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Ausgabe Nr. 42/2024 vom 15.10.2024, Fotos: Zeppelzauer
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Evelyn und Friedrich Jares treten als Kaiserpaar Franz und Sisi auf. Komplimente sind ihnen sicher.
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Mit diesem Häferl begann die Sammellust.
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Schmuckstücke aus der Zeit der Monarchie.
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Friedrich Jares ist stolz auf seine Sammlung.
Dem Kaiser zur Ehr
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Kaiser Franz Joseph I. ist selbst nach seinem Tod vor mehr als hundert Jahren noch immer präsent. Und das nicht nur im Schloss Schönbrunn oder in Bad Ischl, sondern auch im Waldviertel. Dort hat Friedrich Jares dem Regenten ein Museum mit mehr als 5.000 Exponaten gewidmet.
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Der Bart ist gezwirbelt und frisiert, die Orden sind frisch poliert und die Uniform aufgebügelt. Friedrich Jares, 78, salutiert neben der Statue von Kaiser Franz Joseph I., seinem Vorbild, und sieht ihm dabei zum Verwechseln ähnlich. Seit seinem 20. Lebensjahr trägt der gebürtige Wiener alles zusammen, was mit dem Kaiser zu tun hat, und ist dabei selbst ein wandelndes Museum.

Seine private Sammlung an historischen Gegenständen befindet sich allerdings nicht in Wien, sondern in Wienings (Bezirk Waidhofen/Thaya, NÖ). „Klein Schönbrunn“ nennt er die 60 Quadratmeter, auf denen rund 5.000 Ausstellungs-Exponate zu sehen sind. Der Zugang zum Museum führt über die Kaiser Franz Josef Gasse, vorbei an der Kaiserbrücke und dem Kaiserplatzl. Das gesamte Grundstück ist ein Andenken an den Mann mit dem berühmtesten Backenbart und der längsten Regentschaft in unserem Land (68 Jahre).

Mit viel Leidenschaft und Liebe zum Detail wurden von Jares die Schauräume dekoriert, die reichlich mit goldenem Stuck verziert sind. Den Gesamtwert der Ausstellung schätzt der Hobby-Sammler auf zwei Millionen Euro.

„Es gibt so viele Fälschungen“

Die Leidenschaft geweckt hat damals sein eigener Großvater. „Er hat mich optisch schon sehr an den Kaiser erinnert. Das hat mir als Kind imponiert. Leider verstarb er, als ich sechs Jahre alt war. Das Museum ist gewissermaßen auch ein Vermächtnis an ihn“, erzählt der 78jährige. Begonnen hat alles mit einem Abbild des Kaisers auf einem zerbrochenen Häferl, das er von seiner Großtante geschenkt bekommen hat. Um ein vollständiges Teeservice zu haben, hat er sich auf die Suche nach fünf weiteren Häferln gemacht. Mittlerweile besitzt er viel mehr als nur Teetassen. In seinem Museum sind neben den Klassikern wie Büchern, Büsten, Zeitungsausschnitten, Schmuck, Uhren und Pfeifen auch ungewöhnliche und skurrile Gegenstände wie Spazierstöcke, Kriegsbrettspiele, Bröselreiben oder Makrelendosen mit Kaiseremblem zu finden. Das älteste Ausstellungsstück aus dem Jahr 1912 zeigt den Kaiser in Bad Ischl (OÖ) bei der Jagd.

Es gibt kaum etwas, das Friedrich Jares noch nicht besitzt. „Ich weiß schon gar nicht mehr, wohin damit. Der Platz wird langsam knapp.“ Mit dem Sammeln aufzuhören, kommt für Jares dennoch nicht infrage. „Von anderen Museen habe ich öfters Anfragen für Leihgaben bekommen, die ich allesamt abgelehnt habe. Ich kann mich von keinem einzigen meiner Stücke trennen.“

Dabei handelt es sich um Originalobjekte aus der damaligen Zeit. Die Ausstellung zeigt den Kaiser als Kind, Monarchen, Familienoberhaupt oder Jäger und macht einmal mehr deutlich, wie sehr Franz Joseph I. schon zu Lebzeiten von der Bevölkerung verehrt und vermarktet wurde. „Natürlich war nicht alles positiv, eine blinde Verehrung wäre falsch. Dennoch war er ein imposanter Mann, zu dem man aufschauen konnte.“ Besonders stolz ist Jares auf ein Schriftstück mit Originalunterschrift des Kaisers. „Er hat eine Einladung nach Portugal geschickt, zu einem Ball.“
Ein Lieblingsobjekt hat der pensionierte Gerichtsvollzieher nicht. „Ich kann mich einfach nicht entscheiden.“

Friedrich Jares hat jedes der Ausstellungsobjekte im Kopf und weiß genau, wo sich welcher Gegenstand befindet. Er bezieht die Stücke von privaten Sammlern, Auktionshäusern, Antiquitätenhändlern oder aus dem Internet. Dabei ist allerdings Vorsicht geboten. „Es gibt so viele Fälschungen.“ Wobei sein geschultes Auge sie natürlich als solche erkennt. „Man muss trotzdem aufpassen, sonst fällt man drauf rein. So wie meine Frau. Sie hat mir vor Jahren zu Weihnachten ein nachgemachtes Glas mit Kaiserabbild geschenkt“, erinnert sich der 78jährige lachend zurück.

Kaiserfest ist Fixpunkt im Kalender

Evelyn Jares wurde von der Faszination ihres Mannes angesteckt und stand als Sisi bei zahlreichen Festivitäten an seiner Seite. „Die Kleider habe ich geliebt, nur mit der Wespentaille hatte ich ein Problem“, scherzt die 75jährige. Fixpunkt im Jahreskreis ist bis heute das Kaiserfest in Bad Ischl, anlässlich des Geburtstages von Franz Joseph I. am 18. August. „Das ist der einzige Anlass, bei dem die damalige Kaiserhymne gesungen werden darf.“ Friedrich Jares kann sie natürlich auswendig.

Bei sämtlichen Auftritten in der Öffentlichkeit ist ihnen die Aufmersamkeit sicher. „Vor allem Touristen aus Asien sind verrückt nach Fotos mit uns. Wir werden ständig angesprochen und bekommen haufenweise Komplimene“, berichtet Evelyn Jares.

Ein weiterer Höhepunkt für die beiden war die Einladung
zur Hochzeit von Herta Margarete und Sandor Habsburg-Lothringen. „Unsere Familien verbindet eine tiefe Freundschaft“, sagt Evelyn Jares. „Ich sage spaßhalber immer, ich bin Sandors Adjutant, sein Assistent und Leibeigener“, erzählt der Kaiser-Doppelgänger schmunzelnd.

Neben dem Museum betreut das Ehepaar noch die „Historische Gruppe Wienings“, einen gemeinnützigen Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Tradition der K.-u.-k.-Zeit zu pflegen. Sogar eine Filmrolle durfte Friedrich Jares bereits übernehmen und „seinen“ Kaiser mimen. „Das war für eine Dokumentation in der Basilika Mariazell (Stmk.). Ich musste in die Kirche einmaschieren und in der für ihn typischen Haltung, den Kopf auf die Hände gestützt, beten.“

Für Besucher ist das Museum nach Voranmeldung geöffnet. Für Sonntag, 15. Dezember, ist ein Adventmarkt angesetzt, auf dem Glühwein und Kaffee angeboten werden. „Und natürlich hausgemachter Kuchen aus der K.-u.-k.-Hofbäckerei in Wienings“, scherzt Jares.
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