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Ausgabe Nr. 49/2024 vom 03.12.2024, Fotos: Diözese Linz / Johannes Kienberger, Judith Maria Trölß
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Nikolausschule im Diözesanhaus der Stadt Linz
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Josef Alkin beschenkt seit 20 Jahren als Nikolaus die Kinder.
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„Ich verwandle mich vor den Augen der Kinder in die Frau Nikolaus ohne Bart.“
Christine Poltschak
Wo der Nikolaus zur Schule geht
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Kindern Freude zu bereiten, will gelernt sein. Deshalb nehmen angehende Nikolaus-Kandidaten auf der Schulbank Platz. Denn sie sollen nicht nur Gaben bringen, sondern auch aus dem Leben des Schutzpatrons der Kinder erzählen können.
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Ich wollt‘, ich wär der Nikolaus, das wäre wunderschön. Ich würde laut von Haus zu Haus am Winterabend gehen.“ Laut und mit Begeisterung wird das Lied der Nikolausschule im Diözesanhaus der Stadt Linz gesungen. Es ertönt aus den Kehlen von Männern und Frauen, die gerade die dreistündige Ausbildung zum Nikolaus absolviert haben und am 6. Dezember die Kinder erfreuen wollen.

Mit dabei ist auch Pfarrer Anton Achleitner, der vor 30 Jahren die Nikolausschule ins Leben gerufen hat.

„Der Heilige Nikolaus ist der Schutzpatron der Kinder und er verteilte sein Erbe an die Armen. Darum ist es wichtig, dass die Kinder den Besuch des Nikolaus als positiv und angstfrei erleben können. Den Heiligen angemessen darzustellen, ist keine einfache Aufgabe, deshalb wurde die Nikolausschule gegründet“, erzählt der 65jährige von der Pfarre Wels-
St. Franziskus, der selbst jahrelang als Nikolaus zu den Kindern kam.

Seine Idee, die Darsteller auszubilden, hat sich von Oberösterreich aus auf das ganze Land ausgedehnt. Allein in Oberösterreich wurden seit dem Beginn im Jahr 1994 mehr als 1.000 Männer und Frauen unterrichtet. Zu den Vortragenden gehört seit zwölf Jahren auch Julia Schörkhuber. Die 38jährige ist Referentin für Bildung, Regionalarbeit und Kinderschutz im Team Kinder der Katholischen Jungschar der Diözese Linz.

Sie setzt in ihrem Vortrag darauf, Hintergrundwissen über den Heiligen Nikolaus zu vermitteln und wie sich ihre Schüler später den Kindern gegenüber verhalten sollen. „Damit der Besuch als Nikolaus bei den Familien zum Erlebnis für die Kinder wird. Praktische Tipps, Anregungen und Lieder dürfen natürlich auch nicht fehlen.“ Das Alter der Teilnehmer ist breit gestreut und liegt zwischen 16 und 75 Jahren. Jedes Jahr finden sich etwa 20 Menschen im Diözesanhaus in Linz ein, um die Schulbank zu drücken. Etwa jeder fünfte Teilnehmer ist eine Frau. So wie Christine Poltschak, 72, die immer wieder ihr Wissen in der Schule aufrischt. Damit ist sie nicht alleine.

Die Kleidung erklären

„Es sind einige Nikolausdarsteller unter uns, die jedes Jahr zum Schultag kommen. Ich bin seit sechs Jahren als Nikolaus unterwegs. Ich komme zu den Kindern als Frau Poltschak und trage mein Nikolausgewand bei mir. Ich verwandle mich vor den Kindern in den heiligen Nikolaus und erkläre ihnen meine Kleidung. Die Mitra, auch Bischofsmütze genannt, die Albe, ein hemdartiges, fußlanges, weißes Unterkleid und das Feiergewand, das darübergezogen wird. Ich habe mir einen Ring gekauft, der als äußeres Zeichen des Bischofamtes dient. Ich erkläre den Kindern meinen Stab, der der Hirtenstab mit dem Ringel ist, damit die Hirten die Schafe fangen konnten. Einen Bart trage ich nicht. Ich möchte den Kindern authentisch gegenübertreten und ihnen die Geschichte vom heiligen Nikolaus überbringen. In meiner Pfarre bin ich neben drei männlichen Kollegen die einzige Frau.“

Wobei der Anfang nicht einfach war, gibt sie zu. Ein weiblicher Nikolaus wurde kaum akzeptiert. Mittlerweile sei das in ihrer Pfarrgemeinde St. Magdalena im nördlichen Linz kein Thema mehr, wie sie sagt.

„Die Kinder freuen sich auf mich und auch unterm Jahr begrüßen mich die Kinder mitunter als Frau Nikolaus“, zeigt sich Christine Poltschak sichtlich berührt.

Ihr „Kollege“ David Hinterberger ist dagegen ein Taferlklassler. Der 24jährige wird heuer am 6. Dezember die Kinder zum ersten Mal in seiner Gemeinde Weizenkirchen als heiliger Mann besuchen. „Mir ist wichtig, einen passenden Ablauf und alte Tradition mit modernen pädagogischen Ansprüchen gut unter einen Hut zu bringen.

Die Nikolausfeier sollte den Kindern gehören und darauf will ich gut vorbereitet sein“, meint der Fleischermeister und folgt dem Nikolaus-Unterricht aufmerksam. Seine Lehrerin Schörkhuber sieht in dem heiligen Mann auch einen Vorboten der Weihnachtszeit. „Und er ist ein Symbol für gelebtes, soziales Handeln. Sich für andere einzusetzen, zu helfen und füreinander da zu sein – das sind die Grundbotschaften des heiligen Nikolaus.

Er soll Kindern Mut und Zuversicht zusprechen. Denn gerade wenn er nach Hause, in Schulen oder Kindergärten kommt, betritt er den Schutzraum der Kinder und sollte ihnen
keine Angst einflößen.“ Dieses Wissen hat sich auch Josef Alkin angeeignet, der schon als „alter Hase“ gilt. Der 63jährige Pensionist ist seit 20 Jahren als Nikolaus unterwegs. „Ich habe vor Jahren mit meiner kleinen Tochter eine Nikolausfeier besucht und war damit nicht zufrieden.

Ich möchte den Kindern vermitteln, dass sie auch im Alltag ein wenig vom Nikolaus profitieren. Und vielleicht sogar dem einen oder anderen Erwachsenen vor Augen führen, jeden Tag ein wenig Menschlichkeit und Respekt anderen gegenüber zu zeigen. Ebenso daran zu denken, auch zu teilen und hilfsbereit zu sein.“ Für ihn steht nicht im Vordergrund, die Kinder zu tadeln, sondern die Botschaft zu vermitteln, dass jedes Kind geliebt wird, selbst wenn einmal etwas nicht klappt.

Er freut sich schon auf die Besuche in den Familien, in der Schule und im Kindergarten seiner Heimatgemeinde Sankt Pantaleon-Erla in Niederösterreich. Als Gaben verteilt er kleine Süßigkeiten, Nüsse und Mandarinen.

Die wohl berührendsten Momente als Nikolaus erlebt Tobias Renoldner, 36. Er ist nicht nur im Linzer Mariendom zu Gast, sondern auch auf der Frühchenstation am Med Campus IV.

„Der Besuch der Frühchenstation geht tief zu Herzen. Die Eltern soll es in ihrer Situation bestärken, wenn der Beschützer der Kinder am 6. Dezember zu ihnen kommt.“
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