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Ausgabe Nr. 46/2023 vom 14.11.2023, Fotos: picturedesk
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Dave Stewart
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Dave Stewart und Annie Lennox, 68, waren in den 80er und 90er Jahren erfolgreich.
Dave Stewart
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„Annie hat mir das Leben gerettet“
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Mit Hits wie „Here Comes The Rain Again“, „When Tomorrow Comes“ oder „There Must Be An Angel“ wurde das britische Pop- Duo „Eurythmics“ berühmt. Diese Lieder gibt es bald live zu hören, denn am 25. November spielt Dave Stewart, 71, der Texter, Produzent und die männliche Hälfte des Synthiepop-Duos, das einzige Konzert in unserem Land im Wiener Konzerthaus unter dem Motto „Sweet Dreams 40th Anniversary Tour“. Der Woche-Reporterin Katja Schwemmers erklärte der Brite, wie er dem Tod von der Schippe sprang, warum seine aktuelle Live-Band nur aus Frauen besteht und wieso Bandkollegin Annie Lennox trotzdem nicht auf Tour dabei ist.

Herr Stewart, Sie sind derzeit auf Tournee. Wie oft haben Sie Ihre Kollegin Annie Lennox schon gefragt, ob Sie nicht doch mit auf „Eurythmics- Tour“ kommen möchte?

Ich frage sie seit 20 Jahren immer wieder. Aber es nützt nichts, sie mag das Touren nicht. Annie empfand das immer als stressig, und sie litt deswegen unter Angstattacken. Selbst als Solo-Künstlerin hat sie nur selten Konzerte gegeben. Aber für zwei, drei Lieder kommt sie gerne auf die Bühne.

So wie im vergangenen Jahr, als Sie anlässlich der Aufnahme von „Eurythmics“ in die „Rock And Roll Hall of Fame“ noch einmal gemeinsam als Duo aufgetreten sind …

Dass es bei der dritten Nominierung für die „Rock And Roll Hall of Fame“ geklappt hat, damit hatten wir gar nicht mehr gerechnet. Ein paar Monate zuvor wurden wir schon in die „Songwriter Hall of Fame“ aufgenommen.

Was mochten Sie an Annie Lennox,als Sie sie 1975 zum ersten Mal getroffen haben?

Wir begegneten uns in einem winzigen Restaurant in London (England), in dem sie als Kellnerin arbeitete. Wir kannten uns vorher nicht. Aber ab dem Moment, als wir uns trafen, konnten wir nicht mehr aufhören zu reden. Es war 18 Uhr, und sie machte gerade Feierabend. Wir quatschten bis 6 Uhr in der Früh und vergaßen zwölf Stunden lang Raum und Zeit. Sie erzählte mir, dass sie an der Königlichen Musikakademie klassische Musik und Flöte studieren würde, aber unglücklich sei, weil die Menschen so konkurrenzmäßig eingestellt waren. Sie fühlte sich allein.
Ich sagte ihr: „Du solltest da aufhören, du bist doch Künstlerin.“ Am nächsten Tag schmiss sie hin. Stattdessen besuchten wir meine Mutter und tranken Tee. Ab dem Tag waren wir ein Paar und lebten auch zusammen.

Und bis heute sind Sie befreundet?

Ja, Annie ist und bleibt eine unglaubliche Frau. Ich wusste immer, dass sie besonders ist, schließlich lebte ich vier Jahre mit ihr zusammen. Zu der Zeit schrieben wir noch keine Songs – weder getrennt noch zusammen. Erst als unsere Liebesbeziehung zerbrach,entschlossen wir uns, damit anzufangen. Als Annie Anfang der neunziger Jahre an ihrem ersten Soloalbum arbeitete, schrieb sie Lieder über unsere Trennung: Die Singles „Why“ und „Walking On Broken Glass“ handeln davon, wie wir Schluss machten. Ich bin stolz auf sie. Und nicht zuletzt hat Annie mein Leben gerettet.

Wie hat sie das gemacht?

Das war vor den „Eurythmics“, als wir als Paar zusammenlebten. Ich hatte überdosiert, mein Herz hörte auf zu schlagen, Annie rief den Notarzt und fuhr mit mir ins Spital, wo ich eine Nahtoderfahrung hatte. Ich lag auf dem OPTisch, und die Messgeräte zeigten
eine flache Linie, aber ich war auch noch bewusst im Raum und schaute von oben auf mich selbst hinunter. Ich habe noch einmal die Kurve gekriegt, aber es reichte dann auch: Mit 27 Jahren habe ich den Drogen abgeschworen, worauf dann auch der Erfolg der „Eurythmics“ fußte.

Sie stehen auf starke Frauen, nicht wahr?

Es muss wohl so sein – nicht nur wegen Annie. Als ich das erste Mal auf dem Festland Europas tourte, das muss 1977 gewesen sein, war ich mit der Frauen-Band „The Sadista Sisters“ unterwegs. Ich lebte mit der Bandleaderin zusammen. Meine jetzige Frau Anoushka Fisz, die Fotografin ist, traf ich bei einer Fotoausstellung über Frauen. Das Schöne ist, dass meine Töchter auch zu starken Frauen heranwachsen. Kaya singt auf der anstehenden Tour auch einige der „Eurythmics“-Stücke.

Jetzt auf Tour sind Sie mit einer Frauen-Band unterwegs?

Richtig. Auf die Art will ich Annie Lennox huldigen. Eine Musikerin ist brillanter als die andere. Die Hälfte meiner Live-Band heuerte ich via Instagram an. Dann schickte ich vier Musikerinnen Direktnachrichten. Sie haben erst nicht geglaubt, dass ich es bin, weil es da einfach zu viele Falsch- Informationen gibt.

Von Ihrem Hit „Sweet Dreams (Are Made Of This)“, der vor 40 Jahren erschien, gibt es eine lustige Version mit „Sweet Dreams (Are Made Of Cheese)“ …

Oh ja. „Sweet dreams are made of Cheese. Who am I to dis a Brie?“ Wer das einmal im Kopf hat, kriegt es nicht mehr raus. Es ist doch schön, wenn ein Hit 40 Jahre später noch als Hymne für den Käseladen taugt (lacht).
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