Ausgabe Nr. 47/2024 vom 19.11.2024, Fotos: IMAGO/United Archives, picturedesk.com, Dorotheum Wien
Muliars Erbe unterm Hammer
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Am 12. Dezember wäre der Wiener Volksschauspieler Fritz Muliar 105 Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass findet eine Versteigerung persönlicher Stücke des Künstlers statt.
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Er war als Schauspieler im komischen Fach ebenso zu Hause wie in ernsten Rollen und hat das Theater in unserem Land maßgeblich geprägt.
Mit der Titelrolle der Fernsehserie „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“ spielte sich Fritz Muliar in den 1970er Jahren in die Herzen des deutschsprachigen Publikums. Auftritte in den Stücken „Der liebe Augustin“ oder „Simplicissimus“ machten ihn bei den Besuchern beliebt. Bekannt wurde er durch sein gestenreiches Mienenspiel sowie seine auffallenden Tonlagen, samt Aussprache und herrlicher Grimassen.
Es hieß, er „fotografiere mit den Ohren“, denn er imitierte eine Vielzahl von Jargons und Dialekten. Am Wiener Burg- und Raimundtheater wurde er als „Star“ gefeiert, am Theater in der Josefstadt stand er wie selbstverständlich im hohen Alter noch auf den „Brettern, die die Welt bedeuten“.
Im Laufe seines Lebens war er als Kabarettist, Schauspieler, Erzähler, Regisseur und Komiker auf den größten und bekanntesten Bühnen des Landes präsent. Nach einer Aufführung am Sonntag, dem 3. Mai 2009, nachdem der letzte Applaus verklungen und der Vorhang gefallen war, brach er in der Nacht in seiner Wohnung zusammen und verstarb 89jährig im Wiener AKH.
Heuer wäre Muliar 105 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass findet zu seinem Geburtstag am 12. Dezember eine Versteigerung persönlicher Dinge und Lebenswerke beim Wiener Auktionshaus „Dorotheum“ statt. Der Nachlass beinhaltet auch Stücke seiner zweiten Frau, Franziska Kalmar-Muliar, die erst heuer im April verstarb. Sie war ebenfalls Schauspielerin und dem breiten Publikum spätestens ab 1955 bekannt, als sie als erste Fernsehsprecherin im ORF in die Geschichte einging. Die beiden waren mehr als 50 Jahre lang verheiratet.
Erinnerungen an den Schauspieler
Die gesamte Auktion wird über das Internet abgewickelt. Am Freitag, dem 22. November, wird das Angebot der zu ersteigernden Stücke des Künstler-Ehepaares ins Internet gestellt. „Die Erinnerung an einen der beliebtesten Volksschauspieler seiner Zeit soll lebendig gehalten und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden“, sagt Ingeborg Fiegl vom „Dorotheum“.
Die Objekte zur Versteigerung wurden von den beiden Söhnen Alexander (67, Kameramann) und Martin Muliar (64, Schauspieler) mit Bedacht ausgewählt. Das Elternpaar ging „voller Liebe und Respekt“ durchs Leben, wie die beiden betonen. Die Auktion soll, so der Wunsch der Söhne, die Bedeutung der Eltern im gesellschaftlichen Leben würdigen. Die beiden möchten damit das Lebenswerk der Eltern an Menschen weitergeben, die es zu schätzen wissen. Zwei Sessel sind den Söhnen besonders in Erinnerung geblieben. Sie stammen aus der alten Bestuhlung des Theaters in der Josefstadt (barockisiert um 1920, rote Samtbezüge, alabasterfarbenes Gestell) und standen im Arbeitszimmer des Vaters, in dem der Mime auch seine Bücher verfasste.
Sie sind mit einem Rufpreis von je 600 Euro zu erwerben. Weitere Objekte aus dem Arbeitszimmer, das seine Frau nach Muliars Tod unangetastet ließ, stehen auf der Auktionsliste.
Fritz Muliars Lebenswerke
Die Biedermeier Kommodenuhr, eine sogenannte Portal- oder Portikusuhr aus dem Jahr 1820, ist ab € 400,– erhältlich. Das Schauspieler-Paar bewegte sich in Künstlerkreisen ebenso wie in der Politik. In ihrem Einfamilienhaus in Groß-Enzersdorf (NÖ) gingen regelmäßig Künstlerkollegen, Schauspieler, Maler und Politiker ein
und aus.
„Viele der in der Auktion angebotenen Objekte belegen die Gastfreundschaft des Hauses Muliar“, betont Fiegl. Zu Bruno Kreisky pflegte Muliar eine lange, tiefe Freundschaft. Zeugnis davon ist eine Karikatur des Künstlers Gustav Peichl (alias „Ironimus“), der Muliar eine Zeichnung des Alt-Bundeskanzlers zum 60. Geburtstag schenkte. Die Widmung bezieht sich auf einen Ausspruch Kreiskys, „Ich bin der Meinung, der Muliar ist der Größte.“ Der Rufpreis liegt bei € 500,–. Teuerstes Objekt ist die „Platin-Romy“, ein Fernsehpreis aus dem Jahr 2004 für Fritz Muliars Lebenswerk. Sie besteht aus platinüberzogenem Edelstahl und wird ab € 1.000,– angeboten.
Unter den Hammer kommen ebenso das Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst, das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Wien und die Verleihungsurkunden zum Ehrenmitglied des Burgtheaters. Namhafte Künstler wie Gustav Peichl, Friedensreich Hundertwasser oder Ernst Fuchs widmeten dem Verstorbenen seinerzeit Kunstwerke, die nun ebenfalls verkauft werden. Fotografien und Briefe von Rudolf Kirchschläger, Leopold Figl, Senta Berger, Felix Dvorak
oder Helmutz Zilk sind Teil der Liste.
Nicht zuletzt gibt es ein 120-seitiges Gästebuch aus den Jahren 1958 bis 1987 zu erwerben, Anekdoten von Künstlerkollegen wie Herbert von Karajan, Friedrich Torberg oder Lotte Profohs inklusive (Rufpreis € 120,–). Das Kondolenzbuch anlässlich Muliars Tod im Jahr 2009 ist ebenfalls ab € 120,– erhältlich.
Das Elternhaus in Niederösterreich (150 m2 Wohnfläche auf 600 m2 Grund) wird zu einem späteren Zeitpunkt verkauft, ein Preis steht noch nicht fest.
Mit der Titelrolle der Fernsehserie „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“ spielte sich Fritz Muliar in den 1970er Jahren in die Herzen des deutschsprachigen Publikums. Auftritte in den Stücken „Der liebe Augustin“ oder „Simplicissimus“ machten ihn bei den Besuchern beliebt. Bekannt wurde er durch sein gestenreiches Mienenspiel sowie seine auffallenden Tonlagen, samt Aussprache und herrlicher Grimassen.
Es hieß, er „fotografiere mit den Ohren“, denn er imitierte eine Vielzahl von Jargons und Dialekten. Am Wiener Burg- und Raimundtheater wurde er als „Star“ gefeiert, am Theater in der Josefstadt stand er wie selbstverständlich im hohen Alter noch auf den „Brettern, die die Welt bedeuten“.
Im Laufe seines Lebens war er als Kabarettist, Schauspieler, Erzähler, Regisseur und Komiker auf den größten und bekanntesten Bühnen des Landes präsent. Nach einer Aufführung am Sonntag, dem 3. Mai 2009, nachdem der letzte Applaus verklungen und der Vorhang gefallen war, brach er in der Nacht in seiner Wohnung zusammen und verstarb 89jährig im Wiener AKH.
Heuer wäre Muliar 105 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass findet zu seinem Geburtstag am 12. Dezember eine Versteigerung persönlicher Dinge und Lebenswerke beim Wiener Auktionshaus „Dorotheum“ statt. Der Nachlass beinhaltet auch Stücke seiner zweiten Frau, Franziska Kalmar-Muliar, die erst heuer im April verstarb. Sie war ebenfalls Schauspielerin und dem breiten Publikum spätestens ab 1955 bekannt, als sie als erste Fernsehsprecherin im ORF in die Geschichte einging. Die beiden waren mehr als 50 Jahre lang verheiratet.
Erinnerungen an den Schauspieler
Die gesamte Auktion wird über das Internet abgewickelt. Am Freitag, dem 22. November, wird das Angebot der zu ersteigernden Stücke des Künstler-Ehepaares ins Internet gestellt. „Die Erinnerung an einen der beliebtesten Volksschauspieler seiner Zeit soll lebendig gehalten und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden“, sagt Ingeborg Fiegl vom „Dorotheum“.
Die Objekte zur Versteigerung wurden von den beiden Söhnen Alexander (67, Kameramann) und Martin Muliar (64, Schauspieler) mit Bedacht ausgewählt. Das Elternpaar ging „voller Liebe und Respekt“ durchs Leben, wie die beiden betonen. Die Auktion soll, so der Wunsch der Söhne, die Bedeutung der Eltern im gesellschaftlichen Leben würdigen. Die beiden möchten damit das Lebenswerk der Eltern an Menschen weitergeben, die es zu schätzen wissen. Zwei Sessel sind den Söhnen besonders in Erinnerung geblieben. Sie stammen aus der alten Bestuhlung des Theaters in der Josefstadt (barockisiert um 1920, rote Samtbezüge, alabasterfarbenes Gestell) und standen im Arbeitszimmer des Vaters, in dem der Mime auch seine Bücher verfasste.
Sie sind mit einem Rufpreis von je 600 Euro zu erwerben. Weitere Objekte aus dem Arbeitszimmer, das seine Frau nach Muliars Tod unangetastet ließ, stehen auf der Auktionsliste.
Fritz Muliars Lebenswerke
Die Biedermeier Kommodenuhr, eine sogenannte Portal- oder Portikusuhr aus dem Jahr 1820, ist ab € 400,– erhältlich. Das Schauspieler-Paar bewegte sich in Künstlerkreisen ebenso wie in der Politik. In ihrem Einfamilienhaus in Groß-Enzersdorf (NÖ) gingen regelmäßig Künstlerkollegen, Schauspieler, Maler und Politiker ein
und aus.
„Viele der in der Auktion angebotenen Objekte belegen die Gastfreundschaft des Hauses Muliar“, betont Fiegl. Zu Bruno Kreisky pflegte Muliar eine lange, tiefe Freundschaft. Zeugnis davon ist eine Karikatur des Künstlers Gustav Peichl (alias „Ironimus“), der Muliar eine Zeichnung des Alt-Bundeskanzlers zum 60. Geburtstag schenkte. Die Widmung bezieht sich auf einen Ausspruch Kreiskys, „Ich bin der Meinung, der Muliar ist der Größte.“ Der Rufpreis liegt bei € 500,–. Teuerstes Objekt ist die „Platin-Romy“, ein Fernsehpreis aus dem Jahr 2004 für Fritz Muliars Lebenswerk. Sie besteht aus platinüberzogenem Edelstahl und wird ab € 1.000,– angeboten.
Unter den Hammer kommen ebenso das Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst, das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Wien und die Verleihungsurkunden zum Ehrenmitglied des Burgtheaters. Namhafte Künstler wie Gustav Peichl, Friedensreich Hundertwasser oder Ernst Fuchs widmeten dem Verstorbenen seinerzeit Kunstwerke, die nun ebenfalls verkauft werden. Fotografien und Briefe von Rudolf Kirchschläger, Leopold Figl, Senta Berger, Felix Dvorak
oder Helmutz Zilk sind Teil der Liste.
Nicht zuletzt gibt es ein 120-seitiges Gästebuch aus den Jahren 1958 bis 1987 zu erwerben, Anekdoten von Künstlerkollegen wie Herbert von Karajan, Friedrich Torberg oder Lotte Profohs inklusive (Rufpreis € 120,–). Das Kondolenzbuch anlässlich Muliars Tod im Jahr 2009 ist ebenfalls ab € 120,– erhältlich.
Das Elternhaus in Niederösterreich (150 m2 Wohnfläche auf 600 m2 Grund) wird zu einem späteren Zeitpunkt verkauft, ein Preis steht noch nicht fest.
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