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Ausgabe Nr. 44/2023 vom 30.10.2023, Fotos: AdobeStock, picturedesk.com
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Unterhalb des Petersdoms wurde eine Nekropole freigelegt, in der sich das Grab des Heiligen Petrus befinden soll.
Die Unterwelt des Vatikans
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Unterhalb des Petersdomes im Vatikan befinden sich zwei außergewöhnliche Orte. In den Vatikanischen Grotten sind mehrere Päpste und Monarchen beerdigt. Ein Stockwerk tiefer wurde eine Nekropole freigelegt, in der sich das Grab des Heiligen Petrus befinden soll.
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Eine schlichte Steinplatte ziert das Grab von Benedikt XVI. in den Vatikanischen Grotten. Der ehemalige Papst, der mit bürgerlichem Namen Joseph Alois Ratzinger hieß, wurde im Jänner dieses Jahres unterhalb des Petersdomes bestattet.

Der aus Deutschland stammende Papst hat sich seine letzte Ruhestätte schon zu Lebzeiten ausgesucht. Einst lagen in diesem Grab die sterblichen Überreste von Johannes Paul II. Doch nach dessen Seligsprechung, die Benedikt XVI. höchstpersönlich vorantrieb, wurde der Sarg von Johannes Paul II. im Petersdom bestattet.

Damit wurde das Grab frei für Benedikt XVI., der sich nun in bester Gesellschaft befindet. In den Vatikanischen Grotten sind 90 Päpste und einige Monarchen beigesetzt. Dazu zählen die Gräber von Johannes Paul I., dessen Pontifikat nur 33 Tage dauerte, Hadrian IV., der einzige englische Papst, und Königin Christina von Schweden.

Im linken Seitenschiff der Grotte liegen die sterblichen Überreste der letzten drei Mitglieder der königlichen Familie Stuart. In den Grotten befinden sich auch alte Kunstwerke, Reliquien und einige Kapellen. „Die älteste Kapelle ist der Madonna von Bocciata geweiht. In deren Inneren befindet sich ein Fresko der Madonna. Eine Legende besagt, dass ihr Gesicht blutete, nachdem ein betrunkener Soldat nach einem verlorenen Spiel eine Schüssel auf das Fresko geworfen hatte“, erzählt Simona Turriziani, die im Vatikan-Archiv arbeitet.

Die Vatikanischen Grotten befinden sich unterhalb des heutigen Peters-
domes und sind kostenlos zugänglich. Die Grotten sind aber nicht die einzige Begräbnisstätte. In den Tiefen der Vatikanstadt ist ein antiker römischer Friedhof verborgen, den täglich nur 250 Menschen besichtigen dürfen. Dabei handelt es sich um die Nekropole, die wörtlich „Stadt der Toten“ bedeutet. Sie liegt unterhalb der Vatikanischen Grotten und blieb lange Zeit unentdeckt.

Die Besucher steigen bis zu zwölf Meter unter den Petersdom hinab. Mit jedem Schritt in die Tiefe wird die Luft kühler. Auf engem Raum bewegen sich die Urlauber vorwärts. Das Fotografieren ist verboten und der Zutritt nur mit einem Führer erlaubt. Der Rundgang dauert zwei Stunden und kostet € 13,– pro Person.

„Wer dabei sein möchte, muss sich vorab anmelden. Es dürfen keine Rucksäcke und Kameras mitgenommen werden. Persönliche Gegenstände können im Depotbereich des Petersdomes kostenlos aufbewahrt werden“, sagt die Italienerin.

Die Nekropole war ursprünglich nicht unter der Erde. Sie geht auf die Zeit der Etrusker zurück, die ihre Toten außerhalb der Stadtmauern bestatteten. „Sie errichteten eine Nekropole mit Mausoleen auf einem nahegelegenen Hügel, dem heutigen Vatikan. Nachdem die etruskische Zivilisation an die Römer gefallen war, wurde das Gebiet des Vatikans Teil der Stadt Rom“, sagt Turriziani. Kaiser Caligula ließ neben der Nekropole eine Stätte für Pferderennen errichten. In dessen Mitte wurde ein riesiger ägyptischer Obelisk aufgestellt, der heute auf dem Petersplatz steht. Auf diesem Gelände soll der Überlieferung nach der Apostel
Petrus im Jahr 64 nach Christus gekreuzigt worden sein.

Sein Leichnam soll in der Vatikanischen Nekropole beigesetzt worden sein. Kaiser Konstantin ließ daher im 4. Jahrhundert eine Basilika über dem Grab des Heiligen errichten. Damit das Gotteshaus gebaut werden konnte, wurde der Friedhof auf dem Vatikanhügel eingeebnet und zugeschüttet.

Petrus half bei der Gründung der christlichen Kirche und gilt als der erste Papst, weshalb viele Päpste wünschten, in dessen Nähe begraben zu werden. „Aus diesem Grund wurden die Grotten zur letzten Ruhestätte vieler Päpste“, sagt Turriziani.

Papst Julius II. ließ das Gotteshaus von Kaiser Konstantin abreißen und im Jahr 1506 auf dessen Fundament den heutigen Petersdom errichten. Die Basilika wurde nach 117jähriger Bauzeit im Jahr 1623 eingeweiht. Mehrere Jahrhunderte gab es keine Zweifel, dass der Apostel Petrus hier begraben ist. Erst im Jahr 1940 wurde diese These überprüft.

Bei Grabungen wurde ein Skelett eines 61jährigen Mannes aus dem 1. Jahrhundert gefunden. An den Gebeinen klebten noch Reste eines purpurfarbenen Stoffes mit eingewirkten Goldfäden. Purpur und Gold waren die Farben der Könige. Auch die Inschrift „PETR“ deutet daraufhin, dass es sich um Petrus handeln könnte.

Margherita Guarducci, eine Professorin für Altertumskunde an der Universität Rom, war überzeut, dass dies die Gebeine des Heiligen sind. Andere Archäologen widersprachen ihr, trotzdem verkündete Papst Paul VI. im Jahr 1968 der Öffentlichkeit, dass es sich um den Apostel Petrus handelt. Die Gebeine wurden nach der wissenschaftlichen Untersuchung wieder an ihren Fundort zurückgebracht. Über dem Grab befindet sich in den Grotten die sehenswerte und reich verzierte Klementinische Kapelle, auch Petruskapelle genannt. Eine Truhe ist über dem Skelett des Heiligen Petrus platziert. Besucher können dort auf einer Holzbank Platz nehmen und beten. widlak


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Eintritt für die Nekropole um € 13,–
p.P., Anmeldung per E-Mail unter scavi@fsp.va www.scavi.va

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