Machen Sie doch nicht alles gleichzeitig
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Menschen, die mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigen können, werden bewundert. Denn sie scheinen äußerst effizient zu sein. Doch Studien belegen, dass der ständige Wechsel zwischen verschiedenen Tätigkeiten den Stresspegel erhöht und die Qualität der Arbeit mindert.
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Ein Kind zu versorgen und daneben den Haushalt zu schupfen, ist nicht einfach. Da wird bald einmal die Zeit knapp.
Diese Erfahrung hat Ines Ragger, 36, gemacht. Deshalb ist sie dazu übergegangen, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen – in der heutigen, von englischen Ausdrücken durchdrungenen deutschen Sprache wird das „Multitasking“ genannt. Wobei das Wort „task“ für Aufgabe steht.
Ob Kochen und dabei Telefonieren, Bügeln während sie ihre 14 Monate alte Tochter Mara tröstet, oder Staubsaugen mit Kind auf dem Arm – all das gehört für die Kindergärtnerin aus St. Andrä im Lavanttal (K) zur täglichen Routine.
„Entweder du kannst es, oder du kannst es nicht“, sagt die 36jährige lächelnd, „aber spätestens, wenn du Mutter wirst, erlernst du diese Fähigkeit.“ Die sie jedoch nicht nur zuhause, sondern auch in ihrem Beruf braucht. Im Kindergarten kommt es immer wieder vor, dass Ragger in einem Gespräch mit einem Elternteil steckt, während ihre Augen und Ohren gleichzeitig auf die Kinder gerichtet sind. „Ich darf die Aufsicht nie vernachlässigen, egal, wie anspruchsvoll das Gespräch ist“, erklärt sie.
Die Kärntnerin sieht Frauen im Alltag häufig vor der Herausforderung, mehrere Aufgaben gleichzeitig bewältigen zu müssen. Vom Haushalt und der Kindererziehung bis zu Arztterminen, Einkäufen und dem Beruf. „Der Mann geht zur Arbeit, kommt nach Hause und hat dann oft nicht mehr allzu viel zu denken“, sagt sie schmunzelnd. Doch für Mütter und Berufstätige hört das Multitasking nie auf. Interessanterweise beobachtet sie diese Fähigkeit bereits bei den Kleinsten. „Schon im Kindergarten zeigen Mädchen, wie Multitasking-fähig sie sind. Sie können sich anziehen und dabei plaudern, während sich die Buben ganz auf das Anziehen konzentrieren müssen.“
Eine evolutionäre Theorie besagt sogar, Frauen müssten aufgrund ihrer traditionellen Rollen in der menschlichen Geschichte besser im Multitasking sein als Männer. In vielen Kulturen waren Frauen für Haushalt, Kinderbetreuung und Nahrungszubereitung gleichzeitig zuständig, was von ihnen verlangte, mehrere Aufgaben auf einmal im Blick zu behalten. Diese Vielseitigkeit habe angeblich dazu geführt, dass sich Frauen im Multitasking besonders gut entwickelten. Männer hingegen konzentrierten sich stärker auf einzelne, spezifische Aufgaben wie die Jagd, bei der die Präzision und die Achtsamkeit im Vordergrund standen.
Reine Kopfsache, bei Frauen anders
Einige neurowissenschaftliche Studien deuten zudem darauf hin, Unterschiede in der Gehirnstruktur könnten das Multitasking-Verhalten von Männern und Frauen beeinflussen. So haben Untersuchungen gezeigt, dass Frauen häufiger stärkere Verbindungen zwischen den beiden Gehirnhälften aufweisen, was die Kommunikation zwischen verschiedenen Gehirnregionen erleichtert. Diese Eigenschaft könnte theoretisch die Fähigkeit fördern, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu koordinieren. Männer hingegen neigen dazu, eine stärkere Konzentration innerhalb einer Hirnhälfte zu zeigen, was auf einen größeren Fokus auf einzelne, spezifische Aufgaben schließen lässt.
Unser Gehirn ist einfach überfordert
Doch immer mehr Wissenschaftler stellen den Mythos des Multitaskings grundlegend in Frage. „Egal, ob Mann oder Frau, der Mensch ist im Multitasking schlichtweg schlecht“, ist die Arbeits- und Gesundheitspsychologin Andrea Hufnagel überzeugt. „Studien haben gezeigt, dass das gleichzeitige Erledigen mehrerer Aufgaben die Produktivität nicht nur senkt, sondern auch die Fehlerquote in die Höhe treibt. Unser Gehirn kann sich einfach nicht auf mehrere Dinge gleichzeitig konzentrieren.“
Hufnagel veranschaulicht dies an praktischen Beispielen. „Ein Pfleger, der während eines Patientengespräches gleichzeitig Daten in den Computer eintippt, wird kaum in der Lage sein, wichtige Zwischentöne oder Details wahrzunehmen, doch genau die sind entscheidend, um die Arbeit gut zu machen. Oder denken wir an eine Bergtour. Wenn wir während der Wanderung mit einer Freundin unaufhörlich plaudern, wird es uns schwerfallen, uns beim nächsten Mal an den Weg zu erinnern.“
Im schlimmsten Fall könnte Multitasking sogar krank machen, belegt eine neue Studie aus Deutschland. „Das gleichzeitige Bewältigen mehrerer Aufgaben aktiviert das sympathische Nervensystem und führt dadurch zu Stressreaktionen“, erklärt Prof. Dr. Frank Erbguth, Präsident der Deutschen Hirnstiftung. Er warnt vor den langfristigen Folgen, insbesondere durch digitales Multitasking, da es zu einer Überlastung der körpereigenen Stresssysteme führen und gesundheitliche Schäden verursachen kann.
„Unser Gehirn ist nur in der Lage, eine begrenzte Anzahl von Aufgaben gleichzeitig zu verarbeiten. Wird Multitasking zur dauerhaften Belastung, können Symptome wie Burn-out die Folge sein. Die Studie macht deutlich, wie wichtig es für unsere Gesundheit ist, sich vor ständigen Unterbrechungen zu schützen und Aufgaben nacheinander zu erledigen – sowohl im Beruf als auch im Privatleben“, betont Erbguth. morri
Tipps, um Aufgaben besser zu kombinieren
Prioritäten setzen
Teilen Sie die Aufgaben nach Dringlichkeit und Wichtigkeit ein. Indem Sie Prioritäten setzen, können Sie sich auf die bedeutendsten Aufgaben konzentrieren und so Ihre Effizienz steigern.
Zeitblöcke schaffen
Planen Sie Ihren Tag in klaren Zeitblöcken. Widmen Sie sich in diesen Blöcken nur einer bestimmten Aufgabe oder einem Aufgabenbereich. Beispielsweise könnten Sie in der Früh Ihre E-Mails bearbeiten und den Nachmittag für kreative Arbeiten reservieren. So vermeiden Sie das ständige Hin- und Herspringen zwischen Aufgaben.
Ähnliche Aufgaben bündeln
Bündeln Sie Tätigkeiten, die eine ähnliche Denkweise oder Vorgehensweise erfordern. Sie können zum Beispiel alle administrativen Aufgaben wie E-Mails, Anrufe und Planungen in einem Block zusammenfassen. Dieses Vorgehen ermöglicht es Ihnen, in einem bestimmten Modus zu bleiben und spart Zeit sowie Energie.
Pausen einplanen
Nach intensiven Arbeitsphasen sind kurze Pausen wichtig, um den Fokus zu bewahren und die Produktivität hochzuhalten. Nutzen Sie Methoden wie die Pomodoro-Technik: Arbeiten Sie 25 Minuten konzentriert und machen Sie dann fünf Minuten Pause. Nach vier Durchläufen folgt eine längere Pause.
Ablenkungen minimieren
Stellen Sie sicher, dass Sie während einer Aufgabe nicht durch Anrufe, Nachrichten oder E-Mails gestört werden. Schalten Sie Benachrichtigungen aus und informieren Sie Ihre Umgebung, dass Sie ungestört arbeiten möchten.So können Sie sich vollständig auf eine Aufgabe konzentrieren und die Qualität Ihrer Arbeit verbessern.
Diese Erfahrung hat Ines Ragger, 36, gemacht. Deshalb ist sie dazu übergegangen, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen – in der heutigen, von englischen Ausdrücken durchdrungenen deutschen Sprache wird das „Multitasking“ genannt. Wobei das Wort „task“ für Aufgabe steht.
Ob Kochen und dabei Telefonieren, Bügeln während sie ihre 14 Monate alte Tochter Mara tröstet, oder Staubsaugen mit Kind auf dem Arm – all das gehört für die Kindergärtnerin aus St. Andrä im Lavanttal (K) zur täglichen Routine.
„Entweder du kannst es, oder du kannst es nicht“, sagt die 36jährige lächelnd, „aber spätestens, wenn du Mutter wirst, erlernst du diese Fähigkeit.“ Die sie jedoch nicht nur zuhause, sondern auch in ihrem Beruf braucht. Im Kindergarten kommt es immer wieder vor, dass Ragger in einem Gespräch mit einem Elternteil steckt, während ihre Augen und Ohren gleichzeitig auf die Kinder gerichtet sind. „Ich darf die Aufsicht nie vernachlässigen, egal, wie anspruchsvoll das Gespräch ist“, erklärt sie.
Die Kärntnerin sieht Frauen im Alltag häufig vor der Herausforderung, mehrere Aufgaben gleichzeitig bewältigen zu müssen. Vom Haushalt und der Kindererziehung bis zu Arztterminen, Einkäufen und dem Beruf. „Der Mann geht zur Arbeit, kommt nach Hause und hat dann oft nicht mehr allzu viel zu denken“, sagt sie schmunzelnd. Doch für Mütter und Berufstätige hört das Multitasking nie auf. Interessanterweise beobachtet sie diese Fähigkeit bereits bei den Kleinsten. „Schon im Kindergarten zeigen Mädchen, wie Multitasking-fähig sie sind. Sie können sich anziehen und dabei plaudern, während sich die Buben ganz auf das Anziehen konzentrieren müssen.“
Eine evolutionäre Theorie besagt sogar, Frauen müssten aufgrund ihrer traditionellen Rollen in der menschlichen Geschichte besser im Multitasking sein als Männer. In vielen Kulturen waren Frauen für Haushalt, Kinderbetreuung und Nahrungszubereitung gleichzeitig zuständig, was von ihnen verlangte, mehrere Aufgaben auf einmal im Blick zu behalten. Diese Vielseitigkeit habe angeblich dazu geführt, dass sich Frauen im Multitasking besonders gut entwickelten. Männer hingegen konzentrierten sich stärker auf einzelne, spezifische Aufgaben wie die Jagd, bei der die Präzision und die Achtsamkeit im Vordergrund standen.
Reine Kopfsache, bei Frauen anders
Einige neurowissenschaftliche Studien deuten zudem darauf hin, Unterschiede in der Gehirnstruktur könnten das Multitasking-Verhalten von Männern und Frauen beeinflussen. So haben Untersuchungen gezeigt, dass Frauen häufiger stärkere Verbindungen zwischen den beiden Gehirnhälften aufweisen, was die Kommunikation zwischen verschiedenen Gehirnregionen erleichtert. Diese Eigenschaft könnte theoretisch die Fähigkeit fördern, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu koordinieren. Männer hingegen neigen dazu, eine stärkere Konzentration innerhalb einer Hirnhälfte zu zeigen, was auf einen größeren Fokus auf einzelne, spezifische Aufgaben schließen lässt.
Unser Gehirn ist einfach überfordert
Doch immer mehr Wissenschaftler stellen den Mythos des Multitaskings grundlegend in Frage. „Egal, ob Mann oder Frau, der Mensch ist im Multitasking schlichtweg schlecht“, ist die Arbeits- und Gesundheitspsychologin Andrea Hufnagel überzeugt. „Studien haben gezeigt, dass das gleichzeitige Erledigen mehrerer Aufgaben die Produktivität nicht nur senkt, sondern auch die Fehlerquote in die Höhe treibt. Unser Gehirn kann sich einfach nicht auf mehrere Dinge gleichzeitig konzentrieren.“
Hufnagel veranschaulicht dies an praktischen Beispielen. „Ein Pfleger, der während eines Patientengespräches gleichzeitig Daten in den Computer eintippt, wird kaum in der Lage sein, wichtige Zwischentöne oder Details wahrzunehmen, doch genau die sind entscheidend, um die Arbeit gut zu machen. Oder denken wir an eine Bergtour. Wenn wir während der Wanderung mit einer Freundin unaufhörlich plaudern, wird es uns schwerfallen, uns beim nächsten Mal an den Weg zu erinnern.“
Im schlimmsten Fall könnte Multitasking sogar krank machen, belegt eine neue Studie aus Deutschland. „Das gleichzeitige Bewältigen mehrerer Aufgaben aktiviert das sympathische Nervensystem und führt dadurch zu Stressreaktionen“, erklärt Prof. Dr. Frank Erbguth, Präsident der Deutschen Hirnstiftung. Er warnt vor den langfristigen Folgen, insbesondere durch digitales Multitasking, da es zu einer Überlastung der körpereigenen Stresssysteme führen und gesundheitliche Schäden verursachen kann.
„Unser Gehirn ist nur in der Lage, eine begrenzte Anzahl von Aufgaben gleichzeitig zu verarbeiten. Wird Multitasking zur dauerhaften Belastung, können Symptome wie Burn-out die Folge sein. Die Studie macht deutlich, wie wichtig es für unsere Gesundheit ist, sich vor ständigen Unterbrechungen zu schützen und Aufgaben nacheinander zu erledigen – sowohl im Beruf als auch im Privatleben“, betont Erbguth. morri
Tipps, um Aufgaben besser zu kombinieren
Prioritäten setzen
Teilen Sie die Aufgaben nach Dringlichkeit und Wichtigkeit ein. Indem Sie Prioritäten setzen, können Sie sich auf die bedeutendsten Aufgaben konzentrieren und so Ihre Effizienz steigern.
Zeitblöcke schaffen
Planen Sie Ihren Tag in klaren Zeitblöcken. Widmen Sie sich in diesen Blöcken nur einer bestimmten Aufgabe oder einem Aufgabenbereich. Beispielsweise könnten Sie in der Früh Ihre E-Mails bearbeiten und den Nachmittag für kreative Arbeiten reservieren. So vermeiden Sie das ständige Hin- und Herspringen zwischen Aufgaben.
Ähnliche Aufgaben bündeln
Bündeln Sie Tätigkeiten, die eine ähnliche Denkweise oder Vorgehensweise erfordern. Sie können zum Beispiel alle administrativen Aufgaben wie E-Mails, Anrufe und Planungen in einem Block zusammenfassen. Dieses Vorgehen ermöglicht es Ihnen, in einem bestimmten Modus zu bleiben und spart Zeit sowie Energie.
Pausen einplanen
Nach intensiven Arbeitsphasen sind kurze Pausen wichtig, um den Fokus zu bewahren und die Produktivität hochzuhalten. Nutzen Sie Methoden wie die Pomodoro-Technik: Arbeiten Sie 25 Minuten konzentriert und machen Sie dann fünf Minuten Pause. Nach vier Durchläufen folgt eine längere Pause.
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Stellen Sie sicher, dass Sie während einer Aufgabe nicht durch Anrufe, Nachrichten oder E-Mails gestört werden. Schalten Sie Benachrichtigungen aus und informieren Sie Ihre Umgebung, dass Sie ungestört arbeiten möchten.So können Sie sich vollständig auf eine Aufgabe konzentrieren und die Qualität Ihrer Arbeit verbessern.
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