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Ausgabe Nr. 43/2024 vom 22.10.2024, Foto: ORF/Thomas Ramstorfer
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Maria Happel.
Maria Happel: „Beim Drehen trage ich Tigerbalsam“
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Sie gehört seit 14 Jahren zu den Ermittlern der „SOKO Donau“, die in Wien Mordfälle aufklärt. Entscheidende Hinweise dazu liefert Maria Happel, 62, als Gerichtsmedizinerin Dr. Franziska Beck.
Nun kehrt eine alte Liebe in die Serie zurück. Den Geruch der Leichen bekämpft sie mit einer Creme, wie sie der WOCHE-Reporterin Barbara Reiter erzählt hat.
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Frau Happel, für die Krimi-Reihe „SOKO Donau“ wurde gerade die 20. Staffel gedreht. Gezeigt werden derzeit die Folgen der 18. Staffel (dienstags, 20.15 Uhr, ORF1). Sie
sind seit 2010 dabei. Können Sie sich noch an Ihre Anfänge erinnern?


Ja, begonnen hat alles mit einem normalen Vorsprechen. Damals saß dort eine Aushilfe, die damit beauftragt war, für die Rolle der Gerichtsmedizinerin ein bisschen was Exotisches zu finden. Dabei hat sie, warum auch immer, sofort an mich gedacht und mich vorgeschlagen. Drei Tage nach dem Termin, bei dem auch viele andere waren, wurde ich angerufen und informiert, dass die Wahl auf mich gefallen ist.

Heute, 14 Jahre später, sind Sie nach wie vor ein Teil des Teams. Gregor Seberg hat die „SOKO“ vor sieben Jahren verlassen, kehrt in der Jubiläumsstaffel als Chef ins Team zurück und löst in dieser Funktion Brigitte Kren ab, die aussteigt.
Wie haben Sie die Neuigkeit aufgenommen?


Ich habe gejubelt, als ich erfahren habe, dass Gregor zurückkommt.

Was hat sich bei den Dreharbeiten verändert, seit er ausgestiegen ist?

Ich habe ein neues Mikroskop bekommen und werde ihn genau unter die Lupe nehmen (lacht).

Sie haben als Dr. Beck einst eine heimliche Liebe für den damaligen Oberstleutnant Nowak entwickelt. Könnten die Gefühle wieder aufflammen?

Als er vor sieben Jahren die „SOKO“ verlassen hat, war ich extrem traurig, doch die Autoren haben mir das eine oder andere Trostpflaster in der Zwischenzeit in die Folgen geschrieben. Ich bin natürlich gespannt auf unser Zusammentreffen und wo auch immer die Reise hingeht, wird er immer einen Platz in meinem Herzen haben. Er ist einfach ein feiner Kerl.

Seberg war nicht der einzige, der die Serie verlassen hat. Verändern die Ab- und Neuzugänge die Atmosphäre am Drehort?

Das ist ein bisschen wie in einem Theater-Ensemble, das sich immer wieder neu zusammensetzt und vielleicht deshalb frisch bleibt. Aber es ist schon so, alles steht und fällt mit den Hauptdarstellern. Es gibt Säulen wie die „Billie“ (Anm.: Lilian Klebow), die von Anfang an dabei ist und alles zusammenhält. Zwischen meinem langjährigen Spielpartner im Labor, Helmut Bohatsch, und mir hat sich eine Freundschaft entwickelt. Das war auch so eine Geschichte, von der das Publikum immer wissen wollte, ob „die“ sich irgendwann kriegen oder nicht. Aber dann wurde er versetzt – wie im richtigen Leben. Die Würfel werden immer wieder neu gemischt, obwohl es das gleiche Spiel bleibt – mit dem Team drumherum als Konstante. Ich habe seit 14 Jahren den gleichen Kollegen, der das Mikrofon an mir befestigt und es gibt die Gerda von der Garderobe, die mich ankleidet. Das fühlt sich an wie Familienleben.

Wie tief sind Sie mittlerweile als Gerichtsmedizinerin Doktor Beck in diesen Beruf eingetaucht?

Um Gottes willen, weit gefehlt. Meine Bewunderung für diesen Beruf steigt mit jeder Folge. Abgesehen davon, dass ich die Kenntnisse gar nicht habe, fällt es mir schon schwer, in der Gerichtsmedizin zu drehen, um das letzte Geheimnis zu lüften. Das schaffe ich nur mit viel Creme an der Nase, also Tigerbalsam. Der Geruch ist gewöhnungsbedürftig und da kann es einem schon ein bisschen mulmig werden. Ich habe jetzt aber Gelegenheit, mich mit Christian Reiter (Anm.: bekannter heimischer Gerichtsmediziner) zu treffen. Ich erhoffe mir dadurch ein paar Antworten auf Fragen, die sich in den vergangenen Jahren angehäuft haben. Es ist schön, diese Möglichkeit zu haben.

Wurden Sie schon einmal als Frau Doktor Beck im normalen Leben angesprochen?

Das passiert mir öfters. „Jessas, die Frau Doktor“, heißt es dann. Aber das ist ja auch schön.

„Jessas“ ist wienerisch. Sie sind gebürtige Deutsche, die seit 34 Jahren in unserem Land lebt. Wie sehen Sie sich?

Na ja, ich bin schon viel länger da, als ich an irgendeinem anderen Ort in meinem Leben war – mehr als die Hälfte meines Lebens. Eine Stadt oder ein Land, in dem man heiratet, die Kinder zur Welt kommen, wo dementsprechend die Wohnungen größer werden und die Möbel nach einiger Zeit auch nicht mehr nur von Ikea sind, wird schon zur Heimat, ganz klar.

Mögen Sie selbst auch Krimis?

Ich lese viel lieber Krimis, als sie zu schauen. Vielleicht, weil ich mittlerweile viel zu sehr darauf achte, wie ein Film gemacht ist. So fällt mir zum Beispiel sofort auf, wenn ich einen Schatten vom Mikrofon sehe. Also Kleinigkeiten, die ein Zuschauer weniger oder gar nicht sieht. Wenn ich Krimis lese, habe ich eigene Bilder im Kopf. Das mag ich. Patricia Highsmith (Anm. amerikanische Schriftstellerin, 1921 bis 1995) zum Beispiel gefällt mir gut.

Welche Projekte haben Sie abseits von „SOKO Donau“, Frau Happel?

Im Sommer habe ich in Krems (NÖ) den Kinderfilm „Bibi Blocksberg“ gedreht und am Burgtheater in Wien probe ich gerade für die Uraufführung von „Toto“. Das Stück wird ein Musical und ich darf „Toto“ sein. Es basiert auf der Vorlage von Sibylle Bergs Roman „Vielen Dank für das Leben“ über einen in der DDR geborenen Hermaphroditen, also einen doppelgeschlechtlichen Menschen.

Zur Person

Maria Happel wurde am 16. Oktober 1962 in Elsenfeld im Spessart (D) als jüngstes von fünf Geschwistern geboren. Ihre Eltern hatten einen Frisiersalon und widmeten sich außerdem dem Weinbau.

Als Kind lernte Happel Klavier spielen und wusste auch schon im Volksschulalter mit der Kirchenorgel umzugehen. Nach der Matura im Jahr 1981 studierte sie in Hamburg (D) Schauspiel und kam 1991 unter Claus Peymann ans Wiener Burgtheater.

Happel ist mit dem Schauspieler Dirk Nocker, 58, verheiratet und hat zwei Töchter. Seit 2022 ist sie künstlerische Leiterin der Festspiele Reichenau (NÖ).
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