Pornografie-Unterricht für zwölfjährige Schüler
Jetzt neu: Hier klicken
und Artikel an Freunde verschenken.
und Artikel an Freunde verschenken.
Der von einem Verein abgehaltene Sexualkunde-Unterricht an einer Wiener Mittelschule schockierte die erst zwölfjährigen Schüler. Statt um das erste Verliebtsein ging es um Pornografie. In Vorarlberg sorgt ein ähnlicher Fall für Unmut.
Auf Play drücken
um Artikel vorlesen
zu lassen.
um Artikel vorlesen
zu lassen.
Eigentlich standen die Themen Flirten und Küssen auf dem Lehrplan. Doch darüber wissen die Wiener Schüler einer dritten Klasse Mittelschule trotz Sexualkunde-Unterrichtes noch immer nichts. Denn die drei von der Direktion
aufgebotenen externen Pädagogen redeten lieber über Anal-und Oralsex. Rund acht Schulstunden haben sie vor den Herbstferien Ende Oktober an zwei Tagen für diese Themen aufgewendet. „Dabei sollte es nach Informationen der Klassenvorständin um die erste Liebe gehen“, ärgert sich die Mutter einer Schülerin, die verstört nach Hause kam.
Der Sexualkunde-Unterricht ist fester Bestandteil des heimischen Schulwesens. Seit dem Jahr 1970 werden Kinder aufgeklärt, laut Lehrplan sollen Lehrer damit in der
4. Klasse Volksschule im Sachunterricht beginnen. Dem Sexualpädagogik-Erlass zufolge können sie aber auch schon in der ersten Klasse „aufklären“.
Eltern beschweren sich über Verein „First Love“
In der Mittelschule oder im Gymnasium wird das Thema in der ersten und vierten Klasse in Biologie aufgegriffen, wobei „es auch in allen anderen Schulstufen behandelt werden kann“, erzählt die Wienerin Suha Dejmek, die eine klare Linie vermisst. Sie hat mit einer Gruppe von Eltern und Experten die Initiative kindergerecht.at ins Leben gerufen. „Wir informieren, wo Betroffene Vorfälle melden können und ermöglichen den Kontakt zu Profis, etwa Psychologen, die bei der Aufarbeitung helfen.“ Anlass der Gründung der Initiative war ein ähnliches Erlebnis ihres Sohnes, wie es den Kindern an der Neuen Mittelschule widerfuhr. „Er war zehn Jahre alt, als ihm ein schulexterner Pädagoge erklärte, der Unterricht mit den Kindern habe ihn erregt. Mein Sohn meinte damals, Mama, sie haben mir meine Kindheit gestohlen.“
Wie Dejmek erzählt, würden sich die Eltern vor allem über die Aufklärungsarbeit von Vereinen beschweren, hunderte Fälle haben sie und ihr Team über Jahre zusammengetragen. Es sind vor allem Vereine, die an den Schulen für den Sexualkunde-Unterricht zuständig sind. Weil sich die Lehrer dieses heiklen Themas nicht annehmen.
An der Neuen Mittelschule in Wien waren Mitarbeiter des Vereines „First Love“ tätig. Er ist Teil der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung (ÖGF) und besteht seit dem Jahr 1992. In den Anlaufstellen werden Jugendliche zu Fragen rund um Liebe, Sex und Beziehungen beraten. „Für den Verein arbeitet ein multiprofessionelles Team aus Ärzten, Psychologen und Pädagogen“, heißt es aus
dem Bildungsministerium. „Wir hatten noch keine negativen Rückmeldungen“, wird dort betont.
Allerdings sorgen Aussagen der Kinder jetzt für Aufsehen. Denn neben Sexpraktiken verbreiteten die Pädagogen an der Neuen Mittelschule auch Infos zum Thema Pornographie. Sie würde erregen und der Selbstbefriedigung dienen, meinten sie nach Angaben der Kinder. „Meine Tochter kam völlig aufgelöst heim. Sie und ihre Klassenkolleginnen haben während des Kurses vor Scham auf den Boden gestarrt und sich mit Zopfflechten abgelenkt“, erklärt eine Mutter. Sie will wie andere Eltern auch anonym bleiben. Zu groß ist ihre Sorge, die Kinder könnten gemobbt werden, weil sie über den Vorfall sprachen.
„Nehmen die Kritik der Eltern ernst“
Am Ende des Kurses haben die Burschen gar „Kondommaßbänder“ aus Papier erhalten, um ihre Penislänge zu messen. Die Direktorin der Schule reagierte bestürzt auf die Vorwürfe, das Bildungsministerium verspricht eine „profunde Überprüfung“. Die Leitung des Vereines „First Love“ hat ebenfalls eine interne Prüfung eingeleitet. „Wir nehmen die Kritik der Eltern ernst“, heißt es.
Um den verstörenden Sexalkunde-Unterricht künftig zu vermeiden, will das Ministerium die Vereine genau unter die Lupe nehmen. „Wir haben mit der Begutachtungsphase
begonnen. Aktuell werden Anträge von 15 Vereinen überprüft“, sagt Sektionschefin Doris Wagner. Künftig soll auch überwacht werden, dass eine schuleigene Lehrkraft während des Sexualunterrichtes anwesend ist. Diese Regelung gibt es schon, dürfte aber nicht eingehalten worden sein.
Auch in Vorarlberg sorgt ein Fall von Pornografie für Unmut bei Eltern. Im Fokus steht die vor Kurzem zu Ende gegangene Ausstellung einer Künstlerin im Bregenzer Kunsthaus KUB. Zu sehen waren unter anderem triste nackte Gestalten und ein spärlich bekleideter Bub, der mit einer Pistole hantiert und laut Beschreibung einen „modernen Suizid“ plant. Oder Frauen, die nackt in der Badewanne sitzen, eine hält sich einen Spiegel vor ihr Geschlecht, die andere einen Totenkopf vors Gesicht.
Elf- und zwölfjährige Schüler einer zweiten Klasse Mittelschule in Hörbranz besuchten die Ausstellung, was „schlimm war. Meine Tochter fragte mich, ob das Liebe sei. Ich habe mir die Ausstellung angesehen. Die Bilder waren gruselig“, ärgert sich eine Mutter über „so viel Perversion“, an der die Schulleitung nichts Schreckliches fand.
Dabei warnen Experten vor einem zu unbedachten Umgang mit dem Thema Sexualität. „Wir dürfen Kindern und Jugendlichen Sexualität nie losgelöst von Liebe und Beziehung erklären. Es verunsichert und schadet ihrer Entwicklung“, ärgert sich der Psychotherapeut Peter Stippl. Er sieht vor allem die Sexualpädagogik-Standards der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kritisch. „Kinder werden darin viel zu früh sexualisiert. Oft orientieren sich Vereine an diesen Empfehlungen, was ein Fehler ist.“
In den WHO-Standards heißt es, dass bereits Null- bis Vierjährige über ihr Recht informiert werden sollen, „Geschlechtsidentitäten zu erkunden“. Es soll für die Sexualpädagogik „Raum und Lernmöglichkeiten“ geschaffen werden, „damit Kinder eigene Erfahrungen in einer anregenden Umgebung sammeln können.“ Für Stippl werden hier Grenzen verletzt. „Wenn sich Kinder erkundigen wollen, gerne, aber nicht vor den Augen Erwachsener in Kindergärten oder Schulen. Kinder haben eine natürliche Schamgrenze. Die dürfen wir nicht herabsetzen und verletzen.“ jelincic
aufgebotenen externen Pädagogen redeten lieber über Anal-und Oralsex. Rund acht Schulstunden haben sie vor den Herbstferien Ende Oktober an zwei Tagen für diese Themen aufgewendet. „Dabei sollte es nach Informationen der Klassenvorständin um die erste Liebe gehen“, ärgert sich die Mutter einer Schülerin, die verstört nach Hause kam.
Der Sexualkunde-Unterricht ist fester Bestandteil des heimischen Schulwesens. Seit dem Jahr 1970 werden Kinder aufgeklärt, laut Lehrplan sollen Lehrer damit in der
4. Klasse Volksschule im Sachunterricht beginnen. Dem Sexualpädagogik-Erlass zufolge können sie aber auch schon in der ersten Klasse „aufklären“.
Eltern beschweren sich über Verein „First Love“
In der Mittelschule oder im Gymnasium wird das Thema in der ersten und vierten Klasse in Biologie aufgegriffen, wobei „es auch in allen anderen Schulstufen behandelt werden kann“, erzählt die Wienerin Suha Dejmek, die eine klare Linie vermisst. Sie hat mit einer Gruppe von Eltern und Experten die Initiative kindergerecht.at ins Leben gerufen. „Wir informieren, wo Betroffene Vorfälle melden können und ermöglichen den Kontakt zu Profis, etwa Psychologen, die bei der Aufarbeitung helfen.“ Anlass der Gründung der Initiative war ein ähnliches Erlebnis ihres Sohnes, wie es den Kindern an der Neuen Mittelschule widerfuhr. „Er war zehn Jahre alt, als ihm ein schulexterner Pädagoge erklärte, der Unterricht mit den Kindern habe ihn erregt. Mein Sohn meinte damals, Mama, sie haben mir meine Kindheit gestohlen.“
Wie Dejmek erzählt, würden sich die Eltern vor allem über die Aufklärungsarbeit von Vereinen beschweren, hunderte Fälle haben sie und ihr Team über Jahre zusammengetragen. Es sind vor allem Vereine, die an den Schulen für den Sexualkunde-Unterricht zuständig sind. Weil sich die Lehrer dieses heiklen Themas nicht annehmen.
An der Neuen Mittelschule in Wien waren Mitarbeiter des Vereines „First Love“ tätig. Er ist Teil der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung (ÖGF) und besteht seit dem Jahr 1992. In den Anlaufstellen werden Jugendliche zu Fragen rund um Liebe, Sex und Beziehungen beraten. „Für den Verein arbeitet ein multiprofessionelles Team aus Ärzten, Psychologen und Pädagogen“, heißt es aus
dem Bildungsministerium. „Wir hatten noch keine negativen Rückmeldungen“, wird dort betont.
Allerdings sorgen Aussagen der Kinder jetzt für Aufsehen. Denn neben Sexpraktiken verbreiteten die Pädagogen an der Neuen Mittelschule auch Infos zum Thema Pornographie. Sie würde erregen und der Selbstbefriedigung dienen, meinten sie nach Angaben der Kinder. „Meine Tochter kam völlig aufgelöst heim. Sie und ihre Klassenkolleginnen haben während des Kurses vor Scham auf den Boden gestarrt und sich mit Zopfflechten abgelenkt“, erklärt eine Mutter. Sie will wie andere Eltern auch anonym bleiben. Zu groß ist ihre Sorge, die Kinder könnten gemobbt werden, weil sie über den Vorfall sprachen.
„Nehmen die Kritik der Eltern ernst“
Am Ende des Kurses haben die Burschen gar „Kondommaßbänder“ aus Papier erhalten, um ihre Penislänge zu messen. Die Direktorin der Schule reagierte bestürzt auf die Vorwürfe, das Bildungsministerium verspricht eine „profunde Überprüfung“. Die Leitung des Vereines „First Love“ hat ebenfalls eine interne Prüfung eingeleitet. „Wir nehmen die Kritik der Eltern ernst“, heißt es.
Um den verstörenden Sexalkunde-Unterricht künftig zu vermeiden, will das Ministerium die Vereine genau unter die Lupe nehmen. „Wir haben mit der Begutachtungsphase
begonnen. Aktuell werden Anträge von 15 Vereinen überprüft“, sagt Sektionschefin Doris Wagner. Künftig soll auch überwacht werden, dass eine schuleigene Lehrkraft während des Sexualunterrichtes anwesend ist. Diese Regelung gibt es schon, dürfte aber nicht eingehalten worden sein.
Auch in Vorarlberg sorgt ein Fall von Pornografie für Unmut bei Eltern. Im Fokus steht die vor Kurzem zu Ende gegangene Ausstellung einer Künstlerin im Bregenzer Kunsthaus KUB. Zu sehen waren unter anderem triste nackte Gestalten und ein spärlich bekleideter Bub, der mit einer Pistole hantiert und laut Beschreibung einen „modernen Suizid“ plant. Oder Frauen, die nackt in der Badewanne sitzen, eine hält sich einen Spiegel vor ihr Geschlecht, die andere einen Totenkopf vors Gesicht.
Elf- und zwölfjährige Schüler einer zweiten Klasse Mittelschule in Hörbranz besuchten die Ausstellung, was „schlimm war. Meine Tochter fragte mich, ob das Liebe sei. Ich habe mir die Ausstellung angesehen. Die Bilder waren gruselig“, ärgert sich eine Mutter über „so viel Perversion“, an der die Schulleitung nichts Schreckliches fand.
Dabei warnen Experten vor einem zu unbedachten Umgang mit dem Thema Sexualität. „Wir dürfen Kindern und Jugendlichen Sexualität nie losgelöst von Liebe und Beziehung erklären. Es verunsichert und schadet ihrer Entwicklung“, ärgert sich der Psychotherapeut Peter Stippl. Er sieht vor allem die Sexualpädagogik-Standards der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kritisch. „Kinder werden darin viel zu früh sexualisiert. Oft orientieren sich Vereine an diesen Empfehlungen, was ein Fehler ist.“
In den WHO-Standards heißt es, dass bereits Null- bis Vierjährige über ihr Recht informiert werden sollen, „Geschlechtsidentitäten zu erkunden“. Es soll für die Sexualpädagogik „Raum und Lernmöglichkeiten“ geschaffen werden, „damit Kinder eigene Erfahrungen in einer anregenden Umgebung sammeln können.“ Für Stippl werden hier Grenzen verletzt. „Wenn sich Kinder erkundigen wollen, gerne, aber nicht vor den Augen Erwachsener in Kindergärten oder Schulen. Kinder haben eine natürliche Schamgrenze. Die dürfen wir nicht herabsetzen und verletzen.“ jelincic
Weitere Inhalte dieser Ausgabe:
Ihre Meinung
Ihre Meinung ist uns wichtig.
Schreiben Sie Ihren Kommentar zu diesem Artikel, den wir dann prüfen und veröffentlichen werden.
Schreiben Sie Ihren Kommentar zu diesem Artikel, den wir dann prüfen und veröffentlichen werden.
Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu verfassen.
Werbung