Ausgabe Nr. 48/2024 vom 26.11.2024, Fotos: Zeppelzauer, Wildbach- und Lawinenverbauung
Bewohner bangen um ihre Häuser
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Rund 80 Wohnhäuser stehen am Fuße des Silbersberges in der niederösterreichischen Stadt Gloggnitz. Deren Bewohnern droht massive „Gefahr von oben“, denn der sterbende Wald oberhalb der Siedlung bietet keinen Schutz mehr vor Steinschlägen.
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Braune Nadeln, abgestorbene Triebe, rostbraune Kronen – es ist kein schöner Anblick, der sich den Bewohnern der 6.000-Einwohnerstadt Gloggnitz (Bezirk Neunkirchen, NÖ) beim Blick Richtung Silbersberg bietet. Das sogenannte Kiefern- oder Diplodia-Triebsterben (eine Pilzkrankheit) hat auf dem bewaldeten Steilhang deutliche Spuren hinterlassen.
„Der aggressive Pilz befällt die Schwarzkiefern und lässt die Bäume absterben. Der geschwächte Schutzwald ist zunehmend nicht mehr in der Lage, die rund 80 am Fuße des Berges liegenden Häuser vor Steinschlägen zu schützen“, bringt es DI Christian Amberger auf den Punkt. Der Sektionsleiter der Wildbach- und Lawinenverbauung für Niederösterreich, Wien und Burgenland sieht jedenfalls Handlungsbedarf.
„Der Zustand des Waldes oberhalb der Silbersberg-Siedlung hat sich in den vergangenen Jahren massiv verschlechtert“, sagt auch Dr. Madeleine Petrovic, 68. Die Politikerin (Liste Madeleine Petrovic) weiß, wovon sie spricht, gehört sie doch zu den rund 260 Anrainern, die von den Auswirkungen des kränkelnden Waldes direkt betroffen sind.
Netze sollen Schutz bieten
Es gab bereits Vorfälle – kleinere Steinschläge –, sozusagen „Vorboten des Unheils“, erinnert sich Petrovic. Dass schon kleinere Felsbrocken heruntergekommen sind, bestätigt auch der Gloggnitzer Bürgermeister Mag. René Blum (40, „Wir für Gloggnitz“).
Um die Gefahr für die Anrainer zu bannen, sollen nun Steinschlagnetze rund 30 Meter hinter den Häusern angebracht werden. Sie sind Teil eines dreistufigen Projektes. „Daneben ist die Errichtung von Wasserleitungen und Löschwasserentnahmestellen geplant und eine Wiederaufforstung“, erklärt Blum. Das kostet. Alleine für die benötigten 2.000 Laufmeter Sicherheitsnetze werden statt der ursprünglich 3,5 Millionen Euro mittlerweile rund vier Millionen Euro veranschlagt. Insgesamt geht die Stadt von 5,7 Millionen Euro Gesamtkosten aus.
Erstellt wurde das Projekt von der Wildbach- und Lawinenverbauung sowie der Forstabteilung der Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen. Als Vorarbeit für die Anordnung und Dimensionierung der geplanten Steinschlagschutznetze wurde „eine umfassende Ingenieurgeologische Beurteilung des Hanges durchgeführt“, sagt Amberger.
Ermittelt wurde, in welchem Ausmaß und mit welchen Größen Steine aus dem felsdurchsetzten Untergrund abgehen können und welche Gefährdungen für die Liegenschaften daraus resultieren können. „Sie können sich das so vorstellen, dass überwiegend kleinere und mittelgroße Steine abgehen, also kopfgroß und darüber hinaus und auch einzelne größere, die je nach Kompaktheit des Gesteins entweder als weitgehend Ganzes herunterrollen, oder auf ihrem Weg talabwärts brechen und sich somit verkleinern. Auch nicht jeder abgelöste Stein muss sich zwangsläufig in Bewegung setzen, je nachdem, wie er auf dem Untergrund aufliegt.“
Für die Bemessung der geplanten Schutznetze wurden aber alle möglichen Umstände berücksichtigt, verrät der Experte. Immerhin wiege ein Kubikmeter (Volumen eines Würfels mit ein Meter Kantenlänge) halbwegs kompakter Fels rund 2.500 Kilo. Die Mehrzahl der potenziell abgehenden Steine werde eher „einige Dutzend bis einige hundert Kilo schwer sein“, sagt Amberger.
Kostenfrage gehört geklärt
Da der Silbersberg in der Hand von rund 80 Grundeigentümern ist, gestaltet sich die Planung des Projektes allerdings herausfordernd. Zu den Häusern gehören schmale Grundstreifen, die bis zum Gipfel in 700 Metern Höhe reichen. Das ist steiles Gelände, bestätigt Petrovic, hinter deren Haus sich auch die Wildtierstation des Wiener Tierschutzvereines befindet. Sie begrüßt das Projekt, kritisiert aber, dass vieles verabsäumt wurde. So hätte mit der Aufforstung neuer Bäume schon viel früher begonnen werden müssen. „Denn je später angefangen wird, desto größer wird das Problem.“
Eines, das nicht nur in Gloggnitz akut ist. Überall im Land herrsche dringender Handlungsbedarf bei den Schutzwäldern, schlägt etwa der Rechnungshof schon seit Jahren Alarm.
Die Zeit drängt und viele Gloggnitzer wünschen sich einfach mehr Klarheit von politischer Seite. Die soll es laut Bürgermeister Blum nach der nächsten Bürgerversammlung geben. Auch darüber, welche Kosten auf die Silbersberg-Anrainer zukommen.
Bund und Land werden etwa 75 Prozent davon tragen. „Der Rest ist zwischen Gemeinde und Anrainern zu verteilen“, betont Blum, der auf die Kooperation mit den Betroffenen setzt. Die müssten sich sonst über allfällige Konsequenzen klar sein. rz
„Der aggressive Pilz befällt die Schwarzkiefern und lässt die Bäume absterben. Der geschwächte Schutzwald ist zunehmend nicht mehr in der Lage, die rund 80 am Fuße des Berges liegenden Häuser vor Steinschlägen zu schützen“, bringt es DI Christian Amberger auf den Punkt. Der Sektionsleiter der Wildbach- und Lawinenverbauung für Niederösterreich, Wien und Burgenland sieht jedenfalls Handlungsbedarf.
„Der Zustand des Waldes oberhalb der Silbersberg-Siedlung hat sich in den vergangenen Jahren massiv verschlechtert“, sagt auch Dr. Madeleine Petrovic, 68. Die Politikerin (Liste Madeleine Petrovic) weiß, wovon sie spricht, gehört sie doch zu den rund 260 Anrainern, die von den Auswirkungen des kränkelnden Waldes direkt betroffen sind.
Netze sollen Schutz bieten
Es gab bereits Vorfälle – kleinere Steinschläge –, sozusagen „Vorboten des Unheils“, erinnert sich Petrovic. Dass schon kleinere Felsbrocken heruntergekommen sind, bestätigt auch der Gloggnitzer Bürgermeister Mag. René Blum (40, „Wir für Gloggnitz“).
Um die Gefahr für die Anrainer zu bannen, sollen nun Steinschlagnetze rund 30 Meter hinter den Häusern angebracht werden. Sie sind Teil eines dreistufigen Projektes. „Daneben ist die Errichtung von Wasserleitungen und Löschwasserentnahmestellen geplant und eine Wiederaufforstung“, erklärt Blum. Das kostet. Alleine für die benötigten 2.000 Laufmeter Sicherheitsnetze werden statt der ursprünglich 3,5 Millionen Euro mittlerweile rund vier Millionen Euro veranschlagt. Insgesamt geht die Stadt von 5,7 Millionen Euro Gesamtkosten aus.
Erstellt wurde das Projekt von der Wildbach- und Lawinenverbauung sowie der Forstabteilung der Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen. Als Vorarbeit für die Anordnung und Dimensionierung der geplanten Steinschlagschutznetze wurde „eine umfassende Ingenieurgeologische Beurteilung des Hanges durchgeführt“, sagt Amberger.
Ermittelt wurde, in welchem Ausmaß und mit welchen Größen Steine aus dem felsdurchsetzten Untergrund abgehen können und welche Gefährdungen für die Liegenschaften daraus resultieren können. „Sie können sich das so vorstellen, dass überwiegend kleinere und mittelgroße Steine abgehen, also kopfgroß und darüber hinaus und auch einzelne größere, die je nach Kompaktheit des Gesteins entweder als weitgehend Ganzes herunterrollen, oder auf ihrem Weg talabwärts brechen und sich somit verkleinern. Auch nicht jeder abgelöste Stein muss sich zwangsläufig in Bewegung setzen, je nachdem, wie er auf dem Untergrund aufliegt.“
Für die Bemessung der geplanten Schutznetze wurden aber alle möglichen Umstände berücksichtigt, verrät der Experte. Immerhin wiege ein Kubikmeter (Volumen eines Würfels mit ein Meter Kantenlänge) halbwegs kompakter Fels rund 2.500 Kilo. Die Mehrzahl der potenziell abgehenden Steine werde eher „einige Dutzend bis einige hundert Kilo schwer sein“, sagt Amberger.
Kostenfrage gehört geklärt
Da der Silbersberg in der Hand von rund 80 Grundeigentümern ist, gestaltet sich die Planung des Projektes allerdings herausfordernd. Zu den Häusern gehören schmale Grundstreifen, die bis zum Gipfel in 700 Metern Höhe reichen. Das ist steiles Gelände, bestätigt Petrovic, hinter deren Haus sich auch die Wildtierstation des Wiener Tierschutzvereines befindet. Sie begrüßt das Projekt, kritisiert aber, dass vieles verabsäumt wurde. So hätte mit der Aufforstung neuer Bäume schon viel früher begonnen werden müssen. „Denn je später angefangen wird, desto größer wird das Problem.“
Eines, das nicht nur in Gloggnitz akut ist. Überall im Land herrsche dringender Handlungsbedarf bei den Schutzwäldern, schlägt etwa der Rechnungshof schon seit Jahren Alarm.
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Bund und Land werden etwa 75 Prozent davon tragen. „Der Rest ist zwischen Gemeinde und Anrainern zu verteilen“, betont Blum, der auf die Kooperation mit den Betroffenen setzt. Die müssten sich sonst über allfällige Konsequenzen klar sein. rz
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