Anmelden
Abonnieren
Ausgabe Nr. 49/2024 vom 03.12.2024, Fotos: picturedesk.com, Piper Verlag
Artikel-Bild
Hape Kerkeling
Artikel-Bild
Zwölfjähriger Kerkeling
Artikel-Bild
Hape Kerkeling, für die RTL-Sendung "Hape trifft."
Der Komiker auf den Spuren seiner Ahnen
Jetzt neu: Hier klicken
und Artikel an Freunde verschenken.
Seit vierzig Jahren ist der Entertainer Hape Kerkeling aus dem deutschen Fernsehen nicht wegzudenken. Mit seinen Sketchen bringt der Moderator, Kabarettist und Parodist die Menschen zum Lachen. Zu seinem 60. Geburtstag hat er sich nun auf die Suche nach seinen Ahnen gemacht und Erstaunliches herausgefunden.
Auf Play drücken
um Artikel vorlesen
zu lassen.
Er hat mit seinen Parodien auf die frühere niederländische Königin Beatrix und mit seiner Kunstfigur „Horst Schlämmer“ viele Jahre lang die Menschen unterhalten und zum Lachen gebracht. Aber dann verkündete Hans-Peter Kerkeling, dem seine Berater am Anfang seiner Karriere zur Abkürzung H. P. rieten, er wolle sich eine Auszeit nehmen.

Der Titel seines Buches „Ich bin dann mal weg“, das er nach einer Pilgerreise entlang des Jakobsweges geschrieben hat, wurde zum Leitmotiv seiner zweiten Lebenshälfte.

Der am 9. Dezember 1964 im deutschen Recklinghausen geborene Schauspieler, Autor und Komiker wollte plötzlich nicht mehr vor der Kamera stehen. Das ist nun schon einige Jahre her und H. P., das im Laufe der Zeit zum Vornamen Hape wurde, hat sich jetzt, zu seinem 60. Geburtstag entschlossen, zumindest ab und zu eine Auszeit von der Auszeit zu nehmen.

Dazu gehört sein kürzlich erschienenes Buch „Gebt mir etwas Zeit“. Darin erforschte Kerkeling mit Hilfe eines Gen-Tests seine Herkunft und er fand dabei erstaunliche Verbindungen.

„Es gibt ein Ahnennetz, das uns umgibt“, stellte der Buchautor bei der Präsentation des Werkes fest. „Egal, ob wir das mystisch, spirituell oder logistisch betrachten, irgendetwas macht das mit uns. Ich wollte seit meiner Kindheit wissen, wer meine Vorfahren sind. Vielleicht hat das mit dem frühen Verlust meiner Mutter zu tun.“

Kerkelings Nachforschungen reichen
bis ins 12. Jahrhundert zurück, und er traf dabei in der langen Ahnenliste auf Seefahrer, Händler bis hin zu Adeligen und Sadisten. „Das war wirklich eine ganz verrückte Truppe. Ich habe sogar Dichter von Faschingssprüchen aus dem 14. Jahrhundert aufgetrieben. Und so habe ich Stück für Stück mein Familienpuzzle zusammengesetzt.“

Ein Clown für die kranke Mutter

Der wichtigste Teil, seine Mutter, fehlt dem Entertainer allerdings seit seinem achten Lebensjahr. Kerkeling, damals allein zu Hause, weil der Vater bei der Arbeit war, fand seine Mama Margret tot in ihrem Bett liegen. Sie hat sich mit einer Überdosis Schlaftabletten das Leben genommen, nachdem ihr nach einem Ärztefehler bei einer Operation ein Jahr davor der Geschmacks- und Geruchssinn abhandengekommen war. „Das hat meine Mutter ihrem Ende förmlich entgegengetrieben. Sie war schwer depressiv, das Leben wurde im wahrsten Sinne des Wortes sinnlos für sie.“

Bestimmt war das Leiden seiner geliebten Mutter ein Mitgrund, warum sich der Bub recht bald vom Kind zum Clown gewandelt hat. Er wollte seine traurige Mutter zum Lachen bringen und unterhielt damit gleich die gesamte Verwandtschaft.

Im Bestseller „Der Junge muss an die frische Luft“, in dem er über seine Kindheitserinnerungen geschrieben hat, schilderte Kerkeling seine parodistischen Anfänge als Imitator von „Cindy & Bert“, einem erfolgreichen deutschen Schlager-Duo dieser Zeit. „Mit einem Kochlöffel als Mikrofon in der Hand.“

Als er sich 1977 als Zwölfjähriger bei Loriot für die Rolle des moppeligen Kindes Dicki im Sketch „Weihnachten bei Hoppenstedts“ bewarb, scheiterte er. Das änderte sich aber 1983 nach der Fernsehsendung „Talenteschuppen“ im Südwestrundfunk (SWF). Er imitierte in seinem Auftritt zahlreiche Fernsehsprecher aus aller Welt. Und zwar so gut, dass nicht auffiel, dass sein Kauderwelsch mit Russisch, Italienisch, Dänisch oder Ungarisch rein gar nichts zu tun hatte. Als ihn der Moderator Dieter Pröttel nach dem Auftritt fragte, was er mache, behielt Kerkeling seine Zukunftspläne für sich.

„Ich bin noch Schüler und mache nächstes Jahr die Matura. Und dann schauen wir einmal.“ Dabei hatte er damals schon ein zweistündiges Programm in der Tasche und er wusste, sein Weg führt ins Showgeschäft. Als er eines Tages von der Schule heimkam, begrüßte ihn seine Oma Bertha, bei der er seit dem Tod der Mutter lebte, mit den Worten: „Weißt du, wer angerufen hat? Otto, Otto Waalkes.“

Eine Frau sollte als Alibi für ihn dienen

Der Ostfriese, damals schon eine Größe, engagierte das junge Talent aus Recklinghausen vom Fleck weg für seine Hamburger Live-Show. „Den Abend habe ich völlig versaut“, erinnerte sich Kerkeling kürzlich in einem Gespräch mit Johannes B. Kerner. „Der Einzige, der gelacht hat, war Otto.“ Heute kann der Komiker selbst darüber lachen, nachdem er eine erfolgreiche Karriere hingelegt hat.

Der Weg dahin gestaltete sich allerdings steiniger als gedacht. Kerkeling, der homosexuell ist, dies aber geheim hielt, wurde an seinem ersten Arbeitsplatz als Moderator der Musik- und Blödel-Show „Känguru“ unsanft mit der Realität konfrontiert.

„Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) wollte mich in eine Scheinbeziehung mit einer Frau drängen“, verriet er Jahre später. Die Auserwählte war die Schauspielerin und Sängerin Isabel Varell, heute 63, mit der Kerkeling befreundet ist. „Wir haben tatsächlich darüber gesprochen, uns aber dagegen entschieden, weil wir uns nicht gegenseitig blockieren und dieses Spielchen nicht mitspielen wollten.“

Bis ins Jahr 1991 blieb die sexuelle Orientierung Kerkelings geheim, ehe Rosa von Praunheim, 82, ein ebenfalls schwuler Film- und Theater-Regisseur, ihn in der RTL-Show „Der heiße Stuhl“ vor einem Millionenpublikum unfreiwillig geoutet hat. Kerkeling trat die Flucht nach vorne an und setzte in einem Interview auf das, was er am besten kann –
Humor.

„Im ersten Moment habe ich aber gedacht, oh Gott, was denkt meine Tante Lisbeth? Die ist Nonne im Kloster. Wenn die das sieht, bin ich geliefert.“ Heute ist das Schnee von gestern. Der Jubilar ist seit dem Jahr 2017 mit Dirk Henning verheiratet, doch der hält sich im Hintergrund.

Dafür durchleuchtete Kerkeling nun seine Ahnengalerie und ist überzeugt, die Nummer 111 in der englischen Thronfolge zu sein …
Weitere Inhalte dieser Ausgabe:
Ihre Meinung
Ihre Meinung ist uns wichtig.

Schreiben Sie Ihren Kommentar zu diesem Artikel, den wir dann prüfen und veröffentlichen werden.
Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu verfassen.
Werbung