Geschickt eingefädelt
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Sie hat sich eine in Vergessenheit geratene Handwerkskunst selbst beigebracht. Die Tirolerin Eva-Maria Mair stickt Unikate mit Techniken aus dem Mittelalter. Dafür verwendet die geschickte 39jährige nur edles Material und hat sogar Fäden per Hand selbst gesponnen.
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Das Mittelalter war rau und gefährlich. Es hatte aber zweifellos eine romantische Seite und von der träumte Eva-Maria Mair als kleines Mädchen. Von den edlen Rittern, die das Burgfräulein umwerben und in wehrhaften Burgen lebten.
Von dieser Romantik hat sich die 39jährige Tirolerin zwar verabschiedet, die Faszination Mittelalter ist geblieben. In Form von Stickereien. Mair hat Sticken vor vielen Jahren nicht nur zu ihrem Hobby, sondern auch zur Kunst erhoben. Das Spezialgebiet der Tirolerin ist das 14. Jahrhundert, in dem einige der von ihr ausgeführten Stickereien üblich waren. Darunter die „Opus Tentonicum“ genannte Weißstickerei und der Ziegelstich, den Mair bevorzugt verwendet. Sie beherrscht aber alle neun Sticktechniken dieser Zeit und ist auch über die Lebensumstände der Menschen damals bestens informiert. „Farben waren im Mittelalter viel mehr als eine modische Aussage. Es gab keine Zeitungen, daher kannten die Menschen die Gesichter der Mächtigen nicht. Also haben sich die Menschen über die Kleidung ausgedrückt.“ Je größer die Menge an verwendetem Stoff, je edler das Material und je teurer die Farbe, desto höher der Status.
„Ich verwende ausschließlich historisch korrektes Material. Das sind pflanzlich gefärbte Woll- und Seidenfäden, die nicht einfach zu finden waren. Irgendwann habe ich in einer Ein-Frau-Manufaktur in Deutschland Filamentseide entdeckt, die beste Qualität, die ich kriegen kann, weil sie so glatt und glänzend ist.“ Ihre Wollfäden bezieht die Tirolerin, die im Bergdorf Trins im Gschnitztal lebt, von einem alteingesessenen französischen Betrieb, der von der jungen Generation übernommen wurde. „Für die Pflanzenfärberei braucht es Erfahrung, weil du die Farben gleichmäßig hinkriegen musst.“ Und ihre Goldfäden kommen aus einer Posamentenfabrik in Wien, die auch Uniformknöpfe, Quasten und Kordeln herstellt. „Da kann ich vom Goldgehalt bis zur Dicke des Fadens alles aussuchen.“
Wenn sie sich dann an die Arbeit macht, liegen viele Spulen mit den sorgfältig aufgewickelten Fäden auf dem alten Holztisch in Greifweite. Auf dem dezenten Braun heben sich die vielen Farben wunderbar ab, besonders die intensiven: das kräftige Blau, das tiefgründige Rot und das leuchtende Rosa. Mair selbst schaut konzentriert auf einen quadratischen Rahmen hinab, in dem ein Stück Stoff eingespannt ist, damit er sich nicht verzieht. Stich für Stich entsteht darauf ein goldener Greif auf blauem Grund. Geschickt führt sie die dünnen Nadeln und setzt sie an der richtigen Stelle.
Ein Almosenbeutel ist das aufwendigste Stück
Um sich dieses Können anzueignen hat Mair lange gebraucht. Mit Anfang 20 hat sie damit begonnen, zu spät im Vergleich zu den Mädchen im Mittelalter. „Ich schaffe die Gleichmäßigkeit, aber nicht die Geschwindigkeit. Zur damaligen Zeit sind die Mädchen schon mit sieben bis zehn Jahren zu ihrer Lehre gekommen, die immerhin acht Jahre gedauert hat.“
Das aufwendigste Stück ihrer bisherigen Tätigkeit ist ein Almosenbeutel, der einem Museumsstück nachempfunden wurde. Dafür hat Mair sogar selbst Gimpe hergestellt. „Das ist ein gewickelter Seidenfaden, der für die Verzierung von Quasten verwendet wird. Ich wollte wissen, wie zeitintensiv die Herstellung ist.“ Dabei wird eine sogenannte „Seele“ mit einem zweiten Faden eng überwickelt. Zwei Stunden hat sie für 80 Zentimeter gebraucht, am Ende steckten in dem kleinen Kunstwerk rund hundert Arbeitsstunden. „Eine Hälfte geht ins Sticken, die andere in die Deko wie Kanten verzieren, zusammennähen und Quasten machen.“
Um den Spaß an der Freud‘ nicht zu verlieren, stellt die Tirolerin zwischendurch weniger aufwendige Produkte her. Ihre Trachtentaschen, Brautbeutel oder Schmuck fürs Handgelenk sind nicht nur in ihrer Heimat begehrt und zeigen, dass sich die Mühe lohnt. Wobei Mair ohnedies überzeugt ist, „dass es diese Techniken wert sind, die Zeit zu überdauern. Das geht nur, wenn es Menschen gibt, die dieses alte Handwerk weitergeben.“
Wer der Tirolerin bei ihrer Stickkunst zusehen möchte, hat beim Kirchtag am 29. September von 9.30 bis 17 Uhr im Museum Tiroler Bauernhöfe in Kramsach die Gelegenheit dazu.
Von dieser Romantik hat sich die 39jährige Tirolerin zwar verabschiedet, die Faszination Mittelalter ist geblieben. In Form von Stickereien. Mair hat Sticken vor vielen Jahren nicht nur zu ihrem Hobby, sondern auch zur Kunst erhoben. Das Spezialgebiet der Tirolerin ist das 14. Jahrhundert, in dem einige der von ihr ausgeführten Stickereien üblich waren. Darunter die „Opus Tentonicum“ genannte Weißstickerei und der Ziegelstich, den Mair bevorzugt verwendet. Sie beherrscht aber alle neun Sticktechniken dieser Zeit und ist auch über die Lebensumstände der Menschen damals bestens informiert. „Farben waren im Mittelalter viel mehr als eine modische Aussage. Es gab keine Zeitungen, daher kannten die Menschen die Gesichter der Mächtigen nicht. Also haben sich die Menschen über die Kleidung ausgedrückt.“ Je größer die Menge an verwendetem Stoff, je edler das Material und je teurer die Farbe, desto höher der Status.
„Ich verwende ausschließlich historisch korrektes Material. Das sind pflanzlich gefärbte Woll- und Seidenfäden, die nicht einfach zu finden waren. Irgendwann habe ich in einer Ein-Frau-Manufaktur in Deutschland Filamentseide entdeckt, die beste Qualität, die ich kriegen kann, weil sie so glatt und glänzend ist.“ Ihre Wollfäden bezieht die Tirolerin, die im Bergdorf Trins im Gschnitztal lebt, von einem alteingesessenen französischen Betrieb, der von der jungen Generation übernommen wurde. „Für die Pflanzenfärberei braucht es Erfahrung, weil du die Farben gleichmäßig hinkriegen musst.“ Und ihre Goldfäden kommen aus einer Posamentenfabrik in Wien, die auch Uniformknöpfe, Quasten und Kordeln herstellt. „Da kann ich vom Goldgehalt bis zur Dicke des Fadens alles aussuchen.“
Wenn sie sich dann an die Arbeit macht, liegen viele Spulen mit den sorgfältig aufgewickelten Fäden auf dem alten Holztisch in Greifweite. Auf dem dezenten Braun heben sich die vielen Farben wunderbar ab, besonders die intensiven: das kräftige Blau, das tiefgründige Rot und das leuchtende Rosa. Mair selbst schaut konzentriert auf einen quadratischen Rahmen hinab, in dem ein Stück Stoff eingespannt ist, damit er sich nicht verzieht. Stich für Stich entsteht darauf ein goldener Greif auf blauem Grund. Geschickt führt sie die dünnen Nadeln und setzt sie an der richtigen Stelle.
Ein Almosenbeutel ist das aufwendigste Stück
Um sich dieses Können anzueignen hat Mair lange gebraucht. Mit Anfang 20 hat sie damit begonnen, zu spät im Vergleich zu den Mädchen im Mittelalter. „Ich schaffe die Gleichmäßigkeit, aber nicht die Geschwindigkeit. Zur damaligen Zeit sind die Mädchen schon mit sieben bis zehn Jahren zu ihrer Lehre gekommen, die immerhin acht Jahre gedauert hat.“
Das aufwendigste Stück ihrer bisherigen Tätigkeit ist ein Almosenbeutel, der einem Museumsstück nachempfunden wurde. Dafür hat Mair sogar selbst Gimpe hergestellt. „Das ist ein gewickelter Seidenfaden, der für die Verzierung von Quasten verwendet wird. Ich wollte wissen, wie zeitintensiv die Herstellung ist.“ Dabei wird eine sogenannte „Seele“ mit einem zweiten Faden eng überwickelt. Zwei Stunden hat sie für 80 Zentimeter gebraucht, am Ende steckten in dem kleinen Kunstwerk rund hundert Arbeitsstunden. „Eine Hälfte geht ins Sticken, die andere in die Deko wie Kanten verzieren, zusammennähen und Quasten machen.“
Um den Spaß an der Freud‘ nicht zu verlieren, stellt die Tirolerin zwischendurch weniger aufwendige Produkte her. Ihre Trachtentaschen, Brautbeutel oder Schmuck fürs Handgelenk sind nicht nur in ihrer Heimat begehrt und zeigen, dass sich die Mühe lohnt. Wobei Mair ohnedies überzeugt ist, „dass es diese Techniken wert sind, die Zeit zu überdauern. Das geht nur, wenn es Menschen gibt, die dieses alte Handwerk weitergeben.“
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