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Ausgabe Nr. 50/2024 vom 10.12.2024, Fotos: Johannes Kernmayer, Tyrolia-Verlag, mauritius images
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Räuchern mit Kräutern: Michaela Thöni-Kohler zeigt, wie‘s geht.
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Tyrolia-Verlag, 2022
ISBN 978-3-7022-4087-5
244 Seiten, € 30,–.
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„Kräuterhex“ Thöni-Kohler empfiehlt folgende getrocknete Pflanzen

In die Räucherschale …

… zur Reinigung: Beifuß, Salbei,
Wacholder, Fichtenharz und Minze

… zur Harmonisierung: Salbei, Rosen-
blätter, Lavendelblüten, Styrax und Minze

… zum Schutz: Engelwurz, Fichte,
Rosmarin und Salbei
Unglück hinaus, Glück ins Haus
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Im Wechsel zwischen altem und neuem Jahr greifen viele Menschen auf traditionelle Rituale zurück, die in einer Zeit mit vielen Unsicherheiten Hoffnung geben sollen – wie auf das Räuchern mit Kräutern und Harzen.
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Mit der Wintersonnenwende am 21. Dezember beginnt bis zum 6. Jänner wieder die mystische Zeit der Raunächte. Rund um diese Periode haben sich seit Jahrhunderten viele althergebrachte Mythen, Traditionen und Geschichten gebildet, die meist im ländlichen Raum bis heute Teil der Weihnachtszeit sind. Menschen sprechen mit Tieren, Kobolde bevölkern die Stuben und Wünsche gehen in Erfüllung.

Vor allem am Heiligen Abend sollen Geister und Dämonen besonders stark sein, was das Läuten der Kirchenglocken erklärt, das die Geister vertreiben soll.

An Geister und Dämonen glaubt Mag. Michaela Thöni-Kohler aus Zams (T) jedoch nicht. Dafür sind Kräuter ihr Leben. Bereits als kleines Kind lernte sie viel über diese Heilpflanzen von ihrem Opa, der ihr sein Wissen weitergab.

„Faszinierend ist für mich, dass ich immer noch viel dazulernen kann und für alles ein Kraut gewachsen ist“, verrät die Expertin.

Aromatische Kräuter und Harze aus der Natur

In ihrem Buch „Räuchern in den Alpen“ stellt die Tirolerin mehr als 80 Räucherpflanzen aus Wald, Wiese und Garten vor und beschreibt deren Wirkung auf Körper und Geist. Denn geräuchert wurde früher vor allem mit Harzen und Kräutern, die an den Wegrändern sowie auf den Almen selbst gesammelt und getrocknet wurden. Mittlerweile gibt es, gerade um die Weihnachtszeit herum, aber auch allerlei Räuchermischungen in Geschäften, auf Bauernmärkten sowie im Internet zu kaufen (www.zammerkraeuterhex.com).

Los geht‘s beim „Rachn“, wie der Volksbrauch des Räucherns auch genannt wird, mit der Vorbereitung des Gefäßes. Am besten eignet sich dazu ein Räucherkelch oder eine alte, gusseiserne Pfanne – befüllt mit feinem Quarzsand.

„Der Sand dient als Hitzepuffer, damit das Gefäß nicht zu heiß wird und nicht allzu stark verschmutzt“, erklärt die als „Kräuterhex“ bekannte Buchautorin. Wer keinen Ofen hat, aus dem er Glutstücke entnehmen kann, entzündet einfach ein Stück herkömmliche Räucherkohle. Und damit sie auch gleichmäßig zu glühen beginnt, „sollte sie am besten zuerst senkrecht in den Sand gesteckt werden“.
Ist die Kohle dann nach einiger Zeit komplett weiß geworden, wird die Räuchermischung aufgelegt.

Mit guten Geistern gegen die „dicke Luft“

„Durch die Hitze entfalten sich die ätherischen Öle und steigen mit dem Rauch auf. Der ‚Geist‘ beziehungsweise die ‚Seele‘ der Kräuter löst sich und wendet so Unheil von Familie, Haus und Hof ab“, berichtet Michaela Thöni-Kohler.

In der Regel beginnt diese heilsame Aromatherapie mit dem „Reinigen“. Hierbei gehen die Familienmitglieder mit dem Räuchergefäß von der Haustür beginnend im Uhrzeigersinn durch die gesamte Wohnung. Wichtig dabei ist, dass auch alle Ecken erreicht werden – hier kann eine Feder nützlich sein, um den Rauch gut zu verteilen.

„Wieder am Ausgangspunkt angekommen, werden alle Fenster so lange geöffnet, bis die Luft wieder klar ist. Traditionell wird dabei laut ‚Unglück hinaus, Glück ins Haus‘ gerufen“, so die Kräuterfachfrau.

Im Anschluss daran erfolgt das „Harmonisieren“. Dazu gehen alle Familienmitglieder entgegen dem Uhrzeigersinn durch die Räume und verteilen erneut den Rauch in allen Ecken. Die Fenster dürfen diesmal aber geschlossen bleiben.

Wer will, kann das Räuchern danach mit dem „Schützen“ abschließen. Eine große Rauchentwicklung ist dafür allerdings nicht mehr notwendig. „Es reicht, auf einem kleinen Stövchen, mit einem Teelicht als Hitzequelle, eine entsprechende Kräutermischung aufzulegen und sie so lange verdampfen zu lassen, wie gewünscht“, empfiehlt die „Kräuterhex“.

Am allerwichtigsten ist beim Räuchern mit Kräutern jedoch, sich auf sein Bauchgefühl zu verlassen.

„Es bringt ja nichts, wenn ich durch die Wohnung gehe und mir dabei die ganze Zeit krampfhaft überlege, was genau ich jetzt machen muss“, mahnt Michaela Thöni-Kohler, die das „Rachn“ in den eigenen vier Wänden vor allem dazu nutzt, „um sich von dem, was war, zu verabschieden und willkommen zu heißen, was kommt“. Hwie

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