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Ausgabe Nr. 33/2024 vom 12.08.2024, Fotos: Cynthia Vice Acousta/Kauck
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Die reiselustigen Seniorinnen Hamby (li.) und Hazelip.
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Auch das Nordlicht in Finnland bekamen sie zu sehen.
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Im Heißluftballon übers Tal der Könige in Ägypten.
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Auf den Osterinseln sahen die beiden die berühmten Steinmonumente.
Für ein spannendes Abenteuer ist es nie zu spät
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Nach einem langen Berufsleben noch viel von der Welt zu sehen, lautet wohl der Wunsch vieler Senioren. Sandra Hazelip und Eleanor Hamby ließen diesen Traum Wirklichkeit werden. Im stolzen Alter von 81 Jahren wandelten die beiden Amerikanerinnen auf den Spuren des französischen Schriftstellers Jules Verne und reisten in 80 Tagen um die Welt.
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Was denkst du, wie lange können wir noch reisen?“, fragte Sandra Hazelip im Jahr 2008 ihre Freundin. „Bestimmt, bis wir 80 sind“, kam prompt die Antwort von Eleanor Hamby. „Oder ein bisschen länger?“ Damals waren die beiden verwitweten Amerikanerinnen 67 Jahre alt und saßen gerade in der Transsibirischen Eisenbahn, es war ihr erster gemeinsamer Ausflug. Mittlerweile sind die beiden Seniorinnen 82 Jahre alt – und reisen noch immer.

Die Texanerinnen lernten sich im Jahr 2001 auf der ostafrikanischen Insel Sansibar kennen. „Ellie“, wie Eleanor Hamby von ihren Mitarbeitern gerufen wurde, leitete eine christliche Medizin-Station. Die früh verwitwete „Sandy“ Hazelip arbeitete dort als Ärztin.

„Wir verstanden uns sofort“, erinnert sich Hamby. „Wir wurden Freundinnen.“ Auch nach ihrer Pensionierung verbrachten sie viel Zeit zusammen. Gebannt lauschte Hazelip den Berichten ihrer vielgereisten Freundin. Bei einem dieser Treffen meinte die Ärztin, die vor lauter Arbeit außer Texas und Sansibar nicht viel von der Welt gesehen hatte: „Solche Reisen wie du hätte ich auch gern gemacht.“

Aus diesem Wunsch heraus entstand die Idee, sechs Tage mit dem Zug von der russischen Hauptstadt Moskau nach Wladiwostok zu fahren. Es folgten noch viele weitere Abenteuer. Aber für ihren 80. Geburtstag hatten sich die beiden etwas Besonderes vorgenommen.

Wegen Covid wurde die Reise verschoben

„Eine Reise um den Globus würde sich doch anbieten“, meinte Hazelip. „So wie Phileas Fogg in Jules Vernes Buch ‚In 80 Tagen um die Welt‘.“ Sie begannen, Geld für ihr Abenteuer zu sparen, bis jede € 20.000,– auf der Seite hatte. Im Jänner 2022 sollte es losgehen, doch Covid machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. In einigen Ländern herrschten immer noch Reisebeschränkungen. Doch im vergangenen Jahr war es soweit.

Am 11. Jänner 2023 stiegen die Abenteuerinnen in Houston (Texas) ins Flugzeug nach Argentinien. In Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt, stachen sie auf dem Expeditions-Schiff „Ocean Nova“ in See. Ihr Ziel war die eisige Antarktis.

„In der Drake-Passage, der Meeresstraße zwischen Südamerika und der Antarktis, kämpfte der Dampfer zwei Tage lang mit sieben Meter hohen Wellen“, berichtet Hamby. „Wir wurden tüchtig durchgeschüttelt. Doch die Einzigartigkeit der weißen Welt mit den Pinguinen machte das wieder gut.“

Von dort ging es weiter zu den zu Chile gehörenden Osterinseln mit ihren kolossalen Steinfiguren. „Die 7.500 Nachkommen der Rapa-Nui-Ureinwohner sind die nettesten Menschen, die wir auf unserer Reise getroffen haben“, findet Hazelip. Danach hatten sie vor, in Peru den Zug zur Inka-Festung Machu Picchu zu nehmen. Doch Unruhen in der Region ließen sie dieses Vorhaben aufgeben. „Wir haben eine Reisephilosophie“, erklärt Hamby: „Folge dem Wind.“ Statt nach Peru ging es erst auf die Galapagosinseln und dann weiter nach Finnland. Dort bewunderten die beiden auf einer Hundeschlittenfahrt in Lappland das Nordlicht. Inzwischen was es Mitte Februar geworden. Aus Rom (Italien) schrieben die Damen:

„Heute ist der 33. Tag unserer Reise um die Welt, und wir genießen jede Sekunde.“ Ihre Kinder meldeten, dass auf den sozialen Netzwerken hunderttausende Menschen deren Reiseberichten folgten.

Ihr Bekanntheitsgrad hatte sich schon in Tokio (Japan) bestätigt, wo eine Frau bei ihrem Anblick ausrief: „Oh mein Gott, da sind ja die reisenden Omas.“

Weil Hamby davon geträumt hat, eines Tages nach Sansibar zurückzukehren, erfüllte ihr die Freundin diesen Wunsch und so flogen sie nach Ostafrika. Das Willkommen, das ihnen in der Missionsstation bereitet wurde, rührte sie zu Tränen. Abstecher zu den Pyramiden von Gizeh in Ägypten und ein Flug im Heißluftballon übers Tal der Könige in Luxor waren weitere Höhepunkte der Reise.

Bevor die beiden am 1. April 2023 wieder in Texas landeten, besuchten sie auch noch das Taj Mahal, Indiens Symbol der Liebe, flogen über den höchsten Gipfel der Welt, den Mount Everest in Nepal, schnorchelten an Australiens Great Barrier Reef und waren entzückt über das farbenfrohe Bali (Indonesien).

„Wie habt ihr das alles finanziert?“, wurden sie oft gefragt. „Wir hatten jeden Schritt vorbereitet“, antwortete Hazelip. „Wir reisten immer in der billigsten Klasse, schliefen in den preiswertesten Quartieren, etwa in Kairo (Ägypten) um € 1,50 pro Nacht.

Wenn uns jemand einlud – und das geschah oft –, freuten wir uns und dankten mit einem Lächeln. Lächeln bricht auch Sprachbarrieren.“ Nun sind sie 82 – und schon wieder in Südamerika unterwegs. Ihr Motto: „Wir sind 82 und können reisen.“
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