Ausgabe Nr. 34/2024 vom 20.08.2024, Fotos: Roman Zach-Kiesling / First Look / picturedesk.com, zvg, Vukovits Martin / VGN Medien Holding / picturedesk.com
Die heitere Koller ist leise geworden
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Sie war stets lebenslustig und hielt sich mit einem wohldurchdachten Trainingsprogramm fit. Doch seit Monaten ist es um Dagmar Koller ruhig geworden. Sie soll nach einer schweren Verletzung an der Genesung arbeiten, doch dabei scheint es Probleme zu geben. Dabei steht ein Jubiläum an. Am Montag wird die Schauspielerin und Tänzerin 85 Jahre alt.
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Die Wiener Gesellschaft ohne Dagmar Koller ist – fad. Sie war stets umtriebig und gern gesehener Gast auf den Festen und den Festparketten, denn als ausgebildete Tänzerin mit schlankem Körper wusste sie sich im Rhythmus der Melodien zu bewegen.
Doch seit Monaten ist es still um die gebürtige Kärntnerin, die am Montag, dem 26. August, 85 Jahre alt wird. Selbst Freundinnen wie die Schauspielerin Christine Schuberth, 80, die sie regelmäßig getroffen hat, weiß nicht, wie es Koller geht.
In den sozialen Netzwerken ist sie nicht mehr zu finden. Auf Instagram hat Koller zuletzt eine Weihnachtsbotschaft an ihre Anhänger übermittelt – seither nichts mehr. Scheinbar leidet sie noch an den Folgen eines Sturzes, bei dem sie sich einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen haben soll.
Nur mit der Hilfe eines Rollstuhles konnte sie sich fortbewegen. Und sie soll von ihrer deutlich jüngeren und zurückhaltenden Halbschwester Ursula betreut worden sein.
Das sind bittere Momente im Leben der beliebten Schauspielerin und Sängerin, die bislang vor Lebenslust schier überqoll und nicht nur in Wien, sondern oft in ihrer Finca in Portugal das Leben in vollen Zügen genossen hat. Vor allem mit ihrer großen Liebe, dem Wiener Bürgermeister Helmut Zilk (1927 bis 2008), mit dem sie von 1978 bis zu seinem Tod verheiratet war.
Da genoss sie ein Glück, das ihr in ihrer Kindheit versagt geblieben ist. Sie kam als zweites Kind ihrer Eltern Mariella und Siegfried Koller zur Welt. Der erstgeborene Bruder Siegmar tat bereits im Juni 1936 seinen ersten Schrei. Die Dagi, wie sie gern genannt wird, folgte drei Jahre später.
In ihren Erinnerungen „Jetzt fängt‘s erst richtig an“ (Langen Müller) heißt es, die Beziehung der Eltern sei von unterschiedlicher Intensität gewesen. „Ich glaube nicht, dass meine Mutter meinen Vater wirklich geliebt hat“, meint Dagmar Koller. „In Gedanken schwärmte sie sicher immer noch von ihrem deutschen Offizier. Wie den Briefen aus jener Zeit zu entnehmen ist, war hingegen mein Vater in meine Mutter sehr verliebt.“
Große Erfolge und ebensolche Zweifel
Ihre Kindheit erlebte Koller während der Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg in Kärnten. „Wir führten ein äußerst bescheidenes Leben, aber meine Mutter brachte es immer zuwege, dass es uns an nichts fehlte.“ Zum Bruder hatte die Schauspielerin ein inniges Verhältnis. Er zog später nach Amerika und arbeitete dort als Architekt, während die Schwester auf den Theaterbühnen Ruhm erntete. Mit ihrer Verkörperung der Dulcinea in der „Mann von La Mancha“ sowie der Eliza Doolittle in „My Fair Lady“ begeisterte sie Publikum und Kritiker in Wien gleichermaßen. Doch bei all dem Erfolg gab es Zeiten des Zweifelns. „Da fühlte ich mich schrecklich allein“, meinte Koller im Buch „Die Kunst eine Frau zu sein“ (Amalthea). „Meine Mutter lebte nach der Trennung von meinem Vater in Kanada, mein Bruder war mittlerweile in Amerika und mein Vater war frisch verheiratet. Ich war so traurig, dass ich mir einbildete: Mich mag niemand. Doch ich zog mich mit eigener Kraft aus meinem Selbstmitleid und konzentrierte mich auf neue berufliche Möglichkeiten.“
Die boten sich der bildhübschen Darstellerin zuhauf. Ihr „Makel“ war da längst kein Hindernis mehr. „Wie jedes junge Mädchen träumte auch ich davon, für den Film entdeckt zu werden“, heißt es im Buch. „Aber ich wurde bei jedem Vorsprechen abgewiesen – wegen meiner Nase. Zu groß, zu breit, zu höckerig, bekam ich zu hören. Mit ,Richten S‘ erst einmal Ihre Nase, dann sehen wir weiter‘ speiste man mich nicht nur einmal ab. Schrecklich, wenn ich daran zurückdenke. Als junger Mensch ist man ohnedies von Komplexen behaftet. Also reiste ich in die Schweiz zu einem Spezialisten, der mir von Kolleginnen empfohlen wurde. Er fotografierte mich von allen Seiten und erklärte mir ganz genau, wo er etwas abschleifen wollte, und wie er aus meinem Zinken ein feines kleines Näschen zaubern würde. Einige dieser Fotos, auf denen er mit einem schwarzen Filzstift mein zukünftiges Profil markierte, besitze ich heute noch.“
Die Nase der Streisand sah schlimmer aus
Auf den Eingriff und die Nasenkorrektur hat Dagmar Koller schließlich verzichtet. „Ich war der Ansicht, wenn ich hart an mir arbeite und gut bin, werde ich auch mit der mir angeborenen Nase Karriere machen. Was mir damals aber geholfen hat: Ich hatte immer den amerikanischen Superstar Barbra Streisand vor Augen. Ihre Nase ist noch markanter als meine. Sie ist stets ein Vorbild für mich gewesen. Danach bin ich nie wieder in Versuchung geraten, an mir herumschnipseln zu lassen.“
Dafür ging Dagmar Koller Selbstdisziplin über alles. Ihr ganzes Leben lang, bis ins hohe Alter. Gemeint ist ihr Fitnessprogramm und die Art, wie sie in den Tag richtiggehend hineingeturnt hat. In „Die Kunst eine Frau zu sein“ sagt die Schauspielerin:
„Die Einstellung, mit der wir in der Früh aus dem Bett steigen, ist entscheidend. Ich gehe es gemächlich an und gebe mir die Möglichkeit, Schritt für Schritt in die Gänge zu kommen. Zuerst strecke ich meine Glieder, meine Finger, meine Arme, die Beine. Und wenn die erste Morgensteifigkeit verflogen ist, mache ich zwanzig Minuten lang meine Übungen. Ich beginne mit einer Streckübung und hänge dabei mit dem Kopf nach unten. Eine ideale Position, um den Kopf zu durchbluten.“
Diese Übungen haben Dagmar Koller stets fit gehalten. Mit Training und der Hilfe einer Physiotherapeutin wollte sie nach ihrem Unfall auch jetzt wieder auf die Beine kommen. So wie sie es immer wieder im Laufe ihres Lebens geschafft hat.
„Es ist nur wichtig, sich nicht zu oft enttäuschen zu lassen“, lautet ein wesentlicher Satz in ihrem Buch, „sonst läuft man Gefahr, eine frustrierte Alte zu werden.“
Doch seit Monaten ist es still um die gebürtige Kärntnerin, die am Montag, dem 26. August, 85 Jahre alt wird. Selbst Freundinnen wie die Schauspielerin Christine Schuberth, 80, die sie regelmäßig getroffen hat, weiß nicht, wie es Koller geht.
In den sozialen Netzwerken ist sie nicht mehr zu finden. Auf Instagram hat Koller zuletzt eine Weihnachtsbotschaft an ihre Anhänger übermittelt – seither nichts mehr. Scheinbar leidet sie noch an den Folgen eines Sturzes, bei dem sie sich einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen haben soll.
Nur mit der Hilfe eines Rollstuhles konnte sie sich fortbewegen. Und sie soll von ihrer deutlich jüngeren und zurückhaltenden Halbschwester Ursula betreut worden sein.
Das sind bittere Momente im Leben der beliebten Schauspielerin und Sängerin, die bislang vor Lebenslust schier überqoll und nicht nur in Wien, sondern oft in ihrer Finca in Portugal das Leben in vollen Zügen genossen hat. Vor allem mit ihrer großen Liebe, dem Wiener Bürgermeister Helmut Zilk (1927 bis 2008), mit dem sie von 1978 bis zu seinem Tod verheiratet war.
Da genoss sie ein Glück, das ihr in ihrer Kindheit versagt geblieben ist. Sie kam als zweites Kind ihrer Eltern Mariella und Siegfried Koller zur Welt. Der erstgeborene Bruder Siegmar tat bereits im Juni 1936 seinen ersten Schrei. Die Dagi, wie sie gern genannt wird, folgte drei Jahre später.
In ihren Erinnerungen „Jetzt fängt‘s erst richtig an“ (Langen Müller) heißt es, die Beziehung der Eltern sei von unterschiedlicher Intensität gewesen. „Ich glaube nicht, dass meine Mutter meinen Vater wirklich geliebt hat“, meint Dagmar Koller. „In Gedanken schwärmte sie sicher immer noch von ihrem deutschen Offizier. Wie den Briefen aus jener Zeit zu entnehmen ist, war hingegen mein Vater in meine Mutter sehr verliebt.“
Große Erfolge und ebensolche Zweifel
Ihre Kindheit erlebte Koller während der Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg in Kärnten. „Wir führten ein äußerst bescheidenes Leben, aber meine Mutter brachte es immer zuwege, dass es uns an nichts fehlte.“ Zum Bruder hatte die Schauspielerin ein inniges Verhältnis. Er zog später nach Amerika und arbeitete dort als Architekt, während die Schwester auf den Theaterbühnen Ruhm erntete. Mit ihrer Verkörperung der Dulcinea in der „Mann von La Mancha“ sowie der Eliza Doolittle in „My Fair Lady“ begeisterte sie Publikum und Kritiker in Wien gleichermaßen. Doch bei all dem Erfolg gab es Zeiten des Zweifelns. „Da fühlte ich mich schrecklich allein“, meinte Koller im Buch „Die Kunst eine Frau zu sein“ (Amalthea). „Meine Mutter lebte nach der Trennung von meinem Vater in Kanada, mein Bruder war mittlerweile in Amerika und mein Vater war frisch verheiratet. Ich war so traurig, dass ich mir einbildete: Mich mag niemand. Doch ich zog mich mit eigener Kraft aus meinem Selbstmitleid und konzentrierte mich auf neue berufliche Möglichkeiten.“
Die boten sich der bildhübschen Darstellerin zuhauf. Ihr „Makel“ war da längst kein Hindernis mehr. „Wie jedes junge Mädchen träumte auch ich davon, für den Film entdeckt zu werden“, heißt es im Buch. „Aber ich wurde bei jedem Vorsprechen abgewiesen – wegen meiner Nase. Zu groß, zu breit, zu höckerig, bekam ich zu hören. Mit ,Richten S‘ erst einmal Ihre Nase, dann sehen wir weiter‘ speiste man mich nicht nur einmal ab. Schrecklich, wenn ich daran zurückdenke. Als junger Mensch ist man ohnedies von Komplexen behaftet. Also reiste ich in die Schweiz zu einem Spezialisten, der mir von Kolleginnen empfohlen wurde. Er fotografierte mich von allen Seiten und erklärte mir ganz genau, wo er etwas abschleifen wollte, und wie er aus meinem Zinken ein feines kleines Näschen zaubern würde. Einige dieser Fotos, auf denen er mit einem schwarzen Filzstift mein zukünftiges Profil markierte, besitze ich heute noch.“
Die Nase der Streisand sah schlimmer aus
Auf den Eingriff und die Nasenkorrektur hat Dagmar Koller schließlich verzichtet. „Ich war der Ansicht, wenn ich hart an mir arbeite und gut bin, werde ich auch mit der mir angeborenen Nase Karriere machen. Was mir damals aber geholfen hat: Ich hatte immer den amerikanischen Superstar Barbra Streisand vor Augen. Ihre Nase ist noch markanter als meine. Sie ist stets ein Vorbild für mich gewesen. Danach bin ich nie wieder in Versuchung geraten, an mir herumschnipseln zu lassen.“
Dafür ging Dagmar Koller Selbstdisziplin über alles. Ihr ganzes Leben lang, bis ins hohe Alter. Gemeint ist ihr Fitnessprogramm und die Art, wie sie in den Tag richtiggehend hineingeturnt hat. In „Die Kunst eine Frau zu sein“ sagt die Schauspielerin:
„Die Einstellung, mit der wir in der Früh aus dem Bett steigen, ist entscheidend. Ich gehe es gemächlich an und gebe mir die Möglichkeit, Schritt für Schritt in die Gänge zu kommen. Zuerst strecke ich meine Glieder, meine Finger, meine Arme, die Beine. Und wenn die erste Morgensteifigkeit verflogen ist, mache ich zwanzig Minuten lang meine Übungen. Ich beginne mit einer Streckübung und hänge dabei mit dem Kopf nach unten. Eine ideale Position, um den Kopf zu durchbluten.“
Diese Übungen haben Dagmar Koller stets fit gehalten. Mit Training und der Hilfe einer Physiotherapeutin wollte sie nach ihrem Unfall auch jetzt wieder auf die Beine kommen. So wie sie es immer wieder im Laufe ihres Lebens geschafft hat.
„Es ist nur wichtig, sich nicht zu oft enttäuschen zu lassen“, lautet ein wesentlicher Satz in ihrem Buch, „sonst läuft man Gefahr, eine frustrierte Alte zu werden.“
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