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Ausgabe Nr. 43/2024 vom 22.10.2024, Fotos: Jürgen Koller, Peter Neuner, Simon Schöpf
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​Wanderwege in Gefahr
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Die Vereinsvorstände mit der Petition.
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Wanderwege (li.) müssen laufend saniert werden.
Wanderwege in Gefahr
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Die alpinen Vereine warnen vor dem Verfall der Infrastruktur in unseren Bergen.
Nicht nur die Schutzhütten sind immer schwerer instandzuhalten, auch das rund 50.000 Kilometer große Wegenetz droht vielerorts buchstäblich wegzubröckeln.
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Die Extremwetter-Ereignisse der vergangenen Wochen haben nicht nur im Osten des Landes ihre Spuren hinterlassen. Während Sturm und Rekordregenmengen in den Niederungen für massives Hochwasser sorgten, wurden in vielen anderen Regionen Wanderwege und Steige schwer in Mitleidenschaft gezogen.

„Unsere Wege-Warte und Wege-Wartinnen sind noch immer unterwegs, um die Schäden nach den September-Unwettern zu kartieren und zu beseitigen. Sie werden kontinuierlich eingemeldet, der Prozess ist noch nicht abgeschlossen“, erzählt Mag. Peter Neuner-Knabl vom Österreichischen Alpenverein.

In Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg und der Steiermark seien nahezu alle Arbeitsgebiete betroffen gewesen. „Viele Wegabschnitte liegen bereits unter Schnee, deren Schadenskartierung kann erst im Frühjahr erfolgen.“

Tausende Ehrenamtliche engagieren sich in ihrer Freizeit

Rund 50.000 Kilometer umfasst das Wanderwege- und Klettersteigenetz in unserem Land. Es ist das Rückgrat der alpinen Infrastruktur und wie eine „Visitenkarte der heimischen Bergwelt“. Ein Großteil davon wird von den ehrenamtlichen Helfern alpiner Vereine wie dem Österreichischen Alpenverein, den Naturfreunden oder dem Österreichischen Touristenklub (ÖTK) instandgehalten.

„26.000 Kilometer Wege pflegt alleine unser Verein“, weiß
Neuner-Knabl. Von den insgesamt 25.000 ehrenamtlichen Alpenvereinsmitgliedern kümmern sich mehr als 1.000 als sogenannte Wege-Warte um die Instandhaltung der Pfade.

Eine von ihnen ist die Salzburgerin Nicole Muigg. „Die Aufgaben sind komplett unterschiedlich und das macht es einfach so interessant. Dazu gehört, dass wir die Wege markieren oder, dass wir Wegweiser mit ,Edding‘-Stiften nachzeichnen, damit die auch immer gut sichtbar sind“, erklärt die 37jährige. Daneben sind auch das Befreien der Wege von Steinen und Ästen sowie das Überprüfen von Geländern, Brücken und Stufen auf ihre Festigkeit Anforderungen an die Wege-Warte.

Wege-Warte sollten alpin-erfahren und trittsicher sein

Großen Spaß macht es Muigg, mit der Bohrmaschine oder der Flex zu arbeiten. „Die körperliche Tätigkeit ist richtig lässig“, sagt die Salzburgerin. Am Ende des Tages wisse sie, dass sie etwas geschaffen habe.

„Durch das Ehrenamt entsteht auch eine Gemeinschaft, die über diese Arbeiten hinausgeht. Du lernst Menschen kennen, die auf einer Wellenlänge mit dir sind“, erzählt Muigg begeistert.

Damit ist sie nicht alleine. Mehr als 900.000 Mitglieder zählen die zwölf alpinen Vereine, die unter dem Dach des Verbandes alpiner Vereine Österreichs (VAVÖ) gebündelt sind. „Wir sind für jede helfende Hand dankbar“, sagt Melanie Brandl vom Dachverband. Grundsätzlich könne sich jeder bei den alpinen Vereinen freiwillig einbringen. Vor allem im Bereich der Wegewartung sei aber handwerkliches Geschick von großem Vorteil.

„Außerdem sollte alpine Erfahrung, körperliche Fitness und Trittsicherheit zu den Grundfertigkeiten eines Wege-Wartes gehören“, betont Brandl. Die Mitglieder der alpinen Vereine sind auch für 429 Schutzhütten – 272 davon in hochalpiner Lage – verantwortlich. Deren Betreuung kostet nicht nur Zeit, sondern auch viel Geld. Alleine aus den Mitgliedsbeiträgen lässt sich das nicht bewerkstelligen.

„Über den VAVÖ wurden im Jahr 2023 gut sechs Millionen Euro Bundesförderungen an Bergsteigervereine ausgeschüttet. Nicht alles darf aber von Gesetzes wegen für die Erhaltung der Hütten und Wege verwendet werden“, sagt Melanie Brandl. Das reicht aber bei Weitem nicht aus. Auch wenn die gemeinnützigen Vereine selbst „ihren größtmöglichen Beitrag leisten, sind diese Möglichkeiten begrenzt“.

Schon jetzt müssen beispielsweise pro Jahr drei bis vier Schutzhütten aus finanziellen Gründen geschlossen werden. Ohne den unermüdlichen Einsatz der Ehrenamtlichen müssten auch viele Wege und Arbeitsgebiete aufgegeben werden. „Würden Sie die ehrenamtliche Leistung der alpinen Vereine durch Professionisten bei branchenüblichem Gehalt ersetzen, ergäbe sich ein finanzieller Mehraufwand von 23,5 Millionen Euro jährlich“, weiß Brandl.

Um die Infrastruktur in den heimischen Bergen zu erhalten, fordern die alpinen Vereine in einer Petition (siehe Kasten) eine einmalige Sonderdotierung in der Höhe von 95 Millionen Euro. Damit soll der über die Jahre angewachsene Investitionsstau bewältigt werden. Mehr als 93.000 Personen haben die Petition bereits unterschrieben. „Wir freuen uns, wenn es noch mehr werden“, sagt Neuner-Knabl vom Alpenverein. rz
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