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Ausgabe Nr. 36/2023 vom 05.09.2023, Fotos: AdobeStock
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Über VR-Brillen lassen sich ebenfalls staunenswerte Momente erleben.
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Natur versetzt uns oft in
Staunen und Ehrfurcht.
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Von der Kraft der positiven Gedanken haben viele schon gehört. Mehr noch als diese können positive Gefühle unser Wohlbefinden, unsere Gesundheit fördern. Eine besondere Rolle spielen das Staunen und die Ehrfurcht, wie Hirnforscher und Psychologen herausfanden.
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Freude, Dankbarkeit, Vergnügen, Liebe, Stolz, Inspiration, Hoffnung, Zufriedenheit, Staunen, Ehrfurcht. Unser „Herz“ kennt viele schöne Gefühle, die sich wie Balsam auf die Seele legen und die Psyche erhellen.

Doch positive Gefühle wirken nicht nur im Kopf. „Unsere Gefühle und unser Körper sind eng verbunden“, sagt
der Hirnforscher Dr. Marcus Täuber aus Wien (ifmes.com). „Unser Gefühlsleben beeinflusst die Spannung der Muskulatur, das Immunsystem und den Hormonhaushalt. Während negative Gefühle Stressreaktionen und
katabole Effekte wie den Abbau von Muskeleiweiß auslösen, wirken gute Gefühle exakt gegenteilig. Sie stärken die mentale Gesundheit, verringern Schmerz und beeinflussen positiv den Verlauf chronischer Erkrankungen.“

Die breite Palette positiver Gefühle, die wir empfinden können, sind wie Nährstoffe für unser Wohlbefinden, von denen wir regelmäßig eine bestimmte „Dosis“ benötigen, um gesund zu bleiben, meint auch die renommierte US-Psychologin Barbara Fredrickson, Professorin an der Universität North Carolina at Chapel Hill und Autorin zahlreicher Artikel und Studien insbesondere im Bereich der Positiven Psychologie und der positiven Emotionen.

Dabei kommt es weniger auf die Stärke der positiven Gefühle an als vielmehr auf deren Häufigkeit und Regelmäßigkeit. „Sie brauchen nicht vor Freude jubeln. Wenn Sie sich regelmäßig still an den kleinen Dingen des Alltags erfreuen, tun Sie sich langfristig Gutes“, so Fredrickson. Einen besonderen Stellenwert unter den positiven Gefühlen für die körperliche Gesundheit nehmen Staunen und Ehrfurcht ein, wie wissenschaftliche Untersuchungen zeigen. „Studien der Universität
Berkeley (USA) zeigen, dass Ehrfurcht und Staunen wie Medizin wirken können. Diese Gefühle verringern pro-entzündliche Eiweiß-Moleküle, die unser Immunsystem zu starken Entzündungsreaktionen stimulieren. Während akute Entzündungsreaktionen die Heilung fördern, können sie langfristig Autoimmunkrankheiten, Alzheimer und Depression begünstigen“, erklärt Dr. Täuber.

Prof. Jennifer Stellar, Assistenzprofessorin für Psychologie an der Universität Toronto (Kanada) forscht seit Jahren auf diesem Gebiet. „Menschen, die immer wieder staunen oder Ehrfurcht empfinden, haben einen geringeren Wert pro-entzündlicher Eiweißmoleküle im Körper und ihr Vagus-Nerv ist aktiver. Der Vagus-Nerv ist ein Nervengeflecht, das uns ruhig werden lässt, uns entspannt und Schlaf finden lässt. Anhand von Gehirnaktivitäten ließ sich auch feststellen, dass Staunen und Ehrfurcht helfen, die Gehirngesundheit zu schützen“, erläutert Prof. Stellar.

Wie „ein Kind“ zu staunen oder Gefühle der Ehrfurcht zuzulassen, ist einfacher als gedacht. „Wir wissen schon länger, dass das Erleben von Natur, die Beschäftigung mit Kunst oder Religion und Spiritualität gut für die Gesundheit sind. Ein Schlüsselaspekt dabei scheinen das Staunen und die Ehrfurcht zu sein. Es geht dabei darum, Größe wahrzunehmen, sich überwältigt zu fühlen. Eine spektakuläre Naturkulisse kann dieses Gefühl fördern, aber auch Architektur und Kunst. Da es für Laien schwierig sein kann, die Tragweite solcher Werke zu erkennen, kann eine Stadtführung oder ein geleiteter Gang durchs Museum helfen. Möglich ist auch, über spezielle Brillen, die eine virtuelle Realität zeigen, spektakuläre Natur- und Kunsterlebnisse auf Knopfdruck zu erleben“, erklärt Dr. Täuber die vielen Wege zu mehr positiven Gefühlen im Leben. Ebenso kann Musik hören oder das Verhalten eines Babys zum Staunen bringen. Die Hinwendung zu Menschen, zur Natur, zu Themen, die einem am Herzen liegen, „das große Ganze entdecken“, relativiert Alltagssorgen.

Wer staunen und das überwältigende Gefühl von Ehrfurcht empfinden will, sollte versuchen, sich selten auf sein narzisstisches Selbst zu konzentrieren. Das geistige Baden im Selbst gilt es möglichst zu vermeiden. „Bei Ängsten, deprimierter Stimmung und Perfektionismus verstärkt ein Fokus auf das Ich die Probleme. Das ist wie Öl ins Feuer gießen.“
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