100. Todestag Giacomo Puccini: Er liebte schnelle Autos und schöne Frauen
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Am 29. November jährt sich der Todestag von Giacomo Puccini zum 100. Mal. Der Komponist war nicht nur für seine berühmten Werke bekannt. Der charmante Italiener war kein Kostverächter, wie seine zahlreichen Affären beweisen – sein eigenes Leben war ganz große Oper.
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An einem kalten Tag im März 1905 saß der Komponist Giacomo Puccini in seinem Refugium in Torre del Lago, einem Stadtteil des italienischen Badeortes Viareggio, und dachte über seine Karriere nach. Der gefeierte Komponist, damals weltbekannt für seine tragischen Opern wie „La Bohème“, entstanden 1896, „Tosca“ aus dem Jahr 1900 oder „Madame Butterfly“, vollendet 1904, sehnte sich nach neuem Stoff.
„Immer nur Schmerz, immer nur unglückliche Liebe, immer nur Tote! Das muss endlich ein Ende haben“, schrieb der damals 47jährige an einen Freund. Doch aus seinem Plan, eine leichtere Geschichte zu schreiben, wurde nichts, obwohl er dafür sogar bis nach New York (USA) reiste. Immerhin brachte seine Reise, inspiriert durch das gleichnamige Stück des Autors David Belasco, die Oper „The Girl of the Golden West“ hervor, die anfänglich unterschätzt, heute als Meisterwerk gilt.
Sie repräsentiert auch das, was den italienischen Meister so erfolgreich gemacht hat. Mit dem „Verismo“ genannten Stil, der zwischen 1875 und 1920 populär war, brachte er als Reaktion auf die romantische Oper das alltägliche Leben und die soziale Realität der Unterschichten auf die Bühne. „Ich glaube, es gibt keinen Komponisten, der so unmittelbar unter die Haut geht, die Seele trifft und Gefühle hervorruft wie Puccini“, schwärmt der Wiener Opernexperte und Psychotherapeut Georg Titscher. „Er war der Erste, der Menschen wie du und ich auf die Bühne stellte, wie in ,La Bohème‘. Bei Verdi war das noch nicht der Fall.“
Seine Beziehung mit einer verheirateten Frau
„La Bohème“ erzählt die tragische Liebesgeschichte des armen Dichters Rodolfo und der kranken Näherin Mimì, die im Paris des 19. Jahrhunderts an den Herausforderungen des Lebens und der Krankheit zerbrechen. Puccini, der in zehn seiner zwölf Opern weibliche Hauptfiguren ins Scheinwerferlicht rückte, stand seinen eigenen Figuren in Drama und Tragik freilich in nichts nach.
Die Konflikte prägten zwar sein Privatleben, aber nie seine Musik. „Puccinis angeschlagene Psyche und seine Probleme haben ihn nie am Komponieren gehindert“, erklärt Experte Titscher. „Im Gegenteil. Er stürzte sich dann erst recht in die Arbeit.“
Parallel dazu entwickelte sich der Tonkünstler wohl zum ersten Skandal-Promi seiner Zeit. „Ich bin ein großer Jäger. Ich jage wilde Vögel, Opernlibretti und schöne Frauen“, machte er seinem Ruf als Lebemann, der täglich 80 Zigaretten rauchte, alle Ehre. Zu seinen kostspieligen Leidenschaften gehörte auch seine Schwäche für Rennboote und schnelle Autos, schreibt der Historiker Clemens Höslinger in seinem Buch „Giacomo Puccini“ (Rowohlt, € 9,99).
Da passt es auch ins Bild, dass Puccini im Jahr 1903 einen schweren Autounfall verursachte, als er sich auf der Rückfahrt von seiner Geburtsstadt Lucca – Puccini kam dort am 22. Dezember 1858 zur Welt – nach Torre del Lago mit seinem Wagen im dichten Nebel überschlug. Beim Sturz über einen Abhang wurde er unter dem Fahrzeug eingeklemmt, während seine Frau Elvira und sein damals 16jähriger Sohn Antonio mit leichten Verletzungen davonkamen. Beinahe an den Benzindämpfen des Autos erstickt, rettete ihm ein Arzt im letzten Moment das Leben.
Ein komplizierter Beinbruch beschäftigte den Musiker aber acht Monate lang. Schlussendlich meinte es das Schicksal aber gut mit ihm. „Puccini war bis zu seinem Tod mit 65 Jahren ein gutaussehender, gepflegter Mann, der aber nicht sehr selbstbewusst war“, meint Titscher und betrachtet Puccini posthum psychoanalytisch. „Er hat versucht, sein Selbstwertgefühl durch zahlreiche Liebschaften zu steigern, aber auf eine nicht immer gesunde Art. Außerdem litt Puccini unter schweren Depressionen und dachte mehrfach an Suizid. Seine emotionale Labilität half ihm aber, die Gefühle seiner Figuren so intensiv nachzuvollziehen.“
Er selbst lebte viele Jahre in einer komplizierten Beziehung mit seiner Geliebten und späteren Ehefrau Elvira Gemignani (1860–1930), die für ihn mit ihren beiden Kindern ihren ersten Mann verlassen hatte. Heiraten konnte das Paar erst nach dessen Tod, da eine Scheidung zu dieser Zeit nicht möglich war. Doch weder die Ehe noch der gemeinsame Sohn Antonio konnten Elvira, die an krankhafter Eifersucht litt, besänftigen. Wie in Puccinis Opern endete auch die eigene Geschichte tragisch. Als Elvira ihrem Mann eine Affäre mit dem Dienstmädchen Doria Manfredi unterstellte, beschuldigte sie auch die Frau öffentlich, worauf die sich 1909 vergiftet hat. „Bei der Obduktion wurde allerdings festgestellt, dass Doria Jungfrau war. Es gab also keine Affäre.“
Der Skandal ließ Puccini lange nicht los. „Das ist das Ende meines Familienlebens, das Ende von Torre del Lago. Ich bin verzweifelt und weine“, schrieb Puccini an seine enge Freundin Sybil Seligman. Auch Behauptungen, sein letztes Werk „Turandot“ wäre aufgrund dieses Vorfalles unvollendet geblieben, wurden laut.
Die Oper endet im Original nach dem Tod von Liù, einer wichtigen Figur, die sich aus Liebe zum Prinzen Calaf opfert. Puccini arbeitete ab 1920 daran. Als die Oper im Jahr 1926 in der Mailänder Scala (I) schließlich uraufgeführt wurde, beendete der Dirigent Arturo Toscanini die Aufführung mit den Worten, „Hier endigt die Oper, die durch den Tod des Maestro unvollendet geblieben ist.“
In seinen letzten Lebensjahren litt der Kettenraucher Puccini unter starken Halsschmerzen und Diabetes. Als er im Herbst 1924 die Diagnose Kehlkopfkrebs bekam, war nicht mehr viel zu machen. Der Komponist unterzog sich dennoch der Tortur einer Radiumbehandlung. „Ich trage um meinen Hals ein Kollar (Stehkragen), das mir furchtbare Schmerzen bereitet. Dazu eine Extrabehandlung mit Röntgenstrahlen, Kristallnadeln im Genick“, schrieb er an einen Jagdfreund aus Viareggio.
Giacomo Puccini starb am 29. November 1924 in Brüssel (Belgien) nach einer Krebsoperation an Herzversagen. Zu seinen Lebzeiten noch umstritten, gelten Opern wie „Turandot“, „La Bohème“, „Tosca“ oder „Madame Butterfly“ heute als Meisterwerke der Musikgeschichte, die immer wieder zur Aufführung kommen. Eine Neuproduktion der Oper „Turandot“ ist ab 20. Jänner 2025 in der Wiener Staatsoper zu sehen und enthält mit „Nessun Dorma“ wohl eine der bekanntesten Arien der Welt.
„Immer nur Schmerz, immer nur unglückliche Liebe, immer nur Tote! Das muss endlich ein Ende haben“, schrieb der damals 47jährige an einen Freund. Doch aus seinem Plan, eine leichtere Geschichte zu schreiben, wurde nichts, obwohl er dafür sogar bis nach New York (USA) reiste. Immerhin brachte seine Reise, inspiriert durch das gleichnamige Stück des Autors David Belasco, die Oper „The Girl of the Golden West“ hervor, die anfänglich unterschätzt, heute als Meisterwerk gilt.
Sie repräsentiert auch das, was den italienischen Meister so erfolgreich gemacht hat. Mit dem „Verismo“ genannten Stil, der zwischen 1875 und 1920 populär war, brachte er als Reaktion auf die romantische Oper das alltägliche Leben und die soziale Realität der Unterschichten auf die Bühne. „Ich glaube, es gibt keinen Komponisten, der so unmittelbar unter die Haut geht, die Seele trifft und Gefühle hervorruft wie Puccini“, schwärmt der Wiener Opernexperte und Psychotherapeut Georg Titscher. „Er war der Erste, der Menschen wie du und ich auf die Bühne stellte, wie in ,La Bohème‘. Bei Verdi war das noch nicht der Fall.“
Seine Beziehung mit einer verheirateten Frau
„La Bohème“ erzählt die tragische Liebesgeschichte des armen Dichters Rodolfo und der kranken Näherin Mimì, die im Paris des 19. Jahrhunderts an den Herausforderungen des Lebens und der Krankheit zerbrechen. Puccini, der in zehn seiner zwölf Opern weibliche Hauptfiguren ins Scheinwerferlicht rückte, stand seinen eigenen Figuren in Drama und Tragik freilich in nichts nach.
Die Konflikte prägten zwar sein Privatleben, aber nie seine Musik. „Puccinis angeschlagene Psyche und seine Probleme haben ihn nie am Komponieren gehindert“, erklärt Experte Titscher. „Im Gegenteil. Er stürzte sich dann erst recht in die Arbeit.“
Parallel dazu entwickelte sich der Tonkünstler wohl zum ersten Skandal-Promi seiner Zeit. „Ich bin ein großer Jäger. Ich jage wilde Vögel, Opernlibretti und schöne Frauen“, machte er seinem Ruf als Lebemann, der täglich 80 Zigaretten rauchte, alle Ehre. Zu seinen kostspieligen Leidenschaften gehörte auch seine Schwäche für Rennboote und schnelle Autos, schreibt der Historiker Clemens Höslinger in seinem Buch „Giacomo Puccini“ (Rowohlt, € 9,99).
Da passt es auch ins Bild, dass Puccini im Jahr 1903 einen schweren Autounfall verursachte, als er sich auf der Rückfahrt von seiner Geburtsstadt Lucca – Puccini kam dort am 22. Dezember 1858 zur Welt – nach Torre del Lago mit seinem Wagen im dichten Nebel überschlug. Beim Sturz über einen Abhang wurde er unter dem Fahrzeug eingeklemmt, während seine Frau Elvira und sein damals 16jähriger Sohn Antonio mit leichten Verletzungen davonkamen. Beinahe an den Benzindämpfen des Autos erstickt, rettete ihm ein Arzt im letzten Moment das Leben.
Ein komplizierter Beinbruch beschäftigte den Musiker aber acht Monate lang. Schlussendlich meinte es das Schicksal aber gut mit ihm. „Puccini war bis zu seinem Tod mit 65 Jahren ein gutaussehender, gepflegter Mann, der aber nicht sehr selbstbewusst war“, meint Titscher und betrachtet Puccini posthum psychoanalytisch. „Er hat versucht, sein Selbstwertgefühl durch zahlreiche Liebschaften zu steigern, aber auf eine nicht immer gesunde Art. Außerdem litt Puccini unter schweren Depressionen und dachte mehrfach an Suizid. Seine emotionale Labilität half ihm aber, die Gefühle seiner Figuren so intensiv nachzuvollziehen.“
Er selbst lebte viele Jahre in einer komplizierten Beziehung mit seiner Geliebten und späteren Ehefrau Elvira Gemignani (1860–1930), die für ihn mit ihren beiden Kindern ihren ersten Mann verlassen hatte. Heiraten konnte das Paar erst nach dessen Tod, da eine Scheidung zu dieser Zeit nicht möglich war. Doch weder die Ehe noch der gemeinsame Sohn Antonio konnten Elvira, die an krankhafter Eifersucht litt, besänftigen. Wie in Puccinis Opern endete auch die eigene Geschichte tragisch. Als Elvira ihrem Mann eine Affäre mit dem Dienstmädchen Doria Manfredi unterstellte, beschuldigte sie auch die Frau öffentlich, worauf die sich 1909 vergiftet hat. „Bei der Obduktion wurde allerdings festgestellt, dass Doria Jungfrau war. Es gab also keine Affäre.“
Der Skandal ließ Puccini lange nicht los. „Das ist das Ende meines Familienlebens, das Ende von Torre del Lago. Ich bin verzweifelt und weine“, schrieb Puccini an seine enge Freundin Sybil Seligman. Auch Behauptungen, sein letztes Werk „Turandot“ wäre aufgrund dieses Vorfalles unvollendet geblieben, wurden laut.
Die Oper endet im Original nach dem Tod von Liù, einer wichtigen Figur, die sich aus Liebe zum Prinzen Calaf opfert. Puccini arbeitete ab 1920 daran. Als die Oper im Jahr 1926 in der Mailänder Scala (I) schließlich uraufgeführt wurde, beendete der Dirigent Arturo Toscanini die Aufführung mit den Worten, „Hier endigt die Oper, die durch den Tod des Maestro unvollendet geblieben ist.“
In seinen letzten Lebensjahren litt der Kettenraucher Puccini unter starken Halsschmerzen und Diabetes. Als er im Herbst 1924 die Diagnose Kehlkopfkrebs bekam, war nicht mehr viel zu machen. Der Komponist unterzog sich dennoch der Tortur einer Radiumbehandlung. „Ich trage um meinen Hals ein Kollar (Stehkragen), das mir furchtbare Schmerzen bereitet. Dazu eine Extrabehandlung mit Röntgenstrahlen, Kristallnadeln im Genick“, schrieb er an einen Jagdfreund aus Viareggio.
Giacomo Puccini starb am 29. November 1924 in Brüssel (Belgien) nach einer Krebsoperation an Herzversagen. Zu seinen Lebzeiten noch umstritten, gelten Opern wie „Turandot“, „La Bohème“, „Tosca“ oder „Madame Butterfly“ heute als Meisterwerke der Musikgeschichte, die immer wieder zur Aufführung kommen. Eine Neuproduktion der Oper „Turandot“ ist ab 20. Jänner 2025 in der Wiener Staatsoper zu sehen und enthält mit „Nessun Dorma“ wohl eine der bekanntesten Arien der Welt.
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