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Das „Homeoffice“ ist im Abwärtstrend. Immer mehr Firmen holen die Mitarbeiter zurück ins Büro. Forscher warnen vor zu viel „Heimarbeit“.
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Elon Musk hält sich mit seiner Meinung zum „Homeoffice“ nicht zurück. „Ich denke, es ist moralisch falsch“, sagt der Tech-Milliardär. „Was ist mit den Menschen, die in die Fabrik kommen müssen und die Autos herstellen? Was ist mit den Menschen, die ins Restaurant gehen müssen und dort dein Essen zubereiten und ausliefern?“
Nach seiner Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter, den er in X umbenannte, beorderte der 52jährige die Belegschaft wieder ins Büro. „Ich bin der festen Überzeugung, dass Menschen produktiver arbeiten, wenn sie persönlich anwesend sind.“
Damit ist er nicht alleine. Auch Sam Altman, der Geschäftsführer des Künstliche-
Intelligenz-Vorreiters OpenAI, hält wenig vom „Heimbüro“. Es sei „der schlimmste Fehler
der Tech-Industrie seit Langem“ gewesen zu glauben, jeder könne für immer von zuhause arbeiten. Viele US-
Konzerne haben wieder eine „Büropflicht“, für die ganze oder einen Teil der Woche.
„Wer zuhause arbeiten kann, ist unwichtig“
Bei anderen Firmen gibt es die ohnehin. „Wenn einer zu Hause arbeiten kann, ist er unwichtig“, erklärte kürzlich Wolfgang Grupp, der Chef des Bekleidungsherstellers Trigema. Je mehr die Menschen studiert hätten, desto mehr „Homeoffice“ wollten sie, „aber bei mir könnten sie sich dann auch gleich arbeitslos melden, weil sowieso keiner merkt, ob sie arbeiten oder nicht“, meint der 81jährige.
Dem widersprechen Studien. Die Arbeit zuhause macht nicht zwangsläufig unproduktiver. Ein „Heimarbeits“-Experiment in einem großen chinesischen Reisebüro zeigte 2010 einen Leistungszuwachs von im Schnitt 13 Prozent.
Rund 130 Mitarbeiter der Firmen-Telefonhotline arbeiteten neun Monate lang weitgehend zuhause. Nur einen Tag pro Woche verbrachten sie im Firmenbüro
„Unsichtbare“ Mitarbeiter wurden nicht befördert
Die Mitarbeiter begründeten ihre bessere Leistung unter anderem mit dem ruhigeren Arbeitsumfeld in den eigenen vier Wänden. Arbeitgeber ersparten sich für die „fehlenden“ Angestellten 1.200 Euro an Bürokosten jährlich. Die Zahl der Krankenstands-Tage sank. Denn mit einer durchschnittlichen An- und Abreise von insgesamt fast eineinhalb Stunden täglich fühlten sich manche Mitarbeiter fit genug, um zuhause im Trainingsanzug zu telefonieren, aber nicht, um ins Auto zu steigen oder sich in die U-Bahn zu zwängen.
Jeder zweite Mitarbeiter kehrte aber nach dem Versuch wieder ins Büro zurück. „Zum einen fühlten sich die Arbeitnehmer im ,Homeoffice‘ isoliert, das heißt, ihnen fehlte der soziale Kontakt zu den Kollegen, zum anderen wurden sie auch bei Beförderungen öfters übergangen“, wurde in einer Analyse des Forschungsinstitutes „Agenda Austria“ im Herbst 2020 erklärt. Wahrscheinlich weil sie für ihre Chefs im Büro „unsichtbar“ waren.
Aber es gibt auch andere Forschungsergebnisse. Wer die gesamte Arbeitszeit zuhause verbringt, ist weniger effektiv, haben zuletzt Studien gezeigt. Ideal sollen für die Leistungsfähigkeit höchstens zwei „Heimarbeits“-Tage pro Woche sein.
Da trifft es sich gut, dass in unserem Land im Durchschnitt „ein bis zwei Tage pro Woche und bei Bedarf von zuhause aus gearbeitet“ wird, wie es aus dem Wirtschafts- und Arbeitsministerium von Martin Kocher heißt. Dort wurden die „Homeoffice“-Regelungen und der Umgang damit durchleuchtet.
Heimarbeit im Kaffeehaus und der Ferienwohnung
Das Ergebnis, die Arbeitsleistung der Mitarbeiter am Schreibtisch in den eigenen vier Wänden „wird von den Führungskräften weitgehend positiv bewertet“.
Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmer, aber auch der Arbeitnehmer wünschen sich jedoch „eine Flexibilisierung des Arbeitsortes“. Damit sie etwa statt nur in der eigenen Wohnung auch im Kaffeehaus arbeiten
dürfen, ebenso wie jenseits der Grenze. Derzeit können nur 25 Prozent der „Homeoffice“-Arbeit im Ausland geleistet werden. Das will der ÖVP-Arbeitsminister ändern.
Rund 45 Prozent der Beschäftigten hierzulande arbeiten in Berufen, bei denen „Homeoffice“ möglich wäre, hat das Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO berechnet. Ausgenommen sind Handwerk, Industrie und andere Branchen, bei denen Kundenkontakt notwendig ist, wie im Tourismus.
Derzeit arbeiten knapp elf Prozent zumindest die Hälfte der Zeit zuhau-
se. Den Höchststand hatte das „Homeoffice“ mit fast 15 Prozent im Jahr 2020, als manche Firmen es wegen Corona zum ersten Mal erlaubten.
Dass sie sich damit die Pendlerei ersparen, ist für viele Mitarbeiter derzeit das Hauptmotiv für die „Heimarbeit“. Auch viele Eltern von kleineren Kindern nehmen die Möglichkeit in Anspruch. Eine Grund-Voraussetzung dafür ist, da sind sich die Experten einig, eine Vertrauensbasis zwischen Chef und Mitarbeitern.
Schaden für die Wirtschaft ohne persönliche Kontakte
Unser Land liegt bei der „Heimbüro“-Nutzung im internationalen Mittelfeld. In den USA oder Großbritannien wird fast doppelt so viel in den eigenen vier Wänden gearbeitet.
Vor allem die Millionen-Metropole London leidet darunter. Im Schnitt verbringen die Arbeitnehmer dort in der Innenstadt, dem unternehmerischen Zentrum Londons, kaum mehr als zwei Tage im Büro. Das könnte der Wirtschaft schaden, befürchten britische Stadtforscher. Denn es fehlt persönliche Interaktion, um Informationen auszutauschen und neue Ideen zu entwickeln.
„Heimarbeit“ habe Vorteile wie weniger Pendeln und mehr Flexibilität gebracht. Das müsse „jedoch mit den potenziell längerfristigen Kosten einer geringeren Kreativität und eines geringeren Lernens am Arbeitsplatz abgewogen werden, insbesondere für jüngere Arbeitnehmer.“ Denn sie können so nicht mehr vom Wissen ihrer älteren Kollegen profitieren.
Nach seiner Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter, den er in X umbenannte, beorderte der 52jährige die Belegschaft wieder ins Büro. „Ich bin der festen Überzeugung, dass Menschen produktiver arbeiten, wenn sie persönlich anwesend sind.“
Damit ist er nicht alleine. Auch Sam Altman, der Geschäftsführer des Künstliche-
Intelligenz-Vorreiters OpenAI, hält wenig vom „Heimbüro“. Es sei „der schlimmste Fehler
der Tech-Industrie seit Langem“ gewesen zu glauben, jeder könne für immer von zuhause arbeiten. Viele US-
Konzerne haben wieder eine „Büropflicht“, für die ganze oder einen Teil der Woche.
„Wer zuhause arbeiten kann, ist unwichtig“
Bei anderen Firmen gibt es die ohnehin. „Wenn einer zu Hause arbeiten kann, ist er unwichtig“, erklärte kürzlich Wolfgang Grupp, der Chef des Bekleidungsherstellers Trigema. Je mehr die Menschen studiert hätten, desto mehr „Homeoffice“ wollten sie, „aber bei mir könnten sie sich dann auch gleich arbeitslos melden, weil sowieso keiner merkt, ob sie arbeiten oder nicht“, meint der 81jährige.
Dem widersprechen Studien. Die Arbeit zuhause macht nicht zwangsläufig unproduktiver. Ein „Heimarbeits“-Experiment in einem großen chinesischen Reisebüro zeigte 2010 einen Leistungszuwachs von im Schnitt 13 Prozent.
Rund 130 Mitarbeiter der Firmen-Telefonhotline arbeiteten neun Monate lang weitgehend zuhause. Nur einen Tag pro Woche verbrachten sie im Firmenbüro
„Unsichtbare“ Mitarbeiter wurden nicht befördert
Die Mitarbeiter begründeten ihre bessere Leistung unter anderem mit dem ruhigeren Arbeitsumfeld in den eigenen vier Wänden. Arbeitgeber ersparten sich für die „fehlenden“ Angestellten 1.200 Euro an Bürokosten jährlich. Die Zahl der Krankenstands-Tage sank. Denn mit einer durchschnittlichen An- und Abreise von insgesamt fast eineinhalb Stunden täglich fühlten sich manche Mitarbeiter fit genug, um zuhause im Trainingsanzug zu telefonieren, aber nicht, um ins Auto zu steigen oder sich in die U-Bahn zu zwängen.
Jeder zweite Mitarbeiter kehrte aber nach dem Versuch wieder ins Büro zurück. „Zum einen fühlten sich die Arbeitnehmer im ,Homeoffice‘ isoliert, das heißt, ihnen fehlte der soziale Kontakt zu den Kollegen, zum anderen wurden sie auch bei Beförderungen öfters übergangen“, wurde in einer Analyse des Forschungsinstitutes „Agenda Austria“ im Herbst 2020 erklärt. Wahrscheinlich weil sie für ihre Chefs im Büro „unsichtbar“ waren.
Aber es gibt auch andere Forschungsergebnisse. Wer die gesamte Arbeitszeit zuhause verbringt, ist weniger effektiv, haben zuletzt Studien gezeigt. Ideal sollen für die Leistungsfähigkeit höchstens zwei „Heimarbeits“-Tage pro Woche sein.
Da trifft es sich gut, dass in unserem Land im Durchschnitt „ein bis zwei Tage pro Woche und bei Bedarf von zuhause aus gearbeitet“ wird, wie es aus dem Wirtschafts- und Arbeitsministerium von Martin Kocher heißt. Dort wurden die „Homeoffice“-Regelungen und der Umgang damit durchleuchtet.
Heimarbeit im Kaffeehaus und der Ferienwohnung
Das Ergebnis, die Arbeitsleistung der Mitarbeiter am Schreibtisch in den eigenen vier Wänden „wird von den Führungskräften weitgehend positiv bewertet“.
Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmer, aber auch der Arbeitnehmer wünschen sich jedoch „eine Flexibilisierung des Arbeitsortes“. Damit sie etwa statt nur in der eigenen Wohnung auch im Kaffeehaus arbeiten
dürfen, ebenso wie jenseits der Grenze. Derzeit können nur 25 Prozent der „Homeoffice“-Arbeit im Ausland geleistet werden. Das will der ÖVP-Arbeitsminister ändern.
Rund 45 Prozent der Beschäftigten hierzulande arbeiten in Berufen, bei denen „Homeoffice“ möglich wäre, hat das Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO berechnet. Ausgenommen sind Handwerk, Industrie und andere Branchen, bei denen Kundenkontakt notwendig ist, wie im Tourismus.
Derzeit arbeiten knapp elf Prozent zumindest die Hälfte der Zeit zuhau-
se. Den Höchststand hatte das „Homeoffice“ mit fast 15 Prozent im Jahr 2020, als manche Firmen es wegen Corona zum ersten Mal erlaubten.
Dass sie sich damit die Pendlerei ersparen, ist für viele Mitarbeiter derzeit das Hauptmotiv für die „Heimarbeit“. Auch viele Eltern von kleineren Kindern nehmen die Möglichkeit in Anspruch. Eine Grund-Voraussetzung dafür ist, da sind sich die Experten einig, eine Vertrauensbasis zwischen Chef und Mitarbeitern.
Schaden für die Wirtschaft ohne persönliche Kontakte
Unser Land liegt bei der „Heimbüro“-Nutzung im internationalen Mittelfeld. In den USA oder Großbritannien wird fast doppelt so viel in den eigenen vier Wänden gearbeitet.
Vor allem die Millionen-Metropole London leidet darunter. Im Schnitt verbringen die Arbeitnehmer dort in der Innenstadt, dem unternehmerischen Zentrum Londons, kaum mehr als zwei Tage im Büro. Das könnte der Wirtschaft schaden, befürchten britische Stadtforscher. Denn es fehlt persönliche Interaktion, um Informationen auszutauschen und neue Ideen zu entwickeln.
„Heimarbeit“ habe Vorteile wie weniger Pendeln und mehr Flexibilität gebracht. Das müsse „jedoch mit den potenziell längerfristigen Kosten einer geringeren Kreativität und eines geringeren Lernens am Arbeitsplatz abgewogen werden, insbesondere für jüngere Arbeitnehmer.“ Denn sie können so nicht mehr vom Wissen ihrer älteren Kollegen profitieren.
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