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Ausgabe Nr. 43/2023 vom 24.10.2023, Foto: AdobeStock
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Zu „sexy“ für die Schule
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Keine Hotpants, keine bauchfreien T-Shirts und keine Leggings. Immer mehr Schulen in unserem Land setzen auf Kleidervorschriften, wollen aber Schuluniformen vermeiden.
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In der privaten Mittelschule St. Ursula in Klagenfurt wird großer Wert auf „ordentliche Kleidung“ gelegt. „Wir wollen keine Jogginghosen, Hotpants, Leggings, keine zu kurzen beziehungsweise bauchfreien Shirts oder Shirts mit Spaghetti-Trägern. Röcke und kurze Hosen dürfen nicht kürzer als eine Handbreite über dem Knie sein“, schreibt die Direktion vor.

Keine Leiberln mit „bösen“ Texten drauf
Einer Mutter passte die neue Kleiderordnung gar nicht, sie bezeichnete die Regeln in der Eltern-Lehrer-Chatgruppe in den sozialen Medien als „faschistoid“. Die Kärntnerin hat sich dann zwar für ihre Wortwahl entschuldigt, dennoch hatte ihre Aussage Konsequenzen. Ihre zwölfjährige Tochter musste die Schule verlassen und ist nun in einer öffentlichen Schule untergekommen. Obwohl sie nie gegen die Kleiderordnung verstoßen hat.
Strenge Kleidervorschriften gibt es für Schülerinnen und Schüler auch an anderen heimischen Einrichtungen. Ins Bundesrealgymnasium Stockerau in Niederösterreich dürfen die Jugendlichen nur, wenn sie auf Haube und Kappe verzichten, das T-Shirt nicht oberhalb des Bauchnabels endet und der Ausschnitt keinen Brustansatz erkennen lässt. Die Regeln gelten laut Schuldirektorin auch für Buben. Sie sollen unter anderem keine Oberteile mit „diskriminierenden Texten und Bildern“ tragen.
Während Elternvertreter und Lehrer eine Kleiderordnung befürworten, wurde sie von der bis vor wenigen Wochen im Amt gewesenen bundesweiten Schülervertreterin Flora Schmudermayer kritisiert. „Schule soll ein Wohlfühlort für Schülerinnen und Schüler sein, wo sie sich auf das Lernen konzentrieren können. Die Kleiderwahl ist eine persönliche Entscheidung und dient der persönlichen Entfaltung.“
Was die Jugendliche den Direktoren und Lehrern mit auf den Weg gibt: „Im Endeffekt geht es darum, Probleme wie sexuelle Belästigung, Mobbing oder Gruppenzwang einzudämmen. Verbote sind nicht die richtige Art und Weise, diese Probleme zu lösen, sondern es gehört im Unterricht darüber gesprochen.“
Für eine allgemeine Pflicht zur Schuluniform gibt es bislang hierzulande keinen politischen Willen.
Anders als in England, dort wurde bereits im Jahr 1222 erstmals eine Schuluniform getragen. Diese Bekleidungsvorschrift gilt bis heute. Bei uns sind einheitliche Bekleidungen in privaten Schulen zu finden. So etwa im katholischen Gymnasium Schola Thomas Morus in Trumau bei Baden in Niederösterreich.
„Sie ist Ausdruck der Ordnung, des Respekts und der Zugehörigkeit“, heißt es und besteht aus einer grauen Hose für Buben sowie einem grauen Faltenrock, der bis zum Knie reicht, für Mädchen. Dazu wird ein weißes Hemd oder eine weiße Bluse getragen und beide Geschlechter tragen darüber einen dunkelblauen Pullover samt Wappen.


Soll es an unseren Schulen strenge Kleidervorschriften geben?

„Sexy Kleidung macht Frauen nicht zum Freiwild“
Annalena Kamper, 15, Neue Mittelschule Wien

„Miniröcke, bauchfreie Tops und Hotpants sind genau mein Kleidungsstil und ich habe auch die Figur dazu, um solche Sachen tragen zu können.Auch in der Schule habe ich mich immer figurbetont angezogen und es hat niemanden gestört. Doch im heurigen Sommer hat mich ein etwa 25 Jahre alter Mann im Strandbad in Wien angesprochen, der kaum Deutsch konnte. Ich habe mich unwohl gefühlt und bin mit meinen Freundinnen nach Hause gegangen. Mein Papa hat mir dann erklärt, dass ich mich zu meinem eigenen Schutz nicht mehr so freizügig kleiden sollte. Das macht mich schon wütend, aber statt Minirock trage ich jetzt lange Hosen. Bauchfrei lasse ich mir aber nicht nehmen und im Winter kommt sowieso ein Pulli zum Einsatz.
Statt einer Kleidervorschrift an Schulen sollte ein Unterrichtsfach geschaffen werden, in dem Buben beigebracht wird, wie sie mit Respekt ein Mädchen behandeln und dass eine sexy Kleidung die Frau nicht automatisch zu einem Freiwild macht.“

„Über einheitliche Kleidung kann sich niemand lustig machen“
Victoria (li.) und Valentina Troger, 13, Musikmittelschule St. Michael (Salzburg)

Die zweieiigen Zwillinge würden eine Kleidervorschrift an Schulen gut finden, „weil sich dann niemand über die Kleidung der Mitschüler lustig machen kann oder sich blöde Sprüche anhören muss“, sagt Victoria Troger, die mit ihrer Zwillingsschwester die Musikmittelschule in St. Michael im salzburgischen Lungau besucht.
„Bei uns gibt es zwar keine Kleiderordnung, an unserer Schule ziehen sich aber alle eher unauffällig an, es wird wenig Freizügiges getragen“, meint Valentina. Die Schwestern haben einen ähnlichen Kleidungsstil und tragen gerne T-Shirts, Kapuzenpullover und lange Hosen.
„Es ist einfach unser Stil, er ist bequem und wir fühlen uns in der Kleidung wohl, das ist uns am wichtigsten“, sind sich die Zwillinge einig. Sticheleien von den Buben in ihrer Klasse erfolgten ihrer Ansicht nach unabhängig von „sexy“ oder nicht „sexy“. „Unsere Mitschüler lassen auch dumme Sprüche bei ,normaler‘ Kleidung los.“

„Ich möchte anziehen, was mir gefällt“
Marie Leitner, 12 Jahre, BRG Klagenfurt-Viktring (Kärnten)

„Ich halte von Kleidervorschriften nicht viel, weil ich anziehen will, was mir gefällt. Auf diese Weise kann ich mich entfalten und kreativ sein. Kleidervorschriften gibt es an meiner Schule nicht, aber unsere Schulleiterin möchte gerne eine Schuluniform einführen.
Davon bin ich nicht begeistert. Ich möchte schließlich das tragen, worin ich mich wohlfühle und was zu mir passt. Und dazu gehören Cargo-Hosen und bauchfreie Tops, auch in meiner Freizeit bevorzuge ich diesen Kleidungsstil. Ich finde nicht, dass es freizügig ist, nur weil ich gerne bauchfrei trage. Meine Eltern lassen mich selbst bestimmen und sagen, dass ich das tragen soll, worin ich mich gut fühle.
Von den Buben in meiner Klasse gibt es keine dummen Kommentare, wenn sich ein Mädchen einmal etwas sexy anzieht und etwa einen Minirock trägt. Wenn das passieren würde, würden wir das in der Klasse besprechen, weil es einfach nicht in Ordnung ist, andere zu bewerten.
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