Hannes Jaenicke: „Auch für Gorillas sollten Menschen Rechte gelten“
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Das Leben der Berggorillas ist bedroht. Wie deren Alltag aussieht, erzählt der Umweltschützer und Schauspieler Hannes Jaenicke, 64, in seinem neuen Buch „Mukiza“. Die WOCHE-Reporterin Martina Wieser hat mit ihm darüber gesprochen.
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Herr Jaenicke, Sie berichten in Ihren Dokumentationsfilmen immer wieder von Umweltsünden. Nun haben Sie zum ersten Mal ein Buch über eine bedrohte Tierart geschrieben. In „Mukiza“ beschreiben Sie das Leben eines Berggorillas, der im „Bwindi Impenetrable Nationalpark“ in Uganda lebt. Wann haben Sie ihn kennengelernt?
Persönlich habe ich „Mukiza“ nie kennengelernt. Aber ich habe im Jahr 2009 eine Fernseh-Dokumentation über die letzten Berggorillas gedreht. Wir haben eine Woche lang einen Gorilla-Clan im Virunga-Nationalpark in der Demokratischen Republik Kongo gefilmt, der ähnlich lebt wie „Mukizas“ Familie. Mich faszinieren diese Tiere, was vermutlich mit dem Film „Gorillas im Nebel“ über die Gorilla-Forscherin Dian Fossey zu tun hat.
Sie erzählen über „Mukizas“ Leben in Form eines Bilderbuches und wenden sich damit an die junge Generation. Was sollen die Kinder daraus lernen?
Seit mehr als 40 Jahren setze ich mich nun schon für den Umweltschutz ein und ich muss gestehen, der Erfolg ist überschaubar. Wenn wir tatsächlich im Tier- und Naturschutz noch etwas retten möchten, dann müssen wir unseren Kindern beibringen, anders mit unserem Lebensraum umzugehen, als wir Erwachsenen das tun und getan haben. Die Geschichte von „Mukiza“ soll dabei helfen, unseren Kindern dieses wichtige Thema näherzubringen.
In einem Kapitel treffen Gorillas und Menschen aufeinander. „Mukiza“ wird dadurch in eine bedrohliche Lage gebracht. Wilde Tiere sind wohl immer in Gefahr, sobald sich der Mensch nähert …
Der Mensch dringt immer weiter in die Lebensräume von Wildtieren vor, was überhaupt das größte Problem ist. Verbunden mit Flächenfraß, Habitatverlust und Zerstörung der letzten natürlichen Gebiete. Da sich der Mensch immer noch als „Krone der Schöpfung“ betrachtet und die wirtschaftlichen Interessen vor den Naturschutz gestellt werden, muss genau an diesem Punkt ein radikales Umdenken stattfinden. „Mukizas“ Botschaft lautet deshalb, dass wir rücksichtsvoller, vorsichtiger und satter mit unserer Erde und all ihren Bewohnern umgehen müssen.
Sind Sie der Meinung, dass genug getan wird, damit die Gorillas überleben können?
Ja und nein. In unseren Schubladen verstauben Millionen von alten Mobiltelefonen, die voll sind mit wertvollen Rohstoffen, für die jede Menge Regenwälder abgeholzt wurden. Trotzdem gelingt es vor allem Ruanda, seinen Gorilla-Bestand effektiv zu schützen.
Was machen Sie persönlich für den Natur- und Artenschutz?
Ich habe die Stiftung „Pelorus Jack Foundation“ gegründet, mit der ich versuche, weltweit kleine, unterfinanzierte, aber erfolgversprechende Umweltschutz-Projekte zu unterstützen. Besonders am Herzen liegt mir, etwas gegen das sich beschleunigende Artensterben zu tun. Wir diskutieren über die Klimakrise und die Umweltzerstörung, aber beschäftigen uns zu wenig mit dem Artenschutz. Dabei sind die Möglichkeiten, sich an den Klimawandel anzupassen, weitaus größer, als ausgestorbene Tierarten zurückzubringen. Spezies, deren Ausrottung wir nicht verhindern, sind unwiederbringlich verloren. „Mukizas“ Geschichte soll Aufmerksamkeit für alle Berggorillas schaffen, die wir schützen müssen.
„Mukiza“ ist mittlerweile ein Silberrücken, lebt mit acht Gorilla-Weibchen zusammen und hat zwölf Nachkommen. Seine älteste Tochter ist acht Jahre alt. Wie geht es dem Berggorilla?
So viel ich weiß, geht es ihm gut. Die Primatenforscherin Martha Robbins hat stets ein Auge auf „Mukiza“ und seine Großfamilie.
Ein Kollege von Martha Robbins, der deutsche Primatenforscher Volker Sommer, fordert, dass Menschenrechte auch für die Gorillas gelten sollen. Was halten Sie davon?
Ich sehe das ähnlich, Menschenrechte für Gorillas wären gut. In Neuseeland sollen nun Wale und Flüsse Menschenrechte bekommen. Ich halte dies für ein hervorragendes Konzept für unseren Umwelt- und Artenschutz.
Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass der drohende Kollaps, der unserem Heimatplaneten droht, offensichtlich immer noch viel zu wenige Menschen beunruhigt?
Das hat vor allem mit gewissen politischen Parteien zu tun, die die Klima- und Biodiversitäts-Krise entweder ignorieren oder verleugnen. Das Gleiche gilt für gewisse Industrien, die ihr Geschäftsmodell nicht ändern wollen, allen voran die fossile Energie-Industrie, aber auch die Banken-, Agrar-, Chemie-, Auto-, Lebensmittel- und Verpackungs-Industrie.
Was tun Sie in Ihrem Lebensbereich zum Schutz der Umwelt?
Für mein beruflich bedingtes Fliegen mache ich den CO2-Ausgleich. Ich bin seit 40 Jahren Vegetarier und versuche, so nachhaltig wie möglich zu leben.
Mit „Wer der Herde folgt, sieht nur Ärsche“ haben Sie ein Buch zum Thema „Umweltschutz“ geschrieben. Ein drastisch formulierter Titel …
Die Titel der Bücher bestimmen in der Regel die Verlage, nicht der Autor. Der einzige Buch-Titel, der von mir stammt, war „Wer der Herde folgt …“. Diesen Satz finde ich heute lustig und zutreffend.
Zur Person
Hannes Jaenicke wurde am 26. Februar 1960 in Frankfurt am Main (D) geboren. Er absolvierte seine Schauspielausbildung am Max Reinhardt Seminar in Wien, der Durchbruch gelang ihm 1984 mit dem Thriller „Abwärts“.
Der 64jährige Deutsche arbeitet als Schauspieler, Dokumentarfilmer, Autor und Umweltaktivist. In der Umwelt-Doku-Reihe „Hannes Jaenicke: Im Einsatz für …“ informierte er über Umweltsünden.
Sein neues Buch „Mukiza – Die wahre Geschichte eines Berggorillas“ ist im CalmeMara Verlag erschienen.
Preis: € 25,70.
Persönlich habe ich „Mukiza“ nie kennengelernt. Aber ich habe im Jahr 2009 eine Fernseh-Dokumentation über die letzten Berggorillas gedreht. Wir haben eine Woche lang einen Gorilla-Clan im Virunga-Nationalpark in der Demokratischen Republik Kongo gefilmt, der ähnlich lebt wie „Mukizas“ Familie. Mich faszinieren diese Tiere, was vermutlich mit dem Film „Gorillas im Nebel“ über die Gorilla-Forscherin Dian Fossey zu tun hat.
Sie erzählen über „Mukizas“ Leben in Form eines Bilderbuches und wenden sich damit an die junge Generation. Was sollen die Kinder daraus lernen?
Seit mehr als 40 Jahren setze ich mich nun schon für den Umweltschutz ein und ich muss gestehen, der Erfolg ist überschaubar. Wenn wir tatsächlich im Tier- und Naturschutz noch etwas retten möchten, dann müssen wir unseren Kindern beibringen, anders mit unserem Lebensraum umzugehen, als wir Erwachsenen das tun und getan haben. Die Geschichte von „Mukiza“ soll dabei helfen, unseren Kindern dieses wichtige Thema näherzubringen.
In einem Kapitel treffen Gorillas und Menschen aufeinander. „Mukiza“ wird dadurch in eine bedrohliche Lage gebracht. Wilde Tiere sind wohl immer in Gefahr, sobald sich der Mensch nähert …
Der Mensch dringt immer weiter in die Lebensräume von Wildtieren vor, was überhaupt das größte Problem ist. Verbunden mit Flächenfraß, Habitatverlust und Zerstörung der letzten natürlichen Gebiete. Da sich der Mensch immer noch als „Krone der Schöpfung“ betrachtet und die wirtschaftlichen Interessen vor den Naturschutz gestellt werden, muss genau an diesem Punkt ein radikales Umdenken stattfinden. „Mukizas“ Botschaft lautet deshalb, dass wir rücksichtsvoller, vorsichtiger und satter mit unserer Erde und all ihren Bewohnern umgehen müssen.
Sind Sie der Meinung, dass genug getan wird, damit die Gorillas überleben können?
Ja und nein. In unseren Schubladen verstauben Millionen von alten Mobiltelefonen, die voll sind mit wertvollen Rohstoffen, für die jede Menge Regenwälder abgeholzt wurden. Trotzdem gelingt es vor allem Ruanda, seinen Gorilla-Bestand effektiv zu schützen.
Was machen Sie persönlich für den Natur- und Artenschutz?
Ich habe die Stiftung „Pelorus Jack Foundation“ gegründet, mit der ich versuche, weltweit kleine, unterfinanzierte, aber erfolgversprechende Umweltschutz-Projekte zu unterstützen. Besonders am Herzen liegt mir, etwas gegen das sich beschleunigende Artensterben zu tun. Wir diskutieren über die Klimakrise und die Umweltzerstörung, aber beschäftigen uns zu wenig mit dem Artenschutz. Dabei sind die Möglichkeiten, sich an den Klimawandel anzupassen, weitaus größer, als ausgestorbene Tierarten zurückzubringen. Spezies, deren Ausrottung wir nicht verhindern, sind unwiederbringlich verloren. „Mukizas“ Geschichte soll Aufmerksamkeit für alle Berggorillas schaffen, die wir schützen müssen.
„Mukiza“ ist mittlerweile ein Silberrücken, lebt mit acht Gorilla-Weibchen zusammen und hat zwölf Nachkommen. Seine älteste Tochter ist acht Jahre alt. Wie geht es dem Berggorilla?
So viel ich weiß, geht es ihm gut. Die Primatenforscherin Martha Robbins hat stets ein Auge auf „Mukiza“ und seine Großfamilie.
Ein Kollege von Martha Robbins, der deutsche Primatenforscher Volker Sommer, fordert, dass Menschenrechte auch für die Gorillas gelten sollen. Was halten Sie davon?
Ich sehe das ähnlich, Menschenrechte für Gorillas wären gut. In Neuseeland sollen nun Wale und Flüsse Menschenrechte bekommen. Ich halte dies für ein hervorragendes Konzept für unseren Umwelt- und Artenschutz.
Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass der drohende Kollaps, der unserem Heimatplaneten droht, offensichtlich immer noch viel zu wenige Menschen beunruhigt?
Das hat vor allem mit gewissen politischen Parteien zu tun, die die Klima- und Biodiversitäts-Krise entweder ignorieren oder verleugnen. Das Gleiche gilt für gewisse Industrien, die ihr Geschäftsmodell nicht ändern wollen, allen voran die fossile Energie-Industrie, aber auch die Banken-, Agrar-, Chemie-, Auto-, Lebensmittel- und Verpackungs-Industrie.
Was tun Sie in Ihrem Lebensbereich zum Schutz der Umwelt?
Für mein beruflich bedingtes Fliegen mache ich den CO2-Ausgleich. Ich bin seit 40 Jahren Vegetarier und versuche, so nachhaltig wie möglich zu leben.
Mit „Wer der Herde folgt, sieht nur Ärsche“ haben Sie ein Buch zum Thema „Umweltschutz“ geschrieben. Ein drastisch formulierter Titel …
Die Titel der Bücher bestimmen in der Regel die Verlage, nicht der Autor. Der einzige Buch-Titel, der von mir stammt, war „Wer der Herde folgt …“. Diesen Satz finde ich heute lustig und zutreffend.
Zur Person
Hannes Jaenicke wurde am 26. Februar 1960 in Frankfurt am Main (D) geboren. Er absolvierte seine Schauspielausbildung am Max Reinhardt Seminar in Wien, der Durchbruch gelang ihm 1984 mit dem Thriller „Abwärts“.
Der 64jährige Deutsche arbeitet als Schauspieler, Dokumentarfilmer, Autor und Umweltaktivist. In der Umwelt-Doku-Reihe „Hannes Jaenicke: Im Einsatz für …“ informierte er über Umweltsünden.
Sein neues Buch „Mukiza – Die wahre Geschichte eines Berggorillas“ ist im CalmeMara Verlag erschienen.
Preis: € 25,70.
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