Martin und die liebe Gans
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Am 11.11. wird im Burgenland wieder Martini gefeiert. Der Heilige ist dort sowohl Landes- als auch Kirchenpatron. Besonders dem Brauchtum verschrieben hat sich Markt St. Martin im Bezirk Oberpullendorf. Hier wird jedes Jahr zum traditionellen Martinikirtag geladen.
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Die Gänse tummeln sich am Martiniplatz in Markt St. Martin im Burgenland. Aufgeregt schnattern sie aufgrund der vielen Besucher um sie herum. Ein besonderer Blickfang ist der Gänserich mit seinem gelockten Federkleid. „Das ist eine ungarische Lockengans, äußerst edel, eine besonders alte Nutztierrasse, die allerdings auch stark gefährdet ist“, klärt der Landwirt Johann Pauer die umstehenden Zuschauer auf.
Zu Martini am 11.11. befindet sich der Ort in Feierlaune, um die 3.000 Besucher werden erwartet. Seit dem Jahr 1999 wird der traditionelle Martinikirtag veranstaltet, initiiert vom ortsansässigen Martiniverein. Das Schnattern der Gänse mischt sich mit dem Geklapper von Hufen.
Ein Bundesland feiert seinen Heiligen
Hoch zu Ross und unter ehrfürchtigem Gemurmel reitet der Heilige Martin ins Dorf ein. Der Dorftrommler neben ihm ist sein treuer Begleiter und begrüßt alle, die gekommen sind, um gemeinsam den Heiligen Martin zu ehren. „Ihm ist dieser Ort geweiht, er beschütze St. Martin zu jeder Zeit. Heiliger Martin, führe uns mit fester Hand und beschütze unser Heimatland“, sagt der Dorftrommler Wolfgang Schmitt.
Hans Christian Payer verkörpert den Heiligen in der Rüstung und mit rotem Samtumhang. Er erzählt die Legende rund um Martin von Tours, im Volksmund besser bekannt als „Sankt Martin“ (geboren 316 n. Chr. in Szombathely, Ungarn). „Martin war als Sohn eines römischen Offiziers dazu verpflichtet, Militärdienst zu leisten. In seiner Zeit als Soldat traf er im Winter auf einen Bettler vor dem Stadttor Amiens. Dieser hatte weder Schuhe noch warme Kleidung. Er hatte Mitleid mit dem Mann. Kurzerhand nahm er sein Schwert und teilte seinen warmen Mantel in zwei Hälften. Eine davon gab er dem Bettler, der so vor dem Erfrieren bewahrt wurde“, erklärt Payer die althergebrachte Legende.
Eine weitere überaus beliebte und überlieferte Geschichte ist jene aus dem Gänsestall. „Nachdem Martin aus der Armee ausgetreten war, ließ er sich zum Priester weihen und führte ein demütiges Leben im Kloster. Bei der Bevölkerung war er beliebt, weshalb ihn viele als Bischof sehen wollten. Er aber hielt sich für unwürdig und versteckte sich lieber im Gänsestall. Durch ihr Schnattern verrieten die Gänse sein Versteck und so wurde er 372 n. Chr. zum Bischof von Tours ernannt.“
Sein Todestag, der 11.11., ist heute der burgenländische Landesfeiertag. An diesem Tag haben Ämter und Behörden geschlossen und alle Schüler frei. „Dem Heiligen Martin kommt im Burgenland eine besondere Bedeutung zu. Er ist Landes- und Kirchenpatron gleichermaßen. Außerdem ist er Schutzheiliger vieler Berufe, unter anderem der Soldaten und Polizisten sowie der Gefangenen und der Bettler“, erklärt Hannes Thiesz, Obmann des Martinivereins. „Es ist uns als Verein und mir persönlich ein großes Anliegen, Brauchtum und Tradition in unserer Region zu bewahren und über unsere Grenzen hinauszutragen.“
Das Jahr 2024 markiert dabei ein besonderes Jubiläumsjahr. „Heuer feiern wir zusätzlich 100 Jahre Heiliger Martin als Landespatron.“ Die Pfarrkirche in St. Martin ist ebenfalls ihrem Namensgeber geweiht. Darin befindet sich, behütet in einer kleinen, vergoldeten Schachtel, eine vom Papst anerkannte Reliquie des Heiligen.
Martinigansl als kulinarische Attraktion
Als kulinarische Attraktion hervorzuheben ist
das Martinigansl. „Angelehnt an die Legende aus dem Gänsestall, ist es bei uns Tradition, an Martini eine Gans zu verspeisen“, sagt Josef Muschitz, Inhaber des Gasthofes Muschitz. Pannonische Spezialitäten wie Grammelpogatscherl (Gebäck aus Germteig und Grammeln) oder Szegediner Krautfleisch dürfen auf der Speisekarte ebenso wenig fehlen. Musikalisch begleitet wird der Kirtag von Musikern aus dem Mittelburgenland, wie den „Schürzenträgern“ oder dem „11er Blech“, die zum Frühschoppen einladen.
Martinslieder wie „Ich geh mit meiner Laterne“ und „Sankt Martin“ werden von den Kindergartenkindern angestimmt, die Texte kann hier längst jeder auswendig. Am Programm stehen außerdem humorvolle Gedichte und Geschichten in burgenländischer Mundart (dem Hianzischen), vorgetragen von Bettina Herowitsch-Putz. Der Kirtag selbst steht jedes Jahr unter einem anderen Motto. Heuer lautet es „Grenzenlos“. „Zum ersten Mal begrüßen wir unsere Nachbargemeinde Hollenthon aus Niederösterreich als Ehrengast, mit der wir nicht nur die Grenze, sondern auch Tradition und Gemeinschaft teilen“, erläutert Thiesz.
Die Geschichte des Marktes St. Martin reicht bis ins Jahr 1222 zurück. Dazumals als „Villa Sancti Martini“ urkundlich erwähnt, feierte der Ort vor Kurzem sein 800jähriges Bestehen. Dazu wurde in der Begegnungszone die schwarze Skulptur einer Gans aufgestellt. „Das ist unsere Glücksgans ,Martina‘. Wenn ihr drei Mal über den Schnabel gestreichelt wird, brütet sie ein goldenes Ei aus. Das soll Glück bringen“, sagt der stolze Künstler und Initiator Andreas Lehner. Nur eines hat Markt St. Martin nicht, einen Gänsebauern.
„Es ist fast eine Schande, zugeben zu müssen, dass kein Landwirt bei uns im Ort Gänse züchtet. Wir sind noch auf der Suche nach jemandem, der das übernimmt. Mittlerweile müssen wir immer auf jemanden aus den Nachbargemeinden zurückgreifen“, gesteht Thiesz.
So oder so, in St. Martin dreht sich wahrlich alles um die Gans und den Heiligen. Dem Namen wird alle Ehre gemacht. „Wir sind halt nicht Gans normal“, gibt der
Obmann lachend zu. www.martinikirtag.at
Zu Martini am 11.11. befindet sich der Ort in Feierlaune, um die 3.000 Besucher werden erwartet. Seit dem Jahr 1999 wird der traditionelle Martinikirtag veranstaltet, initiiert vom ortsansässigen Martiniverein. Das Schnattern der Gänse mischt sich mit dem Geklapper von Hufen.
Ein Bundesland feiert seinen Heiligen
Hoch zu Ross und unter ehrfürchtigem Gemurmel reitet der Heilige Martin ins Dorf ein. Der Dorftrommler neben ihm ist sein treuer Begleiter und begrüßt alle, die gekommen sind, um gemeinsam den Heiligen Martin zu ehren. „Ihm ist dieser Ort geweiht, er beschütze St. Martin zu jeder Zeit. Heiliger Martin, führe uns mit fester Hand und beschütze unser Heimatland“, sagt der Dorftrommler Wolfgang Schmitt.
Hans Christian Payer verkörpert den Heiligen in der Rüstung und mit rotem Samtumhang. Er erzählt die Legende rund um Martin von Tours, im Volksmund besser bekannt als „Sankt Martin“ (geboren 316 n. Chr. in Szombathely, Ungarn). „Martin war als Sohn eines römischen Offiziers dazu verpflichtet, Militärdienst zu leisten. In seiner Zeit als Soldat traf er im Winter auf einen Bettler vor dem Stadttor Amiens. Dieser hatte weder Schuhe noch warme Kleidung. Er hatte Mitleid mit dem Mann. Kurzerhand nahm er sein Schwert und teilte seinen warmen Mantel in zwei Hälften. Eine davon gab er dem Bettler, der so vor dem Erfrieren bewahrt wurde“, erklärt Payer die althergebrachte Legende.
Eine weitere überaus beliebte und überlieferte Geschichte ist jene aus dem Gänsestall. „Nachdem Martin aus der Armee ausgetreten war, ließ er sich zum Priester weihen und führte ein demütiges Leben im Kloster. Bei der Bevölkerung war er beliebt, weshalb ihn viele als Bischof sehen wollten. Er aber hielt sich für unwürdig und versteckte sich lieber im Gänsestall. Durch ihr Schnattern verrieten die Gänse sein Versteck und so wurde er 372 n. Chr. zum Bischof von Tours ernannt.“
Sein Todestag, der 11.11., ist heute der burgenländische Landesfeiertag. An diesem Tag haben Ämter und Behörden geschlossen und alle Schüler frei. „Dem Heiligen Martin kommt im Burgenland eine besondere Bedeutung zu. Er ist Landes- und Kirchenpatron gleichermaßen. Außerdem ist er Schutzheiliger vieler Berufe, unter anderem der Soldaten und Polizisten sowie der Gefangenen und der Bettler“, erklärt Hannes Thiesz, Obmann des Martinivereins. „Es ist uns als Verein und mir persönlich ein großes Anliegen, Brauchtum und Tradition in unserer Region zu bewahren und über unsere Grenzen hinauszutragen.“
Das Jahr 2024 markiert dabei ein besonderes Jubiläumsjahr. „Heuer feiern wir zusätzlich 100 Jahre Heiliger Martin als Landespatron.“ Die Pfarrkirche in St. Martin ist ebenfalls ihrem Namensgeber geweiht. Darin befindet sich, behütet in einer kleinen, vergoldeten Schachtel, eine vom Papst anerkannte Reliquie des Heiligen.
Martinigansl als kulinarische Attraktion
Als kulinarische Attraktion hervorzuheben ist
das Martinigansl. „Angelehnt an die Legende aus dem Gänsestall, ist es bei uns Tradition, an Martini eine Gans zu verspeisen“, sagt Josef Muschitz, Inhaber des Gasthofes Muschitz. Pannonische Spezialitäten wie Grammelpogatscherl (Gebäck aus Germteig und Grammeln) oder Szegediner Krautfleisch dürfen auf der Speisekarte ebenso wenig fehlen. Musikalisch begleitet wird der Kirtag von Musikern aus dem Mittelburgenland, wie den „Schürzenträgern“ oder dem „11er Blech“, die zum Frühschoppen einladen.
Martinslieder wie „Ich geh mit meiner Laterne“ und „Sankt Martin“ werden von den Kindergartenkindern angestimmt, die Texte kann hier längst jeder auswendig. Am Programm stehen außerdem humorvolle Gedichte und Geschichten in burgenländischer Mundart (dem Hianzischen), vorgetragen von Bettina Herowitsch-Putz. Der Kirtag selbst steht jedes Jahr unter einem anderen Motto. Heuer lautet es „Grenzenlos“. „Zum ersten Mal begrüßen wir unsere Nachbargemeinde Hollenthon aus Niederösterreich als Ehrengast, mit der wir nicht nur die Grenze, sondern auch Tradition und Gemeinschaft teilen“, erläutert Thiesz.
Die Geschichte des Marktes St. Martin reicht bis ins Jahr 1222 zurück. Dazumals als „Villa Sancti Martini“ urkundlich erwähnt, feierte der Ort vor Kurzem sein 800jähriges Bestehen. Dazu wurde in der Begegnungszone die schwarze Skulptur einer Gans aufgestellt. „Das ist unsere Glücksgans ,Martina‘. Wenn ihr drei Mal über den Schnabel gestreichelt wird, brütet sie ein goldenes Ei aus. Das soll Glück bringen“, sagt der stolze Künstler und Initiator Andreas Lehner. Nur eines hat Markt St. Martin nicht, einen Gänsebauern.
„Es ist fast eine Schande, zugeben zu müssen, dass kein Landwirt bei uns im Ort Gänse züchtet. Wir sind noch auf der Suche nach jemandem, der das übernimmt. Mittlerweile müssen wir immer auf jemanden aus den Nachbargemeinden zurückgreifen“, gesteht Thiesz.
So oder so, in St. Martin dreht sich wahrlich alles um die Gans und den Heiligen. Dem Namen wird alle Ehre gemacht. „Wir sind halt nicht Gans normal“, gibt der
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