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Ausgabe Nr. 36/2024 vom 03.09.2024, Fotos: AdobeStock, zVg
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Altes Wissen über Kräuter, Bewegung und Gemeinschaft.
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In Klöstern wurde über Jahrhunderte die Wirkung von Kräutern erforscht.
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Buchtipp:
Pater Johannes Pausch, Dr. Rudolf Likar,
„Säulen der Klosterheilkunde“.

ISBN: 978-3-8000-7867-7
Ueberreuter Verlag, € 30,–
Heilen mit Klostermedizin
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Über Jahrhunderte studierten Mönche die therapeutische Wirkung von Pflanzen und sammelten dieses Wissen in zahlreichen Schriften. Pater Johannes Pausch, Prior des Europaklosters Gut Aich in St. Gilgen am Wolfgangsee (OÖ), gewährt im neuen Buch Einblick in diese Welt.
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Lange Zeit wurde sie belächelt, galt gänzlich als unwissenschaftlich und wurde von der Schulmedizin ignoriert. Für Jahrzehnte war die Naturheilkunde in Verruf. Das bekam auch die Klosterheilkunde zu spüren, trotz ihres eintausendfünfhundert Jahre alten und gesammelten Wissens. Die Diskrepanz zwischen traditionell vermitteltem und wissenschaftlich Erforschtem wurde als zu groß empfunden, so auch in Fragen der Gesundheit, Krankheit, Therapie und Medizin. Die rasanten Fortschritte der modernen Apparate-Medizin schienen diese Ablehnung zu rechtfertigen.

Kontakt zur Natur und anderen Menschen

Dabei, das sagen kritische Stimmen, würden aber Äpfel mit Birnen verglichen. Pater Johannes Pausch, Prior des Europaklosters Gut Aich in St. Gilgen am Wolfgangsee (OÖ) sieht das ähnlich. „Das System der Kräuterheilkunde funktioniert ganz anders als das System der Pharmazie und der Schulmedizin“, versichert Pater Pausch in seinem neuen Buch „Säulen der Klosterheilkunde“.

Während sich die Schulmedizin auf messbare Mengen, Wirkstoffe und Wirkungen spezialisierte, habe die Kräuterheilkunde nie das Ganze aus den Augen verloren. „Nehmen wir ein Gänseblümchen. In ihm stecken etwa 150 Wirkstoffe. Wir wissen nicht, wie viel Prozent von diesem oder jenem Wirkstoff in der einzelnen Heilpflanze drinnen ist. Ein anderes Gänseblümchen auf der Wiese hat eine abweichende Zusammensetzung. Eine Wiese oder ein Kräutergarten ist kein steriles Labor. Wir gehen mit einer anderen Art Verständnis an die Heilpflanzen heran. ,Das wahre Heilmittel ist unsichtbar‘, sagte schon Paracelsus. Klosterheilkunde ist in Verruf geraten, weil die Wirkung eben nicht quanitfizierbar ist“, beschreibt Pater Pausch das grundsätzlich andere „Wesen“ der Klosterheilkunde.

Seit wenigen Jahren besinnt sich die Schulmedizin wieder ein wenig auf das klösterliche Wissen. In der Therapie von chronischen Schmerzen, bei depressiven Verstimmungen aber auch als Zusatztherapie von Krebsbehandlungen wird die Wirkung von Hanf, Mistel oder Johanniskraut genutzt, um drei bekannte Beispiele zu nennen. Gesundwerden und -bleiben mit Hilfe des klösterlichen Erfahrungsschatzes, verfolgt stets den ganzheitlichen Ansatz. Die Behandlung von Körper, Geist und Seele. „Die fünf Pfeiler, diese 'Säulen', sind Natur und Naturerfahrung, Bewegung, Beratung und gemeinsames Lernen, Therapie sowie Lebensraum und Wohnen“, fasst es der Pater zusammen.

Der Kontakt zur Natur ist in der Klosterheilkunde wichtig, und zwar in jeder erdenklichen Art und Weise.
„Das mag für andere seltsam wirken, aber das Umarmen von Bäumen bringt Entspannung. In einer Studie wurde nachgewiesen, dass das Stresshormon Kortisol dadurch deutlich gesenkt wird“, verrät der bewanderte Pater. Eine weitere Säule der Klosterheilkunde ist Bewegung. „Schon die alten Klosterheiler wussten, beim Gehen bewegen sich nicht nur die Beine. Geht der Mensch, bewegt sich der ganze Organismus, regulieren sich durch die Bewegung der Darm und die Verdauung, wird das Immunsystem gestärkt“, so Pater Pausch, der die rhythmische Bewegung wie das Gehen oder Tanzen vorzieht.

Zuletzt lenkt der weise Mönch in seinem Buch die Wichtigkeit auf die Gestaltung der Lebensräume. Auch hier proftiert der moderne Mensch von altem Klosterwissen. Wichtig sind Räume, in denen sich Menschen treffen, wo ein Wir-Gefühl entsteht, der Austausch möglich ist, Energie fließen kann. Schließlich bedarf es auch Freiräume in den eigenen vier Wänden, bekräftigt Pater Pausch und gibt einen Tipp mit auf den Weg.

„Packen Sie nicht zu viele Möbel in ein Zimmer. Das lässt Wohnbereiche großzügiger wirken und Sie haben mehr Luft zum Atmen. Und misten Sie regelmäßig aus. Damit schaffen Sie Platz für Neues.“
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