften unsere Kinder aus Profitgründen“

Von zwei Elite-Schulen wurde er gefeuert. Um „trocken“ zu werden, verbrachte er Monate in einer Entzugsklinik. Seine zweijährige Haftstrafe setzte die Justiz auf Bewährung aus.

Jetzt soll Robert F. Kennedy (das F. steht wie bei seinem Vater für Francis) Donald Trumps Gesundheitsminister werden. Nach mehr als fünf Jahrzehnten wird wieder ein Mitglied der berühmten Familie in der US-Regierung sitzen. Der Senat muss ihn aber erst bestätigen.

Dabei wollte Robert F. Kennedy jr. selbst ins Weiße Haus. Als unabhängiger Kandidat nannte er Trump einen „Rüpel“ und noch im Juli einen „furchtbaren Präsidenten“.

Wenige Wochen danach gab Kennedy auf und stellte sich auf die Seite des Republikaners. Jetzt soll der 70jährige aus amerikanischem Politik-Adel das Gesundheits-System umkrempeln, Amerika gesünder und dünner machen. Denn fast drei Viertel der Erwachsenen und nahezu die Hälfte der Jugendlichen in den USA sind übergewichtig.

Dafür macht Kennedy auch die Lebensmittelindustrie verantwortlich. Hochverarbeitete Nahrungsmittel, dazu
gehören Fertiggerichte oder süße Limonaden, seien „Gift“. Er sagt: „Wir vergiften buchstäblich unsere Kinder, systematisch, aus Profitgründen.“ Er prangert chemische Zusatzstoffe an, die in Europa oft verboten, aber in amerikanischen Lebensmitteln erlaubt sind. Bei den staatlichen Kontroll-Behörden will er aufräumen. Sie seien „zu Marionetten der Industrien geworden, die sie eigentlich regulieren sollen.“

Kennedy hat sich einen Namen als Umweltschutz-Anwalt gemacht, verfügt indes über keine medizinische Ausbildung. Trotzdem soll er das gigantische Ministerium leiten, das für die Sicherheit von Medizin und Ernährung zuständig ist, für die Versicherungen, Spitäler und die medizinische Forschung. Er wird über 80.000 Ärzte, Wissenschaftler und andere Beamte wachen, von denen die meisten wenig von ihm halten.

„Dieser Kennedy im Amt wäre eine Katastrophe“, warnt ein
renommierter Arzt sogar. Kennedy leide an „Impf-Paranoia“. Tatsächlich hat der 70jährige behauptet, dass „Autismus von Impfstoffen kommt“. Groß angelegte Studien zeigen aber, dass es keinen Zusammenhang zwischen Impfstoffen und einem erhöhten Autismus-Risiko gibt. Kennedy bestritt hingegen zuletzt, dass er gegen Impfungen sei.

Der Politiker leidet an „spasmodischer Dysphonie“, auch „Sprechkrampf“ genannt, was ihn krächzend klingen lässt. Das hindert den neuen „Gesundheits-Zar“ aber nicht an Aussagen, die für Empörung sorgen. So beschwerte er sich vor zwei Jahren bei einer Kundgebung in den USA über die Corona-Maßnahmen. „Sogar in Hitler-Deutschland konnte man über die Alpen in die Schweiz gehen. Man konnte sich auf einem Dachboden verstecken, wie Anne Frank.“

Das war sogar seiner Frau, der Schauspielerin Cheryl Hines zu viel. „Seine Ansichten spiegeln nicht meine eigenen wider“, ließ sie wissen. Robert Kennedy entschuldigte sich später.
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