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Ausgabe Nr. 32/2024 vom 06.08.2024, Fotos: Stadt Wien, zvg
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XL-Platane am Wiener Praterstern (etwa 30 Jahre alt).
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Alexander Stepanek-Voglhuber mit einer 20 Jahre alten Platane.
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Der Praterstern früher:
Eine schreckliche graue Betonwüste.
Heute: Eine gekühlte Wohlfühloase.
Bäume als natürliche Klimaanlagen
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Bäume sind Alleskönner. Sie sorgen für Kühlung, verwandeln CO2 in Sauerstoff und tragen dazu bei, dass wir uns wohlfühlen. Grüne Städte verbessern unsere Lebensqualität.
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Ohne Natur und Bäume geht bei mir nichts“, sagt Alexander Stepanek-Voglhuber. Doch auch der Leiter der Baumschule Mauerbach muss sich von
seinen Lieblingen trennen.

Auf dem Areal so groß wie 25 Fußballfelder gehen Wiens Bäume in die Schule. Rund 18.000 Stück zählt der Bestand, ein Viertel wird jedes Jahr in Wien gepflanzt.

Darunter sind auch einige „XL-Bäume“, also extra große Bäume. Die Platanen haben schon einige Jahre auf dem Kerbholz. Dank ihrer großen Krone spenden sie viel Schatten. Die Wiener Stadtplanungsrätin Ulli Sima (SPÖ) ist dabei, den Neuen Markt in der Inneren Stadt, den „CopaBeach“-Strand auf der Donauinsel und den Praterstern abzukühlen. „Bis die Bäume an ihren Bestimmungsort gelangen, werden sie mindestens drei Mal verpflanzt“, erklärt Stepanek-Voglhuber. Das soll verhindern, dass die Bäume zu tief wurzeln und keine großen Wurzelballen bilden.

Die Stadtbäume werden aber in der Baumschule Mauerbach, die im Westen von Wien liegt, nicht von klein auf großgezogen. Sie kommen meist aus Jungbaumschulen, etwa aus Norddeutschland, den Niederlanden oder aus Italien. Ein Bäumchen mit einem Stammumfang von 14 bis 16 Zentimeter (in einem Meter Höhe) kostet rund € 200,–. Die Bäume, die schon ein paar Jahre alt sind, dienen auch der Risikominimierung. Denn wenn eine Baumart hier nicht zurechtkommt, etwa durch das Klima oder durch Schädlingsbefall, ist es kostengünstiger, wenn sie nur ein paar Jahre in der Baumschule großgezogen wurde.

Eine 35 Jahre alte Platane kostet € 10.000,–

Gegossen wird hier nur ein Mal pro Woche. Denn der Boden zwischen den Bäumen ist unter anderem mit Gras bewachsen. „Dadurch hat die Bodenoberfläche rund zehn Grad weniger, als wenn der Boden nicht bedeckt ist. Das kühlt und verhindert Erdaustrocknung.“ Wird eine Platane etwa am Praterstern frisch verpflanzt, bekommt sie gleich eine Bewässerung eingebaut. Zusätzlich wird bei Hitze zwei Mal in der Woche mindestens 100 Liter nachgegossen.

Der Stadt Wien kostet ein XL-Baum etwa € 8.000,– bis € 10.000,–, erklärt die Stadtgärten-Sprecherin Pamela Ziegler. „Diese Bäume mit einem Stammumfang von 50 bis 60 Zentimetern verbringen rund 30 bis 35 Jahre in der Baumschule.“

Bei den kleineren Jungbäumen sind es etwa zwölf bis 15 Jahre. „Abgesehen davon gibt es zwischen den Jungbäumen und den XL-Bäumen keine Unterschiede, etwa bezüglich der Lebensdauer oder des vereinzelten, vorzeitigen Absterbens. Das Wiener Straßenbaumsortiment besteht aus 25 Baumsorten, von denen 19 besonders hitzetolerant sind.“ Darunter sind Feldahorn, Zürgelbaum und Silberlinde. Die Notwendigkeit zur Begrünung und somit Kühlung von Städten zeigt auch die Statistik der Hitzetoten. In Wien hat bei Personen älter als 65 Jahre die Sterblichkeit an Tagen einer Hitzewelle im Zeitraum 1998 bis 2004 um 13 Prozent zugenommen.

Dass Bäume natürliche Klimaanlagen sind, betont Alois Schuschnigg vom Bundesforschungszentrum für Wald (BfW). Es gilt: „In einem Laubwald im Sommer gibt es einen Kühlungseffekt von vier bis fünf Grad. Bei einem einzelnen Baum ist dieser freilich niedriger.“

Bäume, die oft umgepflanzt werden, sind stressresistenter

Schuschnigg ist sicher: „Es kann nicht genug Bäume in der Stadt geben, zumal viel Fläche versiegelt ist. Und wo Boden versiegelt ist, kann der Boden kein Wasser mehr aufnehmen
und es findet auch keine Verdunstung statt.“

Bäume, die oft umgepflanzt werden wie die XL-Bäume der Stadt Wien, sind sicherlich besser an Stress gewöhnt, erklärt Schuschnigg. Stadtbäume leben grundsätzlich kürzer als Waldbäume wegen verschiedenster Umwelteinflüsse. Bäume an Straßen werden selten älter als 60 Jahre, während Bäume in Wäldern auch hunderte Jahre alt werden können.

Doch das Setzen älterer Bäume mit entsprechend vielen Blättern bringt sofort Schatten und mehr Sauerstoff. Kleine Bäume hingegen brauchen Jahre, um diesen positiven Effekt zu erzielen.

Begrünung ist auch in anderen Landeshauptstädten ein Thema. „Wir haben in den vergangenen zwei Jahren 2.000 Bäume im öffentlichen Raum gepflanzt. Einige, die in einem neu angelegten Stadtpark gesetzt wurden, waren zwischen 30 und 40 Jahre alt“, erklärt Bettina Eder, die Sprecherin des Bürgermeisterbüros von Eisenstadt. Der Großteil kam aus der stadteigenen Baumschule.

In Linz gibt es ein „Klimawandelanpassungskonzept“. Neben Bodenentsiegelung ist auch die Weiterführung der „Linzer Baumoffensive“ enthalten. Vor allem die Innenstadt liegt im Fokus.

Nach der Kroatengasse und dem Rathausviertel, wo entsiegelt und mehr als 80 Bäume gesetzt wurden, wird derzeit das Neustadtviertel mit 60 neuen Bäumen begrünt.
rb
Bäume sind Alleskönner:

Eine ausgewachsene Fichte bindet jedes Jahr 21 Kilo CO2 aus der Luft. Das ist in etwa die gleiche Menge, mit der ein durchschnittliches Verbrennerauto auf 160 Kilometern die Luft verschmutzt.

Doch Bäume holen nicht nur das CO2 aus der Luft. Sie erzeugen gleichzeitig Sauerstoff. Ein ausgewachsener Baum gibt davon täglich etwa 20.000 Liter ab.

Außerdem werden von den Bäumen Staubpartikel aus der Luft geholt. Eine große Platane bindet bis zu 5.000 Kilo Staub pro Jahr.

An einem heißen Tag verdunstet ein ausgewachsener Baum rund 1.800 Liter Wasser. Damit kühlt er sich und seine Umgebung und unter seinen Blättern ist es angenehm schattig.
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