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Ausgabe Nr. 38/2024 vom 17.09.2024, Fotos: AdobeStock, Alamy Stock Photo
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Vielerorts sind Murmeltiere gegenüber uns Menschen recht zutraulich geworden.
Schlafen wie ein Murmeltier: Ab in den Winterbau
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Frech, verfressen und ganz besonders niedlich. Murmeltiere sind nicht nur für ihren monatelangen Winterschlaf bekannt, sondern gelten auch als die wohl pfiffigsten und größten Nagetiere in unserem Land.
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Es wäre zwar lustig anzusehen, aber nein, Murmeltiere murmeln nicht. Ihr Name leitet sich aus dem Lateinischen ab und bedeutet nichts anderes als Berg- oder Alpenmaus.

Im Vergleich zu anderen Nagetieren sind Murmeltiere mit ihren 30 bis 60 Zentimetern allerdings untypisch groß. Zudem können die Säugetiere – die zur Familie der Hörnchen gehören – zwischen drei und sieben Kilo schwer werden.

„Sie sind damit die drittgrößten Nager in ganz Europa. Noch größer sind nur Biber und Stachelschweine“, weiß der Tiroler Landesjägermeister Anton Larcher. Auch mit ihrem gedrungenen, etwas plumpen Körper und den kleinen Ohren sind sie kaum mit anderen grazilen Hörnchen-Arten zu vergleichen. Die kurzen Beine sind schließlich auch nicht darauf ausgelegt zu klettern.

„Stattdessen besitzen Murmeltiere lange Krallen, mit denen sie ihre unterirdischen Bauten graben“, so Larcher. Besonders augenscheinlich sind jedoch die zwei großen gelb-orangen Schneidezähne, die kontinuierlich nachwachsen.

Daher nagen die Tiere auch so viel, denn sie müssen ihre Beißerchen in ihrem bis zu 15 Jahre langen Leben ständig kurz halten und schärfen. Doch vor allem, wenn die putzigen Almbewohner am Wegesrand „Männchen machen“ und lautstark pfeifen, werden wir Menschen auf sie aufmerksam. Bei diesen markanten Tönen – die bis auf eine Entfernung von einem Kilometer hörbar sind – handelt es sich aber genau genommen um keine Pfiffe.

„Es sind in Wirklichkeit Schreie, die im Kehlkopf der Tiere erzeugt werden. Wer das nicht glaubt, soll doch einmal versuchen, mit offenem Mund zu pfeifen“, berichtet der Fachmann.

Achtung, der Feind naht

Murmeltiere „pfeifen“ freilich nicht aus Jux und Tollerei. Sie warnen damit ihre bis zu 20 Mitglieder starke Kolonie vor ihren Hauptfeinden, den Steinadlern, Uhus oder Füchsen. Dabei unterscheiden sie sogar nach Art und Dringlichkeit der Bedrohung.

„Ein markanter, kurzer und lauter Einzelpfiff steht für ‚Adler im Anflug, sofort ab in den Bau‘. Pfiffserien bedeuten, ‚Hier kommt ein Fuchs, Hund oder Mensch, also keine Panik, aber trotzdem aufpassen‘“, erklärt der Landesjägermeister. An beliebten Wanderwegen sind einige Tiere schon so zahm, dass sie Menschen aus der Hand fressen und bereits zu adipösem Fettansatz neigen. Nahezu 80 Prozent ihres Lebens verbringen die Murmeltiere jedoch in ihren unterirdischen Behausungen, von denen sie verschiedene besitzen.

Im Hauptbau, der bis zu sieben Meter tief in die Erde reichen kann, halten sie ihren bis zu sieben Monate langen Winterschlaf.

Im Zentrum dieser Unterkunft befindet sich ein geräumiger Kessel, der mit trockenen Pflanzenmaterialien ausgelegt und gepolstert ist. Sogar eigene Kinderzimmer und Toiletten sind vorhanden. „Die Gänge können außerordentlich lang werden – der bislang gemessene Rekord war ein Tunnel von 113 Metern Länge“, haben Wildbiologen herausgefunden.

Sommerbaue, die nur etwa einen Meter tief unter der Erde liegen, dienen hingegen dazu, der Hitze zu entkommen. Den Nagern wird es schließlich schnell zu heiß. „20 Grad Celsius empfinden sie wie wir Menschen 36 Grad in der prallen Sonne“, so der wissenschaftliche Vergleich.

Wohnen im Tal ist aus Temperaturgründen somit auch nicht möglich, sondern erst oberhalb der Baumgrenze ab einer Höhe von rund 1.500 Metern.

Zur Zeit laufen bei den Tieren dort oben auch gerade die letzten Vorbereitungen für den Winterschlaf. Ein erwachsenes Murmeltier hatte dazu über den Hochsommer täglich ein bis eineinhalb Kilo Gras, Kräuter und Blumen auf seinem Alpenteller. „Was umgerechnet auf einen Menschen eine Tagesration von 15 bis 20 Kilo bedeuten würde.“

Kaum noch Herzschlag

Für die Nager ist so eine „Fressorgie“ natürlich überlebenswichtig. Immerhin verlieren sie während ihrer Langschlafphase fast die Hälfte ihres Körpergewichtes.
Die Körpertemperatur sinkt auf fünf Grad und die Atmung wird auf zwei Züge pro Minute reduziert. Auch das Herz schlägt nur noch 20 anstatt 200 Mal pro Minute, um Energie zu sparen.

Im Gegensatz zu Deutschland stehen die „Murmele“ in unserem Land aber auf der Abschussliste. Damit ihr Bestand ausgeglichen und gesund bleibt, werden alljährlich rund 7.500 Tiere getötet, wobei alleine auf Tirol knapp 4.000 Stück entfallen. Hwie
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