Ausgabe Nr. 43/2023 vom 24.10.2023, Fotos: Daniel Scharinger / picturedesk.com, Johann Groder/EXPA/ picturedesk.com
Das große Verkehrschaos
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Die Tauern- und die Brennerautobahn gehören als wichtige Nord-Südverbindungen zu den meistbefahrenen Straßen unseres Landes. Dringende Sanierungsarbeiten auf beiden Transitrouten sollen mehrere Jahre dauern und sorgen für Unmut bei Autofahrern und Anrainern.
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Zu Beginn der Arbeiten war es mit dem Ausweichverkehr durch unseren Ort eine Katastrophe, es bildeten sich immer wieder Staus. Teilweise war ein Weiterkommen für unsere Bewohner fast unmöglich“, erzählt Franz Fritzenwallner, der ÖVP-Bürgermeister von Eben im Pongau (S). Seine Gemeinde liegt an der vielbefahrenen Tauernautobahn (A 10), einer der wichtigsten Transitrouten unseres Landes. Und die ist zurzeit eine große Baustelle.
Auf einer Länge von 14 Kilometern werden zwischen den Salzburger Gemeinden Golling und Werfen seit Mitte
September fünf Tunnel auf den neuesten technischen Stand gebracht. Eine dringend notwendige Generalsanierung, denn die ältesten Autobahntunnel des Landes haben gut 50 Jahre auf dem Buckel.
Für die Arbeiten ist jeweils die Sperre der gesamten Tunnelröhre erforderlich. Der Verkehr wird dann in der freien Röhre im Gegenverkehr zusammengeführt. Signifikante Verkehrsbeeinträchtigungen und -verzögerungen seien dadurch unvermeidbar, heißt es von Seiten des Autobahnbetreibers ASFINAG. Die Leidtragenden dabei sind nicht nur die Autofahrer – Pendler müssen an Werktagen mit je 30 Minuten Zeitverzögerung pro Richtung rechnen –, sondern auch die Bewohner der ohnehin durch den massiven Verkehr auf der A10 stark belasteten umliegenden Gemeinden zwischen Kuchl und Flachau. Laut ASFINAG wurden 2022 etwa im aktuellen Baustellenbereich bei Golling durchschnittlich 47.000 KFZ pro Tag gezählt.
„Wir haben bereits im Frühjahr unsere Bedenken zur Baustelle auf der A10 geäußert. Die ASFINAG hat sie allerdings nicht ernstgenommen“, sagt Peter Buchmüller, der Präsident der Wirtschaftskammer Salzburg (WKS) mit Anspielung auf die massiven Verkehrsbehinderungen im September. Derzeit habe sich die Verkehrssituation auf der Tauernautobahn und den Gemeinden geringfügig entspannt, so Buchmüller. Auch aufgrund der vom Land Salzburg verhängten Durchfahrtssperren für den Ausweich-Transitverkehr in den betroffenen Gemeinden.
Touristiker befürchten großen Schaden für den Wintertourismus.
Das nächste Verkehrschaos ist aber schon vorprogrammiert, stehen doch bei uns und unseren deutschen Nachbarn die Herbstferien vor der Tür. „Das wird sicher die nächste Bewährungsprobe“, fürchtet der Ebener Bürgermeister. Auch der WKS-Präsident rechnet mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen und Staus vor dem Nadelöhr der Tunnelbaustelle auf der A10. „In der Ferienzeit müssen sich die Autofahrer darauf einstellen, dass sie auf der A10 zum Stehen kommen werden“, räumt ASFINAG-Pressesprecher Mag. Christoph Pollinger Verzögerungen ein. „Aber das ist nicht vergleichbar mit dem Sommer“, beruhigt er.
Für Buchmüller ist das nur die Ruhe vor dem Sturm, denn
„spätestens mit Winterbeginn rechnen wir wieder mit gravie-
renderen Verkehrsbehinderungen, die in der Wirtschaft und im für Salzburg so wichtigen Wintertourismus enormen
Schaden anrichten werden.“ In manchen Schigebieten sollen deshalb die Lifte bereits ab acht Uhr früh in Betrieb sein.
„Wir kommunizieren die Möglichkeit erheblicher Verzögerungen in der Wintersaison schon seit drei Jahren“, entgegnet Pollinger und meint, die Reisenden sollen sich einfach vorher über die Verkehrslage informieren. Den Wunsch der Tourismuswirtschaft nach einer Baustellenpause im Winter kann die ASFINAG nicht erfüllen, denn das würde die ohnehin bis Sommer 2025 dauernden Arbeiten noch weiter ausdehnen.
Immerhin wurden am vergangenen Freitag bei einem Verkehrsgipfel mit Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) Maßnahmen zur Entlastung der Gemeinden und der A10 beschlossen, etwa Abfahrtssperren in der kommenden Wintersaison.
Ab Mitte November 2024 müssen auch Bahnreisende aufgrund der Komplettsperre des ÖBB-Tauerntunnels mit massiven Beeinträchtigungen rechnen. Bis Juli 2025 fahren weder Güter- noch Personenzüge. Für Schüler und Pendler bedeutet das lange, zeitraubende Umwege.
Und im Westen des Landes droht ab Ende 2024 ein Verkehrskollaps, wenn mit der mehrere Jahre dauernden Generalsanierung der Luegbrücke auf der Tiroler Brennerautobahn (A13) begonnen wird. Dann steht nur noch jeweils eine Spur in jede Richtung zur Verfügung. Wer die A13 kennt, weiß, dass bereits jetzt eine Fahrspur permanent vom LKW-Transit verstopft ist. Für zusätzliche Aufregung sorgt die Klage Italiens gegen unser Land vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH). Hintergrund sind die Transitbeschränkungen über den verkehrsgeplagten Brenner, wo die Zahl der LKW laut Tirols Regierungschef Anton Mattle von 1,1 Millionen im Jahr 2000 auf 2,5 Millionen im vergangenen Jahr gestiegen ist.
Der EU-Rechts-Experte Walter Obwexer sieht der Klage gelassen entgegen und meint: „Die Tiroler Maßnahmen sind alle EU-konform ausgestaltet.“ Der Dauerstreit über die chronisch überlastete Brennerroute nimmt kein Ende.
Auf einer Länge von 14 Kilometern werden zwischen den Salzburger Gemeinden Golling und Werfen seit Mitte
September fünf Tunnel auf den neuesten technischen Stand gebracht. Eine dringend notwendige Generalsanierung, denn die ältesten Autobahntunnel des Landes haben gut 50 Jahre auf dem Buckel.
Für die Arbeiten ist jeweils die Sperre der gesamten Tunnelröhre erforderlich. Der Verkehr wird dann in der freien Röhre im Gegenverkehr zusammengeführt. Signifikante Verkehrsbeeinträchtigungen und -verzögerungen seien dadurch unvermeidbar, heißt es von Seiten des Autobahnbetreibers ASFINAG. Die Leidtragenden dabei sind nicht nur die Autofahrer – Pendler müssen an Werktagen mit je 30 Minuten Zeitverzögerung pro Richtung rechnen –, sondern auch die Bewohner der ohnehin durch den massiven Verkehr auf der A10 stark belasteten umliegenden Gemeinden zwischen Kuchl und Flachau. Laut ASFINAG wurden 2022 etwa im aktuellen Baustellenbereich bei Golling durchschnittlich 47.000 KFZ pro Tag gezählt.
„Wir haben bereits im Frühjahr unsere Bedenken zur Baustelle auf der A10 geäußert. Die ASFINAG hat sie allerdings nicht ernstgenommen“, sagt Peter Buchmüller, der Präsident der Wirtschaftskammer Salzburg (WKS) mit Anspielung auf die massiven Verkehrsbehinderungen im September. Derzeit habe sich die Verkehrssituation auf der Tauernautobahn und den Gemeinden geringfügig entspannt, so Buchmüller. Auch aufgrund der vom Land Salzburg verhängten Durchfahrtssperren für den Ausweich-Transitverkehr in den betroffenen Gemeinden.
Touristiker befürchten großen Schaden für den Wintertourismus.
Das nächste Verkehrschaos ist aber schon vorprogrammiert, stehen doch bei uns und unseren deutschen Nachbarn die Herbstferien vor der Tür. „Das wird sicher die nächste Bewährungsprobe“, fürchtet der Ebener Bürgermeister. Auch der WKS-Präsident rechnet mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen und Staus vor dem Nadelöhr der Tunnelbaustelle auf der A10. „In der Ferienzeit müssen sich die Autofahrer darauf einstellen, dass sie auf der A10 zum Stehen kommen werden“, räumt ASFINAG-Pressesprecher Mag. Christoph Pollinger Verzögerungen ein. „Aber das ist nicht vergleichbar mit dem Sommer“, beruhigt er.
Für Buchmüller ist das nur die Ruhe vor dem Sturm, denn
„spätestens mit Winterbeginn rechnen wir wieder mit gravie-
renderen Verkehrsbehinderungen, die in der Wirtschaft und im für Salzburg so wichtigen Wintertourismus enormen
Schaden anrichten werden.“ In manchen Schigebieten sollen deshalb die Lifte bereits ab acht Uhr früh in Betrieb sein.
„Wir kommunizieren die Möglichkeit erheblicher Verzögerungen in der Wintersaison schon seit drei Jahren“, entgegnet Pollinger und meint, die Reisenden sollen sich einfach vorher über die Verkehrslage informieren. Den Wunsch der Tourismuswirtschaft nach einer Baustellenpause im Winter kann die ASFINAG nicht erfüllen, denn das würde die ohnehin bis Sommer 2025 dauernden Arbeiten noch weiter ausdehnen.
Immerhin wurden am vergangenen Freitag bei einem Verkehrsgipfel mit Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) Maßnahmen zur Entlastung der Gemeinden und der A10 beschlossen, etwa Abfahrtssperren in der kommenden Wintersaison.
Ab Mitte November 2024 müssen auch Bahnreisende aufgrund der Komplettsperre des ÖBB-Tauerntunnels mit massiven Beeinträchtigungen rechnen. Bis Juli 2025 fahren weder Güter- noch Personenzüge. Für Schüler und Pendler bedeutet das lange, zeitraubende Umwege.
Und im Westen des Landes droht ab Ende 2024 ein Verkehrskollaps, wenn mit der mehrere Jahre dauernden Generalsanierung der Luegbrücke auf der Tiroler Brennerautobahn (A13) begonnen wird. Dann steht nur noch jeweils eine Spur in jede Richtung zur Verfügung. Wer die A13 kennt, weiß, dass bereits jetzt eine Fahrspur permanent vom LKW-Transit verstopft ist. Für zusätzliche Aufregung sorgt die Klage Italiens gegen unser Land vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH). Hintergrund sind die Transitbeschränkungen über den verkehrsgeplagten Brenner, wo die Zahl der LKW laut Tirols Regierungschef Anton Mattle von 1,1 Millionen im Jahr 2000 auf 2,5 Millionen im vergangenen Jahr gestiegen ist.
Der EU-Rechts-Experte Walter Obwexer sieht der Klage gelassen entgegen und meint: „Die Tiroler Maßnahmen sind alle EU-konform ausgestaltet.“ Der Dauerstreit über die chronisch überlastete Brennerroute nimmt kein Ende.
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