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Ausgabe Nr. 47/2024 vom 19.11.2024, Foto: Thomas&Thomas
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Anja Schüte, 60.
Anja Schüte: „Ich bin sanfter geworden“
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Sie war gerade einmal 16 Jahre alt, als sie im Erotikfilm „Zärtliche Cousinen“ auf sich aufmerksam machte. Eine Reihe weiterer Filmrollen folgte für die deutsche Darstellerin Anja Schüte.
Nach einer kurzen Ehe mit dem Schlager-
sänger Roland Kaiser ist sie heute mit
einem norwegischen Reeder glücklich.
Doch der Tod ihrer Mutter belastet sie.
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Frau Schüte, Sie wurden heuer 60 Jahre alt. Haben Sie diesen runden Geburtstag ausgiebig gefeiert?

Nein, er verlief stiller, als ich vor einigen Jahren noch gedacht habe. Aber es passte einfach in diesem Jahr nicht für mich, eine große Party zu feiern, da meine Mutter im April starb und mir nicht nach Feiern zumute war. Mein Mann, mein Sohn und ich waren wunderschön essen in Hamburg (D). Hamburg ist nicht nur unsere Lieblingsstadt in Deutschland, sondern auch die Stadt, in der ich geboren wurde und in der mein Sohn lebt. Wir haben die Zeit als kleine Familie genossen, das war für mich das schönste Geschenk.

Das heißt, Sie leiden noch sehr unter dem Verlust Ihrer Mutter …

Ja, das braucht Zeit. Ich glaube, die Trauer geht auch nie ganz vorbei. Wir sind jetzt auf Mallorca und ich hoffe, hier ein bisschen Abstand zu gewinnen, denn ich habe mich in den vergangenen Jahren intensiv um meine Mutter gekümmert und war viel bei ihr in Deutschland. Entsprechend mussten mein Mann und ich auch auf viel gemeinsame Zeit in dieser langen Phase verzichten. Wir versuchen jetzt, ein wenig durchzuatmen und miteinander einen Neuanfang zu finden ohne meine geliebte kranke Mutter in meinem Kopf und an meiner Seite. Ich habe plötzlich so viel mehr Zeit, das ist eine Umstellung, ich muss mich wieder neu finden und bin jetzt dabei, den Fokus auf mich und die Partnerschaft zu legen.

Da können Sie sich glücklich schätzen, einen derart verständnisvollen Mann zu haben …

Ja, er ist der Beste (lacht).

Bereits Ihr Kennenlernen soll filmreif gewesen sein und in einem Flughafen stattgefunden haben, stimmt das?

Ja, das war eine hübsche Geschichte. Die Menschen, die das damals von uns erfahren haben, sagten alle, das ist ja filmreif, reinster romantischer Hollywood-Stoff. Und es war wirklich so. Eine Fügung des Schicksals. Ich sage immer, mein Vater im Himmel hat mir meinen Mann geschickt. Davon bin ich überzeugt.

Sie waren vorher eine Weile in Beziehungen, die nicht gerade schön verlaufen sind …

Das stimmt. Und ich habe mich damals erst befreien müssen aus einer Beziehung, um für meinen jetzigen Mann da sein zu können. Das war wirklich heftig und schwierig.

Ihr Mann ist ein norwegischer Reeder. Leben Sie jetzt vorwiegend in der Heimat Ihres Mannes?

Das wurde fälschlicherweise geschrieben. Mein Mann ist zwar Norweger, aber ich lebe nicht ständig in Norwegen. Ich habe nach wie vor meinen Hauptwohnsitz in Deutschland, wir haben ein hübsches Reetdachhaus an der Küste. Dann haben wir noch ein Zuhause in Oslo, das ist natürlich die erste Heimat meines Mannes. Dort sind wir auch gerne. Die Menschen in Norwegen sind zufriedener und entspannter. Es ist ein wunderschönes Land. Und im Winter sind wir überwiegend auf Mallorca.

Sie haben einige Jahre nicht als Schauspielerin gearbeitet. Wollen Sie nach dem Tod der Mutter auch hier wieder Fuß fassen?

Ja, das möchte ich schon.

Wobei Frauen ab 50 Jahren immer wieder beklagen, wie schwierig es sei, eine Rolle zu bekommen …

Das stimmt. Unser Beruf ist ein Männerberuf. Gefühlt haben wir 70 Prozent männliche Schauspieler, die wir im Fernsehen oder Kino sehen, und für Frauen in einem gewissen Alter wird es dann noch einmal besonders schwierig. Es gibt die Zeit dazwischen, da ist eine Frau nicht mehr Geliebte oder Mutter, sie muss dann mindestens Mitte 60 sein, damit sie die Oma spielen kann. Aber es gibt auch andere Beispiele. Désirée Nosbusch und Katharina Böhm haben gut zu tun, sind in meinem Alter und wir haben damals zusammen angefangen. Ich habe dann dadurch, dass ich leider Gottes meinen Sohn alleine großziehen musste und mich später wegen meiner kranken Mutter auch aus dem Beruf zurückzog, ein bisschen den Anschluss verpasst und hoffe, dass sich jetzt jemand an mich erinnert und mich konträr zu meinen damaligen Rollen besetzt. Ich habe Lust auf ganz vieles, bin offen, und mein Mann steht hinter mir. Es kann also losgehen.

Hätten Sie sich damals, als Ihr Sohn jünger war, mehr Unterstützung vom Vater, also Roland Kaiser, gewünscht?

Ja, auf alle Fälle hätte ich mir das gewünscht. Ich stand plötzlich als alleinerziehende Mutter da, während er mit anderen Dingen beschäftigt war.

Haben Sie ihm vergeben, dass er so wenig für Ihren gemeinsamen Sohn da war?

Es geht dabei nicht um mich, es geht um unseren Sohn. Die Kinder bleiben bei so einer Trennung auf der Strecke, das ist richtig brutal. Die Seele leidet so sehr, es sind traurige Kinder, die da herauskommen aus solch gescheiterten Beziehungen. Es gibt ja auch Paare, die sich trennen und danach kümmern sich trotzdem beide Elternteile um das Kind. Das war bei uns leider nicht der Fall. Das ist das Einzige in meinem Leben, wo ich sage: Das hätte anders laufen müssen. Dass sich Menschen trennen, das passiert, ich hatte nur das Pech, dass das meinem Sohn Hendrik und mir passiert ist, und am meisten hatte Hendrik darunter zu leiden, das ist definitiv so.

Haben Vater und Sohn denn heute guten Kontakt?

Natürlich haben sie Kontakt, aber Roland ist ziemlich beschäftigt. Er hat privat wenig Zeit.

Haben Sie noch Kontakt?

Wir gehen privat nach wie vor getrennte Wege, aber ich war in den vergangenen Jahren häufiger auf seinen Konzerten und ich weiß, mit wieviel Kraft er das macht. Das ist unglaublich. Diese Kraft zu haben, ist unfassbar. Roland singt drei Stunden, ohne mit der Wimper zu zucken, das ist ein Wunder.

Glauben Sie rückblickend, auch Fehler gemacht zu haben?

Als junger Mensch habe ich vielleicht die Menschen vor den Kopf gestoßen oder habe zu schnell bestimmte Menschen aus meinem Leben gekickt. Da würde ich heute sagen, das war vielleicht etwas zu frech und zu voreilig. Ich gehe heute ganz anders mit meinem Umfeld um, bin viel weitsichtiger geworden. Ich bin auch vorsichtiger geworden mit dem, was ich sage. Und ich bin sanfter.

Wen hätten Sie denn nachträglich nicht so gerne vor den Kopf gestoßen?

Meine erste große Liebe. Das bereue ich sehr, da war ich ziemlich gemein, glaube ich. Aber mehr möchte ich dazu nicht sagen.

Ist Ihr Sohn in die Fußstapfen des Vaters getreten?

Nein, aber er legt auf, ist Discjockey, und er produziert gerade seine eigene Musik. Aber mit Schlager hat er weniger zu tun. Und er hat sich alles ganz ohne seinen Vater aufgebaut, das finde ich stark.
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