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Ausgabe Nr. 45/2024 vom 05.11.2024, Fotos: picturedesk.com
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Der CO2-Staubsauger „Mammut“ in Island.
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CO2: Von der Küste Norwegens unter das Meer.
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Aufforstungs-Aktion in Kamerun (Afrika).
Mit Technik gegen die Erderwärmung
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Nur mit dem Einsparen von CO2 können wir die Erderwärmung nicht stoppen. Dazu braucht es auch andere technische Innovationen. Aber Umweltschützer sind skeptisch.
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Jahr für Jahr treffen sich zehntausende Politiker, Industrievertreter und Umweltschützer bei der Weltklimakonferenz. Heuer findet sie ab 11. November in Baku statt, der Hauptstadt Aserbaidschans. Das Land lebt von seiner Öl- und Gasförderung.

Bis zum Jahr 2100 soll die Erderwärmung auf höchstens zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit vor 1900 begrenzt werden. Davon sind wir aber weit entfernt.

Nur mit dem Einsparen von Kohlendioxid (CO2) werden wir die Erderwärmung nicht einbremsen können, warnen Forscher. Zumal in etlichen Industriezweigen weiterhin CO2 anfallen wird, etwa bei Chemiewerken oder bei der Zementherstellung und der völlige Ausstieg aus Öl und Gas realitätsfremd scheint.

Gedanken-Spielereien wie riesige Spiegel im Weltall, die die Sonnenstrahlung vermindern sollen, oder ein künstlicher Vulkanausbruch, bei dem ausgestoßene Teilchen das Sonnenlicht reflektieren, sind utopisch. Wissenschaftler und Unternehmer haben aber schon weitaus praktikablere Technologien entwickelt, um den CO2-Gehalt in der Atmosphäre zu senken.

Dazu gehören CO2-Staubsauger, die der Luft Kohlendioxid entziehen. In Island ist erst kürzlich die Filteranlage „Mammoth“ (auf deutsch Mammut) des Schweizer Unternehmens „Climeworks“ in Betrieb gegangen.

Die riesigen Filter sollen der Luft künftig bis zu 36.000 Tonnen CO2 entziehen, das dann im Boden gespeichert werden kann. Das wäre immerhin rund ein Millionstel des jährlich weltweit ausgestoßenen Kohlendioxids. Der Standort Island ist nicht zufällig gewählt, ein Erdwärme-Kraftwerk im Inselstaat sorgt für die klimaschonende Energie für das Projekt.

Allein mit der Speicherung von Kohlendioxid aus der Luft könnte bis zu ein Fünftel des heutigen CO2-Ausstoßes eingefangen werden, sind Experten überzeugt. Norwegen ist dabei ein Vorreiter. Dort wurde erst kürzlich eine Anlage an der Küste eingeweiht, wo künftig Schiffe mit flüssigem Kohlendioxid anlegen sollen.

Durch eine Rohrleitung wird es dann in Gesteinsschichten mehr als zwei Kilometer unter dem Meeresboden gepresst. Das ist zum Beispiel für die Abgase von Zementfabriken möglich, die direkt am Standort eingefangen werden.

Auch in den Niederlanden sieht ein Projekt die Speicherung in leeren Gasfeldern unter der Nordsee vor. Bei uns wackelt das Verbot der CO2-Speicherung. Sie verbraucht allerdings viel Energie. Die Technologie birgt laut Umweltschützern zudem Risiken.

„Es ist bisher nicht möglich zu beweisen, dass Lagerstätten über Jahrhunderte dicht sind“, sagt Jasmin Duregger von „Greenpeace“. Bei einem Leitungs-Leck in den USA „sind im Jahr 2020 mehrere Personen in ihren Häusern, im Freien und in ihren Fahrzeugen kollabiert.“

Klimafreundliche Energie ist nicht nur auf Sonne, Wind und Wasser begrenzt. In wenigen Jahren sollen beispielsweise 200.000 Wiener Haushalte mit Erdwärme heizen können. Sie könnten von bis zu sieben Geothermie-Anlagen versorgt werden. Genützt wird dafür ein riesiges natürliches Thermalwasser-Vorkommen in einer Tiefe von rund 3.000 Metern unter der Bundeshauptstadt.

Elisabeth Zehetner von der wirtschaftsnahen Klimaorganisation „oecolution“ kennt weitere innovative Verfahren. „Power-to-X (PtX) wandelt überschüssigen erneuerbaren Strom in synthetische Brennstoffe wie zum Beispiel Wasserstoff um, was besonders für schwer elektrifizierbare Sektoren relevant ist.“

Das Verfahren habe großes Potenzial, da unser Land „über viel erneuerbaren Strom aus Wasserkraft und Wind verfügt“. Überschüsse könnten nicht nur in Wasserstoff, sondern auch in E-Fuels, also künstliche Kraftstoffe umgewandelt werden.

Für Umweltschützer sind E-Fuels ein Irrweg. Um einen Verbrennungsmotor damit zu betreiben, würde rund sechs Mal mehr Strom verbraucht, „als wenn man mit dem erzeugten Strom ein Elektrofahrzeug direkt betreibt“, rechnet die Umweltorganisation „Global 2000“ vor.

Eine gezielte Aufforstung und zusätzliche Waldgebiete gelten als weitere wirksame Möglichkeit, CO2 zu speichern und umzuwandeln.

Dafür sind laut Forscher jedoch zusätzliche Waldflächen von etwa der Größe Indiens notwendig, wenn wir die Erderwärmung begrenzen wollen. Um CO2 zu speichern, müssen die Bäume zudem gesund sein. Das gilt auch für unsere Wälder, die etwa unter dem Borkenkäfer leiden. Ein Baum, der zu viel Hitze und Trockenheit ausgesetzt ist, kann sich nicht mehr gegen Schädlinge wehren, er verliert Blätter oder Nadeln und kann sogar zur CO2-Quelle werden.

„Es wird in den nächsten Jahren also sehr wichtig sein, die neu aufgeforsteten Wälder naturnäher zu gestalten, damit sie dem kommenden Klimastress gewachsen sind“, sagt Johannes Wahlmüller von
„Global 2000“.

Der Kampf gegen die Erderwärmung hat auch der Kernkraft neuen Auftrieb verschafft. In der EU gilt sie jetzt als „grün“. Zwölf von 27 EU-Staaten betreiben derzeit Atomkraftwerke, einige von ihnen haben einen massiven Ausbau angekündigt.

Polen will sogar neu in die Atomkraft einsteigen. Im Jahr 2040 soll dort der erste Reaktor in Betrieb gehen. Derzeit produziert das Land rund zwei Drittel des Stromes aus Braun- und Steinkohle. Sie soll in den kommenden Jahrzehnten durch Sonnen- und Windenergie, aber auch Kernkraft ersetzt werden. Atomforscher betonen, dass mit jeder neuen Generation die Kernkraft sicherer und effizienter wird. Vor allem sogenannte Mini-Reaktoren gelten als besonders sicher. Eine Kernschmelze sei nicht möglich.

Für Jasmin Duregger von „Greenpeace“ steht hingegen fest: „Atomkraft ist keine Lösung für die Klimakrise. Im Vergleich zu schnelleren und kostengünstigeren Lösungen wie Wind- und Solarenergie ist Atomkraft ohne staatliche Subventionen wirtschaftlich kaum tragbar. Zudem ist Atomkraft alles andere als sicher – das haben uns in der Vergangenheit Unfälle wie in Fukushima und Tschernobyl gezeigt.“

Atomstrom sei außerdem „nicht CO2-neutral, da sein Lebenszyklus erhebliche Emissionen verursacht“.
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