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Ausgabe Nr. 37/2023 vom 12.09.2023, Fotos: picturedesk.com
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Eduard Prinz von Anhalt
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Die Cousins König Charles und Prinz
von Anhalt bei einem Polo-Turnier.
„Charles wollte nicht König werden“
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Er ist der Cousin des Königs von England und hat tiefe Einblicke in das Leben von Charles III. Eduard Prinz von Anhalt, 81, kennt auch Königin Camilla bereits aus einer Zeit, als sie noch die Geliebte des früheren Thronfolgers war. An Prinz Harry und Herzogin Meghan lässt der deutsche Adelige kein gutes Haar. Die beiden würden dem Königshaus großen Schaden zufügen. Davon ist der Journalist und Moderator überzeugt.
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Prinz von Anhalt, Sie sind der Cousin von König Charles III. Wie nahe stehen sich die Familienmitglieder in diesen Kreisen? Es war zu lesen, als Kinder hätten Sie zusammen in den Schlossgärten gespielt …
Nein, das stimmt nicht. Richtig ist: Die Windsors sind schon seit dem Mittelalter mit den von Anhalts verwandt. Das letzte Verwandtschaftsverhältnis war, dass mein schwuler Großonkel die jüngste Enkelin von Königin Victoria heiratete. Und die hat uns 1947 nach England eingeladen, in den Buckingham Palast. Nur meine Mutter durfte da nicht rein, weil sie geschieden war. Damals durfte kein geschiedener Mensch in den Buckingham Palast. Wäre das heute noch so, dann wäre der Palast leer (lacht). Noch nicht einmal König Charles würde heute hineingelassen werden. Also, ich war damals, als wir nach London eingeladen wurden, sechs Jahre alt – Charles ist sieben Jahre jünger als ich. Insofern können wir nicht zusammen gespielt haben.

Wie haben Sie Charles dann kennengelernt?
Später hielt ich mich häufiger in England auf und habe mit Charles diverse Klubs besucht. Das war in der Zeit, als er auch Camilla kennenlernte. Die war damals eine ganz süße Frau. Ein sexy Mädchen – was ihr heute vielleicht nicht mehr so unbedingt anzusehen ist. Aber damals war die ein süßes Ding.

Das klingt, als hätten Sie Camilla auch
gerne für sich gehabt …

Mir wurde sofort gesagt: „Lass bloß die Finger von ihr – das ist die Freundin von Prinz Charles.“ Es war zu erkennen, dass die beiden einen engen Draht zueinander hatten. Das war schon damals eine Riesenbeziehung. Für mich ist die Geschichte zwischen Charles und Camilla die Liebesgeschichte des Jahrhunderts. Also, als Freundin hätte ich Camilla auch gerne gehabt. Aber nicht so richtig als was Festes. Ich war damals nicht im Entferntesten an Heirat interessiert. Ich war in der Zeit ein Zigeuner. Ich lebte im spanischen Malaga und genoss die Mädchen, die dort meist in kurzen Röcken herumgingen. Wir zelebrierten da ausgiebig den freien Sex. Wir waren damals lauter Menschen, die im frühen Kindesalter noch den Krieg mitbekommen haben. Und in meiner Zeit in Malaga haben wir das kompensiert, indem wir das Leben gefeiert haben.

Gibt es bei einem König in der Verwandtschaft eine strenge Hierarchie – nach dem Motto: „Du bist ja nur mein Cousin – ich bin der große König“?
Ich habe ja einige Zeit für den WDR als Moderator gearbeitet. Dort wurde ein gewisser Dr. Helmut Thoma auf mich aufmerksam, der damals gerade das RTL-Fernsehen aufbaute. Er gab mir mit „Adel verpflichtet!“ eine ganze Sendereihe. Und da kam Charles tatsächlich häufiger zu mir in die Sendung. Ich bin ja bis heute bei RTL als Berater für Adelsgeschichten tätig und habe auch die Krönung kommentiert.

Waren Sie denn zu derZeremonie nicht eingeladen?
Doch, ich war eingeladen, aber ich muss Geld verdienen. Die Wiedervereinigung ist für mich ziemlich teuer geworden. Ich habe seinerzeit einen zähen Kampf um die enteigneten Besitztümer in Sachsen-Anhalt geführt und leider verloren. Die Anwälte haben mein ganzes Geld verschlungen. Vor der Wiedervereinigung war ich ein reicher Mann. Und ich habe das mit Charles auch abgesprochen: Ich kann mehr für ihn tun, indem ich in deutschen Medien positiv über ihn spreche, als wenn ich mich bei der Krönung unter Hunderte von Menschen quetsche.

Ist es denn so, dass Sie Charles einfach anrufen können und sagen: „Hallo Charlie, wie geht‘s dir, alter Freund?“
Früher war das so. Da habe ich ihn und Camilla häufig getroffen. Die sind öfter inkognito zu mir nach Deutschland gekommen. Aber seit er König ist, ist das ja immer gleich ein Staatsbesuch.

Wie dürfen wir uns das vorstellen, wenn Charles und Camilla Sie inkognito besucht haben?
Die wurden von der britischen Botschaft in Berlin zu mir gefahren. Charles hatte immer eine Mütze auf, mit der ihn niemand erkannt hat. Natürlich kamen in gewissen Abständen ein paar Sicherheitsleute mit, aber das ist nie jemandem aufgefallen.

Wie schätzen Sie Charles als König ein? Kann er England neue Impulse geben? Kann er was bewegen?
Ich kannte ja auch seine Mutter gut, Königin Elizabeth II. Die war zwar eine starke Persönlichkeit, aber sie hat nie etwas fürs Volk getan. Das hat sie damals schon Charles überlassen. Er hat den „Princess Trust“ gegründet, dessen Mitglied ich bin. Und dieser „Princess Trust“ tut unendlich viel, vor allem für die nicht so gut situierten Engländer. Vornehmlich den jungen Menschen ermöglicht die Organisation einen ordentlichen Start ins Leben – mit Schulbildung, Berufsausbildung, Firmengründung. Das wird hier oft überse-hen, dass Charles ein Wohltäter ist. Warum strömen denn Tausende junge Engländer zu solchen Veranstaltungen wie der Krönung?

Der König ist also unter den jungen Menschen beliebt?
Gerade unter den jungen Engländern ist Charles äußerst beliebt, weil er ungemein viel für sie tut. Er steht ganz klar auf dem Standpunkt: „Wir brauchen mehr als 50 Prozent Akzeptanz in der Bevölkerung – sonst ist es mit der Monarchie schnell vorbei.“ Charles glaubt – und ich stimme ihm da zu –, dass wir in England das beste System der Welt haben: diese Mischung aus Parlament und Königshaus. Wenn das Parlament etwas beschließt, das dem Volk nicht passt, dann können die Menschen immer noch auf die Königsfamilie schauen, auf Prunk, Protz und Märchen – das hat wenigstens etwas Unterhaltsames. Wenn im britischen Parlament – so wie im Deutschen Bundestag – nur Pfeifen sitzen, dann schauen die Menschen lieber aufs Königshaus. Und deshalb ist der Königsfamilie klar, dass sie dem Volk etwas bieten muss.

Charles konnte einem leid tun. Immerhin musste er 73 Jahre darauf warten, endlich das machen zu dürfen, wofür er geboren wurde …
Ja, das wurde immer gerne so interpretiert. Auf der anderen Seite liebte er seine Mutter sehr und wollte auf gar keinen Fall, dass sie stirbt. Da stand er lieber ewig in der zweiten Reihe. Und außerdem: Als Prince of Wales konnte er sagen, was er wollte. Das kann er jetzt nicht mehr. Ich hatte nie das Gefühl, dass Charles darunter gelitten hat, nicht König zu sein. Heute dagegen kommt er sich vollkommen beengt vor. Seinen „Princess Trust“ hätte er als König gar nicht aufbauen können. Und er war der erste Umweltschutz-Prophet. Er wurde früher ausgelacht: „Der Prince of Wales spricht mit seinen Kohlköpfen!“ Heute quatschen viel mehr Menschen mit Pflanzen, weil wissenschaftlich erwiesen ist, dass das einen positiven Einfluss hat. Also, die Wahrheit ist, dass Charles gar nicht scharf darauf war, König zu werden. Er hätte auch lieber gleich William und Kate das Amt überlassen. Er wäre gerne übersprungen worden. Aber erstens wäre dazu eine Verfassungsänderung nötig gewesen. Und zweitens haben William und Kate gesagt: „Bitte gib uns noch ein bisschen Freiheit.“ Also, Fakt ist tatsächlich: Charles hing gar nicht so daran, König zu werden.

Haben Sie Meghan, die Herzogin von Sussex, auch persönlich kennengelernt?
Nein. Aber sie hat einfach keinen Sinn für die Aufgaben, die eine königliche Familie erledigen muss. Sie ist total übergeschnappt. Das ist ganz deutlich zu sehen. Ich habe sieben Jahre in Hollywood (USA) gelebt, und da habe ich diesen selbstsüchtigen Typ Frau dauernd getroffen.

Die Herzogin soll sich mit den Hofbediensteten angelegt haben …
Sie kam sich immer vor wie ein großer „Star“. Sie bildete sich was darauf ein, sich einen Prinzen geschnappt zu haben, der sogar noch jünger ist als sie. Was sicherlich bedeutet, dass Harry ein guter Liebhaber ist – das ist der Hochadel meistens, weil diese Männer seit Jahrhunderten genetisch darauf gedrillt sind, gute Kindermacher zu sein. Und vor diesem Hintergrund hat sich Meghan im Palast aufgeführt, als sei sie die Königin. Harry hatte auch gar keine Chance, sich gegen sie durchzusetzen. Mir tut es leid, dass er an dieser Frau hängengeblieben ist. Sein Leben war ja auch nie leicht. Ihm wurde immer unterstellt, er sei nicht Charles‘ Sohn. Umgekehrt muss ich sagen: Charles hat ihn das nie spüren lassen.

Können Sie verstehen, dass Harry und Meghan nach Amerika „geflüchtet“ sind?
Nein, überhaupt nicht. Wenn Meghan wirklich im vollen Bewusstsein diesen Prinzen aus Großbritannien geheiratet hätte, dann hätte sie auch an seiner Seite die entsprechende Arbeit übernommen. Als Frau mit afrikanischen Wurzeln wäre ihr die Rolle auf den Leib geschneidert gewesen. Die Rolle, im Commonwealth die königliche Familie zu repräsentieren. Dass in der Familie die Frage aufkam, welche Farbe denn wohl ihr Baby haben würde – also ganz ehrlich: Die Frage hätte ich auch gestellt. Jeder würde danach fragen. Ich finde, das hat doch gar nichts Negatives. Das Commonwealth ist ein Staatenbund aus 14 Ländern rund um den Globus – da kommen alle möglichen Hautfarben vor. Insofern hat es überhaupt nichts Rassistisches, nach der Farbe des Babys zu fragen. Dass Meghan diesen Vorwurf erhoben hat – das ist eine ähnliche Keule wie bei uns der Nazi-Vorwurf. Mit dieser Keule kannst du einfach alles zunichtemachen. Für diese Diversität der Hautfarben innerhalb des Commonwealth wäre Meghan die ideale Vertreterin der Familie gewesen.

Dabei lebte die Hoffnung, Harry und Meghan würden das Königshaus ein wenig entstauben …
Sie hätten das Königshaus zumindest weiterentwickeln können. Dass im Hochadel nicht mehr zwingend standesgemäß geheiratet wird, ist schon ein Schritt nach vorne. Und dass Harry eine Frau afroamerikanischer Herkunft geheiratet hat, die eine gewisse Internationalität in die Familie bringt – das wäre ein nächster Schritt gewesen.

Leidet Charles unter dem Zerwürfnis mit Harry?
Die ganze Familie leidet. Vor allem darunter, dass er seinen ganzen Frust dadurch kompensiert, in der Öffentlichkeit negativ über die Familie zu sprechen. Das schwächt natürlich die Monarchie erheblich. Harry ist ein reicher Mann; der kann auch gut ohne die Krone leben. Die ganze Familie ist ja unfassbar reich und hat genug damit zu tun, ihr Vermögen zu verwalten. Aber das Selbstverständnis der königlichen Familie ist, dass sie sich als ein Geschenk für Großbritannien versteht. Dass Harry und Meghan die Position der Königsfamilie schwächen, wird in London natürlich gar nicht gerne gesehen.

Zur Person:
Eduard Prinz von Anhalt wurde am 3. Dezember 1941 in Ballenstedt, im deutschen Bundesland Sachsen-Anhalt, geboren. Er besuchte in der spanischen Stadt Malaga eine Handels- und Sprachenschule, verbrachte dann mehrere Jahre in Amerika und arbeitete in der Werbebranche.
Im Jahr 1980 heiratete er Corinna Krönlein. Aus der Ehe gingen drei Töchter hervor, die Ehe wurde 2015 geschieden. Im Jahr 2010 führte der Prinz die weibliche Erbfolge ein, seine älteste Tochter ist nun die Nachfolgerin.

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