Eine Niere vom besten Freund
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Mario Renner aus Tirol und Robert Resch aus Bayern sind nicht nur als Freunde auf ewig miteinander verbunden. Als einer von ihnen eine Niere benötigte, stellte sich der andere als Spender zur Verfügung. Das hat die beiden noch mehr zusammengeschweißt.
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Das Schicksal wollte es, dass Robert Resch, 55, aus Kiefersfelden in Bayern (D) mit einem Nierenleiden auf die Welt kam. Es nennt sich „Polyzystische Nierendegeneration“, bei dieser Krankheit bilden sich genetisch bedingt in den Nieren flüssigkeitsgefüllte Hohlräume. Die Bläschen breiten sich aus, verdrängen nach und nach Funktionsgewebe und führen irgendwann zu einem Nierenversagen.
Bis zu seinem 18. Lebensjahr wusste der Bayer aber gar nichts davon. Erst als er zur Bundeswehr einberufen wurde, erhielt er den Befund, lebte aber bis 2018 mit Hilfe regelmäßiger ärztlicher Kontrolle weitgehend unbeeinträchtigt. Doch dann begann die Leistung seiner Nieren rapide abzunehmen und er musste zur Dialyse, bei der ein Gerät sein Blut gereinigt hat, also die Funktion der Nieren übernahm.
„Ich konnte mit unseren Hunden nicht mehr Gassi gehen, weil ich körperlich fix und fertig war. Auch geistig ging einiges langsamer, was sich zeitlich auch auf die Arbeit ausgewirkt hat“, berichtet Resch. Die einzige Hoffnung für den Geschäftsführer einer Heizungs- und Sanitärfirma auf ein weitgehend normales Leben war eine Nierentransplantation. Das war der Moment, in dem Mario Renner, 48, ins Spiel kam. Der in Niederndorf bei Kufstein in Tirol lebende Bayer ist seit vielen Jahren mit Resch befreundet. Er hat ihm in einem launigen Moment angeboten, im Ernstfall eine Niere zu spenden. Nichts ahnend, dass sein Angebot schon bald dringend nötig sein könnte.
Der Freund stand zu seinem gegebenen Wort
Generell ist die Lebendspende unter Geschwistern am häufigsten, aber bei Resch kam keines der Familienmitglieder als Spender in Frage. Auch dessen Frau Andrea nicht. Die 58jährige ist von ihrer Statur her mit 50 Kilo bei 157 Zentimeter Größe einfach zu zart, um ihrem 194 Zentimeter großen und 100 Kilo schweren Mann ein Organ zu spenden.
„Laut unserem behandelnden Professor kann in einen Porsche nicht der Motor eines Goggomobils (Kleinstwagen)
eingebaut werden“, erklärt sie. „Dann habe ich meinem Mann vorgeschlagen, er solle doch Mario fragen.“ Weil Resch das aber nicht von seinem Freund verlangen wollte, hat sich dessen Frau heimlich an den Freund gewandt. „Seit Mario das so leicht hingesprochene Angebot gemacht hat, war einige Zeit vergangen und ich wusste nicht, wie er mittlerweile dazu stand.“ Aber Renner ließ seinen Freund in der Not nicht im Stich. Untersuchungen ergaben, dass er als Spender in Frage kam, und er stimmte trotz seiner Angst vor Spritzen der Operation zu.
Nierentransplantationen nehmen unter den verpflanzten Organen den ersten Platz ein. Im Jahr 2022 gab es nach Angaben des Gesundheitsministeriums hierzulande 587 Menschen, die deshalb auf der Warteliste standen, 337 erhielten eine neue Niere.
Der große Tag der Freunde war am 19. April 2022 gekommen. Da fanden sich Resch und Renner im „Klinikum Rechts der Isar“ in München (D) ein. Zwei Männer, die sich aus Kindheitstagen kennen. „Damals habe ich in Roberts Nachbarschaft gewohnt und war mit seinem Bruder Thomas befreundet. Mit der Zeit habe ich aber in dem sieben Jahre älteren Robert einen väterlichen Freund gefunden“, erinnert sich Mario Renner. „Er war wie ein Zieh-Papa für mich und ich konnte immer zu ihm gehen. Egal, wann.“
Am 20. April lagen dann die beiden Freunde auf dem Operationstisch. Der Spender bereits um sieben Uhr in der Früh, vier Stunden später erwachte er im Aufwachraum. Die Transplantation an Resch begann dann um zwölf Uhr. Abends haben sie sich schon wieder im Zimmer gesehen.
Der Spender Renner konnte nach siebenwöchigem Krankenstand samt Reha wieder zurück in den Alltag kehren, während für Robert Resch die Herausforderungen erst begannen. Noch während der Reha erlitt er eine „Borderline-Abstoßung“ als Immunreaktion des Körpers auf ein fremdes Implantat. Immunsuppressiva halfen ihm, sein Immunsystem zu unterdrücken, sobald es körpereigenes Gewebe angreift. „Der Körper möchte die Niere ständig abstoßen, weil sie ein Fremdteil ist. Damit herrscht ein ständiger Kampf.“ Doch das Medikament hat ebenso Nebenwirkungen wie die anderen zwölf Tabletten, die Resch nach der Transplantation schlucken musste. Drei Monate nach der Operation erlitt er einen Herzinfarkt, ausgelöst wohl durch die Medikamente. Eine oft zu sehende Reaktion.
Mittlerweile liegt Reschs Dosis bei neun Medikamenten täglich und er hat sich auch von den Folgen des Herzinfarktes erholt. Spitalsaufenthalte blieben ihm in den vergangenen Jahren aber nicht erspart. Seine eigenen „kaputten“ Nieren wurden nicht entfernt, da die Ärzte davon ausgegangen sind, dass sie keine Komplikationen machen. In seinem Fall kommt es aber immer wieder zu Entzündungen eingebluteter Zysten mit Fieber und kolikartigen Krämpfen. „Es ist wahrscheinlich, dass ich deshalb noch einmal operiert werden muss. Ich kann nicht ständig Antibiotika gegen die Beschwerden nehmen, da ich sonst resistent werde und als Folge Marios Niere abgestoßen wird.“
Hadern will der Bayer trotz aller gesundheitlicher Herausforderungen nicht, denn sein Freund hat ihm ein fast normales Leben geschenkt. „Es ist ein starkes Band zwischen uns. Einen Lebendspender zu finden, ist ein Riesenglück. Andere warten Jahrzehnte auf ein Organ.“ reiter
Bis zu seinem 18. Lebensjahr wusste der Bayer aber gar nichts davon. Erst als er zur Bundeswehr einberufen wurde, erhielt er den Befund, lebte aber bis 2018 mit Hilfe regelmäßiger ärztlicher Kontrolle weitgehend unbeeinträchtigt. Doch dann begann die Leistung seiner Nieren rapide abzunehmen und er musste zur Dialyse, bei der ein Gerät sein Blut gereinigt hat, also die Funktion der Nieren übernahm.
„Ich konnte mit unseren Hunden nicht mehr Gassi gehen, weil ich körperlich fix und fertig war. Auch geistig ging einiges langsamer, was sich zeitlich auch auf die Arbeit ausgewirkt hat“, berichtet Resch. Die einzige Hoffnung für den Geschäftsführer einer Heizungs- und Sanitärfirma auf ein weitgehend normales Leben war eine Nierentransplantation. Das war der Moment, in dem Mario Renner, 48, ins Spiel kam. Der in Niederndorf bei Kufstein in Tirol lebende Bayer ist seit vielen Jahren mit Resch befreundet. Er hat ihm in einem launigen Moment angeboten, im Ernstfall eine Niere zu spenden. Nichts ahnend, dass sein Angebot schon bald dringend nötig sein könnte.
Der Freund stand zu seinem gegebenen Wort
Generell ist die Lebendspende unter Geschwistern am häufigsten, aber bei Resch kam keines der Familienmitglieder als Spender in Frage. Auch dessen Frau Andrea nicht. Die 58jährige ist von ihrer Statur her mit 50 Kilo bei 157 Zentimeter Größe einfach zu zart, um ihrem 194 Zentimeter großen und 100 Kilo schweren Mann ein Organ zu spenden.
„Laut unserem behandelnden Professor kann in einen Porsche nicht der Motor eines Goggomobils (Kleinstwagen)
eingebaut werden“, erklärt sie. „Dann habe ich meinem Mann vorgeschlagen, er solle doch Mario fragen.“ Weil Resch das aber nicht von seinem Freund verlangen wollte, hat sich dessen Frau heimlich an den Freund gewandt. „Seit Mario das so leicht hingesprochene Angebot gemacht hat, war einige Zeit vergangen und ich wusste nicht, wie er mittlerweile dazu stand.“ Aber Renner ließ seinen Freund in der Not nicht im Stich. Untersuchungen ergaben, dass er als Spender in Frage kam, und er stimmte trotz seiner Angst vor Spritzen der Operation zu.
Nierentransplantationen nehmen unter den verpflanzten Organen den ersten Platz ein. Im Jahr 2022 gab es nach Angaben des Gesundheitsministeriums hierzulande 587 Menschen, die deshalb auf der Warteliste standen, 337 erhielten eine neue Niere.
Der große Tag der Freunde war am 19. April 2022 gekommen. Da fanden sich Resch und Renner im „Klinikum Rechts der Isar“ in München (D) ein. Zwei Männer, die sich aus Kindheitstagen kennen. „Damals habe ich in Roberts Nachbarschaft gewohnt und war mit seinem Bruder Thomas befreundet. Mit der Zeit habe ich aber in dem sieben Jahre älteren Robert einen väterlichen Freund gefunden“, erinnert sich Mario Renner. „Er war wie ein Zieh-Papa für mich und ich konnte immer zu ihm gehen. Egal, wann.“
Am 20. April lagen dann die beiden Freunde auf dem Operationstisch. Der Spender bereits um sieben Uhr in der Früh, vier Stunden später erwachte er im Aufwachraum. Die Transplantation an Resch begann dann um zwölf Uhr. Abends haben sie sich schon wieder im Zimmer gesehen.
Der Spender Renner konnte nach siebenwöchigem Krankenstand samt Reha wieder zurück in den Alltag kehren, während für Robert Resch die Herausforderungen erst begannen. Noch während der Reha erlitt er eine „Borderline-Abstoßung“ als Immunreaktion des Körpers auf ein fremdes Implantat. Immunsuppressiva halfen ihm, sein Immunsystem zu unterdrücken, sobald es körpereigenes Gewebe angreift. „Der Körper möchte die Niere ständig abstoßen, weil sie ein Fremdteil ist. Damit herrscht ein ständiger Kampf.“ Doch das Medikament hat ebenso Nebenwirkungen wie die anderen zwölf Tabletten, die Resch nach der Transplantation schlucken musste. Drei Monate nach der Operation erlitt er einen Herzinfarkt, ausgelöst wohl durch die Medikamente. Eine oft zu sehende Reaktion.
Mittlerweile liegt Reschs Dosis bei neun Medikamenten täglich und er hat sich auch von den Folgen des Herzinfarktes erholt. Spitalsaufenthalte blieben ihm in den vergangenen Jahren aber nicht erspart. Seine eigenen „kaputten“ Nieren wurden nicht entfernt, da die Ärzte davon ausgegangen sind, dass sie keine Komplikationen machen. In seinem Fall kommt es aber immer wieder zu Entzündungen eingebluteter Zysten mit Fieber und kolikartigen Krämpfen. „Es ist wahrscheinlich, dass ich deshalb noch einmal operiert werden muss. Ich kann nicht ständig Antibiotika gegen die Beschwerden nehmen, da ich sonst resistent werde und als Folge Marios Niere abgestoßen wird.“
Hadern will der Bayer trotz aller gesundheitlicher Herausforderungen nicht, denn sein Freund hat ihm ein fast normales Leben geschenkt. „Es ist ein starkes Band zwischen uns. Einen Lebendspender zu finden, ist ein Riesenglück. Andere warten Jahrzehnte auf ein Organ.“ reiter
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