Ausgabe Nr. 47/2024 vom 19.11.2024, Fotos: ROBYN BECK / AFP / picturedesk.com, ddp images, twitter
Al Pacino, 84: „Ich wusste nie, was zur Hölle ich eigentlich tat“
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Seine Jugendjahre in den Straßen New Yorks (USA) formten Al Pacino zu einem Überlebenskünstler. Einem, dem es später schwerfiel, mit Ruhm und Geld umzugehen. In seinen Memoiren lässt der Schauspieler nun die Höhen und Tiefen seines Lebens Revue passieren.
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Mein ganzes Leben war wie ein Raketenflug zum Mond, und ich bin ein ziemlicher Glückspilz gewesen“, erinnert sich der amerikanische Schauspieler Al Pacino in seiner kürzlich erschienenen Autobiografie „Sonny Boy – Mein Leben“ (Piper Verlag, € 27,50). Darin beschreibt der heute 84jährige seinen Aufstieg vom Kind aus der South Bronx (ein Stadtteil von New York, USA) zu einem der ganz Großen in Hollywood.
Es sind aber auch Gedanken an sein Lebensende, die ihn beschäftigen. Und die kommen nicht von ungefähr. „Einmal wurde auf (dem Videoportal) YouTube aus dem Nichts mein Tod vermeldet, was ein grausiges Gefühl war.“ Ein anderes Mal sei er wirklich gestorben. Das war 2020, Al Pacino hatte Corona. „Ich bekam hohes Fieber und war dehydriert.“ Ein Pfleger sollte ihm eine Infusion legen. Dann verlor er das Bewusstsein. Das Nächste, was er sah, waren zwei Ärzte und sechs Sanitäter, „allesamt in Schutzanzüge gehüllt, als kämen sie aus dem Weltall“.
Seine frühen Jahre waren dramatisch, aber prägend
Pacino glaubt, an diesem Tag eine Todeserfahrung gehabt zu haben. Eine, die er im Nachhinein als unbefriedigend empfand. „Nun, ich kehrte wieder, und ich kann Ihnen berichten, dass da draußen nichts war.“ Auch kein Licht am Ende des Tunnels, nur traumloser Schlaf.
Den Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend widmet Al Pacino viel Platz in seinem Buch. Mit der Mutter sei er schon als knapp Vierjähriger oft im Kino gewesen, schreibt er. Dort habe sie ihren „Sonny Boy“ mit niemandem teilen müssen. „Das war ihr Spitzname für mich.“ Lange, bevor alle anfingen, ihn Sonny zu rufen.
Die Eltern trennten sich, als der am 25. April 1940 in East Harlem (New York) als Alfredo James Pacino geborene Schauspieler und Produzent noch keine zwei Jahre alt war. Der Vater Salvatore Pacino (1922–2005), ein Italiener und Militärpolizist, war danach noch vier Mal verheiratet. „Er zog in den Krieg und kehrte auch wieder nach Hause zurück, aber nicht zu uns.“
Die Mutter Rose Gerard (1918–1962) beschreibt er als „schöne Frau, aber verletzlich mit einem fragilen Gefühlsleben“. Ohne Vater gab es in seinen ersten Lebensjahren kaum Stabilität. Das änderte sich, als er mit seiner Mutter zu deren Eltern in die South Bronx zog. Den Großvater Vincenzo Giovanni Gerardi bezeichnet er auch als „erste echte Vaterfigur“ in seinem Leben.
Sie waren nicht wohlhabend, aber hielten sich über Wasser, erinnert sich Pacino. Auch daran, dass er in seinem Viertel „regelmäßig dem Tod von der Schippe zu springen schien“. Etwa, als er ohne Eislaufschuhe auf dem zugefrorenen „Bronx River“ durchs Eis brach und ein Freund ihn rettete. „Ich war wie eine Katze mit deutlich mehr als neun Leben.“
Das war nicht die einzige dramatische Erfahrung für ihn. Er war erst sechs Jahre alt, als seine Mutter versuchte, sich das Leben zu nehmen. Der Bub sah, wie sie in den Krankenwagen geschoben wurde. „Aber ich glaube, sie wollte nicht sterben, noch nicht.“
Alkohol und Drogen bestimmten sein junges Leben
Sie kam lebendig zurück und „ich zog in die Straßen hinaus“. Und die waren ein hartes Pflaster. Gemeinsam mit seinen Freunden Cliffy, Bruce und Peter streunte er durch die Gegend. „Wenn wir etwas zu essen wollten, stahlen wir es. Wir bezahlten nie für irgendetwas.“
In seiner Kindheit seien es die Beziehungen zu seinen Freunden auf der Straße gewesen, „die mir Kraft und Hoffnung gaben“, erzählt Pacino. Durch sie kam er aber auch früh mit Alkohol und Drogen in Kontakt. Das „Gefühl von Freiheit“ bezahlten seine Freunde später mit dem Leben. Sie alle starben an Drogen.
Dass seine Mutter Strenge zeigte und „mich ihm Auge behielt“, wusste er erst viel später zu schätzen. „Ich glaube wirklich, dass sie mir das Leben gerettet hat“, sagt er heute. Ihres konnte er nicht retten, sie starb, als er 21 war. Erstickt an den Pillen, die sie erbrochen hatte. „Ich kam zu spät.“ Ungeklärt bleibt, ob es Selbstmord war. „Ich glaube, ich habe ihr nie gesagt, dass ich Erfolg haben und mich um sie kümmern würde“, suchte der damals angehende Schauspieler verzweifelt eine Erklärung.
Sein Weg zur Bühne begann bereits während seiner Schulzeit. Die Schauspielerei war für ihn damals aber nur eine „Möglichkeit, mich vor dem Unterricht zu drücken“. Mit 16 brach er ab und schlug sich als Kartenabreißer und Platzanweiser durch.
Pacino beschreibt in seinen Memoiren ausführlich die Jahre vor seinem großen Durchbruch, den er schließlich 1972 in dem Film „Der Pate“ an der Seite von Marlon Brando (1924–2004) hatte. „Als junger Schauspieler spekulierst du nicht einmal auf so etwas. Es gleicht einem Wunder, wenn du überhaupt irgendeine Filmrolle bekommst.“ Und hier war der bekannte Regisseur Francis Ford Coppola und wollte, dass er den „Michael Corleone“ spielte. Die Großmutter erzählte ihm dann, dass sein Opa aus einem sizilianischen Dorf mit Namen Corleone stammte.
„Nach ,Der Pate‘ hätte ich alles spielen können“, bekennt er in seinen Erinnerungen. Aber das tat er nicht. Pacino lehnte etwa die Rolle des „Han Solo“ in dem Kinofilm „Star Wars“ ab, weil er daraus „nicht schlau“ wurde. „Ich war ein Theatermensch, wollte viel lieber wieder auf die Bühne zurück.“
In Boston (USA) gab er „Richard III.“. „Es war das erste Shakespeare-Stück sein, das ich vor richtigem Publikum spielte“, schreibt er in seinem Buch über die Rolle, die er bereits als noch unbekannter Mime in New York gespielt hat.
Neun „Oscar“-Nominierungen und pleite mit Anfang 70
Zu der Zeit erhielt er auch seine erste „Oscar“-Nominierung als bester Nebendarsteller in „Der Pate“. Dass er der Veranstaltung 1973 fernblieb, sorgte für Gerüchte in Hollywood, er hätte sich herabgesetzt gefühlt, nicht als bester Hauptdarsteller nominiert worden zu sein. „Ich wollte ja hingehen. Ich hatte einfach nur Angst“, rechtfertigt er sich in seinen Memoiren. Acht weitere „Oscar“-Nominierungen sollten folgen. Die letzte im Jahr 2020 als bester Nebendarsteller im Film „The Irishman“.
Mit seiner Filmkarriere ging es seit „Der Pate“ steil bergauf. Es folgten „Der Pate II“ (1974) und „Hundstage“ (1975). Doch je erfolgreicher Pacino wurde, desto isolierter fühlte er sich. Der bedeutende Regisseur und Schauspiellehrer Lee Strasberg (1901–1982) riet ihm, sich anzupassen.
„Und ich verfuhr damit so, dass ich Drogen nahm und trank“, spricht Pacino offen über sein damaliges Suchtproblem. „Aber Gott im Himmel, das Trinken war für mich eine Lebenshaltung.“ Um seiner Welt aus Drogen und Alkohol zu entkommen, ging er sogar zu den Anonymen Alkoholikern. Eine Gesprächstherapie erschien ihm aber hilfreicher. „Irgendwann war ich fünf Tage pro Woche in Therapie.“ Erfolgreich, denn die Entwöhnung gelang.
Schwieriger war seine Beziehung zu den Medien. „Als jemand, der schüchtern ist“, mochte er deren Aufmerksamkeit nicht. Und schon bald sollte sich Pacino ganz aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Nach „Scarface“ (1983) regnete es schlechte Kritiken. „Pacino scheitert als ,Scarface‘ kläglich“, titelte eine Zeitung. Heute weiß er, dass der Film auch mehr als 40 Jahre danach Kontroversen auslösen würde. Für ihn selbst war seine Karriere damals aber beendet.
Mit 83 wurde Al Pacino noch einmal Vater eines Sohnes
Es sollte vier Jahre dauern, bis er wieder vor der Kamera stand. Nach „Sea of Love – Melodie des Todes“ (1989) folgte 1990 der dritte Teil des „Paten“. Und 1992 schließlich „Der Duft der Frauen“. Die Rolle des blinden und verbitterten Ex-Colonels Frank Slade brachte ihm den „Oscar“ als bester Hautdarsteller ein.
Erfolgsverwöhnt gab Pacino das Geld mit vollen Händen aus – € 380.000,– pro Monat. „Weil ich es hatte. Zumindest glaubte ich das.“ Die Warnungen, dass sein Finanzberater wenig vertrauenswürdig sei, kamen zu spät. Das war im Jahr 2011. Al Pacino war Anfang 70 und pleite. „Ich habe ein Leben gelebt, das mich überlebensfähig gemacht hat.“ Also ging er wieder arbeiten.
Auch bei seinen Beziehungen hatte er kein glückliches Händchen. Schon jung kam er zu der Erkenntnis, dass „die Arbeit die Arbeit ist und Liebe und Leben an zweiter Stelle stehen“. Verheiratet war er nie, aber geliebt hat er viele Frauen. Die Schaupielerinnen Diane Keaton und Beverly D‘Angelo etwa, mit der er die 2001 geborenen Zwillinge Olivia Rose und Anton James hat. Die älteste Tochter Julie, 35, stammt aus einer Beziehung mit einer Tänzerin. Und im vergangenen Jahr wurde Sohn Roman geboren.
Beim Aufschreiben seiner Erinnerungen fand er „ein bisschen mehr über mich selbst heraus. Objektiv betrachtet, wusste ich nie, was zur Hölle ich eigentlich tat. Ich bin ein Schauspieler. Das ist mein Beruf und hin und wieder habe ich das Glück, Rollen zu finden, für die ich geeignet bin.“ Und wenn er eines Tages „das große Broadwaystück im Himmel“ spielen wird, dann hoffe er, dass Gott an der Himmelspforte zu ihm sagt: „Die Proben beginnen morgen um 15 Uhr.“ rz
Es sind aber auch Gedanken an sein Lebensende, die ihn beschäftigen. Und die kommen nicht von ungefähr. „Einmal wurde auf (dem Videoportal) YouTube aus dem Nichts mein Tod vermeldet, was ein grausiges Gefühl war.“ Ein anderes Mal sei er wirklich gestorben. Das war 2020, Al Pacino hatte Corona. „Ich bekam hohes Fieber und war dehydriert.“ Ein Pfleger sollte ihm eine Infusion legen. Dann verlor er das Bewusstsein. Das Nächste, was er sah, waren zwei Ärzte und sechs Sanitäter, „allesamt in Schutzanzüge gehüllt, als kämen sie aus dem Weltall“.
Seine frühen Jahre waren dramatisch, aber prägend
Pacino glaubt, an diesem Tag eine Todeserfahrung gehabt zu haben. Eine, die er im Nachhinein als unbefriedigend empfand. „Nun, ich kehrte wieder, und ich kann Ihnen berichten, dass da draußen nichts war.“ Auch kein Licht am Ende des Tunnels, nur traumloser Schlaf.
Den Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend widmet Al Pacino viel Platz in seinem Buch. Mit der Mutter sei er schon als knapp Vierjähriger oft im Kino gewesen, schreibt er. Dort habe sie ihren „Sonny Boy“ mit niemandem teilen müssen. „Das war ihr Spitzname für mich.“ Lange, bevor alle anfingen, ihn Sonny zu rufen.
Die Eltern trennten sich, als der am 25. April 1940 in East Harlem (New York) als Alfredo James Pacino geborene Schauspieler und Produzent noch keine zwei Jahre alt war. Der Vater Salvatore Pacino (1922–2005), ein Italiener und Militärpolizist, war danach noch vier Mal verheiratet. „Er zog in den Krieg und kehrte auch wieder nach Hause zurück, aber nicht zu uns.“
Die Mutter Rose Gerard (1918–1962) beschreibt er als „schöne Frau, aber verletzlich mit einem fragilen Gefühlsleben“. Ohne Vater gab es in seinen ersten Lebensjahren kaum Stabilität. Das änderte sich, als er mit seiner Mutter zu deren Eltern in die South Bronx zog. Den Großvater Vincenzo Giovanni Gerardi bezeichnet er auch als „erste echte Vaterfigur“ in seinem Leben.
Sie waren nicht wohlhabend, aber hielten sich über Wasser, erinnert sich Pacino. Auch daran, dass er in seinem Viertel „regelmäßig dem Tod von der Schippe zu springen schien“. Etwa, als er ohne Eislaufschuhe auf dem zugefrorenen „Bronx River“ durchs Eis brach und ein Freund ihn rettete. „Ich war wie eine Katze mit deutlich mehr als neun Leben.“
Das war nicht die einzige dramatische Erfahrung für ihn. Er war erst sechs Jahre alt, als seine Mutter versuchte, sich das Leben zu nehmen. Der Bub sah, wie sie in den Krankenwagen geschoben wurde. „Aber ich glaube, sie wollte nicht sterben, noch nicht.“
Alkohol und Drogen bestimmten sein junges Leben
Sie kam lebendig zurück und „ich zog in die Straßen hinaus“. Und die waren ein hartes Pflaster. Gemeinsam mit seinen Freunden Cliffy, Bruce und Peter streunte er durch die Gegend. „Wenn wir etwas zu essen wollten, stahlen wir es. Wir bezahlten nie für irgendetwas.“
In seiner Kindheit seien es die Beziehungen zu seinen Freunden auf der Straße gewesen, „die mir Kraft und Hoffnung gaben“, erzählt Pacino. Durch sie kam er aber auch früh mit Alkohol und Drogen in Kontakt. Das „Gefühl von Freiheit“ bezahlten seine Freunde später mit dem Leben. Sie alle starben an Drogen.
Dass seine Mutter Strenge zeigte und „mich ihm Auge behielt“, wusste er erst viel später zu schätzen. „Ich glaube wirklich, dass sie mir das Leben gerettet hat“, sagt er heute. Ihres konnte er nicht retten, sie starb, als er 21 war. Erstickt an den Pillen, die sie erbrochen hatte. „Ich kam zu spät.“ Ungeklärt bleibt, ob es Selbstmord war. „Ich glaube, ich habe ihr nie gesagt, dass ich Erfolg haben und mich um sie kümmern würde“, suchte der damals angehende Schauspieler verzweifelt eine Erklärung.
Sein Weg zur Bühne begann bereits während seiner Schulzeit. Die Schauspielerei war für ihn damals aber nur eine „Möglichkeit, mich vor dem Unterricht zu drücken“. Mit 16 brach er ab und schlug sich als Kartenabreißer und Platzanweiser durch.
Pacino beschreibt in seinen Memoiren ausführlich die Jahre vor seinem großen Durchbruch, den er schließlich 1972 in dem Film „Der Pate“ an der Seite von Marlon Brando (1924–2004) hatte. „Als junger Schauspieler spekulierst du nicht einmal auf so etwas. Es gleicht einem Wunder, wenn du überhaupt irgendeine Filmrolle bekommst.“ Und hier war der bekannte Regisseur Francis Ford Coppola und wollte, dass er den „Michael Corleone“ spielte. Die Großmutter erzählte ihm dann, dass sein Opa aus einem sizilianischen Dorf mit Namen Corleone stammte.
„Nach ,Der Pate‘ hätte ich alles spielen können“, bekennt er in seinen Erinnerungen. Aber das tat er nicht. Pacino lehnte etwa die Rolle des „Han Solo“ in dem Kinofilm „Star Wars“ ab, weil er daraus „nicht schlau“ wurde. „Ich war ein Theatermensch, wollte viel lieber wieder auf die Bühne zurück.“
In Boston (USA) gab er „Richard III.“. „Es war das erste Shakespeare-Stück sein, das ich vor richtigem Publikum spielte“, schreibt er in seinem Buch über die Rolle, die er bereits als noch unbekannter Mime in New York gespielt hat.
Neun „Oscar“-Nominierungen und pleite mit Anfang 70
Zu der Zeit erhielt er auch seine erste „Oscar“-Nominierung als bester Nebendarsteller in „Der Pate“. Dass er der Veranstaltung 1973 fernblieb, sorgte für Gerüchte in Hollywood, er hätte sich herabgesetzt gefühlt, nicht als bester Hauptdarsteller nominiert worden zu sein. „Ich wollte ja hingehen. Ich hatte einfach nur Angst“, rechtfertigt er sich in seinen Memoiren. Acht weitere „Oscar“-Nominierungen sollten folgen. Die letzte im Jahr 2020 als bester Nebendarsteller im Film „The Irishman“.
Mit seiner Filmkarriere ging es seit „Der Pate“ steil bergauf. Es folgten „Der Pate II“ (1974) und „Hundstage“ (1975). Doch je erfolgreicher Pacino wurde, desto isolierter fühlte er sich. Der bedeutende Regisseur und Schauspiellehrer Lee Strasberg (1901–1982) riet ihm, sich anzupassen.
„Und ich verfuhr damit so, dass ich Drogen nahm und trank“, spricht Pacino offen über sein damaliges Suchtproblem. „Aber Gott im Himmel, das Trinken war für mich eine Lebenshaltung.“ Um seiner Welt aus Drogen und Alkohol zu entkommen, ging er sogar zu den Anonymen Alkoholikern. Eine Gesprächstherapie erschien ihm aber hilfreicher. „Irgendwann war ich fünf Tage pro Woche in Therapie.“ Erfolgreich, denn die Entwöhnung gelang.
Schwieriger war seine Beziehung zu den Medien. „Als jemand, der schüchtern ist“, mochte er deren Aufmerksamkeit nicht. Und schon bald sollte sich Pacino ganz aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Nach „Scarface“ (1983) regnete es schlechte Kritiken. „Pacino scheitert als ,Scarface‘ kläglich“, titelte eine Zeitung. Heute weiß er, dass der Film auch mehr als 40 Jahre danach Kontroversen auslösen würde. Für ihn selbst war seine Karriere damals aber beendet.
Mit 83 wurde Al Pacino noch einmal Vater eines Sohnes
Es sollte vier Jahre dauern, bis er wieder vor der Kamera stand. Nach „Sea of Love – Melodie des Todes“ (1989) folgte 1990 der dritte Teil des „Paten“. Und 1992 schließlich „Der Duft der Frauen“. Die Rolle des blinden und verbitterten Ex-Colonels Frank Slade brachte ihm den „Oscar“ als bester Hautdarsteller ein.
Erfolgsverwöhnt gab Pacino das Geld mit vollen Händen aus – € 380.000,– pro Monat. „Weil ich es hatte. Zumindest glaubte ich das.“ Die Warnungen, dass sein Finanzberater wenig vertrauenswürdig sei, kamen zu spät. Das war im Jahr 2011. Al Pacino war Anfang 70 und pleite. „Ich habe ein Leben gelebt, das mich überlebensfähig gemacht hat.“ Also ging er wieder arbeiten.
Auch bei seinen Beziehungen hatte er kein glückliches Händchen. Schon jung kam er zu der Erkenntnis, dass „die Arbeit die Arbeit ist und Liebe und Leben an zweiter Stelle stehen“. Verheiratet war er nie, aber geliebt hat er viele Frauen. Die Schaupielerinnen Diane Keaton und Beverly D‘Angelo etwa, mit der er die 2001 geborenen Zwillinge Olivia Rose und Anton James hat. Die älteste Tochter Julie, 35, stammt aus einer Beziehung mit einer Tänzerin. Und im vergangenen Jahr wurde Sohn Roman geboren.
Beim Aufschreiben seiner Erinnerungen fand er „ein bisschen mehr über mich selbst heraus. Objektiv betrachtet, wusste ich nie, was zur Hölle ich eigentlich tat. Ich bin ein Schauspieler. Das ist mein Beruf und hin und wieder habe ich das Glück, Rollen zu finden, für die ich geeignet bin.“ Und wenn er eines Tages „das große Broadwaystück im Himmel“ spielen wird, dann hoffe er, dass Gott an der Himmelspforte zu ihm sagt: „Die Proben beginnen morgen um 15 Uhr.“ rz
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