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Ausgabe Nr. 35/2024 vom 27.08.2024, Fotos: zVg
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Niklas Sandhoff surft täglich vor seiner Haustür in Salzburg auf der künstlichen Welle des Almkanals.
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Niklas Sandhoff, 20, ist heimischer Meister im Flusssurfen
Wellenreiten, wo kein Meer ist
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Er braucht keine Palmen, keine meterhohen Salzwasserberge und auch keine Blumenkränze, die um seinen Hals baumeln. Stattdessen zeigt der junge Salzburger Niklas Sandhoff, 20, als heimischer Meister im Flusssurfen, wie spektakulär Wellenreiten bei uns sein kann.
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Millionen von Surfern weltweit füttern lebenslang ihr Sparschweinchen, um ein Mal vor Hawaii (USA) eine Monsterwelle von 25 Metern reiten zu dürfen. Niklas Sandhoff, 20, hingegen hat das Paradies vor der Haustür. „Nur fünf Minuten von meiner Wohnung in der Stadt Salzburg entfernt surfe ich jeden Tag auf der künstlichen Welle des Almkanals“, erzählt der junge Athlet. „Etwas Schöneres gibt es für mich nicht. Dort Wellenreiten zu gehen ist wie eine positive Droge, die ich mir aus meinem Leben nicht mehr wegdenken kann.“

Es stört ihn nicht, dass die in Flüssen durch künstliche Stufen oder bei „City-Wave-Anlagen“ von Maschinen erzeugten Wellen seiner Zunft im Gegensatz zu den 25 Meter großen Ozeanwassermassen nur 140 Zentimeter hoch sind. Stattdessen findet er den Spaßfaktor in den schmalen Becken mitunter sogar größer. „Es ist eine aufregende Variante des Surfens und hat etwas Faszinierendes, dort seine Tricks abzurufen“, verrät er.

Beim Flusssurfen, der „ozeanfreien“ Form des Wellenreitens, das vor allem in Binnenländern wie unserem Land oder der Schweiz populär ist, müssen die Sportler auf künstlichen Wellen in vier Runden zu maximal 30 Sekunden ihre Künste zeigen.

Eine in der Regel dreiköpfige Jury bewertet die besten zwei Durchgänge nach deren Schwierigkeit, der Eleganz und der technischen Ausführung mit Punkten, die zum Aufstieg und später sogar zum Sieg führen können. Zum einen soll „Niki“, wie ihn seine Freunde rufen, schöne Schwünge mit hoher Endposition ziehen, andererseits ist es wichtig, Tricks und Sprünge mit Richtungsänderungen bis zu 360 Grad in der Luft einzubauen. „Schnelligkeit, Explosivität und Kreativität sind meine großen Stärken“, glaubt Sandhoff, der versichert, dass jedes Wasser anders zu fahren sei, einmal wäre es härter, einmal weicher.

Als König der künstlichen Wellen krönte er sich nicht nur im vorigen Jahr zum heimischen Meister, sondern surfte bei der inoffiziellen EM auch auf den zweiten Platz. Seinen rot-weiß-roten Titel möchte der junge Mann demnächst (13.–14.9.) in Vösendorf (NÖ) verteidigen, wo die Meisterschaften auch in den Klassen für Damen, Junioren und Senioren ausgetragen werden. Die „City-Wave-Anlage“ im Multiplex der Shopping City Süd macht als kleines Wunder der Technik diesen Sport in Stadtnähe dadurch möglich, dass in einem 17 Meter langen und 7,5 Meter breiten Becken eine Million Liter Wasser in einem ständigen Kreislauf zu Wellen geformt werden. Mehrere Pumpen mit je 500 Kilowatt Leistung sorgen für die nötige Schubkraft, die Höhe der Welle kann von 110 bis 140 Zentimeter eingestellt werden, selbst die Neigung ist variabel. Der Deutsche Rainer Klimaschewski, 70, erfand einst die künstliche Wellenmaschine und baute sie 2008 erstmals in Paris (Frankreich), mittlerweile sind rund zwei dutzend davon weltweit im Einsatz.

Dass Sandhoff eines Tages ein Meister dieser Welle sein würde, bahnte sich früh an. „Schon mit 13 Jahren habe ich mich jeden Tag um vier Uhr früh aus meinem Zimmer geschlichen, um mit meinen Freunden vor der Schule im Almkanal Wellenreiten zu gehen“, gibt er heute lachend zu, zum Glück hätten die Schulerfolge nicht zu sehr darunter gelitten.

Heute ist der Salzburger ausgelernter Zimmermann von Beruf und arbeitet Vollzeit in einem Betrieb, der unter anderem Dachstühle oder Holzverschalungen anfertigt. Nach der Arbeit jedoch freut er sich jeden Tag aufs tägliche Flusssurfen – selbst im Winter, wenn ihn ein dicker Neoprenanzug vor den tiefen Temperaturen schützt. „In der kalten Jahreszeit ist es sogar noch schöner. Das Wasser ist besser und es kommen weniger Menschen“, schwärmt Niki Sandhoff. Wolfgang Kreuziger
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