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Ausgabe Nr. 43/2023 vom 24.10.2023, Foto: Kellermann
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„Ich beuge mich meinem Schicksal“
Fritz Wepper & Ehefrau Susanne
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Die Gesundheit macht Fritz Wepper, 82, seit dem Jahr 2016 schwer zu schaffen. Nach zwei Herzoperationen hat er zuletzt bösartigen Hautkrebs besiegt. Und er hat mit seiner Frau Susanne Kellermann ein Buch über sein Leben mit Hunden geschrieben. Barbara Reiter sprach mit dem Paar darüber.
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Herr Wepper, wie geht es Ihnen derzeit?

An und für sich gut. Ich sitze im Rollstuhl und brauche
Krücken. Aber das tut mir nicht weh, ich beuge mich meinem Schicksal und fühle mich deswegen nicht unwohler. Was mich stört, ist, dass ich nicht Auto fahren darf. Ich würde lieber Auto fahren, als im Rollstuhl sitzen.


Wie lautet die Prognose? Ist der Rollstuhl auf Zeit?

Die Hoffnung ist da und liegt in und an mir. Jedenfalls bin ich konsequent und mache drei Mal pro Woche Therapie. Ich denke von Tag zu Tag und Schritt für Schritt.


Wie sehen Sie die Fortschritte Ihres Mannes, Frau Kellermann?

Ich finde es wunderbar, wie sich Fritz zurück ins Leben gekämpft hat und welche Strecken er schon wieder gehen kann. Er musste ja alles neu lernen – selbst atmen, schlucken, die elementarsten Dinge.


Im neuen Buch „Nur mit Hund bin ich ein Mensch“ (Verlag Goldegg), das Sie gemeinsam mit Ihrer Frau geschrieben haben, berichten Sie auch über Ihre Beschäftigung mit Zen-Buddhismus, Herr Wepper. Es geht darum, im Augenblick zu leben. Hilft Ihnen diese Denkweise in Ihrer Situation?

Ich glaube schon, dass ich durch die buddhistische Wahrnehmung im Hier und Jetzt lebe. Das heißt aber auch, dass ich die aktuelle Situation von Beeinträchtigung und Krankheit wahrnehme. Ich verknüpfe allerdings eine Hoffnung mit meiner Situation.


Kann Zen-Buddhismus körperliche Schmerzen
lindern?


Ich hatte einen großartigen japanischen Zenmeister. Als ich anfangs keinen Kreuzsitz machen konnte, hat er mich gefragt, wo es mir wehtut. Es gibt im japanischen Buddhismus eine Geste namens „Gasshō“. Sie dient als Begrüßung, aber auch als Einleitung zu Ritualen. Dabei faltet man die Hände und neigt den Kopf. Das habe ich gemacht. Anschließend kam jemand, um mir mit einer langen Latte auf die Schultern zu schlagen – zuerst links, dann rechts. Dann hat mich der Zen-Meister erneut gefragt, wo es mir wehtut. Nachdem ich gedanklich drei Mal meinen Körper durchgegangen bin, war der Schmerz in den Knien weg. Man spürt nur den stärksten Schmerz. Das war erlebter Buddhismus.


Sie hatten schwarzen Hautkrebs mit Metastasen in Lunge, Magen, Leber und Gehirn. Insgesamt hat Ihre Genesung 18 Monate gedauert. Hatten Sie immer Hoffnung auf Heilung?

Zu dieser Zeit war ich schon stark beeinflusst. Die Ärzte und Professoren haben mir an der Universitätsklinik Innsbruck nicht nur einmal das Leben gerettet. Auch an der Klinik in München (D) war es so, wo ich einmal wegen einer Sepsis (Anm.: Blutvergiftung) behandelt werden musste.


Auslöser war ein Kratzer Ihres Hundes „Aron“ …

Das war im Mai 2011 und wir waren gemeinsam im Auto unterwegs. Ich habe zugelassen, dass „Aron“ seinen Kopf auf der Armlehne neben mir platziert hat. Als wir an einer roten Ampel standen, streckte er freundschaftlich seine Pfote nach vorne und hat mir dabei einen Kratzer am rechten Unterarm verpasst. Ich dachte mir erst nichts dabei und bin auf Anraten meiner Frau einen Tag später ins Spital gefahren. Der Arzt hat gesagt: „Wenn Sie nicht gekommen wären, wären sie hopsgegangen.“ Ich bekam eine Sepsis, wegen der ich die folgenden 14 Tage um mein Leben gekämpft habe. Mein Arm konnte nur durch eine Operation gerettet werden. Ich habe „Aron“ für das Geschehen aber keine Schuld gegeben, sondern war eher sauer auf mich, weil ich die anfängliche Verletzung nicht ernstgenommen habe.


Frau Kellermann, warum ist Ihr Mann so stark und hat schon so extreme Situationen überlebt?

Wenn ich das wüsste. Es war auch für die Ärzte oft unerklärlich, wie er die eine oder andere Situation überhaupt überstehen konnte. Ich wurde schon darauf vorbereitet, dass es nicht mehr lange geht. Fritz ist gesegnet mit großer Zufriedenheit und Optimismus.


Im neuen Buch kommen Sie, Frau Kellermann, zur Ansicht, Ihr Mann würde Tiere vermenschlichen. Wie meinen Sie das?

Das ist alles mit einem Augenzwinkern zu verstehen. Na ja, er hat zum Beispiel immer gesagt: „Aron“ darf alles. „Aron“ wohnt hier.


Ist das so, Herr Wepper?

Das Wort „vermenschlichen“ würde ich nie benützen. Menschen gehen nicht auf vier Pfoten herum und Tiere wie Hunde haben bei vielen Dingen ein empfindlicheres Wahrnehmungsvermögen – beim Riechen zum Beispiel. Mein Bruder Elmar und ich hatten als Kinder einen unendlich gutmütigen Cocker Spaniel namens „Jimmy“, der uns gelehrt hat, Verantwortung für einen Hund zu übernehmen. Wir mussten auch auf tragische Weise erfahren, dass Verantwortung mit Schmerz verbunden sein kann, als „Jimmy“ überfahren wurde. Elmar hat noch einen Hund, mein Hund „Aron“ musste im Mai 2021 eingeschläfert werden. Ich vermisse ihn jeden Tag.


Werden Sie je wieder in einem Film zu sehen sein, Herr Wepper?

Ich habe mehr oder weniger mit dem Beruf abgeschlossen. Es sei denn, die Umstände ändern sich. Denn Schauspieler bleibe ich ein Leben lang.


Wie gehen Sie mit dem Thema Endlichkeit um, Frau Kellermann? Sie sind 38 Jahre jünger als Ihr Mann?

Ich bin für jeden Tag dankbar und mir bewusst darüber, wie schnell alles vorbei sein kann.


Sie schauen als Anhänger des Zen-Buddhismus nicht in die Zukunft. Wo würden Sie sich dennoch in einem Jahr gerne sehen, Herr Wepper?

Ich hoffe, wieder gut auf den Füßen zu stehen.


Zur Person

Fritz Wepper wurde am 17. August 1941 in München (D) geboren. Schon als Elfjähriger stand Wepper vor der Kamera und stieg nach der Matura ganz in die Schauspielerei ein. Er spielte im Film „Cabaret“ neben Liza Minnelli, im deutschsprachigen Raum ist er bekannt als Harry Klein in der Krimiserie „Derrick“ und Bürgermeister Wöller in „Um Himmels Willen“.

Wepper war bis zu ihrem Tod im Jahr 2019 mit seiner ersten Frau Angela verheiratet. Danach ehelichte er Susanne Kellermann. Er hat aus beiden Ehen eine Tochter.







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