Ohne Geld um die Welt
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Nur von fernen Ländern zu träumen, war Marinus Obermair zu wenig. Deshalb schnürte der 21jährige Bayer (D) sein Bündel und zog hinaus in die Welt. Ohne sich groß Gedanken darüber zu machen, wo er die nächste Mahlzeit bekommt und er sein Haupt zur Ruhe legen kann. Er ist einfach auf und davon – ohne Geld. Und der Weltenbummler hat schon viel erlebt …
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Ein Fernsehbericht brachte ihn auf die Idee. „Ich habe eine exotische Landschaft gesehen und mir gewünscht zu reisen“, erinnert sich Marinus Obermair an die Bilder, die vor sechs Jahren über den Bildschirm flimmerten. „Viele Menschen wollen reisen, sagen aber, dass sie sich das nicht leisten können. Ich wollte beweisen, dass das eine Ausrede ist.“ Deshalb setzte sich der Bayer aus Flintsbach am Inn, nur wenige Kilometer von unserer Grenze entfernt, das Ziel, ohne Geld die Welt zu entdecken.
Einen Hang zum Extremen hat der 21jährige ohnedies in sich. Er ist nicht nur bayerischer Meister im Triathlon, er verbrachte auch schon eine Woche auf der italienischen Insel Sardinien in einer Höhle, schwamm vom italienischen Festland 124 Kilometer zur französischen Insel Korsika und hat ebenso den Bodensee schwimmend durchquert. Als Vorbereitung auf sein größtes Abenteuer unternahm er eine Testreise nach Helsinki, in die Hauptstadt Finnlands. „Da war ich 18 Jahre alt und bin ohne Geld dorthin getrampt. Es hat funktioniert.“
Die Stunde der Wahrheit schlug für Marinus Obermair an einem kalten Tag im Jänner dieses Jahres. Nachdem er sich ein kleines Bündel mit Kleidung geschnürt hatte, zog er auf Schusters Rappen los.
Auf einer Autobahnraststätte lernte er bald darauf Rio kennen, der ihn zum Essen einlud und 700 Kilometer bis kurz vor Düsseldorf im Auto mitnahm. Dort plante Obermair, in der Nähe einer Raststätte im Zelt zu übernachten, bekam aber im letzten Moment über die Internet-Plattform Instagram eine Übernachtungsmöglichkeit angeboten. Seinem Gastgeber Jonas konnte er etwas zurückgeben. Dank einer Kochausbildung servierte er ihm einen exzellenten Kaiserschmarrn. „Ich habe die Ausbildung extra für die Weltreise gemacht, weil ich dachte, sie könnte mir nützlich sein.“
Afrika war doch zu unsicher
Am nächsten Tag nahm ein Kanute den 21jährigen auf dem Rhein ein Stück mit, dann wieder ein Autofahrer, der ihm noch einen Sack mit Wasser und Bananen schenkte. So arbeitete sich der Bayer über die Niederlande, Belgien und Spanien bis Marokko vor. Auf dem Weg dorthin überließen ihm Imbissbuden-Besitzer am Abend übriggebliebenes Essen, er legte einen Teil der Strecke auf einem geschenkten Rad zurück und schlief in der Umkleidekabine eines Fitness-Centers.
In Marokko traf er Leo und damit einen Freund fürs Leben. „Wir sind immer noch in Kontakt und Marokko ist unglaublich schön. Wie ich mit den Kamelen durch die Wüste geritten bin, werde ich nie vergessen.“
Dann überlegten die beiden jungen Männer, wie der weitere Verlauf der Weltumrundung aussehen könnte. „Wir haben uns die Karte angeschaut, weil wir dachten, ich könnte nach Kapstadt (Südafrika) hinuntertrampen. Mauretanien wäre noch in Ordnung gewesen, dann wären Ghana und Nigeria gefolgt, danach zwei, drei kritische Länder wie die Elfenbeinküste. Dort zu trampen habe ich mich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht getraut“, gibt der Weltenbummler zu.
Also schlug er schweren Herzens den Weg zurück nach Spanien ein und trampte, obwohl das dort verboten ist, bis nach Italien. „Dann bin ich den ganzen Stiefel hinunter bis Rom und Neapel und anschließend über Albanien und Griechenland nach Istanbul (Türkei), wo ich bei einer Freundin wohnen konnte. Dass mich dort zwölf Freunde besucht haben, war unglaublich schön.“
Wochenlange Reise mit den Taliban
Es folgte ein Aufenthalt in Georgien und, nach langen Anläufen für ein Visum, im Iran. Für Marinus Obermair das bis dahin schönste der 20 Länder, die er mittlerweile besucht hat. „Die Natur ist unbeschreiblich und die Gastfreundschaft endlos. Es ist unmöglich, dort Geld auszugeben.“ Dann kam Afghanistan, wo im Mai in Bamiyan drei Touristen erschossen wurden. „Der Tod der drei Touristen war ein Schock, aber seit die Taliban an der Macht sind, passiert kaum etwas. Sie greifen ziemlich hart durch. Wer im Supermarkt etwas stiehlt, wird gesteinigt. Ich bin aber ein kalkuliertes Risiko eingegangen.“
Tatsächlich zeigten sich die Taliban ihm gegenüber freundlich. „Von Frauenrechten brauchen wir nicht zu reden. Das ist schrecklich. Aber ich stand durchgehend unter ihrem Schutz und sie haben mich mit drei Autos begleitet.“ Außerdem luden sie den Bayer jeden Tag zum Tee ein. Was ihm half, war seine Bekanntheit auf Instagram. „Nach dem Motto, wenn dem deutschen Influencer etwas passiert, kommt keiner mehr nach Afghanistan. Und sie wollen ja den Tourismus fördern.“ Tatsächlich halten sich so viele Touristen im Land auf wie lange nicht. Nach Obermairs Aussagen etwa 8.000.
„Heftig waren die Gegensätze in all den Ländern. Du hast die Wüste und so viele verschiedene Menschen. Das ist schon schwer zu verarbeiten“, meint der 21jährige, der sich derzeit in Thailand aufhält. Alle 193 Länder dieser Welt will er aber nicht bereisen. „Wenn ich in Indonesien war, muss ich nicht unbedingt nach Brunei, weil dieses Land ziemlich ähnlich ist. Der Unterschied von Paraguay zu Uruguay ist auch nicht so groß. Aber ich will auf jeden Fall jeden Kontinent sehen. Wer in 100 Ländern war, kann schon sagen, dass er fast alles gesehen hat.“
Einen Plan, wie es in den nächsten Monaten mit der Reise weitergehen soll, hat Obermair freilich schon. „Im Oktober kommen 20 Freunde nach Bali (Indonesien). Gegen Ende des Jahres ist Australien mein Ziel. Dann fehlen mir nur noch Nord- und Südamerika. Ich schätze, dass ich noch ein Jahr unterwegs sein werde.“
Wobei er sich von schlechten Erfahrungen nicht abhalten lässt. „Die habe ich zum Beispiel in Pakistan gemacht. Darüber zu erzählen behalte ich mir für mein Buch auf, das ich nach meiner Rückkehr schreiben möchte. Das Wichtigste ist, das Vertrauen auch nach Enttäuschungen nicht zu verlieren, dann kommt wieder Gutes auf dich zu. Mit einer anderen Einstellung kommst du nicht weit.“
Einen Hang zum Extremen hat der 21jährige ohnedies in sich. Er ist nicht nur bayerischer Meister im Triathlon, er verbrachte auch schon eine Woche auf der italienischen Insel Sardinien in einer Höhle, schwamm vom italienischen Festland 124 Kilometer zur französischen Insel Korsika und hat ebenso den Bodensee schwimmend durchquert. Als Vorbereitung auf sein größtes Abenteuer unternahm er eine Testreise nach Helsinki, in die Hauptstadt Finnlands. „Da war ich 18 Jahre alt und bin ohne Geld dorthin getrampt. Es hat funktioniert.“
Die Stunde der Wahrheit schlug für Marinus Obermair an einem kalten Tag im Jänner dieses Jahres. Nachdem er sich ein kleines Bündel mit Kleidung geschnürt hatte, zog er auf Schusters Rappen los.
Auf einer Autobahnraststätte lernte er bald darauf Rio kennen, der ihn zum Essen einlud und 700 Kilometer bis kurz vor Düsseldorf im Auto mitnahm. Dort plante Obermair, in der Nähe einer Raststätte im Zelt zu übernachten, bekam aber im letzten Moment über die Internet-Plattform Instagram eine Übernachtungsmöglichkeit angeboten. Seinem Gastgeber Jonas konnte er etwas zurückgeben. Dank einer Kochausbildung servierte er ihm einen exzellenten Kaiserschmarrn. „Ich habe die Ausbildung extra für die Weltreise gemacht, weil ich dachte, sie könnte mir nützlich sein.“
Afrika war doch zu unsicher
Am nächsten Tag nahm ein Kanute den 21jährigen auf dem Rhein ein Stück mit, dann wieder ein Autofahrer, der ihm noch einen Sack mit Wasser und Bananen schenkte. So arbeitete sich der Bayer über die Niederlande, Belgien und Spanien bis Marokko vor. Auf dem Weg dorthin überließen ihm Imbissbuden-Besitzer am Abend übriggebliebenes Essen, er legte einen Teil der Strecke auf einem geschenkten Rad zurück und schlief in der Umkleidekabine eines Fitness-Centers.
In Marokko traf er Leo und damit einen Freund fürs Leben. „Wir sind immer noch in Kontakt und Marokko ist unglaublich schön. Wie ich mit den Kamelen durch die Wüste geritten bin, werde ich nie vergessen.“
Dann überlegten die beiden jungen Männer, wie der weitere Verlauf der Weltumrundung aussehen könnte. „Wir haben uns die Karte angeschaut, weil wir dachten, ich könnte nach Kapstadt (Südafrika) hinuntertrampen. Mauretanien wäre noch in Ordnung gewesen, dann wären Ghana und Nigeria gefolgt, danach zwei, drei kritische Länder wie die Elfenbeinküste. Dort zu trampen habe ich mich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht getraut“, gibt der Weltenbummler zu.
Also schlug er schweren Herzens den Weg zurück nach Spanien ein und trampte, obwohl das dort verboten ist, bis nach Italien. „Dann bin ich den ganzen Stiefel hinunter bis Rom und Neapel und anschließend über Albanien und Griechenland nach Istanbul (Türkei), wo ich bei einer Freundin wohnen konnte. Dass mich dort zwölf Freunde besucht haben, war unglaublich schön.“
Wochenlange Reise mit den Taliban
Es folgte ein Aufenthalt in Georgien und, nach langen Anläufen für ein Visum, im Iran. Für Marinus Obermair das bis dahin schönste der 20 Länder, die er mittlerweile besucht hat. „Die Natur ist unbeschreiblich und die Gastfreundschaft endlos. Es ist unmöglich, dort Geld auszugeben.“ Dann kam Afghanistan, wo im Mai in Bamiyan drei Touristen erschossen wurden. „Der Tod der drei Touristen war ein Schock, aber seit die Taliban an der Macht sind, passiert kaum etwas. Sie greifen ziemlich hart durch. Wer im Supermarkt etwas stiehlt, wird gesteinigt. Ich bin aber ein kalkuliertes Risiko eingegangen.“
Tatsächlich zeigten sich die Taliban ihm gegenüber freundlich. „Von Frauenrechten brauchen wir nicht zu reden. Das ist schrecklich. Aber ich stand durchgehend unter ihrem Schutz und sie haben mich mit drei Autos begleitet.“ Außerdem luden sie den Bayer jeden Tag zum Tee ein. Was ihm half, war seine Bekanntheit auf Instagram. „Nach dem Motto, wenn dem deutschen Influencer etwas passiert, kommt keiner mehr nach Afghanistan. Und sie wollen ja den Tourismus fördern.“ Tatsächlich halten sich so viele Touristen im Land auf wie lange nicht. Nach Obermairs Aussagen etwa 8.000.
„Heftig waren die Gegensätze in all den Ländern. Du hast die Wüste und so viele verschiedene Menschen. Das ist schon schwer zu verarbeiten“, meint der 21jährige, der sich derzeit in Thailand aufhält. Alle 193 Länder dieser Welt will er aber nicht bereisen. „Wenn ich in Indonesien war, muss ich nicht unbedingt nach Brunei, weil dieses Land ziemlich ähnlich ist. Der Unterschied von Paraguay zu Uruguay ist auch nicht so groß. Aber ich will auf jeden Fall jeden Kontinent sehen. Wer in 100 Ländern war, kann schon sagen, dass er fast alles gesehen hat.“
Einen Plan, wie es in den nächsten Monaten mit der Reise weitergehen soll, hat Obermair freilich schon. „Im Oktober kommen 20 Freunde nach Bali (Indonesien). Gegen Ende des Jahres ist Australien mein Ziel. Dann fehlen mir nur noch Nord- und Südamerika. Ich schätze, dass ich noch ein Jahr unterwegs sein werde.“
Wobei er sich von schlechten Erfahrungen nicht abhalten lässt. „Die habe ich zum Beispiel in Pakistan gemacht. Darüber zu erzählen behalte ich mir für mein Buch auf, das ich nach meiner Rückkehr schreiben möchte. Das Wichtigste ist, das Vertrauen auch nach Enttäuschungen nicht zu verlieren, dann kommt wieder Gutes auf dich zu. Mit einer anderen Einstellung kommst du nicht weit.“
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